Ihre Heiligkeit, bitte diktieren Sie Scalfari eine Enzyklika oder besser gleich ein Evangelium

Von Maurizio Blondet

Ihre Heiligkeit, es ist unnötig, Ihnen zu sagen, dass Sie in uns, den Bösen und Unbarmherzigen, große Hoffnungen geweckt haben, als Sie uns durch den Mund Ihres Evangelisten Eugenio Scalfari die neue Offenbarung verkündigt haben: Es gibt keine Hölle.

Die Seelen der Bösen werden einfach vernichtet.

Das ist eine wunderbare Entdeckung, die nicht nur das Opfer Jesu und den christlichen Glauben nutzlos macht, sondern überhaupt jede Religion. Sie gibt jenen Bösen viel neue Kraft und Energie, die bisher noch von der Angst vor einer Bestrafung ihre Morde, Kindesmorde, Völkermorde (es gibt viele) und entfesselten Kriege gegen die Schwachen blockiert wurden.

Ich kann nur danken.

Ich stelle mir vor, welchen Trost Ihr Evangelist Scalfari gefühlt haben muß, der mit 90 Jahren seinem Ableben immer näher kommt und jetzt, angesichts der zahllosen Sauereien in seiner Seele, von Ihnen die Bestätigung erhalten hat, dass er (wie von ihm geplant) im Nichts enden wird und für nichts zu bezahlen hat.

Die vatikanischen Schreibstuben haben ein Dementi verbreitet, das nichts dementiert hat.

Es bestätigt, dass „das Gespräch zwischen Papst Bergoglio und dem Gründer“ der Tageszeitung [La Repubblica] stattgefunden hat.

Es ist bedeutungslos, dass es sich um „ein privates Treffen anlässlich des Osterfestes“ gehandelt hat, dass der Papst gemäß dem Kommuniqué nicht die Absicht hatte „ein Interview zu geben“ und dass „das, was vom Autor in seinem Artikel berichtet wurde folglich die Frucht seiner persönlichen Rekonstruktion ist, in der die vom Papst gemachten Aussagen nicht wörtlich zitiert werden. Deshalb kann kein im Artikel enthaltener Text in Anführungszeichen als getreue Abschrift der Worte des Heiligen Vaters betrachtet werden.“

Mag sein, dass die Worte des Evangelisten Scalfari keine „wörtlichen“ Zitate sind, aber der allgemeine Sinn wurde vom Vatikan nicht dementiert.

Im übrigen hat schon der Jesuitengeneral, Pater Sosa, ein enger Freund Ihrer Heiligkeit, gesagt, dass auch die Evangelisten vor 2000 Jahren nicht die wahren Worte Christi übermittelt haben: „Sie hatten kein Aufnahmegerät.“

Da inzwischen Aufnahmegeräte existieren, könnten Sie, Ihre Heiligkeit, wenn Sie angesichts Ihrer göttlichen Autorität wollten, Ihrem Evangelisten Eugenio – der scheinbar Ihre Worte häufig durcheinanderbringt, was bei einem Neunzigjährigen, der sich auf ein altersschwaches Gedächtnis stützt, normal ist – eigentlich befehlen, ein Tonbandgerät mitzubringen, wenn Sie ihn empfangen, damit er Ihre außergewöhnlichen Offenbarungen sammle.

Dass Sie das nicht tun, bedeutet, dass Sie wie Christus Ihr Wort einem privilegierten Gesprächspartner anvertrauen, damit er nicht den „Text“, sondern die Gesamtbedeutung übermittle. So können wir, denen der Sinn mitgeteilt wird, diesen „kontextualisieren" und unsere „Unterscheidungsgabe“ gemäß Ihrer autoritativen Vorgaben ausüben.

Ihre Identifikation und Ihr Wettstreit mit dem historischen Christus wird jeden Tag deutlicher.

Sie erneuern nicht nur die Botschaft Jesu, indem sie die Hölle abschaffen und dadurch den Sohn Gottes oder Gott Vater in Sachen Gutheit übetreffen und mit Ihrer Barmherzigkeit in einen siegreichen Wettstreit gegen die Dreifaltigkeit antreten.

„Am Anfang ist die Energie“: grandiose Kosmologie

Nein, nicht nur das: Sie haben vor ihrem Evangelisten Eugenio auch eine grandiose Kosmologie ausgebreitet, eine vollständige Erklärung der Schöpfung, indem sie ein für allemal die Geheimnisse beseitigt haben. Ich zitiere Ihr Evangelium nach Scalfari:

Franziskus hört auf meine Frage und antwortet mir dann ganz anders als es sonst üblichlicherweise erzählt wird. „Die Schöpfung - sagt er mir – erfüllt sich nicht auf die beschriebene Art und Weise. Der Schöpfer, der Gott in den Höhen des Himmels, schuf das ganze Universum und vor allem die Energie, die das Instrument ist, mit dem unser Herr die Erde, die Berge, das Meer, die Sterne, die Galaxien und die lebenden Naturen und sogar die Teilchen und Atome und die verschiedenen Arten, die die göttliche Natur zum Leben erweckt hat, erschaffen hat. Jede Art existiert Tausende oder vielleicht Milliarden von Jahren, verschwindet dann aber. Die Energie hat das Universum, das sich von Zeit zu Zeit wandelt, explodieren lassen. Neue Arten ersetzen jene, die verschwunden sind, und Gott, der Schöpfer, reguliert diesen Wechsel.“

Heiligkeit, wir sind von dieser Weisheitserkenntnis über die Anfänge der Schöpfung hingerissen: Nicht das „Wort“, sondern die „Energie“ hat die Welt erschaffen. Was für eine großartige und tröstliche Offenbarung!

Nicht die Vernunft, sondern die blinde Kraft hat das ganze Universum erzeugt, Gebirge, Galaxien und Teilchen, lebende Spezies - die „Milliarden von Jahren“ existieren und dann „durch neue Arten ersetzt werden“.

Was für eine großartige Vision, Ihre Heiligkeit! Man spürt, dass Sie selber bei der Schöpfung anwesend waren; dass auch Sie sagen können: „Bevor Abraham war, BIN ICH“.

Nur Ihre sprichwörtliche Bescheidenheit hält Sie noch ab, sich als das zu deklarieren, was Sie in Wahrheit sind: die vierte Person der Dreifaltigkeit, jene Person, die „mit Autorität spricht“ und das Recht hat, das Jenseits zu verbessern, indem sie die Hölle abschaffen, weil sie gesehen haben, dass es in den Anfängen der Schöpfung nur Energie und keinen Logos gab.

Sie tun das nicht, weil Sie eine Offenbarung erhalten oder Stimmen gehört haben, nein, sondern weil Sie die Autorität haben: Sie sprechen auf gleicher Augenhöhe mit dem alten Gott.

Wir, die Bösen, die von Ihnen befreit wurden, bitten Sie und flehen Sie auf den Knien an: Geben Sie sich zu erkennen, göttliche Majestät! Die Demut sei geächtet! Halten Sie uns nicht in Ungewissheit, indem Sie Ihren „Kontext“ nur Scalfari anvertrauen.

Schreiben Sie für uns eine Enzyklika: „Damnatio Non Est“. Was sage ich? Der Titel muss lauten: „Deus Bergoglius Sum“.

Offenbaren Sie sich, Höchste Heiligkeit!

Quelle: www.maurizioblondet.it/santita-ci-scri…
© Bild: CC BY-NC-SA, Mazur/catholicnews.org.uk