Kardinal bricht Lanze für homosexuelle Partnerschaften
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Wenn Homosexuelle in einer festen Beziehung lebten, könne der Staat dies fördern, meinte Martini. Zwar müsse die traditionelle Familie verteidigt werden, weil sie die Gesellschaft stütze. «Wenn aber Menschen verschiedenen oder gleichen Geschlechts einen Vertrag unterzeichnen möchten, um ihrer Beziehung eine gewisse Stabilität zu geben, warum sollten wir unbedingt dagegen sein?», fragte Martini, einer der angesehensten Kirchenmänner und Theologen in Italien, in dem Band «Credere e conoscere» (Glauben und erkennen).
Die Morallehre halte «aus guten Gründen» daran fest, die Verschiedenheit von Mann und Frau von Gott gewollt sei. Manche Menschen entschieden sich aber aus redlicher Überzeugung, aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen und Gewohnheiten, aus psychologischen Gründen und «wahrscheinlich auch aus einer angeborenen Neigung» für ein Leben mit einem gleichgeschlechtlichen Partner. Dies dürfe «weder dämonisiert noch geächtet» werden. Eine dauerhafte und treue Freundschaft zwischen zwei Personen desselben Geschlechts habe aus seiner Sicht einen Wert, auch wenn sie als sexuelle Beziehung nicht ebenso zu einem Lebensmodell wie die Familie erhoben werden könne.
Martini äußerte Verständnis, «nicht unbedingt Zustimmung», für Straßenparaden von Schwulen und Lesben. Darin werde ihr Bedürfnis nach Selbstbestimmung sichtbar, auch wenn dies teils «übertrieben provokativ» geschehe. Zum Gebrauch von Kondomen sagte der Kardinal, dies könne mit Blick auf die Eindämmung von Aids «in bestimmten Situationen ein geringeres Übel» darstellen. Andere moralisch vertretbare Mittel wie Enthaltsamkeit dürften demgegenüber jedoch nicht in den Hintergrund rücken.