Norddeutschlands erste Seligsprechung war ein großes Fest

(gloria.tv/ KNA) Um kurz nach halb zwölf war es endlich so weit: Wie einen Pokal präsentierte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen am Samstag auf der Altarbühne das Dokument, mit dem die als Lübecker Märtyrer bekannten NS-Widerstandskämpfer jetzt seliggesprochen sind. Von Sabine Kleyboldt (KNA).

Kurz zuvor hatte der Vatikanische Präfekt für Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, den von Papst Benedikt XVI. unterzeichneten Text verlesen.

«Nun dürfen wir unsere drei Kapläne um ihre Fürsprache bitten», rief Thissen, der 2004 den Anstoß zum Seligsprechungsverfahren gab, der Menge zu und intonierte «Selige Lübecker Märtyrer, bittet für uns» - sicher nicht, ohne die ökumenisch komplexe Geschichte der Märtyrer aus den Augen zu verlieren; denn einer der vier 1943 hingerichteten Geistlichen war evangelischer Pastor und kann daher nach dem Verständnis seiner Kirche nicht seliggesprochen werden.

Die Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller hatten gemeinsam mit dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink vor allem die regimekritischen Predigten des katholischen Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, verbreitet - in ökumenischer Gemeinsamkeit, wodurch ihnen innerhalb des christlichen Widerstands eine Sonderrolle zukommt. Jahrelang gab es ein gemeinsames Gedenken der Kirchen für die vier. Der Sorge, dass dies durch die Seligsprechung erschwert werden könnte, wollte Thissen durch das Einbeziehen der evangelischen Kirche von Anfang an begegnen.
Offenbar mit Erfolg. So gab es am Vorabend der Seligsprechung in der Lübecker Lutherkirche einen evangelischen Gedenkgottesdienst für alle vier Märtyrer. Beim Pontifikalamt bezeichnete der evangelische Bischof Gerhard Ulrich in seinem Geistlichen Wort die vier als «Jesu Brüder in der weltumspannenden Ökumene, in der einen Gemeinschaft der Heiligen».

Es wehte ein Hauch von römischem Katholizismus über die «Parade» vor der Propsteikirche Herz Jesu, als sich der lange Zug mit rund 100 Fahnen katholischer Verbände, gut 25 Messdienern, Lektoren und Zelebranten zum Altar bewegte. Vier Palmwedel symbolisierten die vier Märtyrer. Zur ersten Seligsprechung Norddeutschlands waren rund 8.000 Menschen angereist. Dass der langjährige Ökumenebeauftragte des Papstes, Kardinal Walter Kasper, die Predigt hielt und auch beim evangelischen Gottesdienst ein Geistliches Wort sprach, bezeichnete Thissen als besonderes Signal. In seiner Predigt ging Kasper denn auch auf den Vorbildcharakter der vier im ökumenischen und im christlich motivierten Engagement für die Würde aller Menschen ein.
Wie auch Bischof Ulrich rief er die Christen dazu auf, dem «Skandal» der Trennung der Konfessionen entgegenzuwirken.

Der Gottesdienst unter dem größtenteils nur leicht bewölkten Lübecker Himmel war geprägt von symbolhaften Gesten und Zeichen.

Kardinal Kasper trug das Primizgewand von Kaplan Prassek, ebenso waren der Primizkelch von Eduard Müller und das Neue Testament von Hermann Lange in Gebrauch. «Die Kapläne sind ganz nah», sagte Thissen, der zusammen mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und Kardinal Kasper die Messe zelebriert hatte. Insgesamt waren rund 20 katholische und vier evangelische Bischöfe anwesend.

Besonders ergreifend auch der Moment, als Zeitzeugen und Weggefährten der Märtyrer ein aus vier Kerzen bestehendes Licht am Altar entzündeten. Der 82-jährigen Waltraut Kienitz, der jüngsten Tochter von Pastor Stellbrink, dankte Thissen dafür persönlich. Nach dem Gottesdienst ging Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) in einem Grußwort sowohl auf das Verdienst der Lübecker Märtyrer im Hinblick auf die Ökumene als auch ihre politische Botschaft ein. Niemand dürfe wegschauen, wenn es auch nur Anzeichen von Unterstützung für die Gesinnung der Nazis gebe, sagte Carstensen. Damit dürfte die breitgefächerte Botschaft der Lübecker Märtyrer auch in Zukunft ausstrahlen.
elisabethvonthüringen
Bei Elsa gefunden....
"Drei Kapläne im Korsett eines ökumenewidrigen Aktes."
Das ist ein Zitat aus einem Beitrag auf evangelisch.de zu einem großartigen Anlass der überkonfessionellen Freude, nämlich diesem - der Seligsprechung von Samstag:
>>Die katholischen Priester und NS-Gegner Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sind am Sonnabend, 25. Juni, in Lübeck seliggesprochen worden. In …Mehr
Bei Elsa gefunden....

"Drei Kapläne im Korsett eines ökumenewidrigen Aktes."
Das ist ein Zitat aus einem Beitrag auf evangelisch.de zu einem großartigen Anlass der überkonfessionellen Freude, nämlich diesem - der Seligsprechung von Samstag:
>>Die katholischen Priester und NS-Gegner Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sind am Sonnabend, 25. Juni, in Lübeck seliggesprochen worden. In einem Festgottesdienst vor der Propsteikirche Herz Jesu verlas der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, das Apostolische Schreiben, mit dem Papst Benedikt XVI. die drei Priester in das Verzeichnis der Seligen aufnimmt. Durch ein ehrendes Gedenken wurde der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink in die Feier einbezogen, der mit den Priestern im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verbunden war. Die vier Geistlichen wurden am 10. November 1943 innerhalb weniger Minuten im Hamburger Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis ermordet.<<

Ökumenismus - im Gegensatz zu Ökumene - ist dadurch gekennzeichnet, dass er immer dann - in echter Geschwistermanier - etwas zu nölen hat, wenn Katholiken einen echten Anlass zur Freude haben und ein großes Fest feiern. In diesem Falle hätte man sich redlich und aufrichtig mitfreuen können. Der Titel des Beitrags auf evangelisch.de ist deshalb schon eine treffliche Charakterisierung der eigenen Einstellung, die allerdings zwanghaft auf die Katholiken verortet werden soll - wir haben es hier mit einer Ideologie zu tun, nicht vergessen: "Seligsprechung ökumenisch? Chronik einer verpassten Chance".

Was Pastor Stellbrink wohl dazu gesagt hätte? Pastor Stellbrink, den die evangelische Kirche übrigens gleich nach seiner Festnahme durch die Nazis systemtreu rausgeschmissen hat und der nach Aussagen von Prof. Dr. Peter Voswinkel erst im Jahre 1993 rehabilitiert wurde. [Prof. Voswinkel ist übrigens mittlerweile katholisch konvertiert ...] Stellbrink, dem wir ganz sicherlich auch ein größeres Verständnis gegenüber dem Wesen unserer Hl. Eucharistie zutrauen dürfen als der evangelischen Pastorin, die nachher wieder bei der Andacht bedauerte, dass es kein gemeinsames Abendmahl gegeben hätte. Es KANN kein gemeinsames Abendmahl geben, erst recht schon nicht bei einer katholischen Seligsprechung, weil wir nicht an Brot glauben, das wir ebensogut zu Hause essen können: Protestanten glauben ja auch nicht an Seligsprechungen.

Kleine Anekdote am Rande: Eine katholische Teilnehmerin der Seligsprechung berichtete von einem Gespräch unter Protestanten, das sie nebenher mitbekam: Die Kirchen seien bei Katholens voller, hörte man da. Gehst Du denn überhaupt noch sonntags in die Kirche? fragte der andere. Darauf der Gefragte: Nö, die Predigten sind ja immer nur politisch. Darauf kam die Entgegnung: Die Predigt vom Kardinal fand ich echt gut. Warum machen unsere das nicht so? [Take this, evangelisch.de!]

[Kleiner Nachtrag: Der Hl. Vater - vermutlich auch so eine "ökumenewidrige" katholische Installation - , ist ja manchmal ein kleines bisschen renitent. Deshalb hat er heute beim Angelus nicht nur über die vier Märtyrer gesprochen, sondern auch über die besondere Heiligkeit und Bedeutung unserer Eucharistie.]