Müller kritisiert evangelische Bilanz des Papstbesuchs
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Müller äußerte sich betrübt über vereinzelte «unqualifizierte und polemische Äußerungen». Wer so spreche, müsse damit rechnen, «dass wir Katholiken das sehr ernst nehmen und diesen abschätzigen antikatholischen Tonfall scharf zurückweisen». Wenn die Polemik des 16. Jahrhunderts auf Dauer weitergeführt würde, wäre dies «der Tod der Ökumene». Der Bischof sagte, auf ihn wirke das wie der Versuch, 500 Jahre nach der Reformation nachträglich Recht zu bekommen.
Müller wandte sich gegen die Vorhaltung, der Papst habe Luther nicht ausreichend gewürdigt. Benedikt XVI. habe vielmehr den Punkt herausgegriffen, der auch ökumenisch fruchtbar sei, nämlich Luthers radikale Gottbezogenheit. Der Bischof trat Versuchen entgegen, Papst und Bischöfe «gegen die angebliche Mehrheit der katholischen Bevölkerung» auszuspielen. Wer meine, er könne einen Teil der Katholiken auf seine Seite ziehen oder gar die katholische Kirche protestantisieren, folge dem «Konzept einer deutschen Nationalkirche unter preußisch-protestantischer Führung wie zur Kulturkampfzeit unter Bismarck».
Der Bischof warnte in diesem Zusammenhang vor aus seiner Sicht falschen Verbündeten. Dabei nannte er ausdrücklich «sektiererische Grüppchen wie 'Wir sind Kirche'». Skeptisch zeigte er sich außerdem gegenüber dem «Gerede», dass die Christen «an der Basis» in der Ökumene schon weiter seien. «Die Basis sind nicht die Laien und schon gar nicht Leute, die sich als Basis ausgeben», betonte er. Im Grunde genommen handele es sich dabei um nichts anderes als «konfessionellen Relativismus, mit dem man sich über die Lehren des Glaubens hinwegsetzt».