Schiitische Theologen zu Gast bei Erzbischof Becker von Paderborn
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„Ich freue mich, dass sich erstmals auch in Deutschland ein christlich-schiitisches Gespräch entwickelt“, sagte Erzbischof Becker. Er verwies auf wichtige Gemeinsamkeiten zwischen Schiiten und Katholiken im Verstehen und Leben des Glaubens, „nicht zuletzt aufgrund der hohen Wertschätzung der Vernunft in beiden Traditionen“.
Das Erzbistum unterstütze den geplanten Dialog zwischen den Hochschulen. Angesichts der angespannten Weltsituation und der immer wieder bemühten Rede vom „Kampf der Kulturen“ sei ein solches Vorhaben „ein konkreter Beitrag zum Frieden und zur Verständigung zwischen den Völkern“. Der Erzbischof zeigte sich überzeugt, dass zwischen Muslimen und Christen sehr viel an gegenseitiger Wertschätzung möglich sei, „ohne dass dadurch Abstriche am je eigenen Wahrheitsanspruch gemacht werden“.
Erzbischof Becker betonte die „Relevanz wissenschaftlich theologischen Austausches für das konkrete Zusammenleben der Glaubensgemeinschaften“. Ein Dialog von Theologen sei immer auch ein Dialog der Glaubensgemeinschaften.
Die daraus resultierenden Ergebnisse hätten nicht nur private Geltung für die Dialog führenden Personen, sondern sie seien auch für die Glaubensgemeinschaft von Bedeutung. „Ich möchte meinen Wunsch zum Ausdruck bringen, dass das Erzbistum Paderborn ein Ort sein kann, an dem die in unserer Heiligen Schrift bezeugte Gastfreundschaft Jesu für unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie für unsere Gäste erfahrbar wird“, sagte er.
Die iranischen Wissenschaftler kamen von der Al-Mustafa International University mit Hauptsitz in Qom sowie der neu gegründeten University of Religions and Denominations, ebenfalls in Qom. Dr. Seyed Abulkhasan Navab, Direktor der University of Religions and Denominations, würdigte die Erklärung „Nostra Aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen als wichtiges und wertvolles Dokument.
Nach zahlreichen Missverständnissen zwischen Religionen sei dieser Text „Wasser auf das Feuer gegenseitigen Nichtverstehens“ gewesen. Im Geiste dieses Dokumentes sei Papst Johannes Paul II. bedeutende Schritte in Richtung des Dialogs gegangen, und auch Papst Benedikt XVI. genieße im Iran Anerkennung und Respekt als großer Theologe. Dr. Navab führte weiter aus, dass der Dialog zwischen Christentum und Islam bereits vor 1.400 Jahren mit dem Koran begonnen habe. Kinder lernten schon in der Grundschule, dass Jesus im Koran ein hochangesehener Prophet sei, den man lieben solle. „Wir drücken herzlich alle Hände, die für den Dialog sind“, sagte er. Die Universität Paderborn gehe mit ihrem Dialogprojekt einen segensreichen Schritt.
Mahdavi Mehr, Direktor der Al-Mustafa International University in Mashhad, zeigte sich überzeugt, dass sowohl Jesus als auch Mohammed froh über das Zusammentreffen wären, das heute in Paderborn stattfinde. „Das Lächeln und die Zufriedenheit in dieser Runde wird auch zu ihnen Lächeln und Zufriedenheit bringen“, sagte er. Die heutige Begegnung sei ein guter Anfang für die Zukunft.
Qom ist ein bekannter iranischer Wallfahrtsort und zählt zu den heiligen Städten der Schiiten.
Die Al-Mustafa International University gilt als wissenschaftliches Zentrum der schiitischen Welt und ist in ihrer Bedeutung mit der Kairoer Al-Azhar-Universität in der sunnitischen Welt vergleichbar.
Das Dialogprojekt der Universität Paderborn und den schiitischen Hochschulen beginnt voraussichtlich im März 2012. Drei Jahre lang sind dann jeweils gegenseitige Besuche von Studierenden und Dozenten im Iran und in Paderborn geplant. Die Studierenden werden in Paderborn und in den Partnerländern vor ihrer Reise ins Ausland in einem Seminar „Interreligiöse und interkulturelle Kompetenz“ vorbereitet. Die Verantwortung für das Projekt hat Professor Dr. Klaus von Stosch, Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn. (pdp-n-14.12.2010)
Bildunterschrift: Erzbischof Hans-Josef Becker (4.v.r.) empfing am Dienstag in Paderborn eine Delegation schiitischer Theologen, darunter Dr. Seyed Abulkhasan Navab (5.v.r.), Direktor der University of Religions and Denominations in Qom und Mahdavi Mehr, Direktor der Al-Mustafa International University in Mashhad (3.v.r.). Die iranischen Wissenschaftler sind Gäste des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) der Universität Paderborn. Vom Vorstand des ZeKK nahmen Professor Dr. Klaus von Stosch (2.v.l.) und Professor Dr. Helga Kuhlmann (5.v.l.) teil.