Der Antichrist
D E R A N T I C H R I S T
Predigt von Kaplan A. Betschart, Sonntag, 26. Nov. 2017
Das Ende des Kirchenjahres und die Zeit des Advent erinnern uns an jenes Ereignis, das Christus im Augenblick des Todes vor dem Hohen Rat feierlich verkündet hat:
“Ich aber sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen” (Mt 26,64).
Der Glaube, Christus werde wiederkommen und der Geschichte dieser Welt ein Ende setzen, hat bei der großen Maße der Christen von heute sozusagen keine Bedeutung mehr - im Gegensatz zur Zeit des Urchristentums. Es wird höchstens als ein unendlich fernes Ereignis betrachtet, das nicht den geringsten Einfluß auf das Leben auszuüben vermag, obwohl es angekündigt ist als ein plötzliches Geschehen, so plötzlich,
“wie der Blitz vom Aufgang ausgeht und bis zum Niedergang leuchtet, ebenso wird es mit der Ankunft des Menschensohnes sein”, (Mt 24,27).
sagt uns Christus selbst. Nichts ist deshalb so dringend wie die Mahnung zur Wachsamkeit, da wir weder den Tag noch die Stunde wissen, wann der Herr kommt. Christus sagt:
“Darum haltet euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet” (Mt 24,44).
Der Antichrist
Indes gibt es laut Hl. Schrift Anzeichen für die baldige Wiederkunft Christi. Eines davon ist der große Glaubensabfall, verbunden mit dem Auftreten des Antichrist. Im 2. Brief an die Thessalonicher schreibt der hl. Apostel Paulus:
“Zuvor (d. h. vor der Wiederkunft Christi. Anm. d. Red.) muß der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muß offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus ... Sein Auftreten wird sich zufolge der Kraftentfaltung des Satans mit allerlei Macht, trügerischen Zeichen und Wundern vollziehen, mit allerlei böser Verführung für jene, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung” (2 Thess (2,3-4.9-10).
In der abendländischen Tradition sind das Ende der Menschheitsgeschichte und die Wiederkunft Christi eng verbunden mit der Vorstellung von der Herrschaft des Antichrist, die die furchtbarste Verfolgung für die Christenheit bedeutet.
Kennzeichen des Antichrist
Aber auch aus der christlichen Überlieferung gibt es Kennzeichen, die den Antichrist charakterisieren. Eines dieser Kennzeichen ist dies: der Antichrist werde über die ganze Welt herrschen. Selbst im letzten Jahrhundert war es für einen so bedeutenden Kirchenhistoriker wie Ignaz Döllinger (1799-1890) etwas völlig “Undenkbares”, daß es “eine Weltmacht” geben könnte, “die gleichzeitig in allen Erdteilen und auf allen Inseln alle Kirchen schließen läßt”.
Dies “Undenkbare” ist heute sehr wohl denkbar geworden. In unserem Zeitalter mit ihren totalitären Staaten, ausgerüstet mit modernster Technologie der Kommunikation, gehört die Gleichzeitigkeit der Unterdrückung der Kirche auf der ganzen Welt in ungeahnter Weise zum Bereich des Möglichen. Die spöttische Überlegenheit der Aufklärungszeit über mittelalterliche Vorstellungen von der Schreckensherrschaft des Antichrist ist einer Beklemmung gewichen, daß da etwas auf unheimliche Weise stimme.
Mit dieser Weltherrschaft des Antichrist hängt das folgende Kennzeichen zusammen: der Antichrist werde nicht im Gewande eines religiösen Irrlehrers auftreten, sondern als weltlicher Machthaber. Der hl. Thomas von Aquin sagt, daß die “potentia saecularis”, die weltliche Macht also, das eigentliche Instrument des Antichrist sei. Er wird also mit gewaltiger Macht ausgerüstet sein und eine Pseudo-Ordnung herstellen, mit der er viele täuschen wird. Josef Pieper schreibt: “Sobald Weltherrschaft im vollen Sinne möglich geworden ist, ist der Antichrist real möglich geworden ... eine Weltorganisation könnte die tödliche und unüberwindlichste aller Tyranneien, die endgültige Errichtung der Herrschaft des Antichrist bringen.”
Daß die heutige politische Entwicklung auf absolute Weltherrschaft hinausläuft, hat der deutsche Politiker und Antinazist, Hermann Rauschning, deutlich ausgesprochen: “Die Welt entwickelt sich in Richtung auf ein absolutes Machtzentrum, einen universalen Absolutismus.”
Als weiteres Kennzeichen des Antichrist nennt die christliche Überlieferung die Nachahmung, besser gesagt die Nachäffung Christi durch den Antichrist. Dies läßt sich am besten mit dem Begriff der Scheinheiligkeit wiedergeben, der sogar sehr genau zu nehmen ist. Es handelt sich also bei dieser sog. “Nachahmung” Christi nicht bloß um ein übergestreiftes Tarnmäntelchen, sondern um jene täuschende Nachahmung echter Heiligkeit, verbunden mit Zeichen und Wundern, “um auch die Auserwählten, wenn möglich, zu verführen”, sagt Christus uns zur Warnung. Und Er betont:
“Seht, Ich habe es euch vorhergesagt” (Mt 24,24 f.).
Diese ungeheure Macht des Täuschen-Könnens ist sicher das gefährlichste Kennzeichen des Antichrist. In der berühmten “Erzählung vom Antichrist” des Russen Solowjew, die alles das wiederzugeben beansprucht, was man mit größter Wahrscheinlichkeit über dieses Thema nach der Hl. Schrift, der kirchlichen Überlieferung und dem gesunden Menschenverstand sagen kann, in dieser Erzählung schildert Solowjew den Antichrist als “großen Spiritualisten, Asketen und Menschenfreund”, dessen hohe Selbsteinschätzung gerechtfertigt erscheint durch die “höchsten Äußerungen der Enthaltsamkeit, Uneigennützigkeit und tätigen Hilfsbereitschaft”.
Ein viertes Kennzeichen des Antichrist wird uns in der Geheimen Offenbarung des hl. Apostels Johannes genannt. Johannes sieht den Antichrist als Tier aus dem Meere aufsteigen. Die Menschen
“beteten das Tier an und sprachen: ‘Wer ist dem Tiere gleich, und wer ist imstande, mit ihm zu kämpfen?’... Anbeten werden es alle Bewohner der Erde, deren Namen nicht eingeschrieben sind im Lebensbuch des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt” (13,4.8).
Der Antichrist wird also irgendwann seine Maske fallen lassen und den Kult der Anbetung fordern. Dieser Kult wird dann zum staatspolitischen Instrument, “mit dem der Freund erkannt und der Feind enthüllt und zur Strafe gebracht wird” (H. Schlier).
Die sich selbst absolut setzende Macht des Antichrist wird den ganzen Menschen beanspruchen, vor allem seine persönliche Religiosität. Jene, die den Kult der Anbetung verweigern, wird man dazu durch wirtschaftlichen Boykott zu zwingen versuchen, indem man sie in ihrer physischen Existenz unmittelbar bedroht:
“So veranlaßte es (das Tier. Anm. d. Red.) alle, ... sich ein Malzeichen auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirne machen zu lassen. Niemand soll kaufen oder verkaufen können, der nicht das Malzeichen, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens trägt (Off 13,16 f.).
Und schließlich ein Kennzeichen der orthodoxen Kirche über das Kommen des Antichrist ist folgendes:
“Das sicherste Zeichen des nahen Endes und des hereinbrechenden Jüngsten Gerichtes wird die allgemein als Norm akzeptierte Hurerei sein, wenn das außereheliche Zusammenleben der Geschlechter zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Sünde wird von einem noch nie dagewesenen materiellen Wohlstand begleitet sein, der die Menschheit für das Reich Gottes und das eigene Schicksal in der Ewigkeit vollkommen blind macht” (Bischof Ignatij Brjantschaninov, + 1867, in seinem Werk “Asketische Briefe”).
Wenn man dies liest oder hört und unsere Zeit mit diesem Test vergleicht, läuft es einem kalt über den Rücken.
Standhaftigkeit und Treue der Heiligen
Diese Gedanken stammen aus der christlich abendländischen Überlieferung vom Antichrist und vom geschichtlichen Endzustand dieser Welt. Es ist natürlich, diese Gedanken als schrecklich zu empfinden und sie aus dem Kopf zu schlagen. Als Christen jedoch können wir nicht so reagieren. Wir müssen die Wahrheit sehen wie sie ist. Zur christlichen Wahrheit gehört dazu, daß der Antichrist besiegt wird. Gemäß den Schauungen in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes (vgl. 19,11 ff.) öffnet sich der Himmel und es erscheint ein Reiter auf weißem Roß.
“Das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere” versammeln sich zur Entscheidungsschlacht gegen den Reiter auf dem weißen Roß. Der Antichrist wird ergriffen
“und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor seinen Augen tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten: lebendig wurden beide in den See geworfen, der von Schwefel brennt.”
Dieses Ende kommt sozusagen ohne vorherige Ankündigung. Der Sturz geschieht, wenn der Antichrist auf dem Gipfel seiner Macht angekommen ist.
Dieses allerletzte Ende vom Ende dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Zu einem christlichen Leben gehört es, die Zeichen der Zeit im Lichte des Glaubens zu sehen und zu verstehen. Und in allem, was auf uns zukommen mag, die Treue und die Standhaftigkeit der Heiligen zu wahren, damit auch wir an jenes Ziel gelangen, das uns verheißen ist: zur Anschauung Gottes in nie endender Glückseligkeit.
Amen.
Quellenhinweis:
▸ Pieper J., Weistum - Dichtung - Sakrament; München 1954.
▸ Pieper J., Über das Ende der Zeit, München 19532.
▸ Schmaus M., Katholische Dogmatik, Band IV,2; München 1953.
▸ Schumacher L., Die Stadt im Feuer, CH-Stein am Rhein 1989.
Predigt von Kaplan A. Betschart, Sonntag, 26. Nov. 2017
Das Ende des Kirchenjahres und die Zeit des Advent erinnern uns an jenes Ereignis, das Christus im Augenblick des Todes vor dem Hohen Rat feierlich verkündet hat:
“Ich aber sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen” (Mt 26,64).
Der Glaube, Christus werde wiederkommen und der Geschichte dieser Welt ein Ende setzen, hat bei der großen Maße der Christen von heute sozusagen keine Bedeutung mehr - im Gegensatz zur Zeit des Urchristentums. Es wird höchstens als ein unendlich fernes Ereignis betrachtet, das nicht den geringsten Einfluß auf das Leben auszuüben vermag, obwohl es angekündigt ist als ein plötzliches Geschehen, so plötzlich,
“wie der Blitz vom Aufgang ausgeht und bis zum Niedergang leuchtet, ebenso wird es mit der Ankunft des Menschensohnes sein”, (Mt 24,27).
sagt uns Christus selbst. Nichts ist deshalb so dringend wie die Mahnung zur Wachsamkeit, da wir weder den Tag noch die Stunde wissen, wann der Herr kommt. Christus sagt:
“Darum haltet euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet” (Mt 24,44).
Der Antichrist
Indes gibt es laut Hl. Schrift Anzeichen für die baldige Wiederkunft Christi. Eines davon ist der große Glaubensabfall, verbunden mit dem Auftreten des Antichrist. Im 2. Brief an die Thessalonicher schreibt der hl. Apostel Paulus:
“Zuvor (d. h. vor der Wiederkunft Christi. Anm. d. Red.) muß der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muß offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus ... Sein Auftreten wird sich zufolge der Kraftentfaltung des Satans mit allerlei Macht, trügerischen Zeichen und Wundern vollziehen, mit allerlei böser Verführung für jene, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung” (2 Thess (2,3-4.9-10).
In der abendländischen Tradition sind das Ende der Menschheitsgeschichte und die Wiederkunft Christi eng verbunden mit der Vorstellung von der Herrschaft des Antichrist, die die furchtbarste Verfolgung für die Christenheit bedeutet.
Kennzeichen des Antichrist
Aber auch aus der christlichen Überlieferung gibt es Kennzeichen, die den Antichrist charakterisieren. Eines dieser Kennzeichen ist dies: der Antichrist werde über die ganze Welt herrschen. Selbst im letzten Jahrhundert war es für einen so bedeutenden Kirchenhistoriker wie Ignaz Döllinger (1799-1890) etwas völlig “Undenkbares”, daß es “eine Weltmacht” geben könnte, “die gleichzeitig in allen Erdteilen und auf allen Inseln alle Kirchen schließen läßt”.
Dies “Undenkbare” ist heute sehr wohl denkbar geworden. In unserem Zeitalter mit ihren totalitären Staaten, ausgerüstet mit modernster Technologie der Kommunikation, gehört die Gleichzeitigkeit der Unterdrückung der Kirche auf der ganzen Welt in ungeahnter Weise zum Bereich des Möglichen. Die spöttische Überlegenheit der Aufklärungszeit über mittelalterliche Vorstellungen von der Schreckensherrschaft des Antichrist ist einer Beklemmung gewichen, daß da etwas auf unheimliche Weise stimme.
Mit dieser Weltherrschaft des Antichrist hängt das folgende Kennzeichen zusammen: der Antichrist werde nicht im Gewande eines religiösen Irrlehrers auftreten, sondern als weltlicher Machthaber. Der hl. Thomas von Aquin sagt, daß die “potentia saecularis”, die weltliche Macht also, das eigentliche Instrument des Antichrist sei. Er wird also mit gewaltiger Macht ausgerüstet sein und eine Pseudo-Ordnung herstellen, mit der er viele täuschen wird. Josef Pieper schreibt: “Sobald Weltherrschaft im vollen Sinne möglich geworden ist, ist der Antichrist real möglich geworden ... eine Weltorganisation könnte die tödliche und unüberwindlichste aller Tyranneien, die endgültige Errichtung der Herrschaft des Antichrist bringen.”
Daß die heutige politische Entwicklung auf absolute Weltherrschaft hinausläuft, hat der deutsche Politiker und Antinazist, Hermann Rauschning, deutlich ausgesprochen: “Die Welt entwickelt sich in Richtung auf ein absolutes Machtzentrum, einen universalen Absolutismus.”
Als weiteres Kennzeichen des Antichrist nennt die christliche Überlieferung die Nachahmung, besser gesagt die Nachäffung Christi durch den Antichrist. Dies läßt sich am besten mit dem Begriff der Scheinheiligkeit wiedergeben, der sogar sehr genau zu nehmen ist. Es handelt sich also bei dieser sog. “Nachahmung” Christi nicht bloß um ein übergestreiftes Tarnmäntelchen, sondern um jene täuschende Nachahmung echter Heiligkeit, verbunden mit Zeichen und Wundern, “um auch die Auserwählten, wenn möglich, zu verführen”, sagt Christus uns zur Warnung. Und Er betont:
“Seht, Ich habe es euch vorhergesagt” (Mt 24,24 f.).
Diese ungeheure Macht des Täuschen-Könnens ist sicher das gefährlichste Kennzeichen des Antichrist. In der berühmten “Erzählung vom Antichrist” des Russen Solowjew, die alles das wiederzugeben beansprucht, was man mit größter Wahrscheinlichkeit über dieses Thema nach der Hl. Schrift, der kirchlichen Überlieferung und dem gesunden Menschenverstand sagen kann, in dieser Erzählung schildert Solowjew den Antichrist als “großen Spiritualisten, Asketen und Menschenfreund”, dessen hohe Selbsteinschätzung gerechtfertigt erscheint durch die “höchsten Äußerungen der Enthaltsamkeit, Uneigennützigkeit und tätigen Hilfsbereitschaft”.
Ein viertes Kennzeichen des Antichrist wird uns in der Geheimen Offenbarung des hl. Apostels Johannes genannt. Johannes sieht den Antichrist als Tier aus dem Meere aufsteigen. Die Menschen
“beteten das Tier an und sprachen: ‘Wer ist dem Tiere gleich, und wer ist imstande, mit ihm zu kämpfen?’... Anbeten werden es alle Bewohner der Erde, deren Namen nicht eingeschrieben sind im Lebensbuch des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt” (13,4.8).
Der Antichrist wird also irgendwann seine Maske fallen lassen und den Kult der Anbetung fordern. Dieser Kult wird dann zum staatspolitischen Instrument, “mit dem der Freund erkannt und der Feind enthüllt und zur Strafe gebracht wird” (H. Schlier).
Die sich selbst absolut setzende Macht des Antichrist wird den ganzen Menschen beanspruchen, vor allem seine persönliche Religiosität. Jene, die den Kult der Anbetung verweigern, wird man dazu durch wirtschaftlichen Boykott zu zwingen versuchen, indem man sie in ihrer physischen Existenz unmittelbar bedroht:
“So veranlaßte es (das Tier. Anm. d. Red.) alle, ... sich ein Malzeichen auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirne machen zu lassen. Niemand soll kaufen oder verkaufen können, der nicht das Malzeichen, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens trägt (Off 13,16 f.).
Und schließlich ein Kennzeichen der orthodoxen Kirche über das Kommen des Antichrist ist folgendes:
“Das sicherste Zeichen des nahen Endes und des hereinbrechenden Jüngsten Gerichtes wird die allgemein als Norm akzeptierte Hurerei sein, wenn das außereheliche Zusammenleben der Geschlechter zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Sünde wird von einem noch nie dagewesenen materiellen Wohlstand begleitet sein, der die Menschheit für das Reich Gottes und das eigene Schicksal in der Ewigkeit vollkommen blind macht” (Bischof Ignatij Brjantschaninov, + 1867, in seinem Werk “Asketische Briefe”).
Wenn man dies liest oder hört und unsere Zeit mit diesem Test vergleicht, läuft es einem kalt über den Rücken.
Standhaftigkeit und Treue der Heiligen
Diese Gedanken stammen aus der christlich abendländischen Überlieferung vom Antichrist und vom geschichtlichen Endzustand dieser Welt. Es ist natürlich, diese Gedanken als schrecklich zu empfinden und sie aus dem Kopf zu schlagen. Als Christen jedoch können wir nicht so reagieren. Wir müssen die Wahrheit sehen wie sie ist. Zur christlichen Wahrheit gehört dazu, daß der Antichrist besiegt wird. Gemäß den Schauungen in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes (vgl. 19,11 ff.) öffnet sich der Himmel und es erscheint ein Reiter auf weißem Roß.
“Das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere” versammeln sich zur Entscheidungsschlacht gegen den Reiter auf dem weißen Roß. Der Antichrist wird ergriffen
“und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor seinen Augen tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten: lebendig wurden beide in den See geworfen, der von Schwefel brennt.”
Dieses Ende kommt sozusagen ohne vorherige Ankündigung. Der Sturz geschieht, wenn der Antichrist auf dem Gipfel seiner Macht angekommen ist.
Dieses allerletzte Ende vom Ende dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Zu einem christlichen Leben gehört es, die Zeichen der Zeit im Lichte des Glaubens zu sehen und zu verstehen. Und in allem, was auf uns zukommen mag, die Treue und die Standhaftigkeit der Heiligen zu wahren, damit auch wir an jenes Ziel gelangen, das uns verheißen ist: zur Anschauung Gottes in nie endender Glückseligkeit.
Amen.
Quellenhinweis:
▸ Pieper J., Weistum - Dichtung - Sakrament; München 1954.
▸ Pieper J., Über das Ende der Zeit, München 19532.
▸ Schmaus M., Katholische Dogmatik, Band IV,2; München 1953.
▸ Schumacher L., Die Stadt im Feuer, CH-Stein am Rhein 1989.