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GREUEL AN HEILIGER STÄTTE Das Hl. Messopfer in der Zeit des Antichrist

Predigt von Kaplan A. Betschart zum 1. Adventssonntag, 3. Dezember 2017

Wir feiern heute den ersten Adventssonntag, noch einmal mit einem Evangelium vom Ende unserer Welt wie am letzten Sonntag. Wir haben bereits letztes mal gehört, dass mit dem Ende der Welt sich auch die Überzeugung verbindet, dass kurz davor der Antichrist kommen wird. Der hl. Apostel Johannes schreibt in seinem ersten Brief:

“Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt ...” (1 Joh 2,18).

Wir wollen uns heute mit dem Thema befassen: “Das Hl. Messopfer in der Zeit des Antichrist.”

Im Buch des seligen John Henry Kardinal Newman über die Zeit des Antichrist - er hat es vor seiner Konversion zum katholischen Glauben geschrieben - steht folgendes Zitat: “Diese letzte Verfolgung wird schauererregender sein als irgendeine der früheren: ... sie wird begleitet von einem Aufhören der Spendung der Sakramente, ‘des täglichen Opfers’, und von einer blasphemischen Errichtung des Unglaubens oder irgendeiner andern solchen Ungeheuerlichkeit in den heiligsten Winkeln der Kirche ...” Diese Worte Newmans sind eine Prophezeiung für die Endzeit, in welcher das religiöse Leben fast völlig zum Erliegen kommt, ja auch die tägliche Zelebration des heiligen Messopfers. Dies wollen wir ein wenig näher betrachten.
Es gibt in der Hl. Schrift Stellen, welche dieses Geschehen vorauszusagen scheinen. Christus selbst weist im Matthäusevangelium auf den Propheten Daniel hin mit den Worten:

“Wenn ihr nun den ‘Greuel der Verwüstung’, der vom Propheten Daniel vorhergesagt ist, an heiliger Stätte seht ...” (Mt 24,15).

Beim Propheten Daniel lesen wir nun an drei Stellen über die Beseitigung des täglichen Opfers in der Endzeit. Diese Stellen lauten:

“Von der Zeit an, da das tägliche Opfer beseitigt und das Scheusal des Verwüsters aufgestellt wird, sind es tausendzweihundertneunzig Tage” (12,11).

“Von ihm entsandte Streitkräfte treten auf, entweihen das Heiligtum und die Burg, beseitigen das immerwährende Opfer und stellen den Greuel des Verwüsters hin” (11,31).

“Von ihm wurde das tägliche Opfer aufgehoben und seine heilige Stätte niedergelegt. Ein Heer wurde eingesetzt gegen das tägliche Opfer in Frevel; es warf die Wahrheit zu Boden, und was es tat, das gelang” (8,11 f.).


Was heisst nun dieses Hinwegnehmen des täglichen Opfers? Um dies besser verstehen zu können, müssen wir uns daran erinnern, dass Gott den Israeliten durch Moses geboten hatte, IHM ein tägliches Opfer darzubringen. Im Buche Exodus heisst es u. a.:

“Auf dem Altare selbst sollst du folgendes herrichten: Tag für Tag ohne Unterbrechung zwei einjährige Lämmer. Das eine Lamm sollst du am Morgen, das andere Lamm sollst du gegen Abend herrichten! ... Ein beständiges Brandopfer sei es in all euren Geschlechtern” (29,38.42).

Dieses tägliche Opfer nun, das Gott darzubringen geboten hatte, ist ein Vorbild des heiligen Messopfers gewesen. Und dieses Vorbild wurde hinweggenommen bei der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. “Das Opfer des Tempels, d. h. des Lammes am Morgen und am Abend im Tempel Gottes wurde mit der Zerstörung des Tempels selbst ganz aufgehoben” (H. E. Manning), da es nur an einem einzigen Orte, nämlich im Tempel zu Jerusalem, dargebracht werden durfte.
Nun sagt aber der Prophet Malachias:

“Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergange wird mein Name gross sein unter den Völkern, und an allen Orten wird Meinem Namen geopfert und ein reines Opfer dargebracht” (1,11).

Das Konzil von Trient lehrt, dass diese Verheissung im heiligen Messopfer erfüllt ist. Aber nicht nur vom Konzil von Trient, sondern von den ältesten Zeiten des Christentums an, angefangen von der Zwölfapostellehre, dann bei Irenäus, Justinus, Eusebius, Chrysostomus, Hieronymus, Augustinus, Cyprian wird diese Stelle des Propheten Malachias auf das heilige Messopfer gedeutet. Sie erklärten, es sei hier das Opfer der heiligen Eucharistie, das wahre Passahlamm gemeint, welches an die Stelle des Vorbildes trat, nämlich das Opfer Jesu auf dem Kalvarienberg, das auf unblutige Weise auf unseren Altären beständig erneuert wird.
Nun stellt sich die Frage, ob die Prophezeiung des Propheten Daniel über die Beseitigung des immerwährenden Opfers und den Greuel an heiliger Stätte auch auf das heilige Messopfer der katholischen Kirche zutrifft? Das Opfer des Alten Testamentes, was einst das Vorbild der heiligen Messe war, ist, wie bereits gesagt, hinweggenommen.
Der spätere Kardinal Henry Edward Manning schrieb zu dieser Frage - auch er publizierte vor seiner Konversion zum katholischen Glauben - : “Die heiligen Väter, welche über den Antichrist und über die Weissagungen Daniels geschrieben haben, sagen ohne eine einzige Ausnahme, so viel ich weiss, und es sind die Väter sowohl der griechischen als der lateinischen Kirche, dass in den letzten Zeiten der Welt unter der Herrschaft des Antichrist das heilige Opfer des Altars aufhören wird (Fussnote: Malvenda, lib. VIII. c. 4.).
Im Werk über das Ende der Welt, das dem heiligen Hippolyt zugeschrieben wird, lesen wir nach einer langen Beschreibung der Trübsale in den letzten Tagen, wie folgt: ‘Die Kirchen werden einen grossen Jammer erheben; denn es wird kein Opfer mehr dargebracht werden, noch Weihrauch noch eine Gott wohlgefällige Verehrung. Die heiligen Gebäude der Kirche werden wie Schuppen aussehen, und der kostbare Leib und das kostbare Blut Christi wird in jenen Tagen verschwunden sein; die heilige Liturgie wird erloschen sein und der Psalmengesang verstummen; die Lesung der heiligen Schrift wird nicht mehr gehört werden. Aber auf den Menschen wird Finsternis lagern, und Trauer wird kommen über Trauer und Wehe über Wehe’” (Fussnote: St. Hippolyto tributus Liber de Consum. Mundi. § 34.).
Manning fährt dann wörtlich fort: “Dann wird die Kirche zerstreut werden und in die Wildnis getrieben, und wird eine Zeitlang, wie es im Anfange war, unsichtbar sein, verborgen in Katakomben, in Berghöhlen und Verstecken; einige Zeit wird sie gleichsam von der Oberfläche der Erde weggefegt sein. Das ist das allgemeine Zeugnis der Väter in den ersten Jahrhunderten.”
Manning nennt Beispiele aus der Kirchengeschichte, in denen sich diese Prophezeiung bereits erfüllt hat. Als erstes nennt er Mohammed, der als Vorläufer eines solchen Ereignisses gesehen werden könne. “Der Aberglaube Mohammeds”, schreibt er, “welcher in Arabien aufstand, sich hinzog über Palästina und Kleinasien, das Land der sieben Kirchen, und über Ägypten und Nordafrika, die Heimat des heiligen Augustinus, des heiligen Cyprian und des heiligen Optatus, und endlich nach Konstantinopel drang, wo er bald herrschend wurde, hat überall den Kult Jesu Christi verfolgt und unterdrückt. Der Aberglaube Mohammeds besitzt gegenwärtig zu seinen Moscheen eine Menge christlicher Kirchen, in welcher das beständige Opfer bereits hinweggenommen und der Altar gänzlich zerstört ist. In Alexandria und in Konstantinopel stehen Kirchen, die für den christlichen Kult erbaut wurden, welche noch nie der Fuss eines Christen betreten hat, seitdem das beständige Opfer hinweggenommen ist. Gewiss sehen wir hierin wenigstens zum Teil die Erfüllung dieser Prophezeiung ... Ohne Zweifel war er (Mohammed) einer der vielen Vorläufer und Vorbilder des Antichrist, der kommen soll.”
Aber auch in Europa wurde das heilige Messopfer durch einen furchtbaren Sturm der Häresie z. T. weggenommen. Manning schreibt: “ ... das beständige Opfer ist ... hinweggenommen, z. B. in allen jenen Kirchen des protestantischen Deutschlands, die einst katholisch waren, wo das heilige Opfer der Messe täglich dargebracht wurde. In ganz Norwegen und Schweden und Dänemark und in der Hälfte der Schweiz, wo es eine Menge alter katholischer Kirchen gibt. Oder in ganz England, in den Kathedralen und Pfarrkirchen dieses Landes, die als Heiligtümer zur Darbringung des heiligen Opfers erbaut wurden. Was ist das charakteristische Merkmal der Reformation, wenn nicht die Verwerfung der Messe und alles dessen, was zu ihr gehört, da sie in den neununddreissig Artikeln der Kirche Englands als Gotteslästerung und gefährlicher Betrug erklärt ist? Die Unterdrückung des beständigen Opfers ist vor allem der Charakterzug der protestantischen Reformation. Wir finden also, dass diese Prophezeiung bereits sowohl im Morgen- als im Abendlande ihre Erfüllung gefunden hat, gleichsam in den zwei Flügeln, während in dem Herzen der Christenheit (gemeint ist Rom. Red.) das heilige Opfer noch dargebracht wird.”
Schliesslich kommt Manning auf seine Zeit zu sprechen - er lebte von 1808-1892 -, in der er vor allem den Kampf gegen den Kirchenstaat erlebte. Seine eindringlichen Worte von damals haben erstaunlicherweise auch für unsere Zeit - eine man möchte sagen - prophetische Bedeutung: “Was ist die große Flut des Unglaubens, der Revolution und Anarchie, die jetzt die Grundlagen der christlichen Gesellschaft anfrisst, ... was ist sie anders als der Greuel, welcher das Heiligtum verwüstet und das beständige Opfer hinweg nimmt? Die geheimen Gesellschaften haben seit lange die christliche Gesellschaft Europas unterminiert und durchlöchert, und streben jetzt vorwärts nach Rom, dem Mittelpunkt aller christlichen Ordnung in der Welt. Die Erfüllung der Prophezeiung soll noch kommen, und das, was wir in den zwei Flügeln gesehen, werden wir auch im Mittelpunkt (Rom) sehen ... Das beständige Opfer wird hinweggenommen und das Heiligtum verunreinigt sein. Was kann buchstäblicher der Greuel der Verwüstung sein, als die Häresie, welche die Gegenwart des lebendigen Gottes von dem Altare entfernt hat? Wenn ihr diese Weissagung von der Verwüstung verstehen wollt, so gehet in eine Kirche, die einst katholisch war, wo jetzt kein Lebenszeichen mehr sich regt; sie steht leer und öde, ohne Altar, ohne Tabernakel, ohne die Gegenwart Jesu (z. B. das Basler Münster). Und das, was bereits im Morgen- und Abendlande geschehen, dehnt sich jetzt nach dem Mittelpunkte der katholischen Einheit hin aus.” Soweit H. E. Manning.
Wenn wir uns die heutigen Verhältnisse innerhalb der katholischen Kirche und das, was mit der heiligen Messe geschieht, vergegenwärtigen, kann man zum dem Schlusse kommen, dass wir eine neue gewaltige Phase der Greuel an heiliger Stätte, die drohenden Schatten des Antichrist erleben. Was nämlich heute international von Lehrstühlen und Kanzeln herab den zukünftigen Priestern und den Gläubigen über das heilige Messopfer und das Altarssakrament als sogenannte katholische Theologie angeboten wird, hat vielfach mit dem katholischen Glauben nichts mehr zu tun. Die Früchte solcher Lehren sind die zerstörten Messfeiern in vielen Pfarreien. Wenn nämlich Priester eine Messe feiern mit der Intention (Absicht), einer “Mahlfeier vorzustehen”, dann ist das nicht mehr das heilige Messopfer (siehe Kreuzigungsbil des Grünwaldaltars mit dem Text). Gott allein weiss, in wie vielen katholischen Kirchen heute das heilige Messopfer bereits hinweggenommen ist.
Professor Hacker schrieb in seinem Artikel “Verschwörung gegen die HI. Messe und das Altarssakrament” (in Una Voce Korrespondenz, 1/1978) u. a., dass man “ohne Detektivuntersuchungen zu planen, heute den Begriff der Verschwörung gebrauchen” muss, “einfach um einen Tatbestand zu beschreiben ...”
Die Feinde der Kirche bemerken dies mit Freude. So schrieb die Pariser Freimaurerzeitschrift des Grand Orient de France, L’humanisme, im Jahre 1968 von einer “gigantischen Revolution in der Kirche”, welche “das Präludium des Sieges” bereits in sich trägt, eines Sieges in freimaurerischer Sicht natürlich. Und weiter heisst es in der genannten Zeitschrift mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit u. a.: “Unter den Pfeilern, die am leichtesten einstürzen, vermerken wir ... die reale eucharistische Gegenwart, die die Kirche den mittelalterlichen Massen auferlegen konnte und mit dem Fortschreiten der Interkommunion und Interzelebration der katholischen Priester und protestantischen Pastoren verschwinden wird ... Wenn die traditionellen Strukturen einstürzen, wird der ganze Rest folgen” (Zit. aus: Bischof Dr. R. Graber, Athanasius und die Kirche unserer Zeit, Abensberg 1973, S. 74).
“Die Kirche Christi wird in den Zustand des Leidens zurückkehren”, schreibt Manning, “wie im Anfang”; aber “die unvergängliche Kirche Gottes, welche dreihundert Jahre unter blutigen Martern lebte, wird auch fortleben in dem Feuer der Zeiten des Antichrist, vermöge ihres unauslöschlichen Lebens, das sie aus der durchbohrten Seite Jesu schöpft.”

Der Diener Gottes Niklaus Wolf von Rippertschwand hat eine Litanei verfasst, die ihresgleichen sucht. Mit den folgenden Anrufungen wollen wir diese Predigt beenden:

“Wenn alles rufen wird: Friede, Friede! wir haben nichts zu fürchten und darum der Untergang schnell ist (vgl. 1 Thess 5,3) - Sei uns gnädig!
Wenn der Sohn des Verderbens zur Anbetung im Tempel stehen wird (vgl. 2 Thess 2,4) - Sei uns gnädig!
Wenn die Hirten zerschlagen und die Schafe zerstreut werden (Mt 26,31) - Sei uns gnädig!
Wenn viele das Zeichen der Bestie tragen müssen (vgl. Offb 13,16 f.) - Sei uns gnädig!
Wenn es ihm gegeben ist, die Heiligen zu bekriegen und sie zu überwinden (vgl. Offb 13,7) - Sei uns gnädig!
Wenn der Greuel der Verwüstung am heiligen Orte sein wird (Mt 24,15) - Sei uns gnädig!
Wenn er (der Sohn des Verderbens) das Heiligtum beflecken und das ewige Opfer abstellen wird (vgl. Dan 11,31) - Sei uns gnädig!”


Amen.

Quellenhinweis:

▸ Arndt A. S. J., Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, erster Band; Regensburg und Rom 19146.

▸ John Henry Newman, Der Antichrist nach der Lehre der Väter, Hochland-Bücherei, Kösel 1951.

▸ Heinrich Eduard Manning, Der Antichrist oder die gegenwärtige Krisis des heiligen Stuhls, im Lichte der Weissagungen betrachtet, Regensburg 1861.
Klaus Peter
Vollständige Litanei von Niklaus Wolf von Rippertschwand hier:
Glaubens- und Taufbekenntnis in den Drangsalen der Heiligen Kirche
Eugenia-Sarto
Wenn das eintritt:"Diese letzte Verfolgung wird schauererregender sein als irgendeine der früheren: ... sie wird begleitet von einem Aufhören der Spendung der Sakramente, ‘des täglichen Opfers’, und von einer blasphemischen Errichtung des Unglaubens oder irgendeiner andern solchen Ungeheuerlichkeit in den heiligsten Winkeln der Kirche ...” Diese Worte Newmans sind eine Prophezeiung für die Endzeit …Mehr
Wenn das eintritt:"Diese letzte Verfolgung wird schauererregender sein als irgendeine der früheren: ... sie wird begleitet von einem Aufhören der Spendung der Sakramente, ‘des täglichen Opfers’, und von einer blasphemischen Errichtung des Unglaubens oder irgendeiner andern solchen Ungeheuerlichkeit in den heiligsten Winkeln der Kirche ...” Diese Worte Newmans sind eine Prophezeiung für die Endzeit, in welcher das religiöse Leben fast völlig zum Erliegen kommt, ja auch die tägliche Zelebration des heiligen Messopfers. " Dann sei uns gnädig.
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