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Silvesterrakete explodiert im Hohen Dom zu Köln

Gedanken zu einer unzeitgemäßen Kölner Predigt

Was uns an Weihnachten, vielleicht aus Respekt vor dem heiligen Tag, erspart blieb, hat uns nun in der Silvesternacht umso stärker getroffen: Woelkis Silvesterrakete, eine heftige politische Zeitgeist-Rede als Predigt zum Applaudieren. Gegen PEGIDA, gegen die deutsche Industrie (weil die Waffen bauen) und für Liebe zu Flüchtlingen. Die Wortwahl beim Thema Sterbehilfe klingt wenigstens gut und Ebola ist eine Gefahr für die Menschheit. Die Predigt spaltet, sie säet Zwietracht und sie verknüpft unsere katholische Kirche mit einer fehlgeschlagenen Politik der Merkel-Gauck-Regierung. Diese Regierung hat es geschafft, die „Wir-sind-das-Volk-Bewegung“ gegen sich aufzubringen und das zerrt an der Legitimität des Gründungsmythos von 1989. Die Nerven der politischen Elite liegen blank.

Woelki, die heilige Johanna der Schlachthöfe, will helfen, wenn Menschen in Not sind, und offensichtlich ist Merkel in Not. Er zieht das Hauptregister: die Nächstenliebe, die uns Christen doch so wichtig ist, aber seine Predigt ist ein massiver Verstoß gegen die Grundregel, das Wort Gottes nicht mit den politischen Ränken des Tagesgeschehens zu verbinden und zu missbrauchen. Als Katholiken haben wir 1933 den Führer nicht als Messias begrüßt, damals im März, als alle sich ihm zu Füßen niederwarfen. Und doch wird im Nachhinein uns vorgeworfen, von jenen (und ihren Kindern), wir hätten uns nicht genug gewehrt. Nun aber lässt der Kardinal jegliche Rücksicht und Klugheit fallen: jubelt ihr Katholiken und Christenmenschen, wedelt mit den Palmzweigen, die Kanzlerin braucht eure selbstlose Hilfe. Aber der Kriegskurs Merkels, die Entsolidarisierung der Gesellschaft unter ihrer Ägide und ihr mangelndes Interesse an den Grundwerten, die unser Land einst stark gemacht haben, bieten kaum Haftfläche für solidarisches Hilfe.

Das Gebot der Nächstenliebe ist für uns Christen zentral. Das Gebot selbst ist ein Zitat aus Levitikus 19,18, hat also mosaische Wurzeln und der Grundgedanke ist auch derselbe: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Ja, dieser Gedanke trifft bis heute den Kern, denn lieben kann nur, wer zu sich selbst steht. Wer sich hasst, sich nicht ertragen kann, der kann auch zu seinem Nächsten kein gutes Verhältnis aufbauen. Hasst Woelki unser Land? Wird er von Anti-Deutschen Gedanken umgetrieben, dass dieses Land für seine Verbrechen auf immer von Gott verstoßen ist und in Schande leben muss? Warum ordnet sich Woelki in eine Queerfront ein und spielt Antifa, Leute, die uns an anderer Stelle entgegenhalten: „Hätt’ Maria abgetrieben, werd’ ihr uns erspart geblieben!“ Welcher Hirte verfüttert die ihm anvertrauten Schäflein an die Wölfe? Und ist das Barmherzigkeit?

Vor einiger hat Zeit hat Jan Fleischhauer im Spiegel aus Anlass des familienpolitischen Papiers der EKD von dem nie dagewesenen Spiel der Selbstzerstörung einer Religion gesprochen. Diese Selbstzerstörung ist kein namenloser, sozialer und kultureller Prozess der Säkularisierung, sondern dieser Prozess hat Namen und in dieser Hall of Fame greift Woelki nach einem Stern.

Das Domkapitel schaltet am Montag zur PEGIDA-Demonstration die Lichter aus, und macht sich die Dresdner-Staatsoper zum Vorbild. Dabei hat der Kölner Dom keine Vorbilder, sondern ist Vorbild für andere. Was also hat die Entscheider des Domkapitels in die geistige Sackgasse geführt? Die alte politische Elite ist ratlos, denn der politische Protest kommt nicht vom Rande der Gesellschaft, sondern aus der Mitte der Gesellschaft. Vielleicht gibt es den Aspekt, dass es sich vorrangig um Steuern zahlende Bürger des Umlandes handelt, im Gegensatz zur städtischen Boheme, die eben diese Steuern ausgibt. Und wenn dann noch diese Mitte der Gesellschaft Weihnachtslieder singt als Protest, dann hat der Streit um die Deutungshoheit der Mitte der Gesellschaft begonnen.

Der Kölner Dom ist nach der deutschen Reformation eine Bauruine, weil die Pilgerströme und Spendengelder ausbleiben. Erst nach der französischen Revolution und 25 Jahre Krieg in Europa, als Deutschland mit russischer Hilfe die Herrschaft der französischen Revolutionstruppen abgeschüttelt hat, beginnt jene außergewöhnliche und unwahrscheinliche Geschichte, dass alte Skizzen wiedergefunden werden und eine romantische Begeisterung zu wirken beginnt, den Dom zu vollenden. Dieser Dom, den wir heute kennen, ist ein Kulturdenkmal gegen die Zerstörung unseres Landes, ein Denkmal für den Widerstand und dafür, dass dieses Land seinen Wert hat. Der Dom wird mit Hilfe Preußens und des wiedervereinigten Deutschlands 1880 fertig gestellt. Aber den Festlichkeiten zur Fertigstellung am 18. Oktober bleiben viele Katholiken fern, aus Protest gegen den preußischen Kulturkampf. Heute hat sich das Bild gewandelt. Der Kulturkampf wird faktisch aus der Kirche heraus gegen die eigenen Gläubigen geführt. Woelkis Liebe zu Berlin ist in der Presse gern zitiert. Ist das Selbsthass?

Es gibt in Köln eine alte Sage. Eine Sage, in der es um einen großen Streit geht, um die Nachfolge auf den Bischofssitz. Es ist eine Geschichte aus dem Jahre 784 und ein Jäger, Karl der Große, spielt in dieser Geschichte eine bemerkenswerte Rolle. Im Grund geht es um einen heilsamen Eingriff der Politik in die Verhältnisse am Kölner Bischofssitz. Angela Merkel hätte nach der letzten Wahl die Chance gehabt, in die Fußstapfen einer Angela die Deutsche für Europa einzutreten. Aber dazu müsste sie in ihrer Jugend die Werte dieses Landes als zu verteidigende Werte, als Werte, denen wir unseren Erfolg verdanken, kennengelernt haben. Fleiß, Ordnung, Präzision und harte Arbeit, über Generationen. Dieses Deutschland gibt es noch immer und dieses Deutschland ist was wert. Woelki aber schiebt den Dom als Schutzwall vor den Karren einer gescheiterten Politik.

Vielleicht sollten wir vor dem Dom am Montag ein „Großer Gott wir loben dich“ singen. Die ersten drei Strophen, denn die sind nach Auskunft eines islamischen Gelehrten kompatibel und können von Muslimen guten Willens, die sich für unser Land einsetzen, mitgesungen werden. Vielleicht gehen dann sogar die Lichter am Dom an. Vielleicht gibt es noch Gläubige, die im rechten Moment den Lichtschalter finden. So einen modernen Don Camillo.

Ernennung Hildebolds zum Bischof von Köln: Bischof Rikolphus von Köln war gestorben, da entstand ein großer Streit unter der Geistlichkeit über die Wahl seines Nachfolgers. Als das Kaiser Karl der Große hörte, wie er von der Jagd kam, setzte er sich sogleich wieder auf sein Pferd und ritt die ganze Nacht durch gen Köln.

Da er schon nahe bei dieser Stadt war, hörte er in einem Kirchlein zur Messe läuten, stieg vom Pferde und band es an einen Baum, denn er wollte erst die Frühmesse hören, ehe er nach Köln hineinritt.

Der Priester, welcher Messe las, gefiel ihm. Karolus hatte aber noch einen Hornfässer umhängen, wie die Jäger zu haben pflegen. So trat er an den Altar und opferte einen Gulden.

Der Meßpriester hielt den Kaiser für einen gewöhnlichen Jäger. Nachdem er Messe gelesen hatte, nahm er den Gulden und sprach zu Karl:

„Guter Freund, nehmet Euren Gulden zurück, man opfert hier nicht mit Gulden.“

„Herr, behaltet den Gulden nur, ich gebe ihn Euch gern,“ antwortete Karl.

Der Priester meinte jetzt: „Ich sehe wohl, Ihr seid ein Jäger. Nun bedarf mein Meßbuch eines Umzuges. Darum bitte ich Euch, schicket mir doch die Haut von dem ersten Reh, welches Ihr erjaget, damit mein Meßbuch wieder gut eingebunden werden kann. Den Gulden aber behaltet nur für Euch.“

Da wandte sich der Kaiser an die andern, so da Messe gehört hatten, fragte sie nach der Lebensweise des Priesters und erfuhr, daß er ein frommer und rechtschaffener Mann sei.

Hierauf ritt Kaiser Karolus in Köln ein und trat unter die vornehmen Geistlichen, die kannten ihn alle, ob er auch in schlichter Jägerkleidung kam, aber sie konnten sich doch über die Wahl des neuen Bischofs noch nicht sogleich einigen, wie sehr auch Karl sie zum Frieden ermahnte.

Da sprach Kaiser Karl endlich: „So will ich denn einen Bischof für Euch wählen.“

Er ließ den Priester in die Stadt holen, welcher den Gulden zurückgegeben und um das Rehfell gebeten hatte, und setzte ihnen den als Bischof. Solches geschah im Jahre des Herrn 784. Er hieß Hildebold, krönte Karls Sohn Ludwig zum Kaiser, regierte in Köln bis 818 und ward in Sankt Gereon zur rechten Hand neben dem ersten Altare begraben.
Dorothea Schwarz
den Ausführungen von eiss ist nichts hinzuzufügen. Aber wer denkt schon so differenziert?Man muß ohnmächtig zusehen, wie "mainstreamig" unsere Kirche sich verhält!!
elisabethvonthüringen
Und noch einer, der seine Meinung zum lichtlosen Dom kundtut! 👏
elisabethvonthüringen
Da hat sich eiss aber wahrhaft seinen Ärger von der Seele geschrieben...toll!! 👍
Es machen dies Gott sei's gedankt- auch andere...