Der LOGOS der Abschreckung
Der Logos der Abschreckung, der Deutschlands Sicherheit seit Anfang der 60er Jahre gewährte, beruhte auf dem Umstand, dass die strategischen Nuklearmächte USA und Sowjetunion einen globalen Krieg in jedem Fall vermeiden mussten. Aus deutscher Sicht hatte diese Haltung den Nachteil, dass dann ein begrenzter Krieg in Europa und auf deutschem Boden sehr wohl möglich sein könnte und für Deutschland tödlich wäre. Henry A. Kissinger selbst hatte in "Kernwaffen und auswärtige Politik" (1957) diesen begrenzten Krieg ausdrücklich für möglich gehalten. Die deutsche Antwort darauf beginnt mit "Verteidigung und Vergeltung" von Helmut Schmidt (1961).Im Kern besteht die deutsche Antwort darin, dass wenn die strategischen Nuklearmächte ein vorrangiges Interesse daran haben, einen großen Krieg zu verhindern, dass dann die Möglichkeit und das Risiko eines begrenzten Krieges in Deutschland reduziert wird, wenn hier die Eskalationsrisiken besonders hoch sind. Dieser Grundsatz führt zu einer sehr hohen Anzahl von amerikanischen Nuklearwaffen auf deutschem Boden. Aus demselben Grund verwandelte sich der MRCA-Tornado von einem Flugzeug der flexible Response in einen strategischen Bomber (siehe die Arbeiten von Alfred E. Mechtersheimer). Und aus demselben Kalkül folgt dann auf Drängen von Helmut Schmidt der Nachrüstungs- und Doppelbeschluss in den 70er Jahren.
Die entscheidende Veränderung der letzten acht Jahre besteht nun darin, dass die USA unter Trump die Sicherheitsgarantien aufgekündigt haben und Biden diese Garantien nicht wieder aktiviert hat. Aus dieser grundlegen Problemsituation gibt es, dem Logos der Sache nach, nur zwei Auswege. Der erste Weg wäre der Versuch, die USA über den Krieg in der Ukraine in einen direkten Konflikt mit Russland hineinzuziehen. Der zweite Weg ist dann der mühseligere Weg, eine eigene Armee aufzubauen. Stand heute lässt sich festhalten, dass der erste Weg mit der voraussichtlichen Wahl von Trump als gescheitert eingestuft werden muss. Bleibt nur der zweite Weg, aber auf diesem zweiten Weg sind amerikanische Eskalationswaffen unter den geänderten Rahmenbedingungen kein Instrument zur Erhöhung der Sicherheit, sondern eine tödliche Gefahr. Sie verhindern nicht den begrenzten Krieg, sondern fordern ihn heraus. Das wiederum liegt im Interesse der USA, aber nicht im Interesse Deutschlands.
Soviel zum falschen Jubel. Vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren, mit einem kräftigen und jubelnden Gloria und Hosianna zu würdigen Gottesdiensten beizutragen. In weltlichen Fragen ändern sich die Windrichtungen gar allzu schnell.