Küng vergleicht Benedikts Papsttum mit dem System Putin
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Der «Absolutismus» sei seit dem 11. Jahrhundert ein Wesenselement des römischen Systems, erklärte der 83-jährige Theologe, dem 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde. Der Papst könne das alles über Nacht ändern, wolle es aber nicht.
Küng stellte die Frage, ob die katholische Kirche sich in einer «Phase der Putiniserung» befinde. Zwar wolle er Benedikt XVI. als Person nicht mit Putin vergleichen, «aber strukturell, politisch gesehen» fänden sich «viele Ähnlichkeiten». In ihrer heutigen Form stehe die katholische Kirche «im Widerspruch zur modernen Demokratie und zum Evangelium».
«Wir brauchen ein Papsttum, wie es von Johannes XXIII. (1958-63) praktiziert» worden sei, sagte Küng. Die seiner Ansicht nach erforderlichen Reformen würden die katholische Kirche «evangelischer» machen. Aber sie würde die Universalität behalten, die sie von der Enge evangelischer Landeskirchen unterscheide.
Die Politiker, die Benedikt XVI. in Deutschland empfangen, sollten dem Papst deutlich machen, dass viele Katholiken mit seinem Kurs nicht einverstanden seien. Die katholischen Laien rief der Theologe auf, sich so zur Geltung zu bringen, dass das «System» nicht mehr an ihnen vorbeikomme.