Vered Lavan
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Die 15 Sonntage des Pfarrer Franz Sales Handwercher

Die 15 Sonntage des Pfarrer Franz Sales Handwercher

Franz Sales Handwercher kam am 1792 auf einem Einödhof im niederbayrischen Loitersdorf bei Oberhausen an der Vils zur Welt. In einer streng katholischen Familie aufwachsend reifte in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Durch die Widrigkeiten zur Zeit der Säkularisation gezwungen, als Klöster und Priesterseminare geschlossen wurden, besuchte er das Gymnasium in Regensburg. 1811 legte er in Straubing die Reifeprüfung ab. Danach studierte er in Landshut Philosophie und Theologie als Schüler der späteren Regensburger Bischofs Johann Michael Sailer. 1816 empfing er seine Priesterweihe. Seinem väterlichen Freund Professor Sailer hatte er es zu verdanken, daß er bereits 1819 zum Professor am Progymnasium in Landshut berufen wurde. Nachdem Sailer 1821 nach Regensburg ging, übernahm Handwercher die Pfarrei in Tegernbach bei Pfaffenhofen an der Ilm. 1827 wechselte er nach Hohenegglkofen, 1836 nach Oberschneiding bei Straubing, wo er bis zu seinem Tode im Jahr 1853 blieb. Hundert Jahre nach seinem Tode wurden seine Gebeine in die Oberschneidinger Pfarrkirche überführt. Zum Gedenken an sein Wirken in der Pfarrei wurde der Platz, an dem sich die Kirche befindet, in Pfarrer-Handwercher-Platz benannt.
Er starb als weithin bekannter Seelsorger im Rufe der Heiligkeit. So soll er durch Auflegung der Hände und Anrufung Jesu Krankheiten zu heilen in der Lage gewesen sein. Er soll zudem die Fähigkeit zur Zukunftsvorhersage besessen haben. Viele kamen von weither, weil sie sich von ihm Linderung ihrer Leiden und Auskunft über ihre Zukunft erhofften. Im Jahre 1830 soll er an 15 aufeinanderfolgenden Sonntagen frühmorgendlich um vier Uhr Visionen erlebt haben, von ihm als „Geistesmitteilungen“ bezeichnet, die er in Versform niederschrieb.

1. Sonntag: Gottesgeißel

Als ich heimkam von der Kirche
Sank ich auf mein Lager nieder.
Doch das Schreien um Erbarmen
Hallte in der Seele wider.

Plötzlich sah ich neben meiner
Wunderhold ein Knäblein liegen,
Das die Seele lächelnd einlud,
An sein Herz sich anzuschmiegen.

Und ich sprach: „Du liebes Kindlein,
Kannst dich über uns erbarmen?“
Und es ging vom Mund des Kindes
Süßer Hauch: „Ich will erbarmen!“

Plötzlich an des Kindes Stelle
Lag ein Mann von dreißig Jahren,
Und es trieb mich an mit Flehen
Ihm sogleich zu offenbaren. -

„O fürwahr, du bist derselbe,
Der als Kindlein dagewesen,
Willst du helfen, willst du retten,
Ach, dann werden wir genesen.“

Weg war Mann und Kind! Urplötzlich
Tobt ein Sturmwind in dem Hause,
Aus den Angeln fliegt die Türe
Auf mit donnerndem Gebrause.

Und ich hörte eine Stimme
Ins erstaunte Ohr mir fließen:
„Sieh, ich habe aufgeschlossen
Und es kann kein Mensch verschließen.“

Aber durch die Kammertüre,
Die der Sturmwind aufgelassen,
Sah ich plötzlich in die Stube
Strömen dichte Menschenmassen.

Alle schauten sie zum Himmel.
Eine sprach zur andern: „Siehe!“
Ich jedoch stand auf vom Lager,
Sank zu Boden auf die Knie.

„Gott“, so sprach ich, „ist erschienen.
Unwert bin ich, nur die Riemen
Seiner Schuhe aufzulösen,
Ihm, dem Preis und Ruhm geziemen.“

Aber in derselben Stunde,
Wo im Geiste dies geschehen,
Ward ein schrecklich Feuerzeichen
An dem Firmament gesehen.

Ähnlich einem Tafeltuche
Hing es nieder von den Sternen,
Und es ward herabgelassen
Aus des Himmels tiefsten Fernen.

Aus dem Tuche steigen Nebel
Auf samt Rauch und Feuerflammen
Und es wickelt wie ein Balken
Plötzlich sich das Tuch zusammen.

Eins der Enden von dem Balken
Hat ein Kronenreif umfangen,
Doch am andern Ende sah man
Eine Geißel Gottes hangen.

Lange sah man diesen Balken
Waagerecht am Himmel glühen
Und die Geißel hochgeschwungen
Feuerfunken niedersprühen.

Endlich sah man noch den Balken
In ein Schlachtschwert sich verändern,
Welches blutrot aufgehoben
Über Städten hing und Ländern.

2. Sonntag: Gericht ohne Erbarmen

In des Jammers Hause sah ich
Über tausend erdenfarb’ne
Schmerzverzehrte Menschen stehen
In dem weiten Krankensaale.

Mitten in dem Saale sah ich
Einen Mann zu Stuhle sitzen,
Dessen Augen gleich der Sonne
Voll erhab’ner Würde blitzen.

Solche Majestät des Wesens
War mir vorher nie erschienen;
Ich erkannte: diese Hoheit
Kann nur Gott zur Hülle dienen.

In der Stirne tiefen Falten
Schien ein Adlerzorn zu liegen;
Ernst und Strenge schien die Milde
Seines Herzens zu besiegen.

Auf das Knie gesenket wagt’ ich
Seine Knie zu umklammern.
Seine Füße sanft zu küssen
Und zu ihm hinauf zu jammern:

„O erbarme dich, Erbarmer!
Sieh des Elends ganze Größe!
O erbarme dich, Erbarmer!
O errette, o erlöse!“

Aber langsam neigt der Hehre
Sein erhab’nes Haupt bei Seiten;
Durch den Wink des Auges sah ich
Mein Gebet mit „Nein“ bescheiden.

Nochmals wag ich meine Bitte,
Aber mit der Hand zurücke
Weist der Hohe majestätisch.
Und er sprach mit ernstem Blicke:

„Meine Rechte hab’ ich zürnend
Auf die Länder ausgestrecket;
Ein Gericht ist angesetzet,
Das die Erdenvölker schrecket.

Meinen Weizen will ich worfeln;
Säubern will ich meine Tenne;
Doch die Meinen will ich sammeln,
Wie die Küchlein lockt die Henne.

Will ein neues Reich mir stiften
Und darein die Treuen setzen,
Die in Buße meiner harren
Und den Glauben nicht verletzen.“

3. Sonntag: Großes Sterben

„Was soll werden?“, war mein Denken,
Als der Geist in Schlaf mich stürzte
Und ich schaute eine Blume,
So die Luft mit Weihrauch würzte.

Während ich am Farbenschmelze
Hochentzückt mein Aug’ erbaue,
Neigt der Blume Haupt sich plötzlich,
Wie berührt von gift’gem Taue.

Und es welkt die Blumenkrone,
Dorrt wie Heu und sinkt zur Erden,
Wird zu Staub und wenig Erde
Und ich hörte: Das soll werden.

Jetzo werd ich abberufen
Und ich ging zum Hospitale,
Und ich stand im Priesterkleide
Mitten in dem Krankensaale.

Jammer spricht hier aus dem Auge
Von den Hunderten Elenden;
Ach an Wärtern fehlt’s und Priestern,
Allen Hilf’ und Trost zu spenden.

Viele kämpfen ihren Tod’skampf
Mit verzehrtem Blick und Leibe,
Rollen in des Schmerzes Zucken
Ihren Körper gleich der Scheibe.

Schaurig rasseln durch die Straßen
Unablässig schwarze Karren,
Und man wirft hinab die Leichen
Ehe sie noch ganz erstarren.

Und bei fernen Leichenzügen
Singen dumpf die Grabgefährten:
„Miserere mei Deus!“
Und ich hörte: „Das soll werden!“

4. Sonntag: Der Turm der Kirche unzerstörbar

Eine Kirche sah ich stehen
Und ich stieg hinauf im Turme;
Plötzlich scheint der Turm zu schwanken,
Wie ein Tannenbaum im Sturme.

„Ach der Turm stürzt!“ rief ich ängstlich.
Und ich ließ in banger Eile
Von der Spitze mich hernieder
An dem nächsten Glockenseile.

„Dieser Turm wird nimmer stürzen
Vor der Welt und Zeiten Ende!“
Also sagte mir ein Starker:
„Siehe an die Fundamente!

Aber jetzo ward ein Quader
Aus des Turmes Kranz gelöset;
Dieses hat dem ganzen Baue
Solches Zittern eingeflößet.“

Und ich sah den Grund gefestet
In des Berges Felsenadern,
Einen Wald von Säulenbogen,
Pfeilern aus den stärksten Quadern.

Unzählbare Eisenstangen
Klammern sich von Stein zu Steine,
Alle Fugen sind verkittet
Zu unlösbarem Vereine.

Also war der Bau geschirmet
Von unsichtbaren starken Stützen,
Daß kein Stein gefunden wurde,
Den nicht tausend andere schützen.

Hochverwundert mußt’ ich rufen:
„Dieser Turmbau wird bestehen.
Ehe seine Zinnen stürzen,
Wird das Erdenrund vergehen.“

Bald erkannt’ ich drauf den Quader,
Welcher damals los sich machte;
Denn es starb zur selben Stunde
Pius, so genannt der Achte.

5. Sonntag: Verwüstung der Kirchen

Mitten in den Strom des Niles
Trugen mich des Geistes Flügel
Über eine öde Insel,
Rings umwogt vom Wasserspiegel.

Wellen kommen, Wellen schwinden,
Schlagen an die Bank von Sande.
Traurig steht der rote Ibis
In dem schwanken Rohr am Strande.

Zwischen Schilfen und Papyrus
Rauscht das Nilpferd ungestaltet;
Und so sonnt das Krokodil sich,
Das den gelben Rachen spaltet.

Linkshin - Lybia, die Wüste -
Rechts - Arabias Felsenmassen -
Ich allein im breiten Strome
Schrecklich einsam und verlassen.

Und die Stimme in dem Innern,
Die da billigt und verklaget,
Schreit: „Ist nirgendwo ein Ausweg?“
Und ihr ward darauf gesaget:

„Sieh, der Weg ist in den Bergen,
Dornig, alpenvoll, uneben;
Durch die Mitte der Gefahren
Führt der eine Weg zum Leben.

Über Schlangen, Basilisken,
Krokodil und Löwenrachen
Sollst du schreiten unverzaget
Und der Hölle Trotz verlachen.“

Von dem Abhang eines Berges
Bin ich gegen Tal gestiegen,
In der Kirche meiner Pfarre
Dem Gebete zu obliegen.

Neben einem Gottesacker
Führten mich vorbei die Schritte,
Und ich sah die Seelenkirche
Offen in der Gräber Mitte.

Ein paar hundert Schritte tiefer
Lag die Kirche in dem Tale;
Da verließ mich der gewohnte
Kirchenweg mit einem Male.

Eine Straße, wohlbekieset,
Vielbefahren, schnurgerade,
Von der Baumallee beschattet,
Sah ich statt dem alten Pfade.

Also kam ich bis zur Kirche,
Da ich öffnen will die Türe
Sinkt sie schwankend aus den Angeln,
Wie ich sie nur leis berühre.

Da ich nun das Innere schaute,
Hat sich mir das Herz empöret:
Betstühl’, Kanzel und Altäre
Sind gestürzet und zerstöret.

Drinnen sieht man niemand beten;
Heu und Stroh erfüllt die Hallen,
Kaufmannsgüter sind darüber
Aufgetürmt in schweren Ballen.

Dieses Haus, dereinst gegründet,
Daß es Gott zur Wohnung diene,
Ist verwendet nun zum Zollhaus
Und zum Warenmagazine.

Und ich seufzte: „O wie schrecklich
Ist das Heiligtum zertreten!
Ausgeraubt ist Gottes Wohnung.
Ach, hier kann ich nicht mehr beten.“

Heimwärts auf demselben Wege
Schritt ich, ganz von Gram erfüllet;
Da begegnet mir ein Fremder,
In ein schwarz’ Gewand verhüllet.

In den Falten des Gesichtes
Schien ein finstrer Groll zu hausen,
Frech und herrisch ist die Stirne
Und sein Aug’ erreget Grausen.

Er durchbohrt mich mit dem Blicke
Aus dem wilden Feuerauge.
Ha! Mir war als ob der Hölle
Abgrund mir entgegenhauche.

Wie beim Anblick der Medusen
Starren mir wie Stein die Glieder;
Und beflügelnd meine Schritte
Kam ich zu dem Kirchhof wieder.

Sieh! Die ganze Kirchhofsfläche
Gleich dem frischen Ackerfelde;
So durchfurchten seine Rasen
Der Verstorbenen Gezelte.

Neben frischen Leichenhügeln
Sah ich viele Gräber offen:
Gott! Erbarme dich der Seelen,
Deren Leib der Tod getroffen!

6. Sonntag: Weltjahrmarkt – Nur gebeugte Knie helfen wider Satan

In dem Innern einer Kirche
Sah ich Männer, Kinder, Greise;
Alle lasen in der Bibel,
Deuchten all sich klug und weise.

Aber ich nach meinem Brauche
Las im Römischen Breviere;
Und es fragten mich die andern,
Welch’ Erbauungsbuch ich führe.

Höchlich staunten alle Leute,
Daß ich noch in diesem Buche
Voller Formeln, längst veraltet,
Meines Geistes Nahrung suche.

Doch ich blieb bei meiner Lesung
Und es trieb mich an, inwendig,
Daß ich sprach: „Der Buchstab’ tötet,
Einzig macht der Geist lebendig.“

Jetzo hör’ ich zu mir sagen:
„Komm, ich will die Welt dir zeigen!“
Und ich ging mit einem Manne
Durch die Stadt. - In tiefem Schweigen.

In der Häuser langen Reihe
Zeigte mir der Mann das seine,
Führte mich in seinen Hausgang
Und dort ließ er mich alleine.

Hinter einer Gartentüre,
Die geöffnet wird nach innen,
Nahm ich Stellung, um die Aussicht
Auf die Straße zu gewinnen.

Sieh! Ein Markt war aufgeschlagen:
Zahllos sah ich Tisch und Buden,
Sah die Käufer und Verkäufer,
Männer, Weiber, Trödler, Juden.

Alle Früchte dieser Erde
Sah ich aufgetürmt zu Haufen;
Aller Länder Fabrikate
Sah ich kaufen und verkaufen.

Was als Stoff zur Kleidung dienet;
Wolle, Linnen, Pelz und Seide;
Was im Abgrund wird gewonnen:
Waffen, Silber, Gold, Geschmeide;

Was dem Auge wohlgefällig,
Was von künstlichem Gebilde,
Was dem Ohre süß und lieblich,
Was dem Fühlen weich und milde;

Was den Gaumen nur erlustigt
Von Getieren, Vögeln, Fischen,
Von Gewürzen, Kräutern, Weinen,
Fand ich auf den Händlertischen.

Aller Menschen Tagsgeschäfte
War ein Markten, Treiben, Dingen,
Um Gewinnste zu erkaufen,
Um Gewinnste zu erringen.

Plötzlich sah ich wilde Tiere,
Wohlbewehrt mit Zahn und Krallen,
Tiger, zottig, schwarz und grausam,
In des Volkes Menge fallen.

Tausend von den Käufern, Händlern,
Sah ich von der Tiere Bissen
Mitten in dem Marktgedränge
Angefallen und zerrissen.

Zitternd in dem Herzensgrunde
Sah ich auf der Tiger Toben.
Sieh! Da kommen schon die Tiger
Gegen mich dahergeschnoben.

Und sie dräuen, grimmig, wütend,
Mit den Zähnen mich zu schnappen;
Und sie drängen mit den Tatzen,
Mir die Türe aufzutappen.

Mit gebeugtem Knie sucht ich
Fest die Türe zuzudrücken;
Und ich zog zugleich das Messer,
Um als Wehre es zu zücken.

Auf der Tiere Köpfe schlug ich
Mit der Waffe viele Male;
Doch es war als träf die Klinge
Einen Helm von stärkstem Stahle.

Solche Feinde zu verwunden,
Kann das Messerlein nichts nützen;
Doch es retten mich die Knie,
So die Türe unterstützen.

Dadurch konnten diese Tiger
In das Haus hinein nicht dringen,
Gleich den Käufern auf dem Markte
Mich zu töten, zu verschlingen.

Während ich noch schwach und zagend
Kämpfe mit der Tiere Grimme,
Hört ich in dem Haus inwendig:
„Ruhig!“ rief des Hausherrn Stimme.

Nun erhob sich große Stille;
Jene Tiger sah ich nimmer;
Doch der Hausherr nahte,
Lud mich freundlich in das Zimmer.

„Zeit zum Essen ist soeben;
Sei auf Fastenkost geladen;
Doch, gehorchst du nicht der Kirche,
Dann ersätt’ge dich mit Braten!“

Ich erklärte ihm dagegen,
Daß ich mich der Kirche füge,
Daß die Fastenkost vom Tische
Jenes Hausherrn wohl genüge.

Unterm Mahle sprach derselbe:
„Unnütz war zum Schutz dein Messer,
Doch die tiefgebeugten Knie
Dienten dir zur Rettung besser.

Nie mehr wird den Feind besiegen,
Wer mit solchen Waffen streitet,
Die er sich nach eig’ner Einsicht
Aus der eig’nen Kraft bereitet.

Satan, stets nach Beute brüllend,
Darf nur dann dich nicht antasten,
Wenn du fleißig Leib und Seele
Waffnest mit Gebet und Fasten.“

7. Sonntag: Aller Gottesdienst erloschen

Eines Hochamts ernste Feier
Hatt’ ich eben übernommen
Und ich war im heiligen Amte
Bis zur Präfation gekommen.

Sieh! Die Präfation des Festtags
War im Meßbuch nicht zu finden.
„Warum säumst du in dem Amte?“,
Lärmt man in der Kirche hinten.

Und ich gab darauf zur Antwort:
„Weil die Präfation ich suche.“
Doch soviel ich immer blätt’re,
Find’ ich keine in dem Buche.

Jetzo hört’ ich eine Stimme:
„Schaue aufwärts an die Wände!
Siehe! Siebenhundertachtzig
Schrieben dort verborg’ne Hände!“

„Ziehe ab!“, so hat die Stimme
Nun zum zweitenmal geschrien;
Eine Zahl ward angeschrieben;
Von der ersten abzuziehen.

Und ich las: „Einhundertsechse“
Und es ruft die Stimme wieder:
„Also lange liegt auf Erden
Aller Gottesdienst darnieder!“

8. Sonntag: Schwanken der Kanzeln

Große Menge füllt die Kirche
Und es herrschet tiefe Stille,
Daß dem Volk verkündet werde
Christi Wort und Gottes Wille.

Da ich jetzt zur Kanzel trete,
Scheint die Kanzel sich zu neigen.
Jemand rief: „Die unt’re Kanzel wankt;
Zu der höh’ren mußt du steigen!“

Auf die höh’re Kanzel stieg ich,
Welche am erhöht’sten Orte
Angebracht war in der Kirche,
Zu gehorchen jenem Worte.

Da beginnt auch diese Kanzel
Zu erzittern und zu beben;
Und dieselbe Stimme hört ich
Sich zum zweitenmal erheben:

„Auch die höh’re Kanzel wanket;
Nötig ist es, daß nun eine
Neue Kanzel an dem Eckstein
Dieses Tempelbaues erscheine.“

9. Sonntag: Beichtstühle in die Wüste entführt

Vor der Kirche eines Klosters
Standen Stühle in dem Freien;
Es bereiten sich zum Beichten
Dichtgedrängte Menschenreihen.

Wohl mit Beichtigern und Priestern
Sind versehen alle Stühle;
Ich saß auch in meinem Beichtstuhl
Im dichten Volksgewühle.

Plötzlich sah ich alle Beichtstühl’
In dem Luftzug sich erheben.
Leicht wie Federn, ob den Köpfen
Der erstaunten Menge schweben.

Auch mein Stuhl war ausgerissen;
Doch erfassend Baumesäste
Konnt ich retten mich vom Schwindel
Und gewann der Erde Feste.

Fürchtend dacht ich: diese Stühle,
Die da flattern gleich den Blättern,
Könnten stürzend aus den Lüften
Viele aus dem Volk zerschmettern.

Und die Büßenden erdrücken,
Die genaht voll Heilsverlangen.
Sieh, da ist ein Sturm vom Herren
Von den Himmeln ausgegangen.

Und es wurden alle Stühle
Samt den Priestern, die drin saßen,
Dorthin, wo sie niemand schaden,
In die Wüste fortgeblasen.

10. Sonntag: Wolkenbruch über Bayern

Auf das Feld war ich gegangen,
Um der Arbeit nachzuschauen;
Und mein Baumann war beschäftigt,
Habersamen auszubauen.

Schwarze Wetterwolken sah ich
Ganz Europa rings umschleiern;
Doch der Himmel strahlte heiter
Einzig auf dem Lande Bayern.

Doch auf einmal hat auf Bayern
Sich das Wolkenmeer ergossen
Und der Sturmwind kam geflogen
Und es fielen schwere Schlossen.

Obdachsuchend vor dem Sturme,
Der hereinfuhr mit Gebrause,
Ging ich in dem nächsten Dorf
Zu dem ersten Bauernhause.

11. Sonntag: Die Erde, ein Schutt- und Ruinenhaufen

Auf dem höchsten Berg der Erde
Lag ich betend auf den Knien;
Durch Marien, Jesu Mutter,
Hat mein Herz zu Gott geschrien.

Wüst lag unter mir die Erde
Und wie weithin herrscht mein Auge,
Dampft ihr Grund wie Vesuvs Krater
Von inwend’gem Brandesrauche.

Der zerklüftet’ schwarze Boden
Ist verkohlet und verglaset;
Über diesem Haufen Schutte
Hat ein Wirbelwind geraset.

Zahllos sah ich die Ruinen
Von den Städten in dem Lande,
Kirchen, Häuser ohne Dachung,
Lodernd von dem innern Brande.

Durch die Öffnungen der Fenster
Glüht es wie ein Höllenrachen;
Hinter schwarzen Eisengittern
Wild die roten Flammen lachen.

Ich verließ nach langem Beten
Dann des Berges Haupt, das kahle,
Stieg durch Reste eines Waldes
Nieder zu dem nächsten Tale.

In den Trümmern eines Dorfes
Da betrat ich Hausruinen,
Wo ich einen Mann erschaue;
Sonst ist niemand mir erschienen.

„Ach, wo bin ich?“, war mein Erstes.
„Tausend Meilen wohl vom Orte,
Wo du nach dem Leibe wohnest,“
Waren des Gefragten Worte.

„Welches Unglück?“, fragt ich weiter,
„Ist in diesem Land geschehen?“
„Ach, so hast du“, war die Antwort,
„Nicht das Schreckliche gesehen?“

„Alle Städte und Fabriken,
Die einst blühten, sind verödet;
Die darinnen sich genähret,
Sind zerstreuet und getötet.“

Ich gewahrte einen Wandschrank;
Öffnend fand ich dicke Bände
Mit der Handschrift alter Mönche
Auf ergrautem Pergamente.

Da ich nach dem Inhalt frage
Dieser staubbedeckten, alten
Schriften, die man hier verwahrte,
Hab als Antwort ich erhalten:

„Inkunabeln von Franziskus
Sind’s, dem Freund der Seraphinen;
Diese kann man jetzo brauchen,
Denn es ist die Zeit erschienen.“

12. Sonntag: Europäischer Satanskampf gegen die Kirche

Ganz Europa war ein Lager
Von dem größten Kriegesheere;
Und es sammeln sich die Scharen
Gleich dem Sande an dem Meere.

Alle Völker waffnen wilde
Schreckens-Revolutionen,
Um die Männer zu bestreiten,
Die auf einem Berge wohnen.

Denn in eine Felsenfeste
Haben sich zurückgezogen
All die wenigen Getreuen,
Die dem Baal das Knie nicht bogen.

Die des Osterlammes Siegel
Klar auf ihrer Stirne tragen
Und, wohin das Lamm auch gehe,
Ihm stets nachzufolgen wagen.

Die am alten Felsen halten,
Hoffnungsvoll nach jenen Worten:
„Daß den Felsen nicht erschüttern
Werden alle Höllenpforten.“

Und ich schaue, wie die Feinde
Aus den Völkern Streiter warben;
Und ich sah bei jedem Stamme
Seine Fahnen, seine Farben.

Einen sah ich, der vor allen
Heißergrimmt im Hasse wütet
Und zum Sturme anzufeuern
Seine Scharen nicht ermüdet.

Furchtbar deckt ihn schwarze Rüstung;
Seine Kraft ist ungeheuer;
Rauh ist jedes seiner Worte
Und sein Blick und Schwert ist Feuer.

Stolz, unbändig ist sein Streitross,
Trauerfarbig und geflügelt,
Das er schnaubend durch die Lüfte
Gegen unsere Festung zügelt.

Wütend schlägt er mit dem Schwerte
An der Festung Eisengittern,
Daß die Mauern wie die Herzen
Der gerechten Christen zittern.

Doch in Kraft des Namen Jesu
Stellt ich mich dem Feind entgegen,
Hielt ihm vor den Namen Jesu
Und des heiligen Kreuzes Segen.

Und ich sah ihn nebst dem Rosse
An dem Felsenberg zerschellen,
Sah ihn fallen gleich dem Blitze
In den Abgrund seiner Höllen.

13. Sonntag: Restauration der Kirche

Auf der Spitze eines Berges
In der Mitte grüner Auen
Sah ich einen neuen Tempel,
Eine neue Kirche bauen.

Von dem Plan des ganzen Tempels
War erst das Portal vollendet.
Welches gleich der Sonne leuchtend,
Jedes Menschen Auge blendet.

Herrlich wölbt sich das Gebäude
Wie ein klarer Regenbogen;
Offen sind die weiten Pforten,
Daß hinein die Völker wogen.

Seine Mauern sind von Golde,
Hell, geschliffen und polieret,
Auch mit vielen Edelsteinen
Und mit Perlen reich gezieret.

Arm sind alle Erdenschätze
Vor dem Wunderwerk der Zeiten,
Nichts Salomonis Tempel gegen
Dieses Baues Herrlichkeiten.

Und ich dachte hochentzücket:
„Welche Kirche wird dies werden!
Ach, ist diese Wohnung Gottes
Nicht zu herrlich für die Erden?!“

14. Sonntag: Christus herrscht

Von demselben Tempelbaue,
Den ich sah zum ersten Male,
Unvergleichbar herrlich strahlend,
Sah ich wieder das Portale.

Durch die offenen Flügeltore
Sah ich jetzt zum Hochaltare;
Dorten, ausgespannt am Kreuze,
Hing das Opferlamm, das wahre.

Seine Stirne ist mit Rosen,
Nicht mit Dornen mehr umbunden;
Kränze schmücken seine Arme,
Herrlich strahlen seine Wunden.

Jesus löst vom Kreuz die Arme
Mit den blühenden Girlanden
Und er schenkt von seinen Wunden
Süße Düfte auf die Landen.

In dem Himmel wie auf Erden
Ihm die Knie alles bieget
Und ich höre eine Stimme:
„Jesus Christus hat gesieget.“

15. Sonntag: Alles eins im Glauben

Wieder sah ich Berg und Kirche
Mit dem herrlichen Portale;
Doch der Weg hinauf war steiler,
Als die beiden ersten Male.

Zu dem goldenen Portale
Reihen Hallen sich und Mauern,
Fest aus gold’nem Guß gefüget,
Um Jahrtausende zu dauern.

Herrlich in der Himmelswölbung
Hat die Kuppel sich erhoben
Und das Kreuz, das Welt
Und Satan überwunden, steht hoch oben.

Meine Augen überraschen jetzt
Drei Tempel in dem einen,
Die vereint und doch geschieden
Als ein Ganzes mir erschienen.

Links ist Gott des Vaters Tempel.
Rechts der Tempel von dem Worte;
Mitten strahlt des Geistes Kirche
In dem heiligen Gnadenorte.

In den dreien Kirchen sah ich
In anbetendem Vereine
Mit den Engeln und den Heil’gen
Die andächtige Gemeinde.

Alle Gläubigen und Frommen
Jeden Ranges, jeden Standes,
Jeden Alters und Geschlechtes,
Jeden Weltteils, jeden Landes.

Wer zum Geist ruft, ehrt den Vater;
Wer den Sohn ehrt, dient dem Geiste:
Niemand kann zu einem flehen,
Der nicht Dreien Ehrfurcht leiste.

Zur Monstranze wählt die Jugend
Sich des Waldes schönste Fichte;
Und es strahlt im grünen Zelte
Jesu Herz in mildem Lichte.

Und es wirft die hellsten Strahlen
Auf die Lande nah und ferne
Und erquickt mit seiner Wärme
Auch des Himmels weit’ste Sterne.

Hochentzückt von dem Gesichte
Sank ich auf die Tempelstufen
Und in Preis und Dank ergossen,
Hat mein Herz zu Gott gerufen:

„O wie fromm ist diese Jugend!
O wie fromm die ganze Herde!
O wie herrlich ist die Wohnung
Meines Gottes auf der Erde!“

Textquelle: Franz Sales Handwercher – Schauungen, Visionen & Prophezeiungen
Theresia Katharina shares this
4391
Vielen Dank für die Mitteilung dieser Schauung, die ich bisher noch nicht kannte.
2 more comments from Theresia Katharina
Theresia Katharina
General Kujat: Es gibt keine Wunderwaffen. Keine W…
Es gibt keine Wunderwaffen, auch die Taurus Rakete ist das nicht. Es ist daher sinnlos und falsch, der Ukraine immer neue Waffen liefern zu wollen. Die heizen nur die Eskalation an und verhindern Verhandlungen.
Heilwasser shares this
50
Eine bedeutsame bayerische Prophetie zur Endzeit 😊
Mir vsjem
Eine sehr bedeutsame Prophetie - glaubwürdig, weil von einem heiligmäßigen Priester. Segenspfarrer wird er genannt.
Wichtige Stichpunkte:
"Und es wurden alle Stühle
Samt den Priestern, die drin saßen,
Dorthin, wo sie niemand schaden,
In die Wüste fortgeblasen."

Die in den Beichtstühlen Sitzenden sind heute größtenteils Ungeweihte, die gar nicht das Sakrament spenden können, und selbst Geweihte …More
Eine sehr bedeutsame Prophetie - glaubwürdig, weil von einem heiligmäßigen Priester. Segenspfarrer wird er genannt.

Wichtige Stichpunkte:
"Und es wurden alle Stühle
Samt den Priestern, die drin saßen,
Dorthin, wo sie niemand schaden,
In die Wüste fortgeblasen."


Die in den Beichtstühlen Sitzenden sind heute größtenteils Ungeweihte, die gar nicht das Sakrament spenden können, und selbst Geweihte (von denen es immer weniger gibt) Schaden an den Seelen anrichten, also keine Heilung der Seele bewirken, sondern Unheil. So werden die Beichtstühle fortgenommen "wo sie niemand schaden"!

Betont wird in den Zeilen das Festhalten am GLAUBEN, DIE BUSSE!

Hervorgehoben wird auch das Wertschätzen des Hochheiligen Namens JESU, das Fasten und das Halten des Freitaggebotes (Doch, gehorchst du nicht der Kirche, dann ersätt’ge dich mit Braten!“), ein Hinweis auf das Freitaggebot, das die Ketzerbande gemäß einer Sekte einfach gestrichen hat, und dieses "andere Opfer" heute niemand bringt, was sie ohnehin wussten.
Dann die Verehrung des heiligen Kreuzes und das Kreuzzeichen, das allerorts früher bei jedem Brotanschnitt getätigt wurde und die Kinder gesegnet wurden, ehe sie das Haus verließen.

Sehr nachdenklich macht, dass zum Eingang der Verse das GÖTTLICHE KIND auf die Bitte um Erbarmen trostvoll antwortet "Ich will erbarmen"!

"Und ich sprach: „Du liebes Kindlein,
Kannst dich über uns erbarmen?“
Und es ging vom Mund des Kindes
Süßer Hauch: „Ich will erbarmen!“"


Während einige Abschnitte weiter "ein Mann mit dreißig Jahren" - CHRISTUS - GOTTESSOHN nicht mehr auf sein Flehen um Erbarmen eingeht.

"Durch den Wink des Auges sah ich
Mein Gebet mit „Nein“ bescheiden.."


Selbst eine zweite Bitte hat keinen Erfolg:
"Nochmals wag ich meine Bitte,
"Aber mit der Hand zurücke
Weist der Hohe majestätisch."


Es ist die Rede vom "dornenvollen Weg", den schmalen Weg, auf den Unser HERR schon verweist.
Geheimnisvoll ist die Beschreibung von Lybien und Arabien, vom Nilstrom und den drei Tieren: der rote Ibis, das Nilpferd und das Krokodil, "das den gelben Rachen spaltet"!
Und immer wieder die offenen Gräber und das Leid .
Auch, wenn man so will, wird "der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte" beschrieben.
Dann die zerrüttete Erde und das Chaos.
Und die geheimnisvolle Zahl, wielange der öffentliche Gottesdienst erloschen sein wird.
Schließlich das materielle Leid, in Fatima vorhergesagt (ganze Nationen werden verschwinden), Revolutionen und ein Krieg:

"Ganz Europa war ein Lager
Von dem größten Kriegesheere"


Es wird von keinem "Antichristen" berichtet und von keinem "Falschen Propheten der Bibel", denn der Abschluss bildet der gewaltige Triumph der Katholischen Kirche, die Friedenszeit und die Gläubigen sind im Glauben und einheitlichem Frieden verbunden.
Heilwasser
Völlig glaubwürdig, weil aus Bayern 😊 (wie Irlmaier)
Mir vsjem
Pius VIII.
Es ist auch die Rede vom damaligen Papst, Pius VIII., ein Fels (Quader) der es noch verstand, den IRRTUM anzuprangern und zu verurteilen. Von ihm wird gesagt, dass seine wesentliche und vordringlichste Aufgabe war, die Sorge für das Seelenheil seiner Herde "damit kein Schaf verloren gehe"! Eben ein Guter Hirte!
Es ist gerade so, als spräche dieser Papst weitsehend für unsere Zeit, denn …More
Pius VIII.
Es ist auch die Rede vom damaligen Papst, Pius VIII., ein Fels (Quader) der es noch verstand, den IRRTUM anzuprangern und zu verurteilen. Von ihm wird gesagt, dass seine wesentliche und vordringlichste Aufgabe war, die Sorge für das Seelenheil seiner Herde "damit kein Schaf verloren gehe"! Eben ein Guter Hirte!

Es ist gerade so, als spräche dieser Papst weitsehend für unsere Zeit, denn schon damals machte sich die Irrlehre breit, dass "alle gerettet" seien ungeachtet des Glaubens. Er verurteilte die Annahme, Licht und Finsternis könne man zur Einheit bringen. Ein Prinzip für die heutige Zeit!

So wie es die Kirche immer lehrte:
Zwischen Irrtum und Wahrheit kann es keinen Kompromiss geben. Ein Nachgeben darin wird unweigerlich zum Verhängnis im Glauben werden.
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Pf. Handwercher
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Tina 13
🙏🙏🙏
Vered Lavan
„Meine Rechte hab’ ich zürnend
Auf die Länder ausgestrecket;
Ein Gericht ist angesetzet,
Das die Erdenvölker schrecket.
Meinen Weizen will ich worfeln;
Säubern will ich meine Tenne;
Doch die Meinen will ich sammeln,
Wie die Küchlein lockt die Henne.
Will ein neues Reich mir stiften
Und darein die Treuen setzen,
Die in Buße meiner harren
Und den Glauben nicht verletzen.“
(2. Sonntag).More
„Meine Rechte hab’ ich zürnend
Auf die Länder ausgestrecket;
Ein Gericht ist angesetzet,
Das die Erdenvölker schrecket.

Meinen Weizen will ich worfeln;
Säubern will ich meine Tenne;
Doch die Meinen will ich sammeln,
Wie die Küchlein lockt die Henne.

Will ein neues Reich mir stiften
Und darein die Treuen setzen,
Die in Buße meiner harren
Und den Glauben nicht verletzen.“
(2. Sonntag).