Köln: Scheiden tut weh
Von Dominik Meiering hatte sich Rainer Maria Kardinal Woelki viel versprochen. Meiering ist Westfale, beständig, zäh, in der Jugendbewegung groß geworden. Und er ist ein charming Boy, ein sympathischer Mann, dem die Sympathien zufliegen, weil seine Art etwas ausstrahlt, diese Gewissheit im Glauben. Vielleicht hatte Woelki das mit dem charming Boy missverstanden und Falsches erhofft. Jedenfalls hat Kardinal Woelki selbst wenig sympathische Ausstrahlung. Er wirkt wie eine Mischung aus Verunsicherung ausgeglichen durch gespielte Überlegenheit, zur falschen Zeit am falschen Ort, viel zu große Schuhe. Selbst da, wo Woelki Richtiges sagt, klingt es wie schief. Woelki fehlt, was für religiöse Menschen eher typisch ist, diese sympathische Ausstrahlung, diese traumwandlerische Sicherheit und emotionale Intelligenz, das Gefühl.
Aus dem Defizit an eigener sympathischer Ausstrahlung, das nicht unbemerkt bleibt, entsteht dann die Anfälligkeit für charismatische Personen, etwa wenn Rupert Neudeck des Weges kommt und seine Boat-People-Saga als heilgeschichtliche Tat aufleuchten lässt, mit dem schauderlichen Ergebnis, dass die vermeintlich gute Tat nur zur bewussten, gewollten und geliebten Unterwerfung unter den Willen des Staates führt. Absoluter Staat und emanzipatorische Visionen gehörten schon immer Hand in Hand, wenn es darum ging, die Bürger ihre Unterordnung lieben zu lassen. Unterwerfung reicht nicht, nein, sie muss auch aus Liebe geschehen. So durften wir dann mit ansehen, wie Köln sein geliebtes Fronleichnamsfest mit einem Boot auf dem Altar des staatlichen Willens opferte. Diese Verstörung und Verletzung der Gefühle der Gläubigen kann nur schwerlich den Wert einer höheren Heilstat beanspruchen, eher ist es eine kalte und berechnende Tat.
Meiering und Woelki, das ist ein kompliziertes Paar von Yin- und Yang-Kräften. Aus der Sicht der kühlen Ratio kann es da durchaus sinnvoll sein, die sympathische Kraft frühzeitig hoch emporzuheben, um sie dann gesichert stürzen zu können. Da kann auch Eifersucht und Missgunst eine Rolle spielen. Gewiss würde Machiavelli ein solches Vorgehen empfehlen, aber unter Freunden und gläubigen Katholiken ist solches nicht üblich.
Nach einem stürmischen Anfang mit einer aspirin-gestärkten Inthronisationsfeier und einer heftigen Beschädigung der Liturgie, die politischen Predigten nicht gezählt, ist jedenfalls festzuhalten, dass die Zerstörung der Liturgie in Köln eingedämmt werden konnte und nur die politischen Predigten geblieben sind. Ob das Verdienst dafür beim Dom-Kapitel oder eher beim Hauptamt zu suchen ist, kann offen bleiben. Im katholischen Milieu müssen alle zusammenhalten und als Netzwerk agieren, damit das Gute wider Erwarten doch eine Chance hat, zu gedeihen. Auf diese Kraft bildet sich Köln viel ein, denn: Es ist ja noch immer gut gegangen.
Woelki gehört zu den Aufrechten. Bei Wikipedia wird er als Mitglied des Bundes Neues Deutschland (Heliand) gelistet. Ob er aber den BND und den ND Heliand immer auseinanderhalten kann, ist durch seine Bootspolitik nicht wirklich erkennbar, auch wenn dieses Boot mittlerweile im Deutschen Museum gelandet ist. Ein bisschen erinnert Kardinal Woelki an den von der FAZ protegierten Jens Spahn: Sätze aus einem Poesie-Album fremder Mächte und Gestalten werden unverstanden abgelesen und sollen Stärke zeigen. Aber die emotionale Beziehungslosigkeit solcher Sätze wird von den Menschen empfunden, weil Person und Satz nicht zueinander passen.
Die Begeisterung für Franziskus und Woelki ist inzwischen verblasst. Auch bei den anfangs Begeisterten und Jubelnden, die außer bei außergewöhnlichen Anlässen sonntags in der Kirche kaum zu sehen sind. Die gläubigen Katholiken aber sind verstört. Die Reihen im Dom sind nicht voller, sondern leerer. Joachim Frank vom Kölner Stadt-Anzeiger zieht sich von der Hallelujah-Position zurück und landet bei einer desillusionierten Haltung, etwa vergleichbar dem Resümee des Spiegel über fünf Jahre Papst Franziskus. Die Kölnische Rundschau wird konkreter und spricht über mangelnde Führungserfahrung des Generalvikars. Im Hauptamt sei es drunter und drüber gegangen. Meiering habe dagegen keine Konzepte gehabt. Das ist im Unterschied zu Franks Kommentar immerhin unfair, denn Woelki ist der bisher schwerste Angriff des deutschen Staates auf die katholische Kirche seit dem Kulturkampf. Und dagegen ein Konzept zu entwickeln, ist nicht die Aufgabe eines Einzelnen, sondern der Kirche insgesamt, des katholischen Milieus.
No pasaran.
Kuckucksrufe und Eselsklagen" (www.eissings.de) oder in Zeiten reaktiver republikanischer Tugenden ist nichts wie es scheint.
Aus dem Defizit an eigener sympathischer Ausstrahlung, das nicht unbemerkt bleibt, entsteht dann die Anfälligkeit für charismatische Personen, etwa wenn Rupert Neudeck des Weges kommt und seine Boat-People-Saga als heilgeschichtliche Tat aufleuchten lässt, mit dem schauderlichen Ergebnis, dass die vermeintlich gute Tat nur zur bewussten, gewollten und geliebten Unterwerfung unter den Willen des Staates führt. Absoluter Staat und emanzipatorische Visionen gehörten schon immer Hand in Hand, wenn es darum ging, die Bürger ihre Unterordnung lieben zu lassen. Unterwerfung reicht nicht, nein, sie muss auch aus Liebe geschehen. So durften wir dann mit ansehen, wie Köln sein geliebtes Fronleichnamsfest mit einem Boot auf dem Altar des staatlichen Willens opferte. Diese Verstörung und Verletzung der Gefühle der Gläubigen kann nur schwerlich den Wert einer höheren Heilstat beanspruchen, eher ist es eine kalte und berechnende Tat.
Meiering und Woelki, das ist ein kompliziertes Paar von Yin- und Yang-Kräften. Aus der Sicht der kühlen Ratio kann es da durchaus sinnvoll sein, die sympathische Kraft frühzeitig hoch emporzuheben, um sie dann gesichert stürzen zu können. Da kann auch Eifersucht und Missgunst eine Rolle spielen. Gewiss würde Machiavelli ein solches Vorgehen empfehlen, aber unter Freunden und gläubigen Katholiken ist solches nicht üblich.
Nach einem stürmischen Anfang mit einer aspirin-gestärkten Inthronisationsfeier und einer heftigen Beschädigung der Liturgie, die politischen Predigten nicht gezählt, ist jedenfalls festzuhalten, dass die Zerstörung der Liturgie in Köln eingedämmt werden konnte und nur die politischen Predigten geblieben sind. Ob das Verdienst dafür beim Dom-Kapitel oder eher beim Hauptamt zu suchen ist, kann offen bleiben. Im katholischen Milieu müssen alle zusammenhalten und als Netzwerk agieren, damit das Gute wider Erwarten doch eine Chance hat, zu gedeihen. Auf diese Kraft bildet sich Köln viel ein, denn: Es ist ja noch immer gut gegangen.
Woelki gehört zu den Aufrechten. Bei Wikipedia wird er als Mitglied des Bundes Neues Deutschland (Heliand) gelistet. Ob er aber den BND und den ND Heliand immer auseinanderhalten kann, ist durch seine Bootspolitik nicht wirklich erkennbar, auch wenn dieses Boot mittlerweile im Deutschen Museum gelandet ist. Ein bisschen erinnert Kardinal Woelki an den von der FAZ protegierten Jens Spahn: Sätze aus einem Poesie-Album fremder Mächte und Gestalten werden unverstanden abgelesen und sollen Stärke zeigen. Aber die emotionale Beziehungslosigkeit solcher Sätze wird von den Menschen empfunden, weil Person und Satz nicht zueinander passen.
Die Begeisterung für Franziskus und Woelki ist inzwischen verblasst. Auch bei den anfangs Begeisterten und Jubelnden, die außer bei außergewöhnlichen Anlässen sonntags in der Kirche kaum zu sehen sind. Die gläubigen Katholiken aber sind verstört. Die Reihen im Dom sind nicht voller, sondern leerer. Joachim Frank vom Kölner Stadt-Anzeiger zieht sich von der Hallelujah-Position zurück und landet bei einer desillusionierten Haltung, etwa vergleichbar dem Resümee des Spiegel über fünf Jahre Papst Franziskus. Die Kölnische Rundschau wird konkreter und spricht über mangelnde Führungserfahrung des Generalvikars. Im Hauptamt sei es drunter und drüber gegangen. Meiering habe dagegen keine Konzepte gehabt. Das ist im Unterschied zu Franks Kommentar immerhin unfair, denn Woelki ist der bisher schwerste Angriff des deutschen Staates auf die katholische Kirche seit dem Kulturkampf. Und dagegen ein Konzept zu entwickeln, ist nicht die Aufgabe eines Einzelnen, sondern der Kirche insgesamt, des katholischen Milieus.
No pasaran.
Kuckucksrufe und Eselsklagen" (www.eissings.de) oder in Zeiten reaktiver republikanischer Tugenden ist nichts wie es scheint.