Klaus Elmar Müller
113809

Armenische Christen - von Ost und West verlassen

120.000 christliche Armenier fliehen demnächst aus ihrer Region Berg-Karabach. Die war bisher praktisch autonom, verstand sich als Staat, aber gehörte völkerrechtlich zum islamischen Aserbaidschan. Das erobert nun militärisch diese armenische Region. Die christlichen Armenier fürchten einen Genozid und fliehen ins armenische Mutterland. 90 % der fast 3 Millionen Armenier sind christlich-orthodox, und nur 14.000 Armenier sind mit dem römischen Papst uniert. Armenien, Aserbaidschan wie auch das nördlichere Georgien gehörten früher zur Sowjetunion. Russisch ist Pflichtsprache an den armenischen Schulen. Putin hat halb Georgien für Russland zurückerobert, verstand sich als Schutzherr Armeniens, aber verspricht sich keine Vorteile von einem Eingreifen zugunsten der armenischen Flüchtlinge. In der Ukraine begründete er seinen Krieg unter anderem damit, russisch bewohnte Orte der ukrainischen Herrschaft wegnehmen zu dürfen und Russland einzuverleiben. Vergeblich bat Armenien Russland um Hilfe, hat sich das Wohlwollen Putins offenbar durch ein gemeinsames militärisches Manöver mit den USA verspielt. Ost oder West – ein „beides“ gibt es anscheinend nicht. Wird der Westen handeln? Die orthodoxen armenischen Bischöfe haben den 1. Oktober als Gebetstag für die Flüchtlinge aus Berg-Karabach ausgerufen. Auf die Solidarität der russisch-orthodoxen Kirche darf man gespannt sein. Aber die Orthodoxie ist seit je national geprägt. Der Katholizismus hingegen, auch wo er in den Nationen Gestalt angenommen hat, war immer universal. Das Foto zeigt ein armenisches Kloster und den Berg Ararat, auf dem Noahs Arche gelandet war. Der Berg Ararat war armenisch und ist heute türkisch infolge des osmanischen Völkermordes an den christlichen Armeniern 1915. Einzelheiten vor allem bei kath.net: Armenien: Kirche verschiebt Myronweihe und betet für Berg-Karabach
a.t.m
Nur warum sollte sich Putin weiter als Schutzmacht für Armenier hergeben und missbrauchen lassen, wenn ihm diese massiv in den Rücken fallen und mit den Gegnern Russlands gemeinsame Sache machen? Siehe eben die Militärübung der Armenier mit den Amis.
Gottes und Mariens Segen auf allen WegenMehr
Nur warum sollte sich Putin weiter als Schutzmacht für Armenier hergeben und missbrauchen lassen, wenn ihm diese massiv in den Rücken fallen und mit den Gegnern Russlands gemeinsame Sache machen? Siehe eben die Militärübung der Armenier mit den Amis.

Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Sannama
Ja, leider ist es so.
Klaus Elmar Müller teilt das
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martin fischer
Das Problem der "territorialen Integrität" vs. "Selbstbestimmunrecht der Völker" ist praktisch nicht zu lösen. Die Armenier lebten seit Jahrtausenden in dem Gebiet, aber weil sie durch Irrungen und Wendungen der geschichte unter aserbajdschansische Staatlichkeit gerieten, darf man sie als "Separatisten" bombardieren und mit Gewalt unterwerfen, auch wenn sie sich scheinbar legitim gegen Unterdrückung …Mehr
Das Problem der "territorialen Integrität" vs. "Selbstbestimmunrecht der Völker" ist praktisch nicht zu lösen. Die Armenier lebten seit Jahrtausenden in dem Gebiet, aber weil sie durch Irrungen und Wendungen der geschichte unter aserbajdschansische Staatlichkeit gerieten, darf man sie als "Separatisten" bombardieren und mit Gewalt unterwerfen, auch wenn sie sich scheinbar legitim gegen Unterdrückung wehren. Sie hatten schlichtweg Pech, dass die Weltmächte kein Interesse an ihrem "Staat" hatten. Das Kosovo wurde auch unterdrückt und rief einen eigenen Staat aus und der wurde vom westen anerkannt, weil der Westen eben ein Interesse daran hatte... deshalb darf Aserbajdschan Armenier die einen Staat gründen wolllen bombardieren und den Kosovaren die das selbe wollten und beschossen wurden half die NATO.
Klaus Elmar Müller
Der Kosovo liegt in Europa. Die Kosovaren wurden vom nationalistischen Serbien maltraitiert. Es war gut, dass die USA die Europäer auf diesen Missstand aufmerksam machten und zum Einschreiten brachten. Ich würde mir militärische Hilfe für die Armenier von Seiten der USA wünschen, da Putin nichts tut. Wären Sie, @martin fischer, damit einverstanden? Würde Putin das kritiklos hinnehmen und wäre …Mehr
Der Kosovo liegt in Europa. Die Kosovaren wurden vom nationalistischen Serbien maltraitiert. Es war gut, dass die USA die Europäer auf diesen Missstand aufmerksam machten und zum Einschreiten brachten. Ich würde mir militärische Hilfe für die Armenier von Seiten der USA wünschen, da Putin nichts tut. Wären Sie, @martin fischer, damit einverstanden? Würde Putin das kritiklos hinnehmen und wäre seine Kritik Ihrer Meinung nach bedeutsam?
martin fischer
Es gibt für mich keine abschliessende Antwort darauf. Zuallererst wäre wohl die Kritik Aserbajdschans bedeutsam, schliesslich liegt Berg-Karabach nach überwiegender Meinung in Aserbajdschan. Meiner Meinung nach ist ein militärisches Eingreifen zum Schutz legitim, aber eben nicht um eine Abspaltung oder einen Regierungssturz durchzusetzen. Meiner Meinung nach wäre es maximal legitim gewesen, die …Mehr
Es gibt für mich keine abschliessende Antwort darauf. Zuallererst wäre wohl die Kritik Aserbajdschans bedeutsam, schliesslich liegt Berg-Karabach nach überwiegender Meinung in Aserbajdschan. Meiner Meinung nach ist ein militärisches Eingreifen zum Schutz legitim, aber eben nicht um eine Abspaltung oder einen Regierungssturz durchzusetzen. Meiner Meinung nach wäre es maximal legitim gewesen, die serbischen Truppen aus dem Kosovo zu vertreiben, aber nicht das Kosovo als unabhängig anzuerkennen. Das Gleiche gilt für die karabach-Armenier. Schutztruppen schicken ist legitim, die Unabhängigkeit anerkennen nicht. In Libyen wäre es maximal legitim gewesen die Gaddafi-Truppen zu stoppen, aber nicht die "rebellen" zum Sieg zu bomben. Verhinderung von Massenverbrechen ja, Einmischung in die territoriale integrität nein. Putins meinung ist nicht bedeutsam in dem Fall, weil er 1. keine zweite Baustelle verkraften kann und 2. Die meinung Russlands bei sochen Fragen die USA eh nicht interessieren. Auch gegen das veto von Russland führte die USA ja Auslandseinsätze durch (irak usw) es interessiert eh niemanden. Es entscheidet nur die macht, ob man es kann. der UN-Sicherheitsrat ist praktisch irrelevant geworden. Ob ein Einsatz nun wegen einem Veto völkerrechtlich illegal ist wie der im Kosovo oder nicht...es ändert ja eh nichts.
martin fischer
Nebenbei gesagt: Das werfe ich auch Putin vor: meiner Meinung nach wäre es für Russland maximal legitim gewesen, die Ostukrainebvölkerung soweit zu schützen durch russische Truppen, dass der Beschuss durch die Ukraine aufhört. Neue gebiete erobern oder die Unabhängigkeit der ostukrainischen Gebiete anzuerkennen ist mMn völlig inakzeptabel. Ich bewerte die territoriale Integrität höher als das …Mehr
Nebenbei gesagt: Das werfe ich auch Putin vor: meiner Meinung nach wäre es für Russland maximal legitim gewesen, die Ostukrainebvölkerung soweit zu schützen durch russische Truppen, dass der Beschuss durch die Ukraine aufhört. Neue gebiete erobern oder die Unabhängigkeit der ostukrainischen Gebiete anzuerkennen ist mMn völlig inakzeptabel. Ich bewerte die territoriale Integrität höher als das selbstbestimmungsrecht, aber bin für weitreichende Autonomierechte und Sonderstatus. usw. @Klaus Elmar Müller
Ein weiterer Kommentar von martin fischer
martin fischer
Generell muss wohl ein völlig neuer Zugang zu dem Thema geschaffen werden. Seit Kosovokrieg, Irakkrieg und jetzt Ukrainekrieg ist die internationale politisch-völkerrechtliche Ordnung praktisch tot. Hat alles keinen Sinn mehr im bisherigen Modus. Nach 1990 wurde alles verbockt, war wohl eine einmalige historische Chance damals nach dem Kalten Krieg, ist aus vielen Gründen gescheitert, damals was …Mehr
Generell muss wohl ein völlig neuer Zugang zu dem Thema geschaffen werden. Seit Kosovokrieg, Irakkrieg und jetzt Ukrainekrieg ist die internationale politisch-völkerrechtliche Ordnung praktisch tot. Hat alles keinen Sinn mehr im bisherigen Modus. Nach 1990 wurde alles verbockt, war wohl eine einmalige historische Chance damals nach dem Kalten Krieg, ist aus vielen Gründen gescheitert, damals was neues aufzubauen, jetzt gibt es einen neuen Kalten Krieg. man hätte die entspannungsphase besser nützen müssen. Vielleicht gibt es in 40-100 jahren wieder die Chance.
Klaus Elmar Müller
@martin fischer Krieglüsternheit liegt am Menschen. Als es noch keine formalen Nationen, aber Ländereien der miteinander verschwisterten und verschwägerten Adligen gab, blieben Kriege nicht aus. Übergreifende Ordnungen und Verträge mögen zeitweilig helfen, Kriege zu verhindern.
martin fischer
Ost und West haben auch beide ein Interesse daran, dass Armenien als nächstes auch noch die Kontrolle über den Zangezur-Korridor (armenisches Kernland) an Aserbajdschan abgibt meint der Beitrag eines griechischen Politologen:
The US and Russia want the "Zangezur corridor," but there can only be one "winner" while Armenians suffer. Greek political scientist Paul Antonopoulos, noted about this on …Mehr
Ost und West haben auch beide ein Interesse daran, dass Armenien als nächstes auch noch die Kontrolle über den Zangezur-Korridor (armenisches Kernland) an Aserbajdschan abgibt meint der Beitrag eines griechischen Politologen:

The US and Russia want the "Zangezur corridor," but there can only be one "winner" while Armenians suffer. Greek political scientist Paul Antonopoulos, noted about this on X—former Twitter. He wrote as follows:
A consistent demand from Azeri dictator Ilham Aliyev and Turkish President Recep Tayyip Erdogan is the opening of the so-called "Zangezur Corridor", a transportation corridor that would connect Azerbaijan proper with its Nakhchivan Autonomous Republic and onwards to Turkey by traversing Armenia's Syunik province without checks or controls.
The US and Russia both support such a corridor but for two very different reasons.

For the US, the opening of the corridor and, therefore, the unimpeded connectivity of the Turkic world will allow "NATO ally" Turkey to penetrate Central Asia more meaningfully beyond linguistics and culture and will ultimately expand in economics, military, etc. Washington hopes that Turkey's greater influence in Central Asia will weaken Russian and Chinese influence, and the opening of the corridor is a step towards that.
For Russia, the corridor opens a new route to friendly markets and even a way to bypass the Black Sea in a desperate situation. This is even more critical for Russia today, considering how the West severely sanctioned it.
Both the US and Russia believe that opening the corridor can undermine the strategy of the other.
The main difference is that the US does not feel the direct effects of its decision to empower pan-Turkism considering it is more than an ocean away from the Caucasus.
By cynically punishing Armenia for Pashinyan's decision to redirect his country's foreign policy in a provocative manner, Russia is empowering pan-Turkism, which is an incalculably greater challenge to Russia's own influence and interests in Central Asia than a pro-US Armenia ever would be.
Turkey will always have a linguistic and cultural advantage over Russia in Central Asia. Turkey also does not have the stigma of being the former coloniser and imperial master of the region, unlike Russia, and it would be naive to believe that Ankara in the future would not be behind anti-Russia initiatives in Central Asia, and with the backing of the US.
In the end, both the US and Russia believe the opening of the "Zangezur Corridor" will be to there advantage amnd while this Game is played out 3000 years of Armenian life in karabakh is being extinguished Paul Antonopoulos: US, Russia want ‘Zangezur corridor’ but there can only be one ‘winner’ while Armenians suffer
martin fischer
Berg-Karabach Chronologie 1813-1994
12. Oktober 1813 Friedensvertrag von Gulistan zwischen dem russischen
Zarenreich und dem Iran, womit Iran das Karabach-Cha-
nat und weitere sieben Chanate im Südkaukasus an
Russland übergibt.
1822 Liquidierung des Chanats Karabach und die Errichtung
einer militärischen Verwaltung (Gubernia) Namens
Jelisawetpol.
16. Juli 1826 Angriff der Iraner auf Karabach.
10.…Mehr
Berg-Karabach Chronologie 1813-1994
12. Oktober 1813 Friedensvertrag von Gulistan zwischen dem russischen
Zarenreich und dem Iran, womit Iran das Karabach-Cha-
nat und weitere sieben Chanate im Südkaukasus an
Russland übergibt.
1822 Liquidierung des Chanats Karabach und die Errichtung
einer militärischen Verwaltung (Gubernia) Namens
Jelisawetpol.
16. Juli 1826 Angriff der Iraner auf Karabach.
10. Februar 1828 Friedensvertrag von Turkmentschai zwischen dem
russischen Zarenreich und dem Iran, womit endgültig
die iranisch-südkaukasischen Gebiete unter russische
Kontrolle fallen.
1840 Durch die neue administrative Aufteilung wird Karabach
zum Teil der kaspischen Provinz des Zarenreiches.
1848–1849 Die erste Ölquelle der Welt wird südlich von Baku ange-
bohrt.
1868–1917 Karabach wird Teil der Provinz Jelisawetpol des Zaren-
reiches.
Ende 19. Jh. Schuschi ist eine der bedeutendsten Städte im Südkaukasus,
mit Theater, Druckereien und Fabriken. Von 1874 bis 1920
gibt es in der Stadt 21 Zeitungen und Zeitschriften, von
denen 19 in armenischer und zwei in russischer Sprache
veröffentlicht werden.
1905–1906 Ausbruch armenisch-tatarischer Auseinandersetzungen
in Baku, Karabach, Jelisawetpol, Nachitschewan.
24. April 1915 Beginn des Völkermords an den Armeniern im Osmani-
schen Reich: 1,5 Millionen Armenien werden massakriert.
Februar 1918 Die türkische Armee dringt in Armenien ein.
März – April 1918 Armenisch-tatarische Auseinandersetzungen werden
in Baku und anderen Regionen des Landes fortgesetzt.
Antiaserbaidschanische Pogrome in Baku.
22. April – 28. Mai 1918 Die Transkaukasische Demokratisch-Föderative Republik
(mit armenischen, aserbaidschanischen und georgischen
Staaten) proklamiert sich als unabhängige, multiethni-
sche Republik. Ende Mai rufen die drei Republiken ihre
Unabhängigkeit aus.
Mai 1918 Gründung der Demokratischen Republik Georgien vom
26. Mai 1918 bis 25. Februar 1921, der Demokratischen
Republik Aserbaidschan vom 28. Mai 1918 bis zum 28.
April 1920 und der Demokratischen Republik Armenien
vom 28. Mai 1918 bis zum 2. Dezember 1918.
22. Juli 1918 Erste Versammlung der Karabach-Armenier wird abge-
halten, die einen Nationalen Rat (Volksregierung) wählt
und Bergkarabach zur selbstständigen politisch-admi-
nistrativen Einheit erklärt. Sie lehnt ab, dass türkische
Truppen Schuschi betreten.
6. September 1918 Die zweite Versammlung der Karabach-Armenier lehnt
die Forderungen des türkischen Truppenführers Nuri-
Pascha hinsichtlich des Anschlusses Bergkarabachs an
Aserbaidschan ab.

15. September 1918 Die türkische Armee nimmt Baku ein.
14. – 16. Sep.1918 Armenierpogrom in Baku, mit tausenden Todesopfern.
17. September 1918 Bei der dritten Versammlung der Karabach-Armenier wird
die Forderung nach der Entwaffnung der armenischen
Bevölkerung abgelehnt, obwohl später der Einmarsch
der türkischen Truppen in Schuschi zugelassen und die
Karabach-Armenier entwaffnet werden.
31. Oktober 1918 Nach dem Waffenstillstand von Moudros ziehen sich
die türkischen Soldaten aus dem Südkaukasus zurück.
In Baku werden sie durch die britische Armee ersetzt.
Dezember1918 Eine britische Militärdelegation kommt in Schuschi an,
um den Status von Bergkarabach zu bestimmen und zu
überwachen.
15. Januar 1919 Die britische Militärdelegation ernennt Sultanov zum
Gouverneur von Karabach und fordert die Karabach-
Armenier auf, seine Herrschaft anzuerkennen.
19. Februar 1919 Die vierte Versammlung der Karabach-Armenier lehnt
das Ultimatum ab und beruft sich auf ihr Selbstbestim-
mungsrecht.
März 1919 Die aserbaidschanische Armee und britische Truppen
werden nach Bergkarabach entsandt, um die Herrschaft
der Aserbaidschaner zu erzwingen. Dies wird von den
Armeniern zurückgeschlagen.
April 1919 Der neue britische Oberbefehlshaber des Kaukasus, Ge-
neral Shuttleworth, verkündet erneut die Entscheidung
seines Vorgängers, die aserbaidschanische Herrschaft über
Karabach anzuerkennen; er bekräftigt Thompsons Plan,
den Status quo beizubehalten, bis die Pariser Friedens-
konferenz die endgültigen Grenzen der Region festlegt.
Die fünfte Versammlung der Karabach-Armenier lehnt
den britischen Plan erneut ab. Die britische Mission rät
Sultanow heimlich, Schuschi mit militärischer Gewalt
zu erobern.
22. August 1919 Die siebte Versammlung der Karabach-Armenier stimmt,
um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden,
durch eine Interimsvereinbarung zu, Karabach als quasi-
autonomes Gebiet unter aserbaidschanische Herrschaft
zu stellen, bis endgültige Ergebnisse der Pariser Friedens-
konferenz vorliegen.
19. Februar 1920 In der achten Versammlung der Karabach-Armenier wird
Sultanovs Forderung nach einem endgültigen Anschluss
von Bergkarabach an Aserbaidschan abgelehnt.
22. März 1920 Antiarmenische Pogrome in Schuschi und in den Dörfern
in der Umgebung (über 20.000 Menschen kommen ums
Leben).
23. April 1920 Die neunte Versammlung der Karabach-Armenier er-
klärt Bergkarabach zum untrennbaren Teil der Republik
Armenien.
10. August 1920 Durch den Friedensvertrag von Sevres werden der Repu-
blik Armenien große Teile Westarmeniens zugesprochen,
was aber nie verwirklicht werden soll.
November 1920 Aserbaidschans Antrag auf eine Mitgliedschaft im Völ-
kerbund und die Anerkennung seiner De-jure-Souverä-
nität werden aufgrund des territorialen Streits und des
Endes dessen Existenz nach der russischen Eroberung
abgewiesen.
1. Dezember 1920 Die zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen
Gebiete Bergkarabach, Zangesur und Nachitschewan
werden vom aserbaidschanischen Revolutionskomittee
als Bestandsteil Armeniens anerkannt.
Dez. 1920/April 1921 Der Aufstand von Karabach-Armeniern wird von der
Roten Armee niedergeschlagen.
16. März 1920 Vertrag von Moskau. Durch das Friedens- und Freund-
schaftsabkommen teilen Sowjetrussland und Türkei Ost-
und Westarmenien entlang der bis heute noch gültigen
Grenze; die Provinzen Kars, Ardahan, Artvin und einige
weitere Grenzbezirke an der kaukasischen Grenze gehen
an die Türkei. Nachitschewan wird auf Forderung der
Türkei zum autonomen Territorium und dem aserbaid-
schanischen Protektorat Aserbaidschans unterstellt.

12. Juni 1921 Bergkarabach wird vom armenischen Volkskomittee
zum untrennbaren Teil der armenischen SSR erklärt.
4. – 5. Juli 1921 Auf der Grundlage des Beschlusses des Kaukasus-Büros
der Kommunistischen Partei Russlands RKP (b) wird
am 4. Juli Bergkarabach der Armenischen SSR zuge-
sprochen. Auf Druck Stalins revidiert dasselbe Plenum
am nachfolgenden Tag (5. Juli) seine Entscheidung und
gliedert Bergkarabach an die Aserbaidschanische SSR mit
einem Autonomiestatus an. Die Karabach-Armenier, als
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Gebietes,
sind mit dieser Entscheidung unzufrieden.
23. Oktober 1921 Vertrag von Kars. Als Grundlage dient der Moskauer
Vertrag vom 16. März 1921, dessen Punkte durch den
Vertrag von Kars bekräftigt werden.
12. März 1922 Gründung der Transkaukasischen Föderation Sozialis-
tischer Sowjetrepubliken, die erst am 5. Dezember 1936
wieder aufgelöst wird. Bildung dreier eigenständiger
Unionsrepubliken der UdSSR (Armenien, Aserbaidschan
und Georgien).
7. Juli 1923 Das autonome Gebiet Bergkarabach (NKAO) wird entgegen
dem Willen seiner rund 95 % armenischer Bevölkerung
als Teil der Aserbaidschanischen SSR gegründet. Das
Sowjetische Exekutivkomittee der Aserbaidschanischen
SSR schneidet das Gebiet geographisch von der Arme-
nischen SSR ab und lässt weitere Teile der armenischen
Siedlungsgebiete des ehemaligen russischen Geouver-
nements Jelisawetpol (Schahumjan, Getaschen, Chanlar
und Gandsak (Gandscha oder Kirowabad)) ebenfalls
außerhalb des Autonomiegebietes.
November 1927 In Bergkarabach werden Faltblätter von der „Union Ka-
rabach mit Armenien“ verteilt. Zahlreiche Verhaftungen
folgen.
Juli 1935 Aghassi Khanjian, Sekretär der KP Armeniens, wird
getötet, nachdem er Josef Stalin die Unzufriedenheit der
Armenier ausgelegt und die Rückgabe von Bergkarabach
und Nachitschewan an Armenien verlangt hatte.
November 1945 Der 1. Sekretär der KP Armeniens, Grigor Arutjonov,
verlangt von Moskau erneut die Eingliederung Berg-
karabach in die armenische SSR.
1965 Petition von 45.000 Karabach-Armeniern für die Wie-
dervereinigung mit Armenien.
1975 Mehrere Karabach-Armenier werden aufgrund einer
Anklage wegen nationalistischer Agitation inhaftiert,
andere aus dem Amt entfernt und ins Exil geschickt.
16. Juni 1981 Aserbaidschan beschränkt die Macht der Bergkara-
bach-Autoritäten durch das Gesetz „Über das Autonome
Gebiet Bergkarabach“ auf die bloße Ratifizierung und
Durchführung der Beschlüsse des Aserbaidschanischen
SSR.
August 1987 Rund 75.000 Karabach-Armenier unterschreiben eine
Petition an den Generalsekretär der KPdSU Michail
Gorbatschow aufgrund der von ihm angeleiteten Peres-
trojka-Politik in der Sowjetunion.
Oktober 1987 Zusammenstöße zwischen Armeniern und Aserbaid-
schanern in Tschardachlu, Bergkarabach. Politische
Massenkundgebungen in Jerewan.
Januar 1988 Petition mit 100.000 Unterschriften von Karabach-Ar-
meniern, die nach Moskau geschickt wird, in der sie die
Abhaltung eines Referendums über den Status der Region
fordern.
Anfang Februar 1988 In Armenien wird das „Karabach-Komitee“ gegründet,
um die Wiedervereinigung von Bergkarabach zu koor-
dinieren.
Anfang Februar 1988 Die Islamische Akademie von Aserbaidschan bestreitet
allgemein die Existenz von Armeniern in Aserbaidschan
und schreibt diesbezüglich einen Brief an den General-
sekretär der KPdSU Michail Gorbatschow.
Ab 12. Februar 1988 In Stepanakert kommt es zu Demonstrationen, Streiks
und Protestaktionen für die Wiedervereinigung.

20. Februar 1988 Der Oberste Sowjet des Autonomiegebietes Bergkarabach
stimmt einstimmig für den Transfer der Region von der
Aserbaidschanischen SSR zur Armenischen SSR.
22. Februar 1988 Bewaffnete Aserbaidschaner bewegen sich aus Agdam
Richtung Askeran (Bergkarabach), um die Armenier zu
„belehren“. Dabei kommen zwei Aserbaidschaner ums
Leben.
27. – 29. Feb. 1988 Antiarmenische Pogrome in der aserbaidschanischen
Industriestadt Sumgait mit Dutzenden Toten.
13. Juni 1988 Der Oberste Sowjet der Aserbaidschanischen SSR lehnt
die Wiedervereinigung von Bergkarabach (NKAO – 20.
Februar 1988) mit dem Armenischen SSR ab. Zwei Tage
danach sagt der armenische Oberste Sowjet „gemäß Arti-
kel 70 der Verfassung der UdSSR bezüglich des Selbstbe-
stimmungsrechts“ die Wiedervereinigung Bergkarabachs
mit Armenien zu.
22. September 1988 Die Zentralmacht in Moskau verhängt den Ausnahme-
zustand über NKAO.
7. Dezember 1988 Erdbeben in Armenien, das über 25.000 Menschen tötet.
11. Januar 1989 Jerewan, Baku und Moskau einigen sich auf eine direkte
Verwaltung Bergkarabachs durch Moskau im Rahmen
eines Sonderverwaltungskomitees.
16. Juli 1989 Gründung der aserbaidschanischen Volksfront-Partei.
August 1989 Aserbaidschan verhängt eine wirtschaftliche Blockade
gegen Armenien und Bergkarabach.
15. September 1989 Beschluss des Obersten Sowjets der Aserbaidschanischen
SSR, die Sonderverwaltung von NKAO aufzulösen.
1. Dezember 1989 Der Oberste Sowjet der Armenischen SSR und der Gebiets-
sowjet Bergkarabachs beschließen die Wiedervereinigung
Armeniens und Bergkarabachs.
13. – 20. Januar 1990 Antiarmenische Pogrome in Baku.
19. – 20. Januar 1990 Militärisches Vorgehen der sowjetischen Armee in Baku.
Ausnahmezustand wird verhängt.
3. April 1990 Austrittsgesetz der UdSSR.
4. August 1990 Levon Ter-Petrosjan wird zum ersten nicht kommunis-
tischen Parlamentspräsidenten Armeniens gewählt.
April – August 1991 Aus 24 Dörfern von Bergkarabach und dem Bezirk
Schahumjan werden Armenier durch die aserbaidscha-
nischen Milizen mit Hilfe der sowjetischen Streitkräfte
deportiert. Bekannt als Operation „Ring“.
30. August 1991 Beschluss des Obersten Sowjets Aserbaidschans über die
Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit.
2. September 1991 Ausrufung der Unabhängigkeit Berkarabachs zusammen
mit der Region Schahumjan durch das Regionalparlament
in Stepanakert (gestützt auf Art. 3 Abs. 1 und Abs. 2 des
Austrittsgesetzes der UdSSR).
8. September 1991 Ajas Mutalibow wird zum ersten Präsidenten Aserbaid-
schans gewählt.
23. November 1991 Auflösung der Bergkarabach-Autonomie seitens Aser-
baidschans.
10. Dezember 1991 In Bergkarabach wird ein Referendum über die Unab-
hängigkeit durchgeführt, wobei 80 % der Abstimmungs-
berechtigten mit „Ja“ zustimmen.
Dez. 1991 – Mai 1994 Aserbeidschan versucht, Bergkarabach mit Gewalt wieder
zurückzuerobern. Im Verlauf des Kriegs gelingt es den
Selbstverteidigungseinheiten von Bergkarabach, nicht
nur das ehemalige Autonomiegebiet zu verteidigen, son-
dern auch ydie Kontrolle über angrenzende strategisch
wichtige Positionen zu erlangen. Rund 20.000 Menschen
von beiden Seiten kommen im dreijährigen Krieg ums
Leben.
24. März 1992 Die Minsker Gruppe der OSZE wird zur Vermittlung im
Bergkarabach-Konflikt gegründet.
April – Nov. 1993 VN-Sicherheitsrat verabschiedet vier Resolutionen mit
dem Aufruf an die Konfliktparteien zur Einstellung von
Kampfhandlungen.
Juli – August 1993 Der Aufstand der Talisch-Mugan-Republik im Süden
Aserbaidschans wird niedergeschlagen.
12. Mai 1994 Das Abkommen über den fristlosen Waffenstillstand
zwischen Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach
tritt in Kraft.
springer.com/content/pdf/bbm:978-3-658-28516-6/1.pdf
Sunamis 49
furchtbar
niclaas
Der armenische Präsident Paschinjan hat bei einem Treffen mit dem Präsidenten Aserbaidschans in Prag dessen volle Souveränität über Berg Karabach zugesichert und dabei die Rolle Rußlands als Schutzverbündeter komplett übergangen. Zudem hat seine Regierung sich dem Westen um den Hals geworfen. Da darf man sich nicht wundern, wenn Rußland jetzt die Füße still hält, zumal es unverändert billige …Mehr
Der armenische Präsident Paschinjan hat bei einem Treffen mit dem Präsidenten Aserbaidschans in Prag dessen volle Souveränität über Berg Karabach zugesichert und dabei die Rolle Rußlands als Schutzverbündeter komplett übergangen. Zudem hat seine Regierung sich dem Westen um den Hals geworfen. Da darf man sich nicht wundern, wenn Rußland jetzt die Füße still hält, zumal es unverändert billige Energie liefert, Militärbasen an der türkischen Grenze unterhält und mit seiner Friedenstruppe im Korridor schon getötete Soldaten zu beklagen hat.
Ursula Sankt
Das wird das traurigste Ereignis 2023.