Einladung an alle zur Diskussion. Wie umgehen mit dem Mitmenschen?
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Ueber den Zorn sagt der Heilige Thomas: Diese menschliche Leidenschaft hat zum Ziel, eine Beleidigung oder andere Ungerechtigkeit zu bekämpfen, um Gerechtigkeit wieder herzustellen. Das Gute am Zorn ist, dass er zum Handeln antreibt. Jedoch soll der Zornige sich nicht die Leidenschaft anmerken lassen sondern so tun als sei er nicht beleidigt worden und ruhig reagieren, also sachlich. Der Hass hingegen ist die grössere Sünde. Denn der Hass will den Gegner vernichten.
Worte des heiligen Bernhard: Ausgehend von dem Wort der Schrift sagt er: "Erstrebt die höchsten Gnadengaben" (1.Kor.12,31), um euch als gute Eiferer zu erweisen. Die allerbeste Gnadengabe ist die Liebe. "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr zueinander Liebe habt." Und " Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander."(Joh.13, 35.34.
Was lässt sich schliesslich überhaupt mit ihr (der Liebe) vergleichen, wo sie doch höher im Preise steht als selbst das Martyrium und der bergeversetzende Glaube? (1.Kor.13, 2.)
Das ist es also, was ich euch sagen will: Der Friede sei mit euch aus euch! und alles, was da von aussen drohen mag, schreckt nicht, weil es nicht schadet. Was hingegen von aussen schmeicheln mag, bedeutet in Wirklich keinen Trost, wenn, was fern sei, im Innern eine Pflanzschule der Zwietracht aufgeschossen wäre.
Geliebteste! habt daher Frieden untereinander und kränket euch gegenseitig nicht, nicht durch Taten, noch mit Worten, noch irgendwie durch Zeichen! damit keiner erbittert und von "Kleinmut des Geistes und Sturm"(Ps .54, 9) überfallen sich etwa gezwungen fühle, gegen die, welche ihn verletzt und betrübt haben, bei Gott Einspruch zu erheben und in ernste Klage auszubrechen.
Denn indem ihr so gegen den Bruder sündigt, sündigt ihr gegen Christus, der sagt: "Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Matth. 25, 40.)
Man muss sich aber nicht nur vor gröberen Beleidigungen hüten, z.B. vor offener Schmähung oder Verwünschung, sondern auch vor heimlicher, giftiger Ohrenbläserei. Es genügt nicht, sage ich, den Mund vor diesem und ähnlichem rein zu bewahren: man muss sich auch vor Kleinigkeiten in acht nehmen. Wenn man das überhaupt eine Kleinigkeit nennen darf, was du dir gegen deinen Bruder erlaubst in der Absicht, ihn zu verletzen,
Denn was du für leicht ansiehst und deswegen um so leichter herausschleuderst, fasst der andere meist anders auf. So verzehrt er sich in brennenden Qualen, seine Seele ist voller Zorn und Hader. Er kann sich geistig mit nichts anderem beschäftigen als mit der erlittenen Kränkung. Sag, wie ist dir damit zu Mute? Wie schmeckt dir dein Gebet oder deine Arbeit, die du unterdessen verrichtest?
Du sagst vielleicht: jener hätte sich einer solchen Kleinigkeit wegen nicht so gross aufzuregen brauchen. Darauf erwidere ich: je geringfügiger die Sache war, desto leichter hättest du sie vermeiden können. Zudem begreife ich nicht wie du etwas leicht nennen kannst, was mehr ist als zürnen, da dies schon gerichtsfällig ist.
Gewiss, es lässt sich auch in unseren (klösterlichen) Gemeinden nicht leicht jedwedes Unrecht vermeiden! Ist dir also vielleicht ein Unrecht widerfahren, dann gib nicht gleich nach Art der Weltmenschen deinem Bruder mit schiefer Widerrede den Schlag zurück. Nimm dir`s auch nicht wie unter dem Scheine der Zurechweisung heraus, mit spitzigen, brennenden Worten die Seele zu durchbohren, für die sich Christus in seiner Huld ans Kreuz heften liess. Die brüderliche Zurechtweisung geht aus der Liebe hervor und hat die Besserung zum Ziel.
O dass doch ein Gerechter mich aus Barmherzigkeit bestrafte und tadelte (Ps. 140, 5), schlüge und wieder heilte, tötete und wiederbelebte (Is. 38, 16)..."