Daniel D. D.
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Die Lehre des Ersten Vatikanums über den päpstlichen Universalprimat

Drittes Kapitel: ÜBER BEDEUTUNG UND WESEN DES PRIMATES DES RÖMISCHEN PAPSTES

Der römische Papst

9 Gestützt auf die klar verständlichen Aussprüche der Heiligen Schrift und im Anschluss an das, was deutlich und offenkundig in den Dekreten Unserer Vorgänger, der römischen Päpste, wie der allgemeinen Konzilien gesagt wird, erneuern Wir deshalb die Erklärung des allgemeinen Konzils von Florenz, wonach alle Christen [folgende Wahrheiten] zu glauben haben:

Hat die ordentliche und unmittelbare Regierungsgewalt über die Gesamtheit der Hirten und Gläubigen, wie über die Einzelnen

10 Der heilige Apostolische Stuhl oder der römische Papst hat den Primat den gesamten Erdkreis inne. Der römische Papst ist der Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus; er ist wirklich der Stellvertreter Christi, das Haupt der ganzen Kirche, der Vater und Lehrer aller Christen; ihm ist von unserm Herrn Jesus Christus im heiligen Petrus die Vollgewalt übergeben, die gesamte Kirche zu weiden, zu regieren und zu leiten; ganz wie es auch in den Akten der allgemeinen Konzilien und in den heiligen Canons enthalten ist.[14]

wie in Glaubens- uns Sittenfragen so auch in Sachen der Disziplin

11 Wir lehren demnach und erklären, dass auf Anordnung des Herrn die römische Kirche über alle andern Kirchen den Vorrang der ordentlichen Gewalt besitzt und dass diese wahrhaft bischöfliche Regierungsgewalt des römischen Papstes [die Untertanen] unmittelbar erfasst. Ihr gegenüber sind daher die Gläubigen und die Hirten jeglichen Ritus und Ranges, und zwar sowohl einzeln wie in ihrer Gesamtheit, zu hierarchischer Unterordnung und zu wahrem Gehorsam verpflichtet. Und das nicht nur in Fragen des Glaubens und des sittlichen Lebens, sondern auch in allem, was zur Disziplin und zur Regierung der Kirche auf dem ganzen Erdenrund gehört. Wenn diese Einigkeit mit dem römischen Papst in den rechtlichen Gemeinschaftsbeziehungen wie im Bekenntnis des gleichen Glaubens treu bewahrt ist, so wird die Kirche Christi wirklich zu Einer Herde unter Einem obersten Hirten[15] Das ist die katholische wahre Lehre: Von ihr kann niemand abgehen, ohne an seinem Glauben und an seinem Heil Schiffbruch zu leiden.

Die päpstliche Gewalt beeinträchtigt nicht die bischöfliche

12 Diese Gewalt des Papstes beeinträchtigt jedoch keineswegs die ordentliche und unmittelbare Regierungsgewalt der Bischöfe, kraft deren sie, die vom Heiligen Geist bestellten Nachfolger der Apostel, als wahre Hirten ihre Herde, wie sie jedem einzelnen anvertraut ist, weiden und führen. Im Gegenteil, die bischöfliche Gewalt erfährt von Seiten des über alle gesetzten Oberhirten in vermehrtem Maß Anerkennung, Nachdruck und Schutz. Das hat der heilige Gregor der Große ausgesprochen mit den Worten: „Die Ehre der ganzen Kirche betrachte im als meine Ehre; die ungeschwächte Autorität meiner Brüder ist mein Ansehen; dann sehe im mich in Wahrheit geehrt, wenn keinem von ihnen die schuldige Ehre versagt wird."[16]

Die päpstliche Gewalt ganz unabhängig von jeder weltlichen Gewalt

13 Aus dieser obersten Regierungsgewalt des römischen Papstes über die Gesamtkirche ergibt sich sodann sein Recht mit den Hirten und Herden der ganzen Kirche frei in Ausübung dieses seines Amtes zu verkehren, um sie auf dem Weg des Heiles belehren und führen zu können. Deshalb verurteilen und verwerfen Wir entschieden jene Ansichten, die es für erlaubt hinstellen, den Verkehr des Oberhirten mit den Hirten und Herden zu verhindern, oder die ihn der Aufsicht der weltlichen Gewalt unterwerfen wollen. Nach diesen sollen die Verordnungen, die vom Heiligen Stuhl oder mit seiner Autorität zur Regierung der Kirche erlassen werden, keine Gesetzeskraft noch Gültigkeit besitzen, wenn sie nicht durch einen billigenden Entscheid der weltlichen Regierungen Bestätigung finden.

Der Papst höchster Richter, daher Appellation an ein allgemeines Konzil unerlaubt

14 Der römische Papst besitzt also in dem kraft höchster göttlichen Rechtes bestehenden Apostolischen Primat die oberste Macht in der ganzen Kirche. Darum lehren und erklären Wir auch, dass er der oberste Richter der Gläubigen ist[17] und dass in allen Angelegenheiten, die in den Schiedsbereich der Kirche fallen, die Berufung an sein Urteil offen steht.[18] Ist aber vom Heiligen Stuhl, dessen Autorität die höchste ist, ein richterlicher Spruch ergangen, hat kein Mensch das Recht, diesen noch einmal zur Verhandlung zu stellen oder sich als Richter darüber aufzuwerfen.[19] Vom rechten Weg irren daher jene ab, die behaupten, es sei erlaubt, von den Entscheidungen der römischen Päpste an ein allgemeines Konzil zu appellieren, als wäre ein solches eine dem römischen Papst übergeordnete Behörde.
15 Wenn also jemand sagt, der römische Papst habe bloß ein Amt der Überwachung oder einer gewissen Leitung, nicht aber die volle und höchste Jurisdiktionsgewalt über die gesamte Kirche, und das nicht nur in den Fragen des Glaubens- und Sittenlebens, sondern auch in allem, was zur Aufrechterhaltung der Ordnung (Disziplin) in der Kirche und zu ihrer Regierung auf der ganzen Welt gehört; oder wer sagt, der Papst habe bloß einen größeren Teil, nicht aber die ganze Fülle höchster Gewalt, oder diese Gewalt sei keine ordentliche und unmittelbare über die Gesamtheit der Kirchen wie über jede einzelne, über alle Hirten und Gläubigen wie über jeden einzelnen: der sei im Bann.

Pastor aeternus, zitiert nach Kathpedia: kathpedia.com/…tle=Pastor_aeternus_(Wortlaut)
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Da @Eugenia-Sarto in ihrem Beitrag Die Lehre der Kirche über den Primat der Päpste. nur einen Teil des Artikels von Pastor aeternus zitiert, soll hier an den vollständige Artikel zum Universalprimat erinnert werden. Entscheidend ist nämlich der Wortlaut des Dogmas und nicht die Erläuterungen von Theologen.

Eine verbindliche Erläuterung zu den Grenzen des Universalprimats gibt z. B. Papst Leo XIII. in Sapientiae christianae Nr. 24.

Da mich Eugenia-Sarto blockiert hat und ich daher bei ihr nicht mitdiskutieren kann, sei dies hier klargestellt.
Eugenia-Sarto
Vielen Dank für den ausführlichen Text. Blockade hatte ich vergessen. Ich hebe sie wieder auf.