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Kann es intellektuell redlich sein, als Agnostiker auf Gott zu vertrauen?

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Werte

Mitgenommene Kerngedanken.
1. Begriff des Glaubens
Glaube muss nicht zwingend auf festen Überzeugungen (doxastischer Glaube) beruhen.
Es gibt auch nicht-doxastische Formen des Glaubens, z. B. „Vertrauen, dass etwas der Fall ist“, statt „überzeugt sein, dass etwas der Fall ist“.
Solcher Glaube kann dennoch rational sein.
2. Philosophischer Rahmen
Die Debatte basiert stark auf erkenntnistheoretischen Konzepten, insbesondere dem Evidentialismus (Glaube ist nur rational, wenn er durch Belege gestützt ist).
P. Kraschl argumentiert gegen eine zu enge Sichtweise wie den Evidentialismus und schlägt vor, dass Vertrauen auch ohne vollständige Überzeugung rational sein kann – insbesondere im religiösen Kontext.
3. Unterschiede zwischen Überzeugung und Vertrauen
Überzeugungen sind entweder wahr oder falsch und entziehen sich oft direkter willentlicher Kontrolle.
Vertrauen hingegen ist evaluativ und voluntativ geprägt, also mit Werturteilen und Willensentscheidungen verbunden.
Beispiel: Man kann darauf vertrauen, dass jemand ehrlich ist, auch wenn man es nicht sicher weiß.
4. Rationalität des nicht-doxastischen Glaubens
Die Rationalität eines Vertrauensglaubens hängt nicht primär von Belegen ab, sondern von seiner praktischen Angemessenheit und seinem Nutzen.
Solcher Glaube ist in gewissem Sinn eher eine Haltung als ein Urteil.
Kraschl stützt sich u.a. auf Entscheidungstheorie (z. B. Nutzenmaximierung), betont aber auch die Grenzen solcher Modelle im Glaubenskontext.
5. Schlussfolgerung
Ein nicht-doxastischer Glaube – verstanden als Haltung des Vertrauens gegenüber einer unüberbietbar vertrauenswürdigen Wirklichkeit (wie Gott) – kann rational sein, auch wenn die Überzeugung, dass Gott existiert, nicht vollständig begründbar ist.
Besonders für Agnostiker ist dieser Zugang zum Glauben interessant: Man kann auf Gott vertrauen, ohne von seiner Existenz überzeugt zu sein.

Nach herkömmlicher Überzeugung schließen sich Agnostizismus und Gottesglaube aus, was man aber in Frage stellen kann.

Nach meiner Erfahrung (Einzelfälle) enden viele Agnostiker als Atheisten.