Bischöfe suchen neuen Partner für Studie zu Missbrauch
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Sie suchten für das Projekt nun einen neuen Partner, teilte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Mittwochmorgen in Bonn mit. Der Schritt sei unumgänglich und hänge «allein mit dem mangelnden Vertrauen in die Person von Professor Dr. Pfeiffer» zusammen. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den Bischöfen sei «zerrüttet».
Wodurch das Vertrauen zerstört wurde, teilte Ackermann im Detail nicht mit. Er erklärte, das Kommunikationsverhalten Pfeiffers gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern habe «leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen». Die Bischöfe hätten sich um eine einvernehmliche Lösung mit Pfeiffer bemüht, aber zu ihrem Bedauern keine gefunden. Die an das KFN bereits gezahlten Forschungsgelder würden zurückgefordert.
Die Bischofskonferenz halte eine kriminologische Erforschung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich weiterhin für notwendig, so Ackermann in der Mitteilung. Daher werde sie in den kommenden Wochen einen anderen Vertragspartner suchen und entsprechende Gespräche führen.
Der Bischof verwies auf Schritte, die die Konferenz im Frühjahr 2010 nach der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle eingeleitet hatte.
Dazu zählten eine Telefon-Hotline, die Überarbeitung der kirchlichen Leitlinien, die Mitarbeit am Runden Tisch der Bundesregierung, Präventionsregeln sowie die materielle Anerkennung erlittenen Leids.
Die sogenannte Pfeiffer-Studie ist eines von zwei großen Forschungsprojekten zum sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche in Deutschland. Das Resultat der ersten hatte Ackermann vor einem Monat vorgestellt. Die wissenschaftliche Leitung lag beim Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen, Norbert Leygraf. Die Studie erbrachte auf der Grundlage der anonymisierten Auswertung von Täterbefragungen und Gutachten ein umfassendes Bild über Täterpersönlichkeiten und Gefahrenmomente im kirchlichen Bereich.
Im Unterschied dazu war für die Pfeiffer-Studie geplant, dass unabhängige Juristen sämtliche Personalakten von Geistlichen in den 27 deutschen Bistümern von 2000 bis 2010 sichten. Ferner sollten Missbrauchsopfer befragt werden. Gegen die Erhebungsmethode hatten einige Priester protestiert, weil sie den Datenschutz für nicht gewährleistet hielten. Pfeiffer betonte daraufhin, dass lediglich Täterakten an das Forschungsinstitut weitergeleitet würden. Die Sortierung der Personalakten sollten Bistumsmitarbeiter übernehmen.
Nur in Zweifelsfällen würde ein ehemaliger Richter zu Rate gezogen, indem ihm anonymisiert der betreffende Fall geschildert werde. Zweifel an der Wirksamkeit des Datenschutzes sowie an der Einhaltung rechtlicher Garantien konnte Pfeiffer dennoch nicht völlig ausräumen.
Offen ist, ob Vorab-Äußerungen des Kriminologen über die vertrauliche Studie zu der Vertragsauflösung beigetragen haben. Pfeiffer war in den vergangenen Jahren durch ein umstrittenes Gutachten im Fall des angeblich von Neonazis ertränkten Jungen von Sebnitz und durch eine fehlerhafte Studie zum Rechtsradikalismus bei deutschen Jugendlichen in die Schlagzeilen geraten.