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Novell: Diese Kirche ohne Eifer und Liebe erinnert an Voltaires brutale Diagnose. Von Juan Manuel de Prada*

Wie ist es möglich, dass die Gläubigen und Priester von Solsona das Abdriften ihres Bischofs nicht bemerkt haben?

Bei jedem, der nicht von Niedertracht befallen ist, sollte der Rücktritt von Bischof Novell große Traurigkeit auslösen, über das Schauspiel eines bis ins Mark zerbrochenen Lebens, über die abgrundtiefe Wunde, die einen Menschen dazu bringt, sein Versprechen zu verraten.

Es gibt kein herzzerreißenderes Schauspiel als das eines Menschen, der eine freiwillig eingegangene Verpflichtung aufgibt: der Verrat an einem Freund, die Untreue gegenüber dem Ehepartner, die Abkehr von einer Berufung.

Hinter solchen Entscheidungen steckt immer - es sei denn, dass derjenige, der die Entscheidung getroffen hat, ein Narr oder ein Hochstapler ist - eine Menge verborgener Qualen, brennender Schmerzen, dunkler Nächte der Seele. Diese Fälle sollten nicht zum Spott oder zur Verurteilung, sondern zu einer demütigen und frommen Betrachtung genutzt werden.

Denn was Bischof Novell widerfahren ist, kann auch uns morgen widerfahren, es sei denn, wir sind jene "makellosen Panzer", von denen Péguy sagt: "Sie verkörpern nicht jene Tür zur Gnade, die im Grunde die Sünde ist. [...] Die Liebe Gottes küsst nicht jenen, der keine Wunden hat. Wer nicht gefallen ist, wird nicht aufgerichtet; wer nicht schmutzig ist, wird nicht gereinigt".

Novell hat zumindest die Gelegenheit, gefallen und schmutzig zu sein; und deshalb kann er aufgerichtet und gereinigt werden. Etwas, was vielleicht jene, die ihn fallen ließen, nachdem sie ihn erhöht hatten, nicht sagen können.

Denn abgesehen von der Traurigkeit des Falles müssen wir die blinde und unpersönliche Bürokratie einer kirchlichen Gesellschaft erwähnen, die die Geisterunterscheidung bei Berufungen vernachlässigt, die auf brüderliche Korrekturen verzichtet (und Novell hat seit vielen Jahren danach geschrien) und die schließlich aufhört, Veronika und Cyrene für jene zu sein, die durch ein Kalvarienberg-Erlebnis gehen.

Wie ist es möglich, dass die Gläubigen und Priester von Solsona das Abdriften ihres Bischofs nicht bemerkt haben? Wie ist es möglich, dass ihre Mitbrüder sich nicht bückten, um ihm das Gesicht abzuwischen oder sein Kreuz zu tragen, als sie ihn am Boden liegen sahen?

Diese Kirche ohne Eifer und Liebe, routinehaft, losgelöst, krank vor Selbstbezogenheit, die die Einsicht verloren hat, zu korrigieren und zu trösten, die einen Mitbruder krank werden lässt, ohne zu merken, dass er krank ist, erinnert uns an Voltaires brutale Diagnose: "Sie treten ein, ohne sich zu kennen, sie leben, ohne sich zu lieben, sie sterben, ohne sich zu betrauern".

In den letzten Tagen gab es wilde Spekulationen darüber, dass Bischof Novell vom Bösen besessen gewesen sein könnte. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Teufel, wenn er von seinen Opfern Besitz ergreift, nicht in der Lage ist, deren Willen zu bezwingen (und sich damit begnügt, ihn ihnen zu nehmen); man kann also nicht sagen, dass die Besessenen sündigen und daher ihre Seelen verdammen.

Welchen Zweck hätte dann die teuflische Besessenheit? Das Ziel des Teufels ist niemals der Besessene, sondern wir, die Beobachter.

Er will, dass wir verzweifeln, weil wir keine "makellosen Hüllen" sind, er will, dass wir unser zerbrechliches Menschsein ablehnen, er will, dass wir uns als Bestien sehen, als niederträchtig und unrein, abscheulich und der Liebe Gottes nicht würdig. Aber Gott, der in die Dunkelheit unserer Wunden sieht, ist bereit, sie zu küssen. Auch die von Bischof Novell.

*Juan Manuel de Prada Blanco, 50, ist ein spanischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Kolumnist. Er gilt als eines der größten Talente der zeitgenössischen spanischen Literatur. Sein Artikel erschien ursprünglich auf Abc.es.
Eugenia-Sarto
Der Herr geht dem verlorenen Schaf nach, bis er es gefunden hat. Möge der einstige Bischof den Weg der Umkehr gehen und die Gnade der Vergebung erhalten.
Vates
Diesen de Prada Blanco kann man sich doch nicht als traditionstreuen Katholiken vorstellen!
Sein weit übertriebenes Mitleid mit dem ach so armen Opfer Novell ist nicht nur primär eine Anklage gegen die Kirche als die angeblich wahre Schuldige an dessen tiefem Fall, sondern in blumiger Pseudotheologie fast schon eine Glorifizierung oder Rechtfertigung für die Sünde, die es ja niemals gibt. Ist er …Mehr
Diesen de Prada Blanco kann man sich doch nicht als traditionstreuen Katholiken vorstellen!
Sein weit übertriebenes Mitleid mit dem ach so armen Opfer Novell ist nicht nur primär eine Anklage gegen die Kirche als die angeblich wahre Schuldige an dessen tiefem Fall, sondern in blumiger Pseudotheologie fast schon eine Glorifizierung oder Rechtfertigung für die Sünde, die es ja niemals gibt. Ist er gar ein Vertreter der menschlichen Allerlösungsirrlehre bzw. der menschenleeren Hölle, die J.P. II. höchstwahrscheinlich propagiert hat und durch seine Schuld immer verheerender
werdende Einbrüche in die Reihen selbst der altrituellen damit Katholiken verursacht?
De Prada Blanco erwähnt weder die allzeit reine Jungfrau und Gottesmutter Maria, die von Gott doch mehr geliebt wird als alle Sünder aller Zeiten zusammen, noch die Notwendigkeit der Reue als unabdingbare Voraussetzung für die Vergebung der Sünden durch Gottes Barmherzigkeit. Er sollte auch an seinen großen Landsmann, den hl. Johannes vom Kreuz denken, der viel mehr unter kirchlichen Verfolgungen leiden mußte als der unglückselige Bischof Novell -
ohne zu fallen wie dieser. Hat Gott ihn deshalb weniger geliebt, weil er ihn nicht aus dem Schmutz als "Voraussetzung" seiner Gnade erheben mußte?
Theresia Katharina
Gerade die Eifrigen sollen ausgeschaltet werden. Novell muss zur Gesundung die Unzucht mit dieser Frau meiden und eine räumliche Trennung herbeiführen, damit er eine Chance auf Ablösung hat und jeden Kontakt vermeiden. Am besten wäre der Eintritt in ein Kloster zur Generalreinigung und Besinnung für längere Zeit.
Theresia Katharina
Dass sich Novell während seiner Bischofszeit bei einem katalanischen Fest als Teufel verkleidete, ist sehr bedenklich. Entweder hat er sich da einen Dämon eingefangen, der ihn widerstandlos in die Arme dieser Frau trieb oder er war bereits kontaminiert und hat sich weitere eingefangen. Diese vermögen einen Menschen zu übernehmen.
michael7
Jeder Christ wird für einen gefallenen Mitchristen beten und suchen, dort, wo er kann, ihn wieder aufzurichten!
Es kann sein, dass jemand in einer großen Not zusammenbricht. Der Mensch kann aber auch aus Leichtsinn oder Übermut fallen.
Und: Natürlich kann jemand vom Teufel verfolgt/umsessen/besessen werden, auch ohne eigene Schuld. Darüber brauchen wir nicht urteilen.
Die Kirche hat den Auftrag,…Mehr
Jeder Christ wird für einen gefallenen Mitchristen beten und suchen, dort, wo er kann, ihn wieder aufzurichten!
Es kann sein, dass jemand in einer großen Not zusammenbricht. Der Mensch kann aber auch aus Leichtsinn oder Übermut fallen.
Und: Natürlich kann jemand vom Teufel verfolgt/umsessen/besessen werden, auch ohne eigene Schuld. Darüber brauchen wir nicht urteilen.
Die Kirche hat den Auftrag, zu heilen, aber auch wie Jesus zur Umkehr aufzurufen. Denn auch das gehört dazu, wenn man zum Heil führen will: Der Appell an den Willen zum Guten, aber auch das Bewusstsein, dass wir ohne Gottes Gnadenhilfe nichts vermögen und daher vor allem um Seine Hilfe beten sollen!
BluePepper
"Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Teufel, wenn er von seinen Opfern Besitz ergreift, nicht in der Lage ist, deren Willen zu bezwingen (und sich damit begnügt, ihn ihnen zu nehmen); man kann also nicht sagen, dass die Besessenen sündigen und daher ihre Seelen verdammen." Mit Verlaub, aber diese Aussage ist sowas von falsch und daneben. Man hat den Eindruck dieser Artikel wurde unter allzu …Mehr
"Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Teufel, wenn er von seinen Opfern Besitz ergreift, nicht in der Lage ist, deren Willen zu bezwingen (und sich damit begnügt, ihn ihnen zu nehmen); man kann also nicht sagen, dass die Besessenen sündigen und daher ihre Seelen verdammen." Mit Verlaub, aber diese Aussage ist sowas von falsch und daneben. Man hat den Eindruck dieser Artikel wurde unter allzu wallenden Hormonen und einer Vorliebe für die Person des Bischofs geschrieben. Denn viele Aussagen darin sind falsch/irreführend. Der ganze Artikel wirkt schon fast mit homo-erotischer Motivation geschrieben.