Neue Runde: Die kirchliche Verflechtung mit der „Aktion Leben“
Der österreichische Lebensschützer Josef Preßlmayer lässt in der Frage der Verstrickung österreichischer Diözesen mit der umstrittenen Vereinigung „Aktion Leben“ nicht locker.
Am 10. Mai 2013 besuchte er zum wiederholten Mal den Bruder des emeritierten Papstes, Prälat Georg Ratzinger in Regensburg. Preßlmayer fragte ihn, ob er eine Korrespondenz aus dem Jahr 2012 zwischen dem Prälaten und Bischof Küng von St. Pölten in einem Buch veröffentlichen dürfe. Das Buch beschreibt die Verquickung der österreichischen Diözesen mit „Aktion Leben“.
Prälat Ratzinger schrieb zwei Briefe an Küng, in denen er dem Bischof die von Preßlmayer erhaltenen Informationen über die Verstrickung zwischen Kirche und Aktion Leben berichtete. Mit Erlaubnis von Bischof Küng publizierte Preßlmayer auch dessen Antwortschreiben an Prälat Ratzinger in seinem Buch.
Der Brief von Bischof Küng an Prälat Ratzinger lautet:
Lieber Herr Prälat!
Vor kurzem habe ich von Herrn Dr. Josef Preßlmayer die Nachricht bekommen, dass er schon mehrmals mit Ihnen, lieber Herr Prälat, über die „Aktion Leben“ und im Allgemeinen über die Situation des Lebensschutzes in Österreich sprechen konnte. Nun bittet er um einen Termin, den ich ihm selbstverständlich gerne geben werde.
Es tut mir leid, dass Sie in diese seit langem bestehende Konfliktsituation verwickelt wurden, aber ich kann gut verstehen, dass Sie angesichts der sicher sehr dramatischen Aussagen von Herrn Dr. Preßlmayer seiner Bitte entsprochen und das Anliegen direkt dem Hl. Vater vorgetragen haben. Dr. Preßlmayer hat ja schon mehrmals vor der Nuntiatur in Wien einen Hungerstreik gehalten, weil er die fixe Vorstellung hat, der Heilige Vater müsse dringend eingreifen.
Es handelt sich um eine komplexe Materie. „Aktion Leben“ ist im Kampf gegen die „Fristenlösung“ Anfang der 70er Jahre entstanden, wurde später (in der 70er Jahren) zu einem selbstständigen, von der Kirche unabhängigen Verein, der freilich von den Wurzeln her kirchlich (aus den Reihen der „Katholischen Aktion“) ist und auch heute noch vielfach von den Diözesen und ihren Pfarren getragen wird.
Die „Aktion Leben“ hat eine Entwicklung durchgemacht: da in der gesetzlichen Situation, bedingt durch die Politisierung und Polarisierung des Themas Abtreibung, keine Änderung erreichbar war, hat sich „Aktion Leben“ sehr bald mit der Situation abgefunden, dass die liberale Gesetzgebung – jedenfalls derzeit – nicht veränderbar ist, und sich in ihren Tätigkeiten immer mehr auf Beratung von schwangeren Frauen, Prävention und in den letzten zwei Jahrzehnten auf die Auseinandersetzung mit den bioethischen Fragen konzentriert.
Von Anfang an stand in der Prävention der Slogan „Verhütung ist besser als Abtreiben“ im Vordergrund. Diesbezüglich bestand und besteht weiterhin ein Dissens zum Lehramt der Kirche. Die Berater/innen der „Aktion Leben“ sind damit einverstanden, dass jene Verhütungsmittel, die eine Gefährdung des Lebens bedeuten, abzulehnen sind, aber sie propagieren Verhütung.
Ich hatte mit ihnen im Laufe der Jahre in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Gespräche über dieses Thema, einige Male auch Auseinandersetzungen in aller Öffentlichkeit. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, hier ein Umdenken im Sinne der Lehre der Kirche herbeizuführen, wobei allerdings zu bedenken ist, dass die Nichtannahme der Enzyklika Humanae Vitae nicht nur ein Problem der „Aktion Leben“ ist.
Einer der besonders schwierigen Punkte ist der Begriff „ergebnisoffene Beratung“. Auch diesbezüglich habe ich mit der Leitung „Aktion Leben“ wiederholt gerungen. Dennoch bin ich nach all den Gesprächen zur Überzeugung gelangt, dass Ihnen – im Gegensatz zu dem, was Dr. Preßlmayer behauptet – Lebensschutz schon ein echtes Anliegen ist. Sie konnten mir auch glaubhaft versichern, dass sie nicht Mifegyne vermitteln. Eine 100 %ige Sicherheit, dass wirklich alle Beraterinnen und Berater immer korrekt ihre Aufgabe wahrnehmen, kann ich natürlich auch nicht geben.
Wo sie in ihren Aussagen immer klar sind und eine wertvolle Arbeit leisten, das sind die verschiedenen bioethischen Fragen. In diesem Bereich haben sie in den letzten Jahren auch wiederholt die öffentliche Meinung wirksam beeinflusst.
Auf Grund des Dissenses im Bereich Prävention, Sexualerziehung, Verhütung hat die Österreichische Bischofskonferenz schon vor Jahren festgelegt, dass „Aktion Leben“ als Verein von der Österreichischen Bischofskonferenz keine Subventionen erhält, wohl aber bekommt sie streng zweckgewidmet finanzielle Mittel für schwangere Frauen in Not. Im vergangenen Jahr haben wir das noch verdeutlicht, indem ein eigener Fond geschaffen wurde, aus dem nicht nur „Aktion Leben“, sondern prinzipiell alle Lebensschutzbewegungen finanzielle Zuwendungen für schwangere Frauen in Not erhalten, wobei sie, die zweckgebundene Verwendung des Geldes nachweisen müssen. Mit anderen Worten: „Aktion Leben“ bekommt schon seit Jahren von der Bischofskonferenz kein Geld abgesehen von diesen Zuwendungen für schwangere Frauen.
In den letzten Jahren habe ich außerdem die Bischöfe wiederholt aufgefordert, in ihren Diözesen klare Entflechtungen der „Aktion Leben“ von den diözesanen Einrichtungen vorzunehmen. In diesem Zusammenhang gibt es nämlich oft heftige Angriffe seitens Dr. Preßlmayer und Gloria TV (ein privates Fernsehen).
Dr. Preßlmayer meint seine Aktionen und sein hartnäckiges Insistieren sicherlich gut, ist aber in seinen Methoden oft aggressiv; er neigt auch dazu, die Dinge aus seinem Blickwinkel darzulegen, wobei es bisweilen zu Verzerrungen kommt, ist aber diesbezüglich nicht beeinflussbar.
Nochmals, es tut mir leid, dass Sie da verwickelt worden sind. Eines hat Dr. Preßlmayer immerhin erreicht, dass wir genötigt sind, immer wieder erneut die Standpunkte zu prüfen und neue Anläufe zur Verbesserung zu versuchen. Manche Dinge – wie z. B. die Sexualerziehung an den Schulen – sind in der Tat eine Katastrophe. In der nächsten Bischofskonferenz widmen wir einen Studiennachmittag diesem Thema und ich bitte Sie um Ihr Gebetsgedenken.
Gerne denke ich an Ihren kurzen Aufenthalt in meinem Haus zurück. Gerne würde ich Sie wiedersehen. Die Lage der Kirche ist sehr schwierig. Gerade in Österreich haben wir derzeit sehr zu kämpfen.
Am 10. Mai 2013 besuchte er zum wiederholten Mal den Bruder des emeritierten Papstes, Prälat Georg Ratzinger in Regensburg. Preßlmayer fragte ihn, ob er eine Korrespondenz aus dem Jahr 2012 zwischen dem Prälaten und Bischof Küng von St. Pölten in einem Buch veröffentlichen dürfe. Das Buch beschreibt die Verquickung der österreichischen Diözesen mit „Aktion Leben“.
Prälat Ratzinger schrieb zwei Briefe an Küng, in denen er dem Bischof die von Preßlmayer erhaltenen Informationen über die Verstrickung zwischen Kirche und Aktion Leben berichtete. Mit Erlaubnis von Bischof Küng publizierte Preßlmayer auch dessen Antwortschreiben an Prälat Ratzinger in seinem Buch.
Der Brief von Bischof Küng an Prälat Ratzinger lautet:
Lieber Herr Prälat!
Vor kurzem habe ich von Herrn Dr. Josef Preßlmayer die Nachricht bekommen, dass er schon mehrmals mit Ihnen, lieber Herr Prälat, über die „Aktion Leben“ und im Allgemeinen über die Situation des Lebensschutzes in Österreich sprechen konnte. Nun bittet er um einen Termin, den ich ihm selbstverständlich gerne geben werde.
Es tut mir leid, dass Sie in diese seit langem bestehende Konfliktsituation verwickelt wurden, aber ich kann gut verstehen, dass Sie angesichts der sicher sehr dramatischen Aussagen von Herrn Dr. Preßlmayer seiner Bitte entsprochen und das Anliegen direkt dem Hl. Vater vorgetragen haben. Dr. Preßlmayer hat ja schon mehrmals vor der Nuntiatur in Wien einen Hungerstreik gehalten, weil er die fixe Vorstellung hat, der Heilige Vater müsse dringend eingreifen.
Es handelt sich um eine komplexe Materie. „Aktion Leben“ ist im Kampf gegen die „Fristenlösung“ Anfang der 70er Jahre entstanden, wurde später (in der 70er Jahren) zu einem selbstständigen, von der Kirche unabhängigen Verein, der freilich von den Wurzeln her kirchlich (aus den Reihen der „Katholischen Aktion“) ist und auch heute noch vielfach von den Diözesen und ihren Pfarren getragen wird.
Die „Aktion Leben“ hat eine Entwicklung durchgemacht: da in der gesetzlichen Situation, bedingt durch die Politisierung und Polarisierung des Themas Abtreibung, keine Änderung erreichbar war, hat sich „Aktion Leben“ sehr bald mit der Situation abgefunden, dass die liberale Gesetzgebung – jedenfalls derzeit – nicht veränderbar ist, und sich in ihren Tätigkeiten immer mehr auf Beratung von schwangeren Frauen, Prävention und in den letzten zwei Jahrzehnten auf die Auseinandersetzung mit den bioethischen Fragen konzentriert.
Von Anfang an stand in der Prävention der Slogan „Verhütung ist besser als Abtreiben“ im Vordergrund. Diesbezüglich bestand und besteht weiterhin ein Dissens zum Lehramt der Kirche. Die Berater/innen der „Aktion Leben“ sind damit einverstanden, dass jene Verhütungsmittel, die eine Gefährdung des Lebens bedeuten, abzulehnen sind, aber sie propagieren Verhütung.
Ich hatte mit ihnen im Laufe der Jahre in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Gespräche über dieses Thema, einige Male auch Auseinandersetzungen in aller Öffentlichkeit. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, hier ein Umdenken im Sinne der Lehre der Kirche herbeizuführen, wobei allerdings zu bedenken ist, dass die Nichtannahme der Enzyklika Humanae Vitae nicht nur ein Problem der „Aktion Leben“ ist.
Einer der besonders schwierigen Punkte ist der Begriff „ergebnisoffene Beratung“. Auch diesbezüglich habe ich mit der Leitung „Aktion Leben“ wiederholt gerungen. Dennoch bin ich nach all den Gesprächen zur Überzeugung gelangt, dass Ihnen – im Gegensatz zu dem, was Dr. Preßlmayer behauptet – Lebensschutz schon ein echtes Anliegen ist. Sie konnten mir auch glaubhaft versichern, dass sie nicht Mifegyne vermitteln. Eine 100 %ige Sicherheit, dass wirklich alle Beraterinnen und Berater immer korrekt ihre Aufgabe wahrnehmen, kann ich natürlich auch nicht geben.
Wo sie in ihren Aussagen immer klar sind und eine wertvolle Arbeit leisten, das sind die verschiedenen bioethischen Fragen. In diesem Bereich haben sie in den letzten Jahren auch wiederholt die öffentliche Meinung wirksam beeinflusst.
Auf Grund des Dissenses im Bereich Prävention, Sexualerziehung, Verhütung hat die Österreichische Bischofskonferenz schon vor Jahren festgelegt, dass „Aktion Leben“ als Verein von der Österreichischen Bischofskonferenz keine Subventionen erhält, wohl aber bekommt sie streng zweckgewidmet finanzielle Mittel für schwangere Frauen in Not. Im vergangenen Jahr haben wir das noch verdeutlicht, indem ein eigener Fond geschaffen wurde, aus dem nicht nur „Aktion Leben“, sondern prinzipiell alle Lebensschutzbewegungen finanzielle Zuwendungen für schwangere Frauen in Not erhalten, wobei sie, die zweckgebundene Verwendung des Geldes nachweisen müssen. Mit anderen Worten: „Aktion Leben“ bekommt schon seit Jahren von der Bischofskonferenz kein Geld abgesehen von diesen Zuwendungen für schwangere Frauen.
In den letzten Jahren habe ich außerdem die Bischöfe wiederholt aufgefordert, in ihren Diözesen klare Entflechtungen der „Aktion Leben“ von den diözesanen Einrichtungen vorzunehmen. In diesem Zusammenhang gibt es nämlich oft heftige Angriffe seitens Dr. Preßlmayer und Gloria TV (ein privates Fernsehen).
Dr. Preßlmayer meint seine Aktionen und sein hartnäckiges Insistieren sicherlich gut, ist aber in seinen Methoden oft aggressiv; er neigt auch dazu, die Dinge aus seinem Blickwinkel darzulegen, wobei es bisweilen zu Verzerrungen kommt, ist aber diesbezüglich nicht beeinflussbar.
Nochmals, es tut mir leid, dass Sie da verwickelt worden sind. Eines hat Dr. Preßlmayer immerhin erreicht, dass wir genötigt sind, immer wieder erneut die Standpunkte zu prüfen und neue Anläufe zur Verbesserung zu versuchen. Manche Dinge – wie z. B. die Sexualerziehung an den Schulen – sind in der Tat eine Katastrophe. In der nächsten Bischofskonferenz widmen wir einen Studiennachmittag diesem Thema und ich bitte Sie um Ihr Gebetsgedenken.
Gerne denke ich an Ihren kurzen Aufenthalt in meinem Haus zurück. Gerne würde ich Sie wiedersehen. Die Lage der Kirche ist sehr schwierig. Gerade in Österreich haben wir derzeit sehr zu kämpfen.