de.news
181,7 Tsd.

Tucho Fernández: Eine unreife Gefühlswelt. Von Magdalena Veletta

Das dritte, von vier erotischen und fragwürdigen Gedichten, die Erzbischof Tucho Fernández in seinem Buch "Heile mich mit deinem Mund" zum Besten gibt lautet folgendermassen:

Me preguntas
que le pasa a mi piel
cuando te miro,
y a mis labios
que tiemblan como locos.


Du fragst mich
was mit meiner Haut passiert
wenn ich dich ansehe,
und mit meinen Lippen
die wie verrückt zittern.


Es sind unkontrollierbare Gefühle oder Stress, die solche Hautreaktionen auslösen. Die Haut verändert sich dann oftmals durch eine Rötung, durch rote Flecken, oder durch Erblassen.

Der Schreiber "Tucho" (Fernández) kann bestimmt ein Lied davon singen, sind doch alle seine Gedichte stark von Emotionen geprägt, wie vom Zittern seiner Lippen und der damit verbundenen Weinerlichkeit.

In diesem Gedicht "Du fragst mich", handelt es sich um Gefühle des Hingerissenseins von einer Person, die mit Begehrlichkeit einhergeht.

Sobre todo a mis labios
que no se aquietan,
que no se calman
amor,
que se ahogan.


Vor allem an meinen Lippen
die sich nicht beruhigen
die nicht zur Ruhe kommen
Liebe,
die sie durchflutet.


Diese Zeilen weisen auf eine unreife, sich widerstreitende Gefühlswelt hin. Sie drückt sich bei Fernández auch darin aus, dass er seine ersten zwei Gedichte mit "Victor M. Fernández" zeichnet, dieses dritte Gedicht aber mit dem intimeren Namen "Tucho" signiert.

Johann Wolfgang von Goethe drückt dieses Gefühl so aus: "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen."

"Tucho" ist aber ein Priester, der fast weinerlich mit seinen Gefühlen kämpft. Das ist nachvollziehbar, handelt es sich doch um eine "ausweglose und ungeordnete Beziehung". Er hält dieses ihn "durchflutende Gefühl" dennoch für "Liebe".

Den jungen Menschen, für welche "Tucho" hier schreibt, würde der Heilige Paulus wohl mit folgenden Worten antworten: "Wenn du nicht enthaltsam leben kannst, so solltest du heiraten. Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren." (1 Kor 7,9). Aber lesen wir weiter:

Miedo,
eso pasa.
El temor de tocarte
otra vez
con mi boca,
y sentir que me muero.


Furcht,
das (es) passiert.
Die Angst, dich zu berühren
nochmals
mit meinem Mund,
und zu fühlen, dass ich sterbe.


Man spricht nicht umsonst, bei der Vereinigung von Mann und Frau in der Ehe, von einem "kleinen Tod", welcher dort aber in "neuem Leben" erwachen kann. "Tucho" (Fernández) beschreibt ein Gefühl des Sterbens, das damit nichts zu tun hat und einen bitteren Geschmack hinterlässt. Von seiner Verzweiflung überwältigt und von seinen Gefühlen den Tränen nahe, schreibt er weiter:

Porque es terrible,
loca,
desfallecer de nuevo
en un beso sagrado,
sabiendo que se acaba,
que termina,
que no es eterno
ese alivio bendito,
que su tibia locura
morirá ...


Weil es schrecklich ist,
verrückt,
wieder ohnmächtig
in einen heiligen Kuss zu fallen,
zu wissen, dass es vorbei ist,
dass (es) endet,
dass (es) nicht ewig ist
diese gesegnete Erleichterung,
dass sein lauwarmer Wahnsinn
sterben wird ...


Diese Angst, dass "die gesegnete Erleichterung" dieses Kusses vergänglich ist, wird mit "in einen heiligen Kuss fallen" beschrieben, welche auch als "Fallen ins Nichts" gedeutet werden könnte, obwohl er diesem Kuss eine heilige, sakrale Note zuspricht.

Kaum niedergeschrieben, traut "Tucho" (Fernández) diesen Begriffen doch wieder nicht, weil seine Furcht nicht der Handlung an sich gilt, sondern seine Gedanken um deren Vergänglichkeit kreisen, welche in einem "Überdruss der Person" enden könnte. Deshalb wird aus dem "heiligen Kuss" plötzlich nur ein "lauwarmer Wahnsinn", der nicht "ewig" sein und "sterben" wird.

Auch Johann Wolfgang von Goethe lässt seinen unglücklichen "Faust", als dieser eine Wette mit dem Teufel abschliesst, sprechen: "Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!" (Faust I)

Nun wird diese Problematik allerdings nicht von "Faust", sondern von einem Priester und Seelsorger durchlebt. Selbst wenn es nur gedanklich wäre, müsste sich "Tucho" bewusst sein, dass wir im "Confiteor" (Schuldbekenntnis) bekennen, dass wir uns auch in "Gedanken und Worten" schuldig gemacht haben.

Es kommt noch dazu, dass die Zeilen für junge Menschen geschrieben sind, welche dadurch in einen wirren Zustand versetzt werden könnten. Aber es wird noch heftiger.

Por eso, no preguntes
que le pasa a mi boca.
Mátame de una vez
con el próximo beso,
desangráme del todo,
loba,
devolveme la paz
sin piedad


Also frag nicht
was mit meinem Mund passiert
töte mich auf der Stelle
mit dem nächsten Kuss,
lass mich verbluten,
Wölfin,
Gib mir Frieden
gnadenlos


Man würde es sich zu einfach machen, diese Worte nur als eine Variation der "Dracula-Story" abzutun, der sich "Tucho" (Fernández) freiwillig, fordernd und lustvoll ausliefert.

Für mich liest sich dieses Ende des Gedichtes wie eine erschreckende Umkehrung des liturgischen "Agnus Dei"-Gebetes.

Der durch einen Judas-Kuss verratene Jesus Christus, das "Lamm Gottes", welches am Kreuz für uns verblutet, um unsere Sünden zu tragen und "hinweg zu nehmen" (Joh 1,29) soll sich, so beten wir, unser erbarmen und uns seinen Frieden geben.

Genau diese Worte benutzt "Tucho" (Fernández) in umgekehrter Weise. Anstelle des "Lammes" setzt er eine "Wölfin", die ihn "gnadenlos", durch ihren letzten Kuss, für seine ungeordnete Leidenschaft bestrafen und "verbluten" lassen soll, um ihm so "Erleichterung" und einen faulen "Frieden" zu verschaffen.

"Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund." (Lk 6,45) Was meinte wohl der Evangelist mit diesem Satz?

Die Besprechung der vorausgehenden Gedichte findet sich hier:

"Heile mich mit deinem Mund". Von Magdalena Veletta
"Heile mich mit deinem Mund". Von Magdealena Veletta
Vates
Pfui, "Tucho"!
Goldfisch
Gabriela Meier
Blödsinns"gedichte"
Sunamis 49
that's amoris....
Fredl Fesl
Dass so ein Typ Präfekt der Glaubenskongregation (früher Hl. Officium (!)) wird, ist wirklich haarsträubend bis unglaublich.
Hätte man soetwas in der Zeit vor Franz als möglich angedacht, hätte ich es als völlig absurd abgetan.
Nüchtern betrachtet, ist dieser Fernández eine buchstäbliche Katastrophe schon allein im Bischofsamt - und jetzt dann noch "oberster Glaubenswächter" (!?) - als Katholik …Mehr
Dass so ein Typ Präfekt der Glaubenskongregation (früher Hl. Officium (!)) wird, ist wirklich haarsträubend bis unglaublich.
Hätte man soetwas in der Zeit vor Franz als möglich angedacht, hätte ich es als völlig absurd abgetan.

Nüchtern betrachtet, ist dieser Fernández eine buchstäbliche Katastrophe schon allein im Bischofsamt - und jetzt dann noch "oberster Glaubenswächter" (!?) - als Katholik kann man die aktuelle zeitliche Manifestation dieser Kirche wirklich nicht mehr ernst nehmen.

Am besten alles, buchstäblich alles, was derzeit von lokalen oder römischen "Autoritäten" kommt, völlig ignorieren.

Statt dessen dem Glaubenskompendium vom Hl. Papst Pius X treu bleiben...
Carlus teilt das
279
Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über. Auch bei diesem Herren.
Gisela Mueller
Na ja, Herz... 🤭
Goldfisch
Schandfleck würd es eher treffen!
Klaus Elmar Müller
Als erotische Lyrik sehr gelungen.