Soll das "Vater unser" neu formuliert werden? - Der Aorist ist die Lösung
Die Zeit für eine öffentliche Diskussion über die Worte "...und führe uns nicht in Versuchung" im "Vater unser" ist reif. In der Praxis ist es doch schon seit Jahren so, dass wir unterschiedliche Formulierungen gebrauchen und dehalb ständig über diese Stelle stolpern. Dem traditionellen Beter ist vielleicht die Einheit im Gebet wichtig, weshalb er sie so betet wie bisher üblich. Manch einem ist es doch wichtiger was man betet weshalb er die Worte aufgrund seines Gottesbildes nicht aussprechen kann. Ich selber mag die Übersetzung aus dem griechischen Urtext am liebsten: "Du führst uns nicht hinein in die Versuchung, sondern erlöst uns hinweg vom Bösen." Das Wort "führe" ist nämlich im Urtext ein Aorist. Diese Zeitform kennen wir im Deutschen nicht. Er bezeichnet eine Wirklichkeit, die in der Vergangenheit zustande gekommen ist, in der Gegenwart Bedeutung und Aktualität hat und bis in die Zukunft andauert. Deshalb ist die bisherige Übersetzung nicht falsch gewesen. Sie darf aber nun in die Gegenwartsform hineinwachsen indem wir sie glaubend aussprechen. Das gilt aber nicht nur für diese Textstelle, sondern für alle anderen auch. Daraus ergibt sich eine neue Fassung des Gebets: "Vater unser im Himmel, geheiligt wird dein Name. Es kommt dein Reich. Dein Wille wird wie im Himmel so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gabst Du uns heute und vergibst uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern immerfort vergeben. Du führst uns nicht hinein in die Versuchung, sondern erlöst uns hinweg vom Bösen. Amen". Ich habe aber keine Probleme um der Einheit Willen die alten Worte zu sprechen. Es ist doch viel wesentlicher was ich dabei denke. Ich würde mich aber freuen, wenn die Herrenworte von unseren Hirten, verbunden mit guten Predigten, diese neue Form bekämen. Von Veränderung von biblischen Worten halte ich dagegen gar nichts. Das bricht ihnen die himmlische Kraft und die haben wir, gerade in unser heutigen Zeit, so bitter nötig.