KÖK #3 Was ist jetzt nötig?

(1) Das im Dialog Erreichte muß allgemein bekannt werden, und es muß kirchlich verbindlich erklärt werden. Vom Lutherischen Weltbund und der katholischen Kirche ist eine "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" erarbeitet worden; darin sind die zur Reformationszeit bestehenden Gegensätze als "nicht kirchentrennend" bezeichnet:
- Wir sind erlöst allein durch Kreuz und Auferstehung des einzigen Mittlers Jesus Christus.
- Das Heil ist Geschenk der Liebe Gottes.
- Wir empfangen die Rechtfertigung "allein im Glauben" – wie Thomas von Aquin erklärte -, nicht aufgrund von Werken.

Die Gemeinsame Erklärung wurde vom kirchlichen Lehramt und von den Synoden lutherischer Kirchen sorgfältig geprüft. Am 31. Oktober 1999 haben Repräsentanten des Lutherischen Weltbundes und der katholischen Kirche in einer Gemeinsamen Feststellung den Grundkonsens endgültig bejaht.

In ähnlicher Weise müssen andere Übereinstimmungen verbindlich werden: diejenige im Abendmahls- und Eucharistieverständnis sowie über Kirche und Amt. Frühere gegenseitige Lehrverurteilungen können als heute nicht mehr den Partner treffend erklärt werden. Eine verbreitete Ansicht, die Ökumene stagniere, entspricht nicht der Wirklichkeit, beruht vielmehr auf mangelnder Kenntnis oder ängstlichem Unwillen.

(2) Wir sollen schon jetzt unseren Glauben in Wort und Tat gemeinsam bekennen und die bestehende Einheit leben, uns für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gemeinsam einsetzen.

Alle Christen sind eine "königliche Priesterschaft"; sie sollen die großen Taten Gottes verkünden (vgl. 1 Petr 2,9).

(3) Wichtig ist verantwortliche "Basisökumene", da "die 'Obrigkeit' in der Kirche nichts schaffen kann, was nicht zuvor in ihrem Leben an Einsicht und Erfahrung aus Glauben gereift ist" (Kardinal Ratzinger). Das Zweite Vatikanische Konzil erntete, was in Jahren zuvor – oft unter Leiden und Schwierigkeiten – in der Bibelbewegung, Laienbewegung, Liturgischen Bewegung und Ökumenischen Bewegung gewachsen war.

(4) "Ökumenische Wortgottesdienste sollten", wie die Deutschen Bischöfe mehrfach, zuletzt 1994, gefordert haben, "nach Möglichkeit fester Bestandteil des Lebens der Gemeinden werden." Gemeinsames Beten stärkt und fördert unsere Gemeinschaft (ökumenische Spiritualität).

"Alle sollen eins sein, damit die Welt glaube." Wenn sich dieses Gebet unseres Erlösers Jesus Christus erfüllt – wie wir zuversichtlich hoffen -, werden Leid und Leiden vieler Menschen behoben, können wir vereint Zeugnis geben und glaubwürdig der dringend notwendigen Evangelisierung nachgehen.

"Laß uns eins sein, Jesu Christ, wie du mit dem Vater bist, in dir bleiben allezeit heute wir in Ewigkeit. Erbarm dich, Herr" (GL 644,7).
__________

Heinz Schütte: Kleiner Ökumenischer Katechismus. Fünfte, aktualisierte und ergänzte Auflage, © Johannes-Verlag Leutesdorf 2001, S. 13 f. - Mit kirchlicher Druckempfehlung des Ständigen Vertreters des Diözesanadministrators (Bistum Trier), Nr. 1/12001 vom 21. März 2001, i.A. Prof. Dr. Maximilian Hommens.