Maximilian Schmitt
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Auch Joseph Lécuyer, der Redakteur des Novus Ordo der Bischofsweihe, gibt offen den stoizistischen Ursprung des zentralen Begriffes dieses Ritus' zu

Lécuyer in einem Artikel in REVUE DES SCIENCES PHILOSOPHIQUES ET THÉOLOGIQUES, 1952

Dabei spricht er die Bedeutung in der Stoa nur sehr oberflächlich an und vermeidet erst recht auf dessen kosmologische Bedeutung in der Lehre der Stoa zu sprechen zu kommen und bleibt nur bei den Seelenfunktionen, aber gerade die kosmologische Bedeutung wurde vielseitig von Gnostikern ausgeschlachtet. Stattdessen leitet Lécuyer hopplahop auf jene Bedeutung zu, die er dem zuschiebt, unter Mißachtung jeder spätantiken Hermeneutik.

Den Hinweis in der Fußnote auf Cyrill von Alexandrien habe ich mir genauer angeschaut. Der Kirchenvater sieht darin eine Gabe der Seelenstärke, die in der Taufe und Firmung verliehen wird, was also nichts mit einer Bischofsweihe zu tun hat. Daß das Zitat, das er den Schriften Theodorets entnimmt, einen Geschmack von Nestorianismus hat, verwundert nicht weiter. Aber vor allem dort und auch bei Theodor von Mopsuëstia, der ebenfalls einen schalen Beigeschmack von Nestorius aufweist, hat sich Lécuyer gerne bedient. Interessant ist, daß er in seinem Artikel die Sakramentalität der Bischofsweihe in Zweifel zieht. Aus diesem Grunde stört ihn das auch nicht weiter, daß Cyrill v. Alex. von Taufe und Firmung spricht, denn laut Lécuyers Aussagen ist die Bischofsweihe kein sakramentaler Akt; das wesentliche ist ja die Priesterweihe, und ein Bischof soll daher ja nur etwas Charakterfestigkeit verliehen bekommen, damit er Chef sein kann. Zwar lehrt Vatikanum II ausdrücklich einen bischöflichen Weihecharakter, jedoch hat man sich einen Ritus nach dem Geschmack von Lécuyer eingehandelt.

@Santiago_ ; @Oenipontanus
Maximilian Schmitt
Die Leugnung der Sakramentalität der Bischofsweihe war Lécuyers Programm. Ausgangspunkt ist bei ihm, daß in den apokryphen Canones Hippolyti, die Teil des alexandrinschen Sinodos sind (eine zweifelhafte Sammlung der Monophysiten, die schon auf der Lateransynode Papst Martins I. verworfen wurde), die das Gebet zur Handauflegung der Priesterweihe dasselbe ist, wie zur Bischofsweihe, nur, daß man …Mehr
Die Leugnung der Sakramentalität der Bischofsweihe war Lécuyers Programm. Ausgangspunkt ist bei ihm, daß in den apokryphen Canones Hippolyti, die Teil des alexandrinschen Sinodos sind (eine zweifelhafte Sammlung der Monophysiten, die schon auf der Lateransynode Papst Martins I. verworfen wurde), die das Gebet zur Handauflegung der Priesterweihe dasselbe ist, wie zur Bischofsweihe, nur, daß man das Wort "Bischof" durch "Priester" ersetzt und daß der Priester nicht inthronisiert wird. Logischerweise kümmert es ihn nicht, wenn die Bischofsweihe, die er erstellt hatte, hinter den Anforderungen der überlieferten Lehre zurückbleibt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen einer Abtweihe und einer Bischofsweihe besteht nach ihm nicht. Zwar insistiert selbst Vaticanum II auf der Sakramentalität der Bischofsweihe, jedoch hat man den Bock zum Gärtner gemacht, indem Lécuyer dieser "Konzilskirche" eine nichtsakramentale Weihe verpaßte, die seinen Theoroien entsproß.