Labre
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PFINGSTEN: "IHR SOLLT MEINE ZEUGEN SEIN ..." v. Kaplan A. Betschart

Am Sonntag nach Christi Himmelfahrt haben wir - menschlich gesprochen - ein unmögliches, ja ein schreckliches Evangelium gehört. Denn da stehen die ungeheuerlichen Worte Jesu an Seine Apostel:

“Ihr werdet von Mir Zeugnis ablegen... es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst zu tun glaubt...” (Joh 15,27-16,2.4).

Für einen sogenannten normalen Menschen, vielleicht auch für einen normalen Christen ist dies doch schlichtweg eine Zumutung, wegen des Zeugnisses für Christus aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestossen und vielleicht sogar umgebracht zu werden. Wie kann man so etwas überhaupt “Evangelium”, das heisst Frohbotschaft nennen? - Und vielleicht fragen Sie sich, was das Ganze am heutigen Tage überhaupt soll; schliesslich feiern wir ja Pfingsten.
Dieses “anstössige” Evangelium lässt sich nur von Pfingsten her verstehen; ja in einem gewissen Sinn ist es sogar ein Pfingstevangelium. Denn Christus sagt nämlich auch:

“Wenn der Tröster (der Heilige Geist) kommt, den Ich euch vom Vater senden werde ...” (Joh 15,26).

Ohne die Sendung des Heiligen Geistes, des Trösters, ist dieses Evangelium nicht zu verstehen, geschweige denn in die Tat umzusetzen. Der beste Beweis dafür sind die Apostel, im negativen wie im positiven Sinne. Durch sie haben wir einen wunderbaren Anschauungsunterricht erhalten. Die Apostel hatten in der Schule des Herrn selber lernen dürfen. Sie hörten alle Seine Predigten und sahen an Seinem Beispiel täglich, wie Seine Worte gemeint waren, und sie erlebten sogar seine Wunder, davon drei Totenerweckungen. Verstanden aber hatten sie nicht allzuviel. Ihr Urteil blieb trotz alldem massiv diesseitig, obwohl Er doch immer vom Ewigen Leben sprach. Sie dachten an Reichtum, Ehre und Macht, obwohl Er sie über Leiden, Tod und Auferstehung lehrte. Ihr Herz war voll Rache und Zorn, obwohl Er von Sanftmut und Verfolgung-Erleiden gepredigt hatte. Sie waren geistig einfach nicht mitgekommen.
Dann kam die Sendung des Heiligen Geistes am Pfingstmorgen mit dem Sturm und den feurigen Zungen. Und das Sprachenwunder: es war im Verhältnis zu dem, was aus den Aposteln wurde, geradezu eine unwesentliche Begleiterscheinung. Wesentlich war ihr neues Verständnis der Botschaft Christi. Kein neues Wort, keine neue Belehrung brauchten sie, aber ein inneres Licht, um die Zusammenhänge zu verstehen, und eine Erinnerung, um die Lehre Jesu gegenwärtig zu haben. Genau das bekamen sie und zwar in einem Masse, dass Petrus eine unvorbereitete Predigt halten konnte, die so faszinierend war, dass sich an diesem Tag dreitausend Menschen taufen liessen..
Schliesslich sind sie hinausgezogen bis an die Grenzen der Erde, um Zeugnis zu geben für Christus und Sein Reich. Und sie taten dies nicht nur mit einem ungeheuren Mut und mit grosser Tapferkeit, sondern auch mit einer grossen Freude und Begeisterung, trotz schwerster Verfolgungen. In der Apostelgeschichte können wir lesen, dass die Apostel vom Hohen Rat gezüchtigt, das heisst ausgepeitscht worden waren, weil sie trotz des Verbotes im Namen Jesu predigten. Dann heisst es wörtlich:

“Diese (die Apostel) aber gingen weg vom Hohen Rat, voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden. Sie hörten (trotzdem)nicht auf, täglich im Tempel zu lehren und die Frohbotschaft von Jesus als dem Messias zu verkünden” (5,42 f.).

Die Apostel sind nicht wiederzuerkennen. Aus furchtsamen, ja feigen und kleinmütigen Männer sind tapfere, furchtlose Apostel geworden.

Genau dasselbe würde auch für uns gelten, wenn wir uns so vom Heiligen Geist umgestalten liessen wie die Apostel. Denn auch wir sind von Christus durch die Sakramente der Taufe und der Firmung gerufen, Zeugen zu sein für Ihn und Sein Reich - furchtlose, tapfere und mutige Zeugen. Glauben Sie ja nicht, dies sei unmöglich, wir seien ja unbekannt und ohne jede Bedeutung. Dieses Zeugnisgeben findet im Alltag statt in aller Schlichtheit und Einfachheit, indem man den katholischen Glauben lebt. Wer mit liebender Aufmerksamkeit in seiner Seele auf die leise innere Stimme des Heiligen Geistes hört und versucht, den Willen Gottes, der sich ja darin kundtut, zu leben, der ist ein Zeuge für Christus im besten Sinne des Wortes. Dieses Zeugnis, das in geduldiger Treue Tag für Tag gelebt wird, ist so kostbar, dass für den, der es lebt, nach dem Tode die Pforte zum ewigen Leben, zum Paradies offensteht.
Dieses Zeugnis-Geben im Heiligen Geist ist aber nicht nur für ihn selber kostbar, sondern auch für viele ihm unbekannte Menschen, denen er auf Grund des göttlichen Heilsplanes jene Gnaden erwirken kann, die zur Rettung dieser Menschen für die Ewigkeit notwendig sind. Der Erfolg wird einmal in der Ewigkeit sichtbar sein. Dies ist ein Apostolat, von dem die Kirche letztlich lebt.
Schon im christlichen Altertum wusste man um die grosse Bedeutung eines christlichen Lebens. Im Brief an Diognet, Ende des 2. Jahrhunderts - “ein eindruckvolles Zeugnis vergeistigten christlichen Offenbarungsglaubens und Selbstbewusstseins” - heisst es über die Christen:

“In der Welt und doch losgelöst von der Welt, sind die Christen der Sauerteig der Welt:
Die Christen sind weder durch Heimat noch durch Sprache und Sitten von den übrigen Menschen verschieden ... Dabei legen sie einen wunderbaren und erstaunlichen Lebenswandel an den Tag ...
Sie leben im Fleische, aber nicht nach dem Fleisch. Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. Sie gehorchen den Gesetzen und überbieten in ihrem Lebenswandel die Forderungen der Gesetze. Sie lieben alle und werden doch von allen verfolgt. Man kennt sie nicht und verurteilt sie doch; man tötet sie, und doch gibt es immer Christen, überall, zu jeder Zeit. Sie sind arm und machen doch viele reich. Sie leiden Mangel an allem und haben doch auch wieder an allem Überfluss ... Sie werden gekränkt, und sie segnen; sie werden verspottet und erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden als Übeltäter bestraft. Zum Tode verurteilt, freuen sie sich; denn im Sterben finden sie das Leben.
Kurz - was die Seele im Leibe ist, das sind die Christen auf der Welt. Die Seele wohnt zwar im Leibe, aber sie stammt nicht aus dem Leibe. Ähnlich wohnen die Christen in der Welt, ohne von der Welt zu sein. Die unsichtbare Seele ist in den sichtbaren Leib eingeschlossen; ähnlich weiss man von den Christen zwar, dass sie in der Welt sind, aber ihre Religion bleibt unsichtbar. Das Fleisch hasst und befehdet die Seele, obwohl sie ihm kein Leid antut; bloss weil es von ihr gehindert wird, seinen Lüsten zu frönen. Ebenso hasst die Welt die Christen, die ihr doch nichts zuleide tun, nur weil sie sich ihren Lüsten widersetzen. Die Seele liebt das ihr feindselige Fleisch und die Glieder. Ähnlich lieben auch die Christen ihre Hasser ... Selber unsterblich, lebt die Seele im sterblichen Leib. So wohnen auch die Christen im Vergänglichen, aber sie erwarten die Unvergänglichkeit im Himmel.”


Als Christ ist man ein Zeuge, oder man ist kein Christ, der diesen Namen verdient. Jesus Christus selbst ist am Kreuze gestorben, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben. Wer ein Jünger Christi sein will, der wird nicht darum herumkommen, um des Zeugnisses willen zu leiden, Verfolgung zu ertragen und oft auch den Tod auf sich zu nehmen, wie das Millionen von Menschen allein im zwanzigsten und im jetzigen Jahrhundert taten und tun. Ein friedliches und geruhsames Zeugnisablegen, das zu seiner Bekräftigung keinerlei Gefahren zu bestehen, geschweige denn das Leben einzusetzen hat, wird immer einen äusserst beschränkten Wert haben und überdies keine Sicherheit für seine Festigkeit bieten. Je mehr es hingegen kostet, um so mehr ist es auch wert und um so mehr ist es ein Beweis für die Treue des Zeugen. Für Christus ein ganzes Zeugnis abzulegen, ungeachtet der Schwierigkeiten, Leiden und Kämpfe, denen man begegnen kann, dies ist die Lebensaufgabe des wahren Christen. Vergessen wir dabei nicht: Gott lässt Seine Freunde nie im Stich und schenkt ihnen grosse Freuden, schon in diesem Leben.

In aller Demut bitten wir den Heiligen Geist um die Gabe der Stärke, durch die wir befähigt werden, als echte Zeugen zu leben und “keinen Anstoss zu nehmen” (Joh 16,1) an den Leiden und den Verfolgungen dieser Zeit.
alfredus
" .. Ihr sollt meine Zeugen sein .. ! Schön wäre es, wenn es so wäre. Wer ist heute schon noch Zeuge ? Oberhaupt, Kardinäle, Bischöfe oder Laien ? Zeugen sein, wenn facto die Mission und der ewige Missionsauftrag Jesu, auf Eis gelegt wird ? ! Das Christentum ist schal, schwach und bedeutungslos geworden, bedingt durch einen Klerus ohne Feuer. Was denken wohl die meisten Bischöfe über ihren Auftrag …Mehr
" .. Ihr sollt meine Zeugen sein .. ! Schön wäre es, wenn es so wäre. Wer ist heute schon noch Zeuge ? Oberhaupt, Kardinäle, Bischöfe oder Laien ? Zeugen sein, wenn facto die Mission und der ewige Missionsauftrag Jesu, auf Eis gelegt wird ? ! Das Christentum ist schal, schwach und bedeutungslos geworden, bedingt durch einen Klerus ohne Feuer. Was denken wohl die meisten Bischöfe über ihren Auftrag : .. zu lehren und damit Zeuge zu sein .. ? ! Der eigentliche Glaube wird hauptsächlich durch das Glaubensvolk getragen, denn die Bischöfe lehren gegen einander und widersprüchlich. Zu allem dem kommen aus Rom destruktive Signale ! Himmel hilf, hilf o, Maria, Mutter der Kirche ! 🙏 🙏 🙏
Klaus Peter
Wer ist der Verfasser des Briefes an Diognet?
archangelus
Schön, besonders schön und ergreifend finde ich das Zitat von dem Brief an Diognet.