Erzdiözese Wien: Laien werden Gemeindeleiter
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Als nächster Schritt des Umbauprozesses der Erzdiözese Wien liegen nun die Leitlinien für die Neugestaltung der Pfarrorganisation vor. Sie werden in den kommenden zehn Jahren Grundlage des tiefstgreifenden Umbaus der Erzdiözese seit der Pfarrreform Kaiser Josephs II. vor mehr als 200 Jahren sein.
„Es geht um Strukturen, die dazu dienen, dass die Gemeinden vor Ort wirklich aus dem Glauben leben und ihre missionarische Berufung neu entdecken können“, erklärte Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn dazu bei der Präsentation der Leitlinien am diesjährigen Medienempfang der Erzdiözese Wien.
Die Prämissen der Reform sind:
• Kirche ist missionarisch – oder nicht das, was sie sein soll.
• Träger der Mission der Kirche – von Apostolat und Seelsorge – sind alle Getauften und Gefirmten.
• Das Bild, dass nur dort Kirche ist, wo ein Pfarrer ist, ist eine historisch gewachsene Engführung, die korrigiert werden muss.
• Kirche ist Gemeinschaft – auch Leitungsämter sollen prinzipiell gemeinschaftlich ausgeübt werden.
• Es braucht kleine, heimatgebende Gemeinschaften, in denen der Glaube gelebt werden kann, genauso wie weite Strukturen, in denen auch dazugehört, wer sich nicht binden will und in denen sich innovative Initiativen entfalten können.
• Die Ressourcen müssen verantwortungsvoll eingesetzt werden, etwa durch Bündelung und durch Auslagerung von Verwaltungsagenden.
Daraus hat die Steuerungsgruppe der Diözesanreform unter dem Vorsitz des Erzbischofs folgendes Zielbild der Pfarre entwickelt, das in den kommenden zehn Jahren zügig umgesetzt werden soll:
• Mehrere Priester (sinnvollerweise mindestens drei bis fünf) sind aktiv in einer Pfarre eingesetzt. Einer davon ist als Pfarrer dem Erzbischof letztverantwortlich.
• Die Leitung der Pfarre wird prinzipiell gemeinschaftlich wahrgenommen und zwar von Priestern und Laien. Es gilt partizipative Führung mit klarer Aufgabenzuteilung.
• Die Filialgemeinden (katholische Gemeinden vor Ort, die einer größeren Pfarre angehören) werden in Gemeinschaft von Getauften und Gefirmten ehrenamtlich geleitet.
• Im Mittelpunkt steht die gegenseitige Ermutigung zur Jüngerschaft, d.h. zum Leben in der Nachfolge Christi.
• Der Einsatz von Priestern wie Laien soll charismenorientiert erfolgen und alle kirchlichen Aktivitäten stärker missionarisch ausgerichtet werden.
• Möglichst viele Menschen sollen am Sonntag den Pfarrgottesdienst besuchen, es wird aber auch so sein, dass sich in Filialgemeinden Gebetsgemeinschaften um das Wort Gottes versammeln.
Das bedeutet, dass die Pfarren deutlich weiträumiger werden. Kooperative Modelle wie Pfarrverbände oder Seelsorgeräume sind probate Übergangslösungen zur Neuen Pfarre, aber kein Endzustand. Das wird unterstützen, dass die kirchlichen Strukturen den Menschen nahe bleiben: „In neuen, weiträumigeren Pfarren sollen sich mehr und lebendigere Gemeinden entfalten können.“
Eine wichtige Rolle spielen auch die Ordensgemeinschaften, die nicht nur eine große Zahl an Pfarren in der Erzdiözese betreuen, sondern auch viele andere Dienste im kirchlichen Leben entsprechend ihrer jeweiligen Ausrichtung verrichten. Sie stellen daher wichtige Partner dar in einem Pfarrmodell, das den einzelnen Charismen, Begabungen und Fähigkeiten mehr Raum geben soll.