Nützliche Idioten
Schon der Überschrift kann man entnehmen, daß der Autor des Artikels nichts Nützliches am amerikanischen Präsidenten findet. Es ist vielmehr dessen vermeintliche Idiotie, die ihn umtreibt: Aus der Tatsache, daß Donald Trump seine Reden nicht vom Teleprompter abliest, schließt er messerscharf, Trump müsse ein funktionaler Analphabet sein.
An dieser Stelle erinnere ich mich an eine Vorlesung über die Kunst des Predigens, Homiletik genannt, an der Fakultät für katholische Theologie der Universität Wien. Der Vortragende hat wiederholt erklärt, niemals eine Predigt vorzulesen. Es ist schon einige Jahre her, aber diese Lehrveranstaltung erscheint mir jetzt in einem ganz anderen Licht.
Man könnte einwenden, der besagte Lektor verfüge doch über ein Doktorat der Theologie. Nun, vergangene Weihnachten hat Frau Professorin Regina Polak die Menschwerdung Gottes als Häresie bezeichnet. Sie lehrt an der genannten Fakultät und ihre umfänglichen Rechtfertigungsversuche haben deutlich gezeigt, daß Bildung ebendort nur eine optionale Voraussetzung für höhere akademische Weihen ist.
Bekanntlich pflegt auch Papst Franziskus, vorbereitete Manuskripte beiseite zu legen, um frei zu predigen und zu sprechen. Dabei erzielt er bisweilen Brechtsche Verfremdungseffekte, wenn das Gesagte dem Gedruckten diametral entgegensteht, wie etwa beim letzten Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe. Der oben ausgeführte Einwand muß uns in diesem Fall übrigens nicht bekümmern: Der kurze Aufenthalt Jorge Mario Bergoglios an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main endete – entgegen anders lautenden Gerüchten – ohne Promotion.
