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1783

Heiner Wilmer, Strack-Zimmermann und die ewige Osterweiterung

Pfingsten 2024 Heiner Wilmers Weg zu Strack-Zimmermann beginnt in der Wüste des Mose und führt ihn nun zu seinem persönlichen Scheideweg, seinem Kadesch. Wilmers Buch „Hunger nach Freiheit. Mose. …Mehr
Pfingsten 2024
Heiner Wilmers Weg zu Strack-Zimmermann beginnt in der Wüste des Mose und führt ihn nun zu seinem persönlichen Scheideweg, seinem Kadesch. Wilmers Buch „Hunger nach Freiheit. Mose. Wüstenlektionen zum Aufbrechen“ stammt aus dem Jahre 2018 (Herder). Mose wird ihm darin zum Vorbild der eigenen Verletzlichkeit, des Gebrochenseins und doch wieder Aufstehens. Ich liefere hier im Anschluss eine Inhaltsangabe des Werkes, aber schon damals war zu befürchten, dass Wilmer sich auf den Weg zur Legitimation von etwas nicht wirklich Gutem gemacht hatte.
Nehmen wir Mose als zentrale Gestalt seiner Argumentation auf, dann liegt der Unterschied zwischen Wilmer und seinem großen Vorbild in Kadesch. Mirjam – die nationale und radikale – ist gerade gestorben und begraben. Menschen und Vieh haben kein Wasser, die Gemeinde rumort. Aufstand liegt in der Luft. Mose und Aron gehen ins Offenbarungszelt und dort gibt der Herr Mose die Anweisung, mit seinem Stab gegen einen Felsen zu schlagen und …Mehr
M. Ibn Abihi
Es stimmt, schon Papst Benedikt hat sich gefragt, wie weit man zurückgehen muss, um sozusagen theologisch zeitlos wieder auf sicheren Füßen zu stehen. (Das ist in meine Worte gefasst, er war da ungleich eleganter im Ausdruck.)
Wilmers Buch klingt schwer nach Projektion. Klingt nach dem - weiß nicht mehr, wer es sagte - dass der moderne Bürgerliche sich selbst (im Sinne von sogar) die Religion …Mehr
Es stimmt, schon Papst Benedikt hat sich gefragt, wie weit man zurückgehen muss, um sozusagen theologisch zeitlos wieder auf sicheren Füßen zu stehen. (Das ist in meine Worte gefasst, er war da ungleich eleganter im Ausdruck.)
Wilmers Buch klingt schwer nach Projektion. Klingt nach dem - weiß nicht mehr, wer es sagte - dass der moderne Bürgerliche sich selbst (im Sinne von sogar) die Religion einverleibt, untertan macht. Was anderes ist vielleicht der ganze Westen nicht, sicher aber das deutschbürgerliche letzte Konzil der Kirche, das ausdrücklich eine "andere, neue" Kirche begründen will.
Persönlicher Schlüssel Wilmers ist das Stottern: Da merkt der Autor: Der ist wie ich. (Unter dem Niveau von Selbstidentifikation schreibt ja heute keiner mehr ein Buch.) Und irgendwann merkt er dann doch noch etwas Entscheidendes: Das Wort Gottes hat Gewalt über mich. Nicht ich präge das Wort, ich höre das Wort und lasse mir etwas sagen. Das ist der Kern der Heiligen Schrift, der Schriftreligionen. Von da ab wird sein eigenes Schreiben zum Balanceakt zwischen Gott und Ich. Die modernen Interpretationen werden brüchig. Wenn Wilmers zunächst also die Brüchigkeit des Alten, ganz im modernen Sinne, ganz wie Papst Franziskus, als Aufruf zum Ausbruch verstand, bricht nun sein modernes Verständnis selbst. Dies trifft unsere Zeit ins Mark. Und so endet der Kommentator klugerweise mit dem Wort Gottes. Denn wo die "Tradition der Kirche" sich immer weiter befreit und vom Wort emanzipiert, wird sie immer verrückter. Denn da zerren nun - auch dies wahrscheinlich gesetzmäßig - noch immer auch andere Kräfte an ihr. Sola scriptura allerdings führt - ganz genauso - in die Irre: Für die Ausdeutung braucht es die ganze Kirche. Dies übrigens hat Berman in "Recht und Revolution" gut erkannt. Wo er irrte, war, dass der säkularisierte Institutionenglaube ebenso heilsam sei. Die Kirche ist nicht deshalb heilsam, weil sie Institution ist, sondern weil sie ganz von Gott ist. Noch einmal also zum Aufruhr: Die 68er griffen die Institutionen an und die moderne Kirche verstand diesen Angriff sofort: Es war ein Frontalangriff gegen ihre modernen gerade erst entwickelten weltlichen Dogmen. Sie fing, über die bewährten Kanäle, diesen Aufstand auf und kanalisierte diesen in einen Marsch durch die Institutionen. Dessen Ergebnis sehen wir heute und es wird klar: Falscher konnte es nicht werden, kaum schlimmer.
Es gilt, wieder das Wort Gottes zu lesen und zu hören, was die ganze Kirche dazu sagt: Holt die alten Bücher heraus, die neuen haben sich selbst verbrannt.