Russische Behörden gehen auch gegen Kirchen vorParallel zu strengen Kontrollen und Durchsuchungen bei zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NGO) sind die russischen Behörden in den vergangenen Tagen auch gegen mehrere Kirchen vorgegangen.
Gegen seine katholische Pfarrei in Nowotscherkassk sei nach der Untersuchung wegen Verstößen gegen Brandschutzvorschriften eine Strafe von 450.000 Rubel (11.200 Euro) verhängt worden, sagte Priester Alexej heute der Nachrichtenagentur AFP. Das übersteige das Jahresbudget seiner Gemeinde mit 50 Gläubigen von rund 150.000 Rubel um ein Vielfaches.
Auch andere Gemeinden im Visier der Behörden
Der Priester räumte ein, dass die Feuerschutzvorschriften nicht beachtet worden seien. Wenn es den Behörden aber nur um Brandschutz gegangen wäre, „hätten sie ganz anders vorgehen können“, sagte der Priester. Er sehe hinter der hohen Strafe „eine politische Anweisung oder einen Versuch, Nichtregierungsorganisationen zu kontrollieren“. Das sei eine „wirkliche Bedrohung“ der katholischen Minderheit in Russland, kritisierte er.
Auch alle Gemeinden der Pfingstkirche in der Diözese seien durchsucht worden, sagte deren Anwältin Jekaterina Ryabowa der AFP. Eine Gemeinde solle wegen Brandschutzverstößen eine Strafe von 700.000 Rubel bezahlen.
USA sehen Vorgehen gegen NGOs als Hexenjagd
Die russischen Behörden hatten Ende März mehr als hundert russische NGOs aller Ausrichtungen kontrolliert, darunter Amnesty International und die russische Organisation Memorial. Im vergangenen Jahr war in Russland ein neues Gesetz in Kraft getreten, nach dem sich Organisationen mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland als „ausländische Agenten“ registrieren lassen müssen. Die USA hatten das Vorgehen gegen die Organisationen als „Hexenjagd“ kritisiert.
Thema bei Treffen Merkel - Putin
Nach Kritik am Vorgehen gegen deutsche politische Stiftungen in Russland ist Kreml-Chef Wladimir Putin zu einem Gespräch mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel darüber bereit. „Uns ist dieses Vorhaben bekannt“, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow heute der Agentur Interfax. „Natürlich ist Putin bereit, Erklärungen zu allen Fragen zu geben, welche die deutsche Kanzlerin interessieren.“ So halte es der russische Präsident immer bei Treffen mit den deutschen Kollegen, sagte Peskow.