„Sie können das Konzil kritisieren – unter einer Bedingung“
(gloria.tv/ pius.info) Am 8. Dezember sprach Bischof Bernard Fellay in der Predigt auch über die Verhandlungen mit Rom. Die Webseite „www.Pius.info“ hat den Auszug übersetzt:
Sie alle haben gehört, dass es einen Vorschlag von Rom gibt, in dem es heißt, Rom sei bereit, uns anzuerkennen.
Das Problem ist, dass es immer noch an eine Bedingung gebunden ist. Diese Bedingung wird auf verschiedene Weise formuliert; sie ist aber im Grunde immer dieselbe Bedingung: das Konzil muss angenommen werden.
Die aktuelle Lage kann man so zusammenfassen: Ja, Sie können das Konzil kritisieren, aber unter einer Bedingung – es muss zuerst angenommen werden. Wir sagen: Ja, was gibt es denn dann hinterher zu kritisieren? Mir scheint, dies ist eine ehrliche Zusammenfassung der augenblicklichen Lage.
Es ist nicht schwer, Ihnen unsere Antwort zu vermitteln. Es gibt Formulierungen, die zunehmend interessant werden, die dem recht nahe sind, was wir sagen. Momentan kann man sagen, dass wir zu einem Punkt gelangt sind, der den Umfang des aktuellen Problems deutlich macht.
In dem allbekannten Vorschlag nämlich sagt man uns folgendes: Sie verpflichten sich, anzuerkennen, dass in den Punkten, die beim Konzil Schwierigkeiten darstellen, das Verständnis dieser Punkte einzig und allein im Lichte der fortdauernden, fortgesetzten Tradition und des Lehramtes geschehen kann.
Das ist die einzige Art und Weise, die zweifelhaften Punkte zu verstehen, also: im Lichte der Tradition. Sie gehen sogar noch weiter: jede Vorlage, jede Interpretation dieser zweifelhaften Texte, die diesem traditionellen Lehramt der Kirche widersprechen würden, muss also verworfen werden. Nun, das haben wir schon immer gesagt!
Dann gibt es da einen ganz kleinen Nebensatz, der lautet: „wie es der neue Katechismus sagt.“ Der neue Katechismus aber fußt auf dem Konzil! Anders gesagt: mit dem Prinzip als solchem kann man in der Tat einverstanden sein, die Anwendung jedoch steht voll und ganz im Widerspruch dazu.
Sie geben vor, dieses Prinzip selber anzuwenden, sie sagen, alles, was wir auf dem Konzil getan haben, das ist gut, das steht treu zur Tradition, das entspricht der Tradition, der Ökumenismus, die Religionsfreiheit.
Das zeigt die Schwere des Problems, und da gibt es ein Problem, anders ist es nicht möglich. Das Problem besteht im Verständnis bestimmter Worte, eben genau das Wort „Tradition“, das Wort „Lehramt“. Sie verstehen diese Worte auf eine, sagen wir, subjektive Weise. Man kann das Wort „Tradition“ eventuell im Sinne von „Weitergeben“ verstehen, der Vorgang des Weitergebens. Das ist eine Tradition. Die gewöhnliche Bedeutung des Wortes Tradition jedoch meint den Inhalt: was wird weitergegeben? Was wird von Generation zu Generation weitergegeben? Klassische Definition: was zu allen Zeiten, überall und von allen geglaubt worden ist. Das ist das Objekt der Weitergabe.
Jetzt ist es so, als gehe man vom Objekt der Weitergabe zur Person dessen über, der weitergibt; deshalb spricht man von der „lebendigen Tradition“, weil die Person, die es weitergibt, lebendig ist. Das Leben aber ändert sich, die Päpste wechseln, und so geht es immer weiter. Weil es sich ändert, nun so verändert sich alles, und so verändert sich auch die Tradition. Sie bleibt aber die Tradition, und das ist sogar dieselbe Tradition – die sich jedoch ändert.
Die Kirche hat natürlich diesen Sinn auch erwogen, aber auf eine gänzlich zweitrangige Weise. Das meint sie nicht, wenn sie von der Tradition spricht. Es ist das Depositum Fidei, das Glaubensgut, die Gesamtheit dessen, was der liebe Gott der Kirche anvertraut hat, damit die Kirche es von Generation zu Generation weitergibt, damit die Seelen gerettet werden. Es ist aber dieser Inhalt, und deshalb sagt die Kirche in dieser Definition – neben der Definition der Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil – dass der Heilige Geist, der ja dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern, den Päpsten also, versprochen wurde, eben nicht dergestalt versprochen wurde, dass durch eine neue Offenbarung die Päpste etwas Neues lehren könnten. Der Heilige Geist wurde versprochen, damit durch Seine Hilfe der hl. Petrus und die Päpste genau das bewahren, und zwar heilig und getreu bewahren, was sich eben nicht ändert: das geoffenbarte Glaubensgut.
Das ist die Lage. Das also versuchen wir zu tun, denn es gibt eine Geste von Seiten Roms in unsere Richtung, das muss anerkannt werden. Eine überraschende Geste. Denn nach den Diskussionen stellt man fest, dass man sich nicht einig ist. Wenn zwei sich treffen, diskutieren und feststellen, dass sie sich nicht einig sind, was tut man dann? Rom sagt uns: "Nun gut, akzeptieren Sie es trotzdem."
Wir antworten: das können wir nicht. Wir können das nicht. Über dieses „Wir können nicht“ hinaus sagen wir: „Könnten Sie das nicht auch auf eine andere Weise sehen? Können Sie nicht versuchen, zu verstehen, dass nicht die Bruderschaft das Problem ist, sondern dass es tatsächlich ein Problem in der Kirche gibt. Dieses Problem ist jedoch nicht die Bruderschaft. Wir sind nur deshalb ein „Problem“, weil wir sagen, dass es ein Problem gibt. Kümmern Sie sich doch um das wirkliche Problem. Wir sind bereit, wir wünschen uns nur eines, nämlich das wirkliche Problem anzugehen.“
Aber Sie werden verstehen: menschlich gesprochen besteht keine große Hoffnung, dass sie bereit sind, ihre Einstellung so zu ändern. Vielleicht, vielleicht helfen die widrigen Umstände, die Tatsache, dass der Zusammenbruch aktuell immer deutlicher wird, die Unfruchtbarkeit... es gibt keine Berufungen mehr. Das ist erschreckend, ja, erschreckend.
Gerade vor kurzem sah ich die Zahlen der Kongregation der Schwestern der Vorsehung, jene Schwestern der Vorsehung, die es überall in Frankreich gab. Es gibt in ganz Frankreich, meine ich, noch drei Schwestern im Alter von dreißig bis vierzig Jahren, ebenfalls drei sind zwischen vierzig und fünfzig Jahren, die meisten, etwa zweihundert, sind zwischen siebzig und achtzig Jahre alt, zwischen achtzig und neunzig, und es gibt auch einige, die älter als hundert Jahre sind. Diese sind zahlreicher als jene, die zwischen zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig oder, wenn man alle zwischen zwanzig und fünfzig Jahren zusammennimmt, dann ist das eine mehr als diejenigen, die über hundert Jahre alt sind. Neun, bzw. eben acht. Das sind die Schwestern, die früher überall zu finden waren. Überall im Land übten sie tätige Nächstenliebe – vorbei, es ist vorbei! Das ist nur ein Beispiel unter den tausenden von Priestern, von allen Seiten, wo immer Sie wollen. Die Kirche liegt im Sterben! Sie verschwindet. Das muss doch aufrütteln!
Man denkt, man hofft, dass der eine oder andere beginnt, nachzudenken. Aber man hat den Eindruck, dass das nicht genügt. Ja, sicherlich: es braucht auch eine Gnade, es braucht das Gebet, Gebet und nochmals Gebet, damit der liebe Gott die Kirche befreit, damit die Mutter Gottes etwas tut. Sie hat versprochen, dass ihr Herz triumphieren wird, um die Kirche aus diesem Zusammenbruch herauszuführen.
Und für uns, die wir an diesem Kampf für die Kirche beteiligt sind, ist es eine ganz außerordentliche Ehre, heute Mitglieder dieser Bruderschaft zu sein. Wir wollen die Gottesmutter heute bitten, dass wir, wenn ich das so sagen kann, würdige Mitglieder dieser Bruderschaft sein können. Wir wollen nach ihren Statuten treu leben, den Seminarregeln folgen, wie es von Ihnen verlangt wird, mit ganzem Herzen, mit ganzer Liebe.
Bitten wir die Muttergottes darum, dass wir jeden Tag aufs neue Gott gefallen, uns heiligen und so dem Herrgott Seelen gewinnen, die Seelen, die uns anvertraut sind, zur höheren Ehre Gottes, zur Ehre der Mutter Gottes und der Kirche, für das Heil der Seelen. Amen.
Sie alle haben gehört, dass es einen Vorschlag von Rom gibt, in dem es heißt, Rom sei bereit, uns anzuerkennen.
Das Problem ist, dass es immer noch an eine Bedingung gebunden ist. Diese Bedingung wird auf verschiedene Weise formuliert; sie ist aber im Grunde immer dieselbe Bedingung: das Konzil muss angenommen werden.
Die aktuelle Lage kann man so zusammenfassen: Ja, Sie können das Konzil kritisieren, aber unter einer Bedingung – es muss zuerst angenommen werden. Wir sagen: Ja, was gibt es denn dann hinterher zu kritisieren? Mir scheint, dies ist eine ehrliche Zusammenfassung der augenblicklichen Lage.
Es ist nicht schwer, Ihnen unsere Antwort zu vermitteln. Es gibt Formulierungen, die zunehmend interessant werden, die dem recht nahe sind, was wir sagen. Momentan kann man sagen, dass wir zu einem Punkt gelangt sind, der den Umfang des aktuellen Problems deutlich macht.
In dem allbekannten Vorschlag nämlich sagt man uns folgendes: Sie verpflichten sich, anzuerkennen, dass in den Punkten, die beim Konzil Schwierigkeiten darstellen, das Verständnis dieser Punkte einzig und allein im Lichte der fortdauernden, fortgesetzten Tradition und des Lehramtes geschehen kann.
Das ist die einzige Art und Weise, die zweifelhaften Punkte zu verstehen, also: im Lichte der Tradition. Sie gehen sogar noch weiter: jede Vorlage, jede Interpretation dieser zweifelhaften Texte, die diesem traditionellen Lehramt der Kirche widersprechen würden, muss also verworfen werden. Nun, das haben wir schon immer gesagt!
Dann gibt es da einen ganz kleinen Nebensatz, der lautet: „wie es der neue Katechismus sagt.“ Der neue Katechismus aber fußt auf dem Konzil! Anders gesagt: mit dem Prinzip als solchem kann man in der Tat einverstanden sein, die Anwendung jedoch steht voll und ganz im Widerspruch dazu.
Sie geben vor, dieses Prinzip selber anzuwenden, sie sagen, alles, was wir auf dem Konzil getan haben, das ist gut, das steht treu zur Tradition, das entspricht der Tradition, der Ökumenismus, die Religionsfreiheit.
Das zeigt die Schwere des Problems, und da gibt es ein Problem, anders ist es nicht möglich. Das Problem besteht im Verständnis bestimmter Worte, eben genau das Wort „Tradition“, das Wort „Lehramt“. Sie verstehen diese Worte auf eine, sagen wir, subjektive Weise. Man kann das Wort „Tradition“ eventuell im Sinne von „Weitergeben“ verstehen, der Vorgang des Weitergebens. Das ist eine Tradition. Die gewöhnliche Bedeutung des Wortes Tradition jedoch meint den Inhalt: was wird weitergegeben? Was wird von Generation zu Generation weitergegeben? Klassische Definition: was zu allen Zeiten, überall und von allen geglaubt worden ist. Das ist das Objekt der Weitergabe.
Jetzt ist es so, als gehe man vom Objekt der Weitergabe zur Person dessen über, der weitergibt; deshalb spricht man von der „lebendigen Tradition“, weil die Person, die es weitergibt, lebendig ist. Das Leben aber ändert sich, die Päpste wechseln, und so geht es immer weiter. Weil es sich ändert, nun so verändert sich alles, und so verändert sich auch die Tradition. Sie bleibt aber die Tradition, und das ist sogar dieselbe Tradition – die sich jedoch ändert.
Die Kirche hat natürlich diesen Sinn auch erwogen, aber auf eine gänzlich zweitrangige Weise. Das meint sie nicht, wenn sie von der Tradition spricht. Es ist das Depositum Fidei, das Glaubensgut, die Gesamtheit dessen, was der liebe Gott der Kirche anvertraut hat, damit die Kirche es von Generation zu Generation weitergibt, damit die Seelen gerettet werden. Es ist aber dieser Inhalt, und deshalb sagt die Kirche in dieser Definition – neben der Definition der Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil – dass der Heilige Geist, der ja dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern, den Päpsten also, versprochen wurde, eben nicht dergestalt versprochen wurde, dass durch eine neue Offenbarung die Päpste etwas Neues lehren könnten. Der Heilige Geist wurde versprochen, damit durch Seine Hilfe der hl. Petrus und die Päpste genau das bewahren, und zwar heilig und getreu bewahren, was sich eben nicht ändert: das geoffenbarte Glaubensgut.
Das ist die Lage. Das also versuchen wir zu tun, denn es gibt eine Geste von Seiten Roms in unsere Richtung, das muss anerkannt werden. Eine überraschende Geste. Denn nach den Diskussionen stellt man fest, dass man sich nicht einig ist. Wenn zwei sich treffen, diskutieren und feststellen, dass sie sich nicht einig sind, was tut man dann? Rom sagt uns: "Nun gut, akzeptieren Sie es trotzdem."
Wir antworten: das können wir nicht. Wir können das nicht. Über dieses „Wir können nicht“ hinaus sagen wir: „Könnten Sie das nicht auch auf eine andere Weise sehen? Können Sie nicht versuchen, zu verstehen, dass nicht die Bruderschaft das Problem ist, sondern dass es tatsächlich ein Problem in der Kirche gibt. Dieses Problem ist jedoch nicht die Bruderschaft. Wir sind nur deshalb ein „Problem“, weil wir sagen, dass es ein Problem gibt. Kümmern Sie sich doch um das wirkliche Problem. Wir sind bereit, wir wünschen uns nur eines, nämlich das wirkliche Problem anzugehen.“
Aber Sie werden verstehen: menschlich gesprochen besteht keine große Hoffnung, dass sie bereit sind, ihre Einstellung so zu ändern. Vielleicht, vielleicht helfen die widrigen Umstände, die Tatsache, dass der Zusammenbruch aktuell immer deutlicher wird, die Unfruchtbarkeit... es gibt keine Berufungen mehr. Das ist erschreckend, ja, erschreckend.
Gerade vor kurzem sah ich die Zahlen der Kongregation der Schwestern der Vorsehung, jene Schwestern der Vorsehung, die es überall in Frankreich gab. Es gibt in ganz Frankreich, meine ich, noch drei Schwestern im Alter von dreißig bis vierzig Jahren, ebenfalls drei sind zwischen vierzig und fünfzig Jahren, die meisten, etwa zweihundert, sind zwischen siebzig und achtzig Jahre alt, zwischen achtzig und neunzig, und es gibt auch einige, die älter als hundert Jahre sind. Diese sind zahlreicher als jene, die zwischen zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig oder, wenn man alle zwischen zwanzig und fünfzig Jahren zusammennimmt, dann ist das eine mehr als diejenigen, die über hundert Jahre alt sind. Neun, bzw. eben acht. Das sind die Schwestern, die früher überall zu finden waren. Überall im Land übten sie tätige Nächstenliebe – vorbei, es ist vorbei! Das ist nur ein Beispiel unter den tausenden von Priestern, von allen Seiten, wo immer Sie wollen. Die Kirche liegt im Sterben! Sie verschwindet. Das muss doch aufrütteln!
Man denkt, man hofft, dass der eine oder andere beginnt, nachzudenken. Aber man hat den Eindruck, dass das nicht genügt. Ja, sicherlich: es braucht auch eine Gnade, es braucht das Gebet, Gebet und nochmals Gebet, damit der liebe Gott die Kirche befreit, damit die Mutter Gottes etwas tut. Sie hat versprochen, dass ihr Herz triumphieren wird, um die Kirche aus diesem Zusammenbruch herauszuführen.
Und für uns, die wir an diesem Kampf für die Kirche beteiligt sind, ist es eine ganz außerordentliche Ehre, heute Mitglieder dieser Bruderschaft zu sein. Wir wollen die Gottesmutter heute bitten, dass wir, wenn ich das so sagen kann, würdige Mitglieder dieser Bruderschaft sein können. Wir wollen nach ihren Statuten treu leben, den Seminarregeln folgen, wie es von Ihnen verlangt wird, mit ganzem Herzen, mit ganzer Liebe.
Bitten wir die Muttergottes darum, dass wir jeden Tag aufs neue Gott gefallen, uns heiligen und so dem Herrgott Seelen gewinnen, die Seelen, die uns anvertraut sind, zur höheren Ehre Gottes, zur Ehre der Mutter Gottes und der Kirche, für das Heil der Seelen. Amen.