eiss
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Die Große Koalition und katholisches Milieu?

Die Große Koalition steht, „aber am Grunde der Moldau wandern die Steine“

Das SPD-Volk willigt ein,
die CDU-Funktionäre finden sich drein
und unterm Strich kann die Lösung sogar gut werden.

Während die Leit-Medien in der großen Koalition das Alte sehen und den Erbfall Angela Merkel geregelt wissen möchten, geraten die grundlegenden Veränderungen leicht aus dem Blick. Mit Andrea Nahles, Horst Seehofer und Annegret Kramp-Karrenbauer rücken Personen des katholischen Milieus in Schlüsselposition vor, während gleichzeitig der Anteil ostdeutsch-protestantischer Personen substanziell reduziert wird. Das ist eine beachtliche Veränderung. Endlich das Ende der Nach-Wiedervereinigungs-Ära und ihres deutsch-protestantisch-grünen Erweckungsfrühlings?

Eine Rückkehr des politischen Katholizismus wäre vor dem Hintergrund des politischen Aufstands in Gestalt der AfD ein geradezu paradoxes Ergebnis. Die AfD ist wesentlich Aufstand des protestantischen Bürgertums gegen die Regierung Merkel, deren Euro-Politik und Masseneinwanderung und gegen deren Missachtung des bürgerlichen Essentials, wonach das Eigentum, also das Haus und die Frau des Bürgers, für den Fürsten unantastbar zu sein haben. Nun ist der Aufstand vorbei. Die Parolen verhallen und die Geschäftigkeit des Alltags kehrt zurück in der Gestalt einer weiteren Partei im Bundestag. Es kreißte der Berg und heraus traten die Deutschnational(inn)en in neuem Gewande?

Die weitere Rolle und Entwicklung der AfD ist noch unklar, denn Oppositionspartei ist sie nur bedingt, eher die zugespitzte Befindlichkeit einer unerklärten Regierungspolitik im Wartezimmer. Und doch hat der politische Aufstand etwas bewirkt. Auf stillem Wege rücken Personen des katholischen Milieus in politische Schlüsselpositionen ein. Schon bald könnte wieder von der katholischen Soziallehre die Rede sein, so als ob in den letzten fünfundzwanzig Jahren nie anders gesprochen worden wäre. Das Grundmuster der Veränderung spiegelt sich sogar bei den Linken. Sahra Wagenknechts Idee einer linken Volksbewegung passt in den Stimmungswandel und ist auch dort mit ähnlichen politischen Gegenkräften konfrontiert. Immerhin verheiratet ist sie mit einem saarländischen Milieu-Katholiken. Jens Spahn wiederum stammt aus dem katholischen Milieu und ist doch eher ein Gegenargument. Während Christian Lindner von der „Welt“ aus angeschoben wird, kann sich Jens Spahn der Unterstützung der FAZ sicher sein. Als konservativen Merkelkritiker haben die Frankfurter Spahn in Stellung gebracht. Und Laschet hat darauf zu Recht geantwortet, dass das Christliche der Markenkern der CDU sei, nicht das Konservative. Das klingt angesichts der faktischen Lage lächerlich, ist aber als perspektivische Aussage und als Kampfansage zu verstehen. Spahn entspricht jenem bekannten Typ des Katholiken, der seine Andersartigkeit durch Überanpassung kompensiert. Als Schwuler und Bilderberger passt er ins FAZ-Schema, wäre aber für die Christdemokratie langfristig dieselbe Gefahr wie Merkel, die auch vom Christlichen und Sozialen wenig nur wusste. Spahn als nächste Merkel 2.0? Spahn und die AfD könnten die CDU in eine Debatte über ihre Christlichkeit als Markenkern zwingen. Das allein wäre schon was Gutes.

Helmut Kohl war 1989 auf dem Bremer-Parteitag politisch am Ende, wäre da nicht die Mauer in den Parteitag hineingefallen. Angela Merkel bekommt mit der großen Koalition noch einmal Zeit, auf stillem und wirksamem Wege die notwendigen Veränderungen anzugehen: die Festigung Deutschlands in der Mitte Europas, Investitionen in die Verbesserung der wirtschaftlichen Infrastruktur und eine Neuausrichtung des Schul- und Bildungswesens. Im Grunde geht es um ähnliche Maßnahmen, wie sie einst Preußen nach der Niederlage gegen Napoleon aktivierte. Auch die katholische Kirche in Deutschland wird von dem Wandel erfasst werden. Es wird stiller werden um den Wettlauf mit der Ökumene, der besseren Reformation und der freudigen Selbstabschaffung. Neue Wege werden beschritten, so als sei es nie anders gewesen. Mal abwarten, wer sich da in den Vordergrund schiebt. Nach einer alten Adenauer-Regel könnte schlechtes Gewissen eine wirksame Triebkraft sein, und dann hätten wir ja gleich mehrere Kandidaten ...

Das Geheimnis deutscher Politik der letzten 200 Jahren besteht darin, unabhängig vom politischen Herrscher und allen Katastrophen zum Trotz das jeweils Nächste und Notwendige pragmatisch, still und leise anzugehen. Die inhaltliche Unbestimmtheit der Angela Merkel ist nun ein großes Plus.

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

B. Brecht 1944
elisabethvonthüringen
<<Ein mittlerweile pensionierter Richter vom deutschen Verfassungsgerichtshof meinte in einem Radioportrait, das es die moralische Verpflichtung der Europäer sei, das Leid der Menschen im mittleren Osten zu teilen.<<<lepenseur-lepenseur.blogspot.com/…/von-glanz-und-e…
Das SPD-Volk willigt ein,
die CDU-Funktionäre finden sich drein
und unterm Strich kann die Lösung sogar gut werden.
😲
Kirchfahrter Archangelus
Wer noch am Thema des Beitrages Interesse hat, ist eingeladen, mal auf meinem Blog vorbeizuschauen, dort wäre ein inhaltlicher Austausch möglich: kirchfahrter.wordpress.com/…/einige-gedanken…
elisabethvonthüringen
@Kirchfahrter Archangelus ...
nein, es stört nicht, wenn wir zum ursprünglichen Thema zurückkehren!
"Katholizismus" und "am Grunde der Moldau Seine wandern die Steine"...
>>Dazu passt es, dass Michel Houellebecq ausgerechnet für den- im Westen nicht gerade von erhöhten Popularitätswerten - bedrohten Katholizismus eine Schwäche zu haben scheint. In einem - offiziell seinem "letzten" - Interview …Mehr
@Kirchfahrter Archangelus ...
nein, es stört nicht, wenn wir zum ursprünglichen Thema zurückkehren!

"Katholizismus" und "am Grunde der Moldau Seine wandern die Steine"...

>>Dazu passt es, dass Michel Houellebecq ausgerechnet für den- im Westen nicht gerade von erhöhten Popularitätswerten - bedrohten Katholizismus eine Schwäche zu haben scheint. In einem - offiziell seinem "letzten" - Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Herbst des vergangenen Jahres , das auch der Katholischen Nachrichtenagentur und Radio Vatikan eine Meldung wert war., konstatierte der Mann, der eigentlich Michel Thomas heißt und zweimal verheiratet war, jedenfalls eine "bemerkenswerte Wiederkehr des Katholizismus" in seiner Heimat . "Es ist ein Phänomen, das ich fühle, ohne es wirklich zu verstehen und es ist weniger reaktionär, als vielfach behauptet wird. Die französischen Katholiken würden sich ihrer Stärke wieder bewusst sein. "Es war wie eine unterirdische Strömung, die plötzlich zutage trat. Für mich einer der interessantesten Momente in der jüngsten Geschichte." Getragen werde dies von den so genannten Charismatikern, die ihre Gottesdienste in Happenings, in Gefühlsergüsse verwandeln, wie es auch Pfingstler und Evangelikale tun."
(Entnommen "Vatikan-Magazin Feber 2018)
Eremitin
liebe Wilgefortis, das hat mir meine Oma auch erzählt
Wilgefortis
In manchen Kulturen werden oder wurden früher Kinder vom Vater nach der Geburt getötet, auch das gibt es.
Meine Mutter und Oma haben erzählt, dass es oft früher Sturzgeburten gab ins Plumpsklo oder Kinder im Bett totgelegen wurden. (Man bekommt als Kind ein feines Gespür, wenn ein Gespräch interessant wird und kann den Hinterzimmer oft erst später einordnen).
Nicht umsonst kommt heute bei einem …Mehr
In manchen Kulturen werden oder wurden früher Kinder vom Vater nach der Geburt getötet, auch das gibt es.
Meine Mutter und Oma haben erzählt, dass es oft früher Sturzgeburten gab ins Plumpsklo oder Kinder im Bett totgelegen wurden. (Man bekommt als Kind ein feines Gespür, wenn ein Gespräch interessant wird und kann den Hinterzimmer oft erst später einordnen).

Nicht umsonst kommt heute bei einem plötzlichen Kindstod die Kriminalpolizei.
Es gibt halt jetzt bessere Methoden als früher, so was festzustellen.
Kirchfahrter Archangelus
Wenn es nicht allzu sehr stört, noch einmal zum eigentlichen Thema: Was mich beim Thema „katholisches Milieu“ skeptisch werden lässt, ist - kurz gefasst - dass es mir weder einen zu lebenden Volkskatholizismus zu geben scheint, noch ein Milieu, welches einen solchen zu leben bereit wäre.
Von traditionellem Katholizismus (wie z.B. eben in der Kulturkampfzeit und seiner lebendigen Milieus) wird man …Mehr
Wenn es nicht allzu sehr stört, noch einmal zum eigentlichen Thema: Was mich beim Thema „katholisches Milieu“ skeptisch werden lässt, ist - kurz gefasst - dass es mir weder einen zu lebenden Volkskatholizismus zu geben scheint, noch ein Milieu, welches einen solchen zu leben bereit wäre.

Von traditionellem Katholizismus (wie z.B. eben in der Kulturkampfzeit und seiner lebendigen Milieus) wird man, beim besten Willen, im Zuge der nachkonziliaren Veränderungen nicht sprechen können. Nachdem bereits die katholische Liturgie augenfällig dem Protestantismus angeglichen wurde (der Altar wurde in einen Tisch ohne Altarstein umgewandelt, der Priester zelebriert die Messe dem Volk zugewendet laut in der Landessprache, Austeilung der Eucharistie durch Laien, Handkommunion etc.), wird nunmehr auch die katholische Struktur gezielt von den diözesanen Apparaten schrittweise an die Strukturen der protestantischen Gemeinschaften angeglichen: Zölibatswegfall, Frauen-„Priestertum“ durch die Hintertür der priesterlosen „Wort-Gottes-Feiern“ mit Albe und Schal ausstaffierter Gemeindereferentinnen, Interkommunion, kommender interkonfessionelle Religionsunterricht und protestantisierte, weil laiengeleitete, Pfarreien.

Welcher „Katholizismus“ sollte also gelebt werden? Und wenn es einen solchen gebe Doppelpunkt wer sollte ihn leben? Wo ist das katholische Vereinsleben?

Bereits Begriff spezifisch gehört zu einem Milieu, dass es sich um Personen handelt, die mit ihren Verhalten diesem klar zuzuordnen sind. In welcher Hinsicht wären aber Katholiken heutzutage vom Durchschnittsbürger zu unterscheiden? Welche Handlungsweisen würden ihn unterscheiden? Wenn man ehrlich ist, weder besonderes Brauchtum (etwa Feier des Namenstages), noch sonntäglicher Kirchgang etc.

Was bleibt da übrig?

Einen Milieukatholizismus, den es meinetwegen (in den Ansätzen) noch in den 50er Jahren gegeben haben mag, z.B. mit eigenen Sportvereinen (DJK), gibt es heute nicht mehr. Dafür gibt es einen linksgewirkten Verbands-und Gremienkatholizismus, der nicht den katholischen Glauben in die Welt, sondern - im Gegenteil - weltliche Vorstellungen massiv in kirchliche Strukturen transportiert. So haben sich der BDKJ und Kolping beispielsweise so weit von der kirchlichen Morallehre entfernt, so dass man beim besten Willen nicht von einem „katholischen Milieu“ wird sprechen können. Vielmehr sind Organisation wie die Caritas mittlerweile von anderen „One World“-NGO's nicht zu unterscheiden - dies ist nach der sog. anthropozentrischen Wende (Rahner, de Lubac, Chardin) des Konzils auch wenig verwunderlich. Heute wird nicht mehr der Welt von Gott erzählt, sondern vielmehr die Kirche eingespannt, um menschlichen Befindlichkeiten und „sozialer Gerechtigkeit“ (was immer dies im konkreten Fall auch sein mag) zu dienen.
Wilgefortis
Diskussion beendet, ich muss fahren. 24 Kinder warten auf mich!
Wilgefortis
@ZENTRUM
"Das ist doch alles nur dummes Geschwätz"
3 weitere Kommentare von Wilgefortis
Wilgefortis
@ZENTRUM
Dann setzen Sie sich doch dafür ein, dass es ander Bedingungen für Alleinerziehende, von Ehemännern verlassene inDeutschland gibt, dass die Männer Unterhalt bezahlen!!!
Und ich solidarisiere mich für alle Frauen auf der Welt, es gibt nicht nur in Deutschland Frauen.
Wilgefortis
Und dass Frauen, wenn zur Schwangerschaft gezwungwn, dann nicht auch noch als"Luder" dastehen.
Wilgefortis
@ZENTRUM
Bitte setzen Sie Zitate kursiv oder in Gänsefüßchen. Danke, der Lesbarkeit halber.
Ich bin doch nicht für Abtreibung, sondern für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen. Wer Frauen so schlecht behandeln läßt und das noch in Ordnung findet wie Sie, trägt Mitschuld. Man muss da was tun, sich dafür einsetzten dass Vergewaltiger bestraft werden, dass Gewalt an Frauen nicht einfach …Mehr
@ZENTRUM
Bitte setzen Sie Zitate kursiv oder in Gänsefüßchen. Danke, der Lesbarkeit halber.
Ich bin doch nicht für Abtreibung, sondern für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen. Wer Frauen so schlecht behandeln läßt und das noch in Ordnung findet wie Sie, trägt Mitschuld. Man muss da was tun, sich dafür einsetzten dass Vergewaltiger bestraft werden, dass Gewalt an Frauen nicht einfach als gegeben hingenommen wird usw., dass Vergewaltigungen als Kriegswaffe geächtet werden, dass Frauen, die schwanger sind, gut ernährt werden und, und, und.....
eiss
Wilgefortis
@ZENTRUM
Leider ist es so, dass sich sehr viele Frauen nicht aussuchen können, ob sie Sex haben wollen. Man denke nur an beschnittene Frauen, die sehr leiden oder alle Patriarchischen Gesellschaften, wo der Mann das alleinige Recht auf den Körper der Frau hat.
Es ist nicht so, wie sie suggerieren, wenn Frau Sex hat, selber schuld.
Wilgefortis
@Eremitin
Liebe Eremitin, ich bin da hoffnungsvoller als Sie.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es Ihnen gesundheitlich hoffentlich besser geht.
eiss
@Kirchfahrter Archangelus
Dass es schlecht um unser Milieu steht, ist unstrittig.
Wohin aber die Reise geht, dass ist doch die spannende Frage.
Katholisches Milieu ist ein Begriff, der Lebensmuster beschreibt, die in unterschiedlicher Form bis heute wirksam sind. Selbst im Wahlverhalten sehen wir die Grundmuster noch immer. Auch im Milieu waren die Katholiken nie „christlich“. Das war für die …Mehr
@Kirchfahrter Archangelus

Dass es schlecht um unser Milieu steht, ist unstrittig.
Wohin aber die Reise geht, dass ist doch die spannende Frage.

Katholisches Milieu ist ein Begriff, der Lebensmuster beschreibt, die in unterschiedlicher Form bis heute wirksam sind. Selbst im Wahlverhalten sehen wir die Grundmuster noch immer. Auch im Milieu waren die Katholiken nie „christlich“. Das war für die Protestanten. Wenn wir ein Buch im Hause hatten, dann eine Heiligen Legende. Sonntags in die Kirche immer, aber danach auch der Frühschoppen und zwar ordentlich. Vielleicht ist das Verschwinden des Frühschoppens die Wurzel allen Übels.

Die katholische Kirche war immer hierarchisch, aristokratisch, kaiserlich. Das Protestantische ist auch das Bürgerliche, deren Aufstieg gegen die alte Ordnung und deren Entscheidungsfindungsmuster. Die haben wir gar nicht gehabt und gekannt. Die Kirche entstand im römischen Kaiserreich, die Republik aber war Jupiter Optimus Maximus. Die AfD ist republikanisch, durch und durch. Die aktuelle Nachricht etwa, dass Erika Steinbach Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung wird, also Erasmus von Rotterdam als Schutzpatron, zeigt doch den Geist, der aus dieser Flasche strömt, deutsches Kulturchristentum.

Das deutsche Bürgertum hat in Form der AfD den Aufstand geprobt. Da war viel Unbotmäßigkeit und Wut im Spiel, aber dieser Aufstand ist vorbei und die neue Regierung antwortet darauf mit einem Muster, dass eine allmähliche strukturelle Veränderung vorsieht. Das ist übliches Verfahren und wurde von Kohl auch beim Aufstieg der Grünen in den 80er Jahren angewendet: Umwandlung des politischen Impulses in kontinuierlichen Wandel, mit dem Ergebnis, dass wir heute eine Dreifaltigkeit der Mülltonnen verehren. Das Verfahren aber ist in der Sache gut, und trifft nun die AfD. Wohin die Reise dabei geht, weist der Kuckuck …

Der mit der neuen Regierung erkennbare Richtungswechsel wird auch auf die katholischen Bischöfe Auswirkungen haben, nicht weil dort plötzlich Damaskus-Visionen zu höherer Einsicht führen, sondern einfach weil der Staat für den globalen Wettbewerb mehr Christlichkeit braucht. Die katholischen Bischöfe könnten an dieser Stelle unter Druck geraten, sie könnten aber auch Forderungen stellen, wenn sie denn welche hätten. Wer sich da nach vorne schieben wird, ist eine spannende Frage.

Man kann das katholische Milieu schlecht reden, ja, aber es gibt es noch immer, in den ganz unterschiedlichen Verhaltensmustern. Nun kann man, weil man nur noch wenig hat, das Wenige wegwerfen und verwerfen. Man kann aber auch suchen, das Wenige zum Wachsen zu bringen. Nicht das Milieu scheitert, aber der Sämann kann schlecht sein.

Ich versuche es mal in Thesen zu fassen:

1. Ähnliche wie der grüne Aufstand Ende der 70er-Jahre in eine kontinuierliche Reformpolitik umgewandelt wurde, wird auch der bürgerlich-protestantische Aufstand in eine kontinuierliche Reform umgewandelt.

2. Das bürgerlich-protestantisch-ostdeutsche Milieu als Hauptträger des Aufstands steht aktuell schwächer da, und insofern ist die AfD der emotionale Aufstand gegen die tatsächliche Schwächung des Bürgerlichen insgesamt.

3. Es wird in der CDU eine Rückbesinnung auf den christlichen Markenkern geben und da kann die katholische Soziallehre wieder eine Rolle spielen. Und sei es nur, weil es zum Machtkampf mit Jens Spahn hilft.

4. Die aktuelle Entwicklung führt zu einer erhöhten Diskussion über christliche Kultur. Das ist gut, auch wenn christlich hier eine säkular kulturpolitische Entwicklung meint. Aber die mit dieser politisch forcierten Diskussion verbundene erhöhte Sensibilisierung der Bevölkerung schafft Spielräume, in denen das Katholische wieder wachsen könnte.

5. Selbst die deutschen katholischen Bischöfe werden angesichts dieser Entwicklung unter Druck geraten. Wenn schon keine Erleuchtung kommt, dann kann auch politischer Druck Gutes bewirken. Oder positiver gesprochen: die gefühlte Erwartungshaltung von Staat und Gesellschaft werden sich wandeln und auf das Bewusstsein dieser Herren Einfluss nehmen.
Wilgefortis
@ZENTRUM
Ich habe doch nicht gesagt, dass die Strafen abgeschafft werden sollen!
Ich stelle nur fest, dass die Bedingungen für Frauen freudig ein Kind empfangen zu können, weltweit verbessert werden müssen.
Es sollte einem zu denken geben, dass viele Frauen glauben, sich nicht für ihr Kind entscheiden zu können. Oft sollte auch das familiäre Umfeld bestraft werden - ein junges Mädchen hat doch …Mehr
@ZENTRUM
Ich habe doch nicht gesagt, dass die Strafen abgeschafft werden sollen!
Ich stelle nur fest, dass die Bedingungen für Frauen freudig ein Kind empfangen zu können, weltweit verbessert werden müssen.
Es sollte einem zu denken geben, dass viele Frauen glauben, sich nicht für ihr Kind entscheiden zu können. Oft sollte auch das familiäre Umfeld bestraft werden - ein junges Mädchen hat doch oft keine Chance für ihr Kind, wenn die Familie es nicht will.
Ich hatte das im familiären Umkreis erlebt.
Die Mutter der 15 einalbjährigenn organisierte in Windeseile die Abtreibung.
Besonders bitter, die Frau bekam nie mehr ein Kind - jetzt ist sie 52.
Kirchfahrter Archangelus
Ein „katholisches Milieu“ gab es zur Zeit des Kulturkampfes, heute taugt der Begriff m.E. nach nicht einmal mehr in Anführungsstrichen.
Warum? Weil sich politisch aktive Christen allzu gerne mit dem bloßen Schein einer christlich-kulturellen Atmosphäre betrogen haben: Sonntagsruhe, Glockengeläut, schöne Kirchengebäude (welche die meisten allerdings nur sehr selten von innen sahen) und vielleicht …Mehr
Ein „katholisches Milieu“ gab es zur Zeit des Kulturkampfes, heute taugt der Begriff m.E. nach nicht einmal mehr in Anführungsstrichen.

Warum? Weil sich politisch aktive Christen allzu gerne mit dem bloßen Schein einer christlich-kulturellen Atmosphäre betrogen haben: Sonntagsruhe, Glockengeläut, schöne Kirchengebäude (welche die meisten allerdings nur sehr selten von innen sahen) und vielleicht an Heiligabend eine gemütvolle Christmette mit der Familie fürs nostalgische Gemüt. In der Realität schaffte die CDU jedoch bekanntlich bereits in der „Großen Strafrechtsreform“ der 50er und 60er Jahre die Grundlagen der heutigen permissiven Gesellschaft, auch nach der Regierungsübernahme 1982 wurde die in den 70ern durch die sozialliberale Koalition erfolgte sog. „Liberalisierung“ in den Gesetzbüchern (radikale Änderung des Familienbildes im Bürgerlichen Gesetzbuch, Wegfall weiterer Straftatbestände im StGB) nicht korrigiert.

Mit dem Begriff der „geistig-moralische Wende“ bereicherte man hingegen das politische Leben mit einer weiteren Leerformel, denn: ob „Zerrüttungsprinzip“, (rechtswidrige, aber straflose) Abtreibung oder die zunehmende Glaubensverspottung unter dem Mäntelchen der „Kunstfreiheit“ – alles wurde sozusagen „in die DNA“ der CDU übernommen, um Parlamentsmandate und Kabinettssessel tunlichst nicht zu gefährden. Während man sich wählerwirksam weiter „unverbindlich christlich“ gab (so Herbert Grönemeyer im Lied „Mit Gott“, 1988) gab, begann man real auf dem sog. "Frauenparteitag" 1985 in Essen, die CDU zur inhaltlich bereits deutlich entkernten „modernen Großstadtpartei“ zu modernisieren: Arbeit und Familie sollten vereinbar werden, die Frau im Beruf und der Familie tätig sein können.

Was macht den das „katholisches Milieu“ aus – wenn man unbedingt auf den Begriff bestehen mag? Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Glauben und "aufgeklärt-weltlichen Überzeugungen" gab es meist der Welt recht, wollte man doch um jeden Preis bei Protestanten und Agnostikern als moderner Mensch gelten. Verhütung? Kein Problem, muß jeder selbst mit seinem Gewissen ausmachen. Ebenso Kirchgang, Fasten oder andere kirchliche Geboten. Ist alles Privatsache, komm' mir ja nicht damit. Was Kirche theoretisch ausmachte, hatte man zunehmend nur noch schemenhaft im Kopf, im Vordergrund war die konkrete Pfarrgemeinde, da kannte man den Pfarrer, die ehemaligen Kumpel aus der Katholischen Jugend, die nun die Lesung vorlasen oder die Kommunion austeilten, beim Pfarrfest mithalfen und subjektiv eine "eingeschworene Gemeinschaft" waren.

Katholisches Milieu?

Der Drang katholischer Wähler zum fortgesetzten Selbstbetrug wurde übrigens jüngst wieder deutlich, als sie sich allen Ernstes eine ehemalige FDJ-Sekretärin als „Pfarrerstochter“ christlich redeten - als sei deren Vater nicht bekanntermaßen als linker Pastor von Hamburg bewußt in die DDR übergesiedelt...
Wilgefortis
Ich wär für 10 Rentenjahre, bei mehreren Kindern, bis das jüngste 10 ist. Das wären bei mir dann 13 Jahre, so sind es 4 Jahre bei 2 Kindern.
In den 50er Jahren gab es kein Kindergeld, dafür wurden fast 90 %des Lohnes ausbezahlt.
Der Schreiberplan wäre nachwievor interessant, finden Sie eingestellt unter Wilgefortis. H. Schreiber wollte damals eine Kinderrente zahlen, doch Adenauer meinte: Kinder …Mehr
Ich wär für 10 Rentenjahre, bei mehreren Kindern, bis das jüngste 10 ist. Das wären bei mir dann 13 Jahre, so sind es 4 Jahre bei 2 Kindern.
In den 50er Jahren gab es kein Kindergeld, dafür wurden fast 90 %des Lohnes ausbezahlt.
Der Schreiberplan wäre nachwievor interessant, finden Sie eingestellt unter Wilgefortis. H. Schreiber wollte damals eine Kinderrente zahlen, doch Adenauer meinte: Kinder bekommen die Leute sowieso immer.