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Nach Helikopter-Absturz: Internationale Reaktionen auf Raisis Tod zeigen den wachsenden Einfluss

Vor allem Staaten, die zuletzt gute Beziehungen zu Teheran hatten, reagieren bestürzt auf den Tod des iranischen Präsidenten. Dazu zählt auch ein Land, auf das der Westen zählt.

Der Tod des iranischen Präsidenten Raisi sowie seines Außenministers bringt das derzeit ohnehin fragile politische Gefüge im Nahen Osten durcheinander. Viele Regierungen und Rebellengruppen reagieren schnell und bestürzt auf die Ereignisse – und belegen damit, wie sehr der Iran unter Raisi seinen politischen Einfluss ausbauen konnte.
So kamen die ersten Beileidsbekundungen aus den Nachbarländern Irak und Pakistan. Gegen Irak führte Iran in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Kriege. Und erst im Januar gab Iran zu, tödliche Luftangriffe auf pakistanischem Territorium ausgeführt zu haben.

Jetzt bezeichnet Pakistans Premier Shebaz Sharif Iran als „brüderliches Nachbarland“ und kündigte an, die Flaggen in seinem Land auf Halbmast zu hängen.

Wiederannäherung mit alten Feinden

Auch der Ministerpräsident des Nachbarlands Irak reagierte „mit tiefer Trauer“ auf den Tod Raisis. Al-Sudani wurde für seine pragmatische Haltung gegenüber Iran zuletzt im eigenen Land kritisiert.

Russlands Präsident Wladimir Putin drückte dem Obersten Führer des Irans Chamenei sein tiefstes Beileid aus. Putin bezeichnete Raisi als „wahren Freund Russlands“. Insbesondere im Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der Iran für Russland wegen seiner Waffenlieferungen zum wichtigen Unterstützer geworden. Immer wieder greift Russland die Ukraine mit iranischen Shahed-Drohnen an. Zudem verbindet die Länder, dass beide vom Westen mit umfassenden Sanktionen belegt sind.
Iran hatte seine Außenpolitik in der Region zuletzt massiv verschärft. Die Führung in Teheran unterstützt diverse militante Gruppen, auch um rivalisierende Kräfte wie Saudi-Arabien und Israel zu konfrontieren. Gleichzeitig steht Iran aufgrund seines Atomprogramms und regionaler Aktivitäten unter internationalem Druck und ist von zahlreichen westlichen Ländern mit Sanktionen belegt.

Besonders der Tod des Außenministers, der im selben Helikopter wie der Präsident saß, stand für diese radikalisierte Außenpolitik. Hossein Amirabdollahian stand klar hinter dem harten Kurswechsel im Iran nach dem Scheitern des Atomabkommens mit den USA unter Donald Trump. Der Außenminister galt als Architekt der Annäherung zu Staaten wie Saudi-Arabien und Irak und sprach fließend Arabisch – eine Seltenheit im Iran, wo die Amtssprache Persisch ist.

Der 60-jährige Minister verhandelte außerdem mit der Hamas im Gazastreifen und den Taliban in Afghanistan. In Teheran gilt sein Tod daher als großer Verlust der diplomatischen Schlagkraft des Landes.
Treffen mit Aliyev galt als möglicher diplomatischer Durchbruch

Dass Raisi kurz vor seinem Tod noch den Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Aliyev getroffen hatte, ist ebenfalls Beleg für das geopolitische Geschick seiner Führung. Die beiden Regierungschefs hatten trotz zahlreicher bilateraler Streits einen gemeinsamen Staudamm auf einem Grenzfluss eingeweiht. Auf dem Rückflug von dieser Reise war Raisis Helikopter im Gebirge abgestürzt.

Beide Staaten waren jahrelang in Grenzkonflikte verwickelt. Iran stand außerdem in einem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien auf der Seite Armeniens. Aserbaidschan wiederum unterhält gute Beziehungen zu Irans Erzfeind Israel.

Dass sich die beiden Präsidenten persönlich trafen, galt als möglicher diplomatischer Durchbruch. Bei seinem Treffen mit Raisi am Vortag hatte Aliyev noch betont, dass beide Seiten „Frieden und Sicherheit in der Region“ sicherstellen wollten – ein Affront gegen Israel, das eigentlich gute Beziehungen zu Aserbaidschan pflegt. Ein Friedensvertrag sei bereit zur Unterzeichnung, erklärte Aliyev und ging in seiner Rede noch weiter: „Der Einfluss anderer Länder in der Region ist inakzeptabel.“ In seiner Kondolenz bezeichnete er sein Land nun als „Nachbarn, Freund und brüderlichen Staat“.

In einer schriftlichen Erklärung sprach die Hamas dem Obersten Führer des Iran, Ali Chamenei, der iranischen Regierung und dem iranischen Volk ihr „tiefstes Beileid und ihre Solidarität“ für „diesen immensen Verlust“ aus. Die Gruppe lobte Raisi und die anderen verstorbenen iranischen Führer für ihre Unterstützung der palästinensischen Sache und des Widerstands gegen Israel.

Die Hamas pflegt äußerst enge Beziehungen zu Iran, der als einer seiner wichtigsten Unterstützer gilt. Iran liefert finanzielle, militärische und logistische Unterstützung an die Hamas. Die Allianz basiert auf dem gemeinsamen Kampf gegen Israel, trotz religiöser Differenzen zwischen der sunnitischen Hamas und dem schiitischen Iran. Laut Statement hofft die Gruppe, dass Irans „tief verwurzelte Institutionen“ es dem Land ermöglichen werden, die Auswirkungen „dieses großen Verlusts“ zu überwinden.

Auch Mohammed Ali Al-Houthi, Leiter des Obersten Revolutionären Komitees der Rebellengruppe Huthi im Jemen, äußerte sich bestürzt über den Tod seines wichtigsten Verbündeten. Die Huthi-Bewegung im Jemen hat eine starke Allianz mit Iran, der die Gruppe finanziell und militärisch unterstützt. Diese Unterstützung ist Teil des größeren regionalen Konflikts zwischen Iran und Saudi-Arabien. So haben Huthi-Stellungen in den vergangenen Jahren häufig Raketen und Drohnen gegen Saudi-Arabien und dessen Verbündete abgefeuert. Nach dem Beginn des Gazakriegs im Oktober hatten die Huthis vom Jemen westliche Frachtschiffe im Roten Meer angegriffen.

Modi: „Zutiefst traurig und schockiert“

Ein weiterer Regierungschef, der sich bestürzt zeigte, ist Narendra Modi. Der indische Premierminister wird wegen der wachsenden Bedeutung seines Landes in der Region vom Westen umgarnt. Modi selbst will unter anderem sein Land als Knotenpunkt im asiatischen Handel bis nach Russland etablieren und hatte daher die Beziehungen zu dem Regime in Teheran ausgebaut. Auch die indische an den Iran, dem Staatenbündnis Brics beitreten zu können, zählt zu den Schritten, Iran wirtschaftlich an Indien zu binden.

So hatten Indien und der Iran erst vor wenigen Tagen eine Vereinbarung unterzeichnet, die es dem Unternehmen India Ports Global (IPGL) ermöglicht, die Verwaltung eines iranischen Hafens für zehn Jahre zu übernehmen. Berichten zufolge riskierte Indien damit sogar US-Sanktionen.

Den indischen Langzeit-Premier, der in diesem Jahr wiedergewählt werden will, scheint das Risiko westlicher Strafmaßnahmen wenig zu kümmern. In einem Beitrag auf X schrieb der indische Premier: Er sei „zutiefst traurig und schockiert“. Raisis Beitrag zur Stärkung der bilateralen Beziehungen werde ihm immer in Erinnerung bleiben.

Beim Erzfeind Israel wurde der Tod Raisis demonstrativ als irrelevant eingeordnet. Der Vorfall habe keine direkte Auswirkungen auf Israel, „weil die Person, die Entscheidungen über das iranische Atomprogramm und die antiisraelische Terror-Kampagne trifft, der Oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei ist“, schreibt die israelische Zeitung „Jediot Achronot“ am Montag. Raisis Tod mache daher keinen Unterschied, „weder zum Guten noch zum Schlechten“.

Mitarbeit: Mareike Müller

Geschichte v on Demircan, Ozan
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In China ist übrigens heute ein Sack Reis umgefallen! Das ist schlimm.
Bethlehem 2014
Gehen Sie hin stellen ihn wieder auf: ganz einfach! 😲
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Und das Fahrrad links vom Sack Reis auch 😉
Bethlehem 2014
Wenn's kein E-bike ist, lohnt's sich nicht, es mit nach Deutschland zu stehlen... 🤪
Guntherus de Thuringia
Morgen vormittag (21.5.2024) ist die Beerdigung.
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Der iranische Präsident Raisi wird nach einem Hubschrauber-Unfall vermisst. Der 63-Jährige ist seit drei Jahren im Amt. In den vergangenen Monaten trat er vor allem im Kampf gegen den Staat Israel hervor.
Schwarzer Turban, schwarzer Mantel: Schon an der Kleidung ist zu erkennen, dass Ebrahim Raisi nicht nur Politiker, sondern auch Geistlicher ist. Der 63-jährige Ultrakonservative ist seit Sommer …Mehr
Der iranische Präsident Raisi wird nach einem Hubschrauber-Unfall vermisst. Der 63-Jährige ist seit drei Jahren im Amt. In den vergangenen Monaten trat er vor allem im Kampf gegen den Staat Israel hervor.

Schwarzer Turban, schwarzer Mantel: Schon an der Kleidung ist zu erkennen, dass Ebrahim Raisi nicht nur Politiker, sondern auch Geistlicher ist. Der 63-jährige Ultrakonservative ist seit Sommer 2021 Präsident des schiitischen Iran. Seit Sonntag suchen zahlreiche Rettungskräfte im Nordwesten des Landes nach Raisi – sein Hubschrauber wird staatlichen Medien zufolge nach einem „Unfall“ in einer bewaldeten Gebirgsregion der Provinz Ost-Aserbaidschan vermisst. Fernsehbilder zeigten Anhänger, die in Raisis Heimatstadt beteten.

Ebrahim Raisi – Ultrakonservativer und vehementer Gegner Israels (msn.com)