Grass beklagt «Gleichschaltung» - Weihbischof rügt Gedicht
Bild Günther Grass, Copyright: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann
(gloria.tv/ KNA) Günter Grass sieht sich von den Kritikern seines Israel-Gedichts missverstanden. Im Interview mit dem NDR sprach er am Donnerstag von einer Kampagne gegen ihn. Auf Inhaltliches in dem Gedicht werde bei der Kritik nicht eingegangen, so der Literaturnobelpreisträger.
Er beklagte, in Deutschland herrsche trotz Pressefreiheit «eine gewisse Gleichschaltung der Meinung». Auf seine Kritik an Israel sei sofort, «was ja auch zu vermuten war», der Vorwurf des Antisemismus laut geworden. Es sei jedoch verletzend und einer demokratischen Presse nicht würdig, ihn als «ewigen Antisemiten» zu bezeichnen.
In seinem am Mittwoch in renommierten europäischen Tageszeitungen veröffentlichten Gedicht «Was gesagt werden muss» wirft der Dichter Israel im Atomkonflikt mit dem Iran eine friedensgefährdende Politik vor. Die Bundesregierung fordert er auf, Israel keine Atom-U-Boote mehr zu liefern. Das Gedicht sorgte auch am Donnerstag international weiter für Empörung, so bei Vertretern Israels und des Judentums sowie in der deutschen Politik und der Kirchen.
Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke kritisierte, Grass habe sich ideologisch verirrt. Mit seiner moralisierenden Position stärke er antijüdische Stimmungen, sagte er im Kölner «domradio». Gerade in der Zeit um Karfreitag mit dem Gedenken an die Kreuzigung Jesu könnte ein solches Gedicht alte Ressentiments neu schüren. Als Verantwortlicher der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog forderte Jaschke die deutsche Gesellschaft auf, auf der Seite Israels zu stehen. Den Sturm der Entrüstung, den Grass entfacht habe, müsse der Schriftsteller nun aushalten, so Jaschke. Eine Entschuldigung halte er aber nicht für angebracht. «Es sind Worte genug gesagt. Ich denke, jetzt sollte man schweigen.»
Dagegen nahmen die Veranstalter der bundesweiten Ostermärsche Grass in Schutz. Dessen literarische Intervention im Irankonflikt habe die realen Gefahren bei einem Militärschlag gegen iranische Atomanlagen hervorgehoben, lobte das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn. Die Friedensbewegung teile Grass' Sorgen und fordere die Aussetzung der Sanktionen gegen den Iran und das Angebot eines Nichtangriffspakts. Dazu verwies sie auf die geplante UNO-Konferenz für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten.
(gloria.tv/ KNA) Günter Grass sieht sich von den Kritikern seines Israel-Gedichts missverstanden. Im Interview mit dem NDR sprach er am Donnerstag von einer Kampagne gegen ihn. Auf Inhaltliches in dem Gedicht werde bei der Kritik nicht eingegangen, so der Literaturnobelpreisträger.
Er beklagte, in Deutschland herrsche trotz Pressefreiheit «eine gewisse Gleichschaltung der Meinung». Auf seine Kritik an Israel sei sofort, «was ja auch zu vermuten war», der Vorwurf des Antisemismus laut geworden. Es sei jedoch verletzend und einer demokratischen Presse nicht würdig, ihn als «ewigen Antisemiten» zu bezeichnen.
In seinem am Mittwoch in renommierten europäischen Tageszeitungen veröffentlichten Gedicht «Was gesagt werden muss» wirft der Dichter Israel im Atomkonflikt mit dem Iran eine friedensgefährdende Politik vor. Die Bundesregierung fordert er auf, Israel keine Atom-U-Boote mehr zu liefern. Das Gedicht sorgte auch am Donnerstag international weiter für Empörung, so bei Vertretern Israels und des Judentums sowie in der deutschen Politik und der Kirchen.
Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke kritisierte, Grass habe sich ideologisch verirrt. Mit seiner moralisierenden Position stärke er antijüdische Stimmungen, sagte er im Kölner «domradio». Gerade in der Zeit um Karfreitag mit dem Gedenken an die Kreuzigung Jesu könnte ein solches Gedicht alte Ressentiments neu schüren. Als Verantwortlicher der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog forderte Jaschke die deutsche Gesellschaft auf, auf der Seite Israels zu stehen. Den Sturm der Entrüstung, den Grass entfacht habe, müsse der Schriftsteller nun aushalten, so Jaschke. Eine Entschuldigung halte er aber nicht für angebracht. «Es sind Worte genug gesagt. Ich denke, jetzt sollte man schweigen.»
Dagegen nahmen die Veranstalter der bundesweiten Ostermärsche Grass in Schutz. Dessen literarische Intervention im Irankonflikt habe die realen Gefahren bei einem Militärschlag gegen iranische Atomanlagen hervorgehoben, lobte das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn. Die Friedensbewegung teile Grass' Sorgen und fordere die Aussetzung der Sanktionen gegen den Iran und das Angebot eines Nichtangriffspakts. Dazu verwies sie auf die geplante UNO-Konferenz für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten.