Die hl. Katharina von Siena und die KircheDer katholische deutsche Frauenbund feiert offenbar schon seit einigen Jahren den Gedenktag der hl. Katharina von Siena als „Tag der Diakonin“ (und
wie ich grad bei kathnews sehe, ruft auch das ZDK in diesem Jahr dazu auf). Ich glaub, an mir ist das bisher völlig spurlos vorübergegangen. Als ich vorhin davon gehört hab, fiel dazu nur spontan die Frage ein: Was ist das denn wieder für eine krause Idee? Wieso jetzt eine der Jungfrauen der Kirche als Gallionsfigur der Diakonin? Erweitert gefragt: kann man die Leute nicht einfach mal das sein lassen, was sie tatsächlich waren oder sind?
Seht, das ist eine der klugen Jungfrauen, die dem Herrn mit brennenden Lampen entgegengehen, so heißt es gleich im Introitus des Festes der hl. Katharina. Die hl. Katharina von Siena war meines Erachtens nicht mehr Diakonin oder weniger als andere Jungfrauen oder Mitglieder eines dritten Ordens, was Katharina in der Tat auch war: sie gehörte dem dritten Orden des hl. Dominikus an. Insofern wundere ich mich, wie man grade von Katharina von Siena auf den Diakonat kommt; vielleicht wegen ihrer feurigen Briefe an den jeweiligen Papst? Diese hat sie allerdings in voller Übereinstimmung mit dem Lehramt geschrieben. In der Pressemitteilung des KDFB aus dem Jahr 2009 heißt es dazu, die eigene Präsidentin Fischbach zitierend:
„Katharina von Siena erinnere Frauen daran, sich engagiert und unerschrocken in Kirche, Gesellschaft und Politik einzubringen.“Hmm. Nun, um genau zu sein, tut das eigentlich jede Heilige, ja, jeder Heilige (m/w) an sich. Wenn es aber denn durchaus Katharina von Siena sein soll: diese wird auch Kirchenlehrerin genannt. Für solche sieht das Antiphonale am Fest diese Antiphon vor:
O Lehrerin des Glaubens und Licht der Kirche, du hast Gottes Weisung geliebt.
Heilige (Katharina), bitte für uns, bei Gottes Sohn.Genau aus diesem Grund übrigens ist Katharina von Siena zur Kirchenlehrerin erhoben worden: wegen ihrer überragenden Liebe zur Kirche, die diese im Tagesgebet
ein loderndes Feuer nennt. Da das Fest der hl. Katharina in diesem Jahr vom vierten Sonntag der Osterzeit verdrängt wird, werden wir dieses überaus schöne Gebet in diesem Jahr nicht hören. Es lohnt sich aber immer wieder, es zu betrachten:
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast der heiligen Katharina von Siena
das Leiden Christi und die Wunden seiner Kirche
vor Augen gestellt.
Im Dienst an der Kirche
wurde ihre Liebe zu einem lodernden Feuer.
Mache auch uns, die wir zu Christus gehören,
bereit, die Leiden seiner Kirche mitzutragen,
damit einst seine Herrlichkeit an uns offenbar wird.
Da ist vom lodernden Feuer die Rede und auch von der Bereitschaft
die Leiden seiner Kirche mitzutragen. Die Kirche richtet an dieser Stelle sicherlich auch deshalb den Blick auf den leidenden Christus und die Leiden der Kirche, seiner Braut, weil Katharina der Überlieferung zufolge zu den Stigmatisierten gehörte, weshalb zu ihren Attributen in der Ikonographie neben dem Herzen und dem Kreuz auch die Dornenkrone gehört. Die Leiden der Kirche mittragen (und auch das eigene Leiden an der Kirche vor Gott tragen) kann man, so glaube ich, viel eher im Gebet.
Natürlich kann man über bestimmte Fragen nachdenken, ob man sich und der Kirche aber mit solchen Aktionen einen Gefallen tut? Zumal in solchen Zusammenhängen sich für mich immer wieder die Frage stellt, ob wohl Gott einen Menschen eine Berufung schenkt, der zu folgen für diesen eine objektive Unmöglichkeit darstellt? Zum anderen wird bei Sentenzen wie „Immer wieder gibt es Frauen, die sich zur Diakonin berufen fühlen“ mit schönster Regelmäßigkeit die Tatsache vernachlässigt, daß zu einer Berufung in den Dienst der Kirche nicht nur das Gefühl gehört, man habe eine solche, sondern auch deren Annahme durch die Kirche.
Die Vita der Heiligen und was uns von ihr überliefert ist, sprechen für sich. Vorletztes Jahr hatte ich dazu etwas geschrieben, was vielleicht auch gut zu diesem „Tag der Diakonin“ paßt:
Katharina hat sich nicht enttäuscht oder angeekelt von der Kirche abgewendet. Sie ergabsich nicht der Bitternis und Frustration oder einem Gefühl, nicht genügend gewürdigt zu werden: Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. Sie tat das, worin sie ihre Berufung sah, an den Orten, wohin Gott sie rief. In der ersten Lesung zu ihrem Fest heißt es: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.