Georg Kontekakis: "Verriet der Papst durch seinen Rücktritt den Heiligen Geist?"
Gedanken zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI.
Heute frag ich mich, ob ich der einzige bin, der es schlimm findet, dass der Papst zurückgetreten ist.
Ich meine, ich komme aus Herne. Ich bin Katholik. Immer gewesen.
Und ich denke, der oberste Katholik von uns allen wird ja nicht wie in meiner Realschule in geheimer Klassensprecherwahl gewählt. Nein: ich dachte immer, für die Papstwahl kamen die weisen Alten zusammen, um den göttlichen Auftrag zu erfüllen, den Stellvertreter des Herrn auf Erden zu finden. Die weisen Alten haben überlegt, geprüft, gebetet und dann haben sie irgendwann den einen, der alles zusammenhalten soll, gefunden, inspiriert vom heiligen Geist. Die Wahl zum Papst ist eine göttliche Berufung.
Ratzinger hat die Berufung angenommen und ist Benedikt geworden. Er hat nicht nur seinen Namen gewechselt, sondern seine Existenz im göttlichen Auftrag in einen Dienst an alle gestellt. Er hat den Willen des heiligen Geistes verkörpert. Zumindest für mich. Ich kann das gut finden oder schlecht finden. Ich kann mich ärgern oder freuen. Eines ist sicher: Der Papst erfüllt seine Berufung.
Und jetzt geht der Kerl stiften. Einfach so. Kündigt bei Gott seinen göttlichen Auftrag. Ich meine, die katholische Kirche ist doch keine evangelische Gemeinde, wo die Chefin einmal zuviel säuft und dann abtritt. Genau so ein Verein wollen wir doch nicht sein.
Der Papst ist ein Symbol für die Entrücktheit der ganzen Kirche vom ganzen weltlichen Geschehen. Egal was um die Kirche herum geschieht, die katholische Kirche ist ewig und unzerstörbar, von Gott selbst inspiriert. Hasse sie oder liebe sie. Scheiß egal. Keiner wird gezwungen mitzumachen. Du willst Frauen als Pastor. Kein Ding, werde Lutheraner. Du willst einen Popen als Boss. Gut, dann werde halt Orthodox. Das alles darf doch die katholische Kirche nicht kratzen. Sie ist immer für die Armen und Gebeutelten da. Und jetzt haut der Papst ab und kündigt bei Gott.
Was soll man da sagen. Heftiger konnte der Bayer der Kirche nicht schaden.
Meinetwegen ist der Papst hinfällig, körperlich und geistig. Dann hat der Papst das zu ertragen. Meinetwegen stirbt der Papst über Jahre in tiefem Leiden, wie Johannes Paul II. Dann ist das so. Wer ist Ratzinger, dass er sein Wohlbefinden über den göttlichen Willen stellt? Benedikt war berufen – seine Kür war vom heiligen Geist inspiriert. An dieser göttlichen Berufung kann doch der Mensch nichts ändern. Jesus hat am Kreuz auch nicht gesagt: „Ich bin Brian, nehmt mich ab.“ Oder will Ratzinger etwa sagen, der heilige Geist hat sich geirrt? Dann kann man die Nummer mit der katholischen Kirche auch gleich ganz vergessen.
Ich weiß, viele Leute finden es gut und in Ordnung, dass der Papst zurückgetreten ist. Sie sagen, es wäre gut gewesen, dass der Papst nicht das öffentliche Leiden zelebriert. Das Hinwelken seiner einst großen Seele öffentlich zu ertragen, wäre unwürdig gewesen.
Ich finde das schlecht. Das öffentliche Leiden ist der Kern, das Herz und die Seele der Kirche. Genau darum geht es. Jesus hat die Last der Welt auf sich genommen, er ist fast daran verzweifelt, aber er hat es ertragen. Die Märtyrer haben die Last des Glaubens auf sich genommen. Sie sind an ihrem Leiden verzweifelt – aber sie haben nicht gewankt. Sie alle mussten in Unwürde leben und sterben und hofften doch auf das ewige Leben.
Und jetzt geht der Oberste Chef, der Papst weg, weil er Zipperlein hat. Mein Gott, was für eine Pfeife.
Grundsätzlich meine ich ja, man soll über niemanden urteilen, dessen Leben man nicht selbst erlebt hat. Aber das fällt mir jetzt hier echt schwer.
Aufgaben, die einem das Gewissen auferlegt, hat man zu erfüllen, egal wie schwer und tragisch die Folgen sind. Und wenn der göttliche Willen diese Aufgabe bestimmt hat, dann hat man erst recht diese Aufgabe zu erfüllen.
Ich habe den polnischen Papst Johannes Paul gesehen. Ich habe ihn leiden gesehen. Ich habe ihn reden gehört. Ich habe seine Inspiration gespürt. In unserer Zeit, in der Bilder und Gesten alles überschwemmen, hat er ein Beispiel gegeben, dass es auch anders geht.
Naja – und dann kommt der Deutsche Papst.
Mich hat der Papst-Rücktritt schwerer getroffen, als alle Mißbrauchsskandale zusammen. Verbrecher kann man verfolgen und aussondern. Aber den göttlichen Willen zu verraten ist eine andere Nummer. Der Rücktritt beschädigt in meinen Augen die Grundfesten der katholischen Kirche. Und den Papst kann man nicht mal verfolgen.
Der Papst macht den Job als Chef aller Katholiken zu einer Karrierestufe auf dem Weg zur Rente.
Mein Gott.
www.ruhrbarone.de/…/54073
Heute frag ich mich, ob ich der einzige bin, der es schlimm findet, dass der Papst zurückgetreten ist.
Ich meine, ich komme aus Herne. Ich bin Katholik. Immer gewesen.
Und ich denke, der oberste Katholik von uns allen wird ja nicht wie in meiner Realschule in geheimer Klassensprecherwahl gewählt. Nein: ich dachte immer, für die Papstwahl kamen die weisen Alten zusammen, um den göttlichen Auftrag zu erfüllen, den Stellvertreter des Herrn auf Erden zu finden. Die weisen Alten haben überlegt, geprüft, gebetet und dann haben sie irgendwann den einen, der alles zusammenhalten soll, gefunden, inspiriert vom heiligen Geist. Die Wahl zum Papst ist eine göttliche Berufung.
Ratzinger hat die Berufung angenommen und ist Benedikt geworden. Er hat nicht nur seinen Namen gewechselt, sondern seine Existenz im göttlichen Auftrag in einen Dienst an alle gestellt. Er hat den Willen des heiligen Geistes verkörpert. Zumindest für mich. Ich kann das gut finden oder schlecht finden. Ich kann mich ärgern oder freuen. Eines ist sicher: Der Papst erfüllt seine Berufung.
Und jetzt geht der Kerl stiften. Einfach so. Kündigt bei Gott seinen göttlichen Auftrag. Ich meine, die katholische Kirche ist doch keine evangelische Gemeinde, wo die Chefin einmal zuviel säuft und dann abtritt. Genau so ein Verein wollen wir doch nicht sein.
Der Papst ist ein Symbol für die Entrücktheit der ganzen Kirche vom ganzen weltlichen Geschehen. Egal was um die Kirche herum geschieht, die katholische Kirche ist ewig und unzerstörbar, von Gott selbst inspiriert. Hasse sie oder liebe sie. Scheiß egal. Keiner wird gezwungen mitzumachen. Du willst Frauen als Pastor. Kein Ding, werde Lutheraner. Du willst einen Popen als Boss. Gut, dann werde halt Orthodox. Das alles darf doch die katholische Kirche nicht kratzen. Sie ist immer für die Armen und Gebeutelten da. Und jetzt haut der Papst ab und kündigt bei Gott.
Was soll man da sagen. Heftiger konnte der Bayer der Kirche nicht schaden.
Meinetwegen ist der Papst hinfällig, körperlich und geistig. Dann hat der Papst das zu ertragen. Meinetwegen stirbt der Papst über Jahre in tiefem Leiden, wie Johannes Paul II. Dann ist das so. Wer ist Ratzinger, dass er sein Wohlbefinden über den göttlichen Willen stellt? Benedikt war berufen – seine Kür war vom heiligen Geist inspiriert. An dieser göttlichen Berufung kann doch der Mensch nichts ändern. Jesus hat am Kreuz auch nicht gesagt: „Ich bin Brian, nehmt mich ab.“ Oder will Ratzinger etwa sagen, der heilige Geist hat sich geirrt? Dann kann man die Nummer mit der katholischen Kirche auch gleich ganz vergessen.
Ich weiß, viele Leute finden es gut und in Ordnung, dass der Papst zurückgetreten ist. Sie sagen, es wäre gut gewesen, dass der Papst nicht das öffentliche Leiden zelebriert. Das Hinwelken seiner einst großen Seele öffentlich zu ertragen, wäre unwürdig gewesen.
Ich finde das schlecht. Das öffentliche Leiden ist der Kern, das Herz und die Seele der Kirche. Genau darum geht es. Jesus hat die Last der Welt auf sich genommen, er ist fast daran verzweifelt, aber er hat es ertragen. Die Märtyrer haben die Last des Glaubens auf sich genommen. Sie sind an ihrem Leiden verzweifelt – aber sie haben nicht gewankt. Sie alle mussten in Unwürde leben und sterben und hofften doch auf das ewige Leben.
Und jetzt geht der Oberste Chef, der Papst weg, weil er Zipperlein hat. Mein Gott, was für eine Pfeife.
Grundsätzlich meine ich ja, man soll über niemanden urteilen, dessen Leben man nicht selbst erlebt hat. Aber das fällt mir jetzt hier echt schwer.
Aufgaben, die einem das Gewissen auferlegt, hat man zu erfüllen, egal wie schwer und tragisch die Folgen sind. Und wenn der göttliche Willen diese Aufgabe bestimmt hat, dann hat man erst recht diese Aufgabe zu erfüllen.
Ich habe den polnischen Papst Johannes Paul gesehen. Ich habe ihn leiden gesehen. Ich habe ihn reden gehört. Ich habe seine Inspiration gespürt. In unserer Zeit, in der Bilder und Gesten alles überschwemmen, hat er ein Beispiel gegeben, dass es auch anders geht.
Naja – und dann kommt der Deutsche Papst.
Mich hat der Papst-Rücktritt schwerer getroffen, als alle Mißbrauchsskandale zusammen. Verbrecher kann man verfolgen und aussondern. Aber den göttlichen Willen zu verraten ist eine andere Nummer. Der Rücktritt beschädigt in meinen Augen die Grundfesten der katholischen Kirche. Und den Papst kann man nicht mal verfolgen.
Der Papst macht den Job als Chef aller Katholiken zu einer Karrierestufe auf dem Weg zur Rente.
Mein Gott.
www.ruhrbarone.de/…/54073