Gerti Harzl
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Was ist unter dem Begriff Mystik zu verstehen? Welche Mystiker kennen wir?

Mystik. Der Duden definiert "Mystik" so, Zitat: Form der Religiosität, religiöse Anschauung, bei der durch Versenkung, Hingabe, Askese o. Ä. eine persönliche, erfahrbare Verbindung mit der Gottheit, …More
Mystik. Der Duden definiert "Mystik" so, Zitat: Form der Religiosität, religiöse Anschauung, bei der durch Versenkung, Hingabe, Askese o. Ä. eine persönliche, erfahrbare Verbindung mit der Gottheit, mit dem Göttlichen [bis zu einer ekstatischen Vereinigung] gesucht wird.
Mystiker. Papst Benedikt XVI. über den "Lehrer der Mystik" Johannes vom Kreuz, Zitat: "Hat dieser Heilige mit seiner hohen Mystik, mit diesem mühsamen Weg zum Gipfel der Vollkommenheit auch uns etwas zu sagen, dem gewöhnlichen Christen in den heutigen Lebensverhältnissen, oder ist er nur ein Beispiel, ein Vorbild für wenige auserwählte Seelen, die diesen Weg der Reinigung, des mystischen Aufstiegs wirklich unternehmen können? Um die Antwort zu finden, müssen wir uns vor allem vor Augen halten, daß das Leben des hl. Johannes vom Kreuz kein »Schweben auf mystischen Wolken« war, sondern ein sehr hartes, sehr praktisches und sehr konkretes Leben – als Reformator des Ordens, wo er vielen Widerständen begegnete, als Provinzoberer …More
Gerti Harzl
Das würde ich auch gerne wissen. Aber wenn, warum wird davon so viel Aufhebens gemacht? Also scheint es doch noch eine ganz andere Ebene zu sein. Keine Ahnung ...
ELJON
@Gerti Harzl @Eugenia-Sarto
Eigentlich war es das. Ist das aber nicht ein Zustand, den jeder Christ ab und zu hat?
Gerti Harzl
@ELJON Bitte fragen Sie weiter, es waren gute Fragen. Die hatte ich auch insgeheim ...
ELJON
Elista
@ELJON Hier beschreibt Johannes vom Kreuz diesen Zustand der Dunkelheit und welche Gnaden es ihm gebracht hat www.deutschlandfunk.de/johannes-vom-kr…
Eugenia-Sarto
@ An @ELJON
Eugenia-Sarto
Dieser Zustand ist eine grosse Gnade. Gott führt die Seelen , die Gott für diesen Weg erwählt hat, zu einer grossen Vollkommenheit und schliesslich zu einer Vereinigung mit ihm. Er giesst ihnen göttliche Weisheit ein, hohe Erkenntnisse und macht sie Christus ähnlich. Jedoch ist dies ein sehr schwerer dorniger Weg, der Führung und Stütze braucht.
ELJON
@Eugenia-Sarto
Was soll an diesem Zustand gnadenhaft sein?
Eugenia-Sarto
@ELJON Die Seele hat in diesem Zustand Aengste, dass sie vor Gott nicht bestehen kann, dass Er sie verlassen werde. Sie lebt in nacktem Glauben, sagt der hl. Joh. vom Kreuz. Sie glaubt an Gott, ja sie glaubt alles, was Gott geoffenbart hat und was die Kirche lehrt.
Da die Seele ohne Trost ist, hat sie Zweifel, erlöst zu werden. Das ist das Schreckliche dieser Dunkelheit.
ELJON
@Eugenia-Sarto
Was fühlt denn die Seele im Zustand einer "dunklen Nacht"?
Hat diese dann keinen Glauben an Gott?
Hat diese Zweifel erlöst zu werden?
Gerti Harzl
@Eugenia-Sarto hatte einen guten Einfall 👍 Zitat: "Zu diesem Thema könnte uns vielleicht der werte @Copertino noch mehr sagen."
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Dieser Einladung schließe ich mich sehr gerne an ...
Eugenia-Sarto
Eine Demütigung einer Seele, die sich einbildete Visionen zu erhalten befand sich bei den Karmelitinnen. Sie machte viel Aufhebens von sich, nahm sich sehr wichtig. Die Oberin und der Beichtvater wandten sich an den hl. Joh. v. Kreuz. Und dieser sagte, man solle diese Seele prüfen mit Demütigungen ( Also Arbeiten, die sie nicht gern verrichtet, Gehorsam etc. Näheres wird nicht genannt) und vor …More
Eine Demütigung einer Seele, die sich einbildete Visionen zu erhalten befand sich bei den Karmelitinnen. Sie machte viel Aufhebens von sich, nahm sich sehr wichtig. Die Oberin und der Beichtvater wandten sich an den hl. Joh. v. Kreuz. Und dieser sagte, man solle diese Seele prüfen mit Demütigungen ( Also Arbeiten, die sie nicht gern verrichtet, Gehorsam etc. Näheres wird nicht genannt) und vor allem kein Interesse an den Visionen zeigen seitens des Beichtvaters.
Eugenia-Sarto
Im Zustand der dunklen Nacht (= dunkle Beschauung) wirkt Gott zwar in der Seele viele Leiden; die Seele braucht aber einen Seelenführer, um zu verstehen, dass sie sich in einem solchen gnadenhaften Zustand befindet. Und da macht der hl. Johannes vom Kreuz darauf aufmerksam, dass es oft an geeigneten Seelenführern mangelt.Und jene Führer, die keine Erfahrung in diesen Zuständen haben, machen es …More
Im Zustand der dunklen Nacht (= dunkle Beschauung) wirkt Gott zwar in der Seele viele Leiden; die Seele braucht aber einen Seelenführer, um zu verstehen, dass sie sich in einem solchen gnadenhaften Zustand befindet. Und da macht der hl. Johannes vom Kreuz darauf aufmerksam, dass es oft an geeigneten Seelenführern mangelt.Und jene Führer, die keine Erfahrung in diesen Zuständen haben, machen es den Seelen sehr schwer. Die einen sagen: Dass Du so leidest, bist Du selber Schuld. Die anderen meinen, es liegt an Deinen früheren Sünden. Und sie treiben die Seele zu neuen Gewissenserforschungen und Generalbeichten, wodurch sie diese Seelen nur quälen und falsch führen. Darum schrieb der Heilige diese Bücher, damit die Seelen, die von Gott in die dunkle Nacht eingeführt werden, in diesen Büchern sich selbst verstehen können. ( Zuerst lese man "Aufstieg zum Berge Karmel", danach "die dunkle Nacht der Seele".)
Gerti Harzl
"Diese beharren auf ihren Visionen und lassen sich nicht führen. Werden sie mit Demütigungen geprüft, so kann sich bald der Irrtum herausstellen."
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Könnten Sie ein solches Beispiel eines Heiligen bringen, wo dies der Fall war, und um welche Demütigung es sich zum Beispiel gehandelt hat?
Eugenia-Sarto
Wenn die Seele so gereinigt ist , hat sie keine eigenen Wünsche mehr. In diesem Zustand beginnt Gott, sich mit ihr zu vereinigen. Er teilt ihr Gaben mit, die die Seele nicht beschreiben kann. Auch Trost, Gefühle der innigen Freude sind dabei. Stellen sich irgendwelche Visionen ein, dann teilt sie diese ihrem Seelenführer mit, ohne sich auf diese zu stützen. Hier kann man schon eine Vorstellung …More
Wenn die Seele so gereinigt ist , hat sie keine eigenen Wünsche mehr. In diesem Zustand beginnt Gott, sich mit ihr zu vereinigen. Er teilt ihr Gaben mit, die die Seele nicht beschreiben kann. Auch Trost, Gefühle der innigen Freude sind dabei. Stellen sich irgendwelche Visionen ein, dann teilt sie diese ihrem Seelenführer mit, ohne sich auf diese zu stützen. Hier kann man schon eine Vorstellung von Falschmystikern anbringen. Diese beharren auf ihren Visionen und lassen sich nicht führen. Werden sie mit Demütigungen geprüft, so kann sich bald der Irrtum herausstellen. Die Demütigungen ( sagt der hl. Joh. v. Kreuz) müssen aber kräftig sein, denn der Teufel verkraftet für seine Lügen schon einiges, um nicht entlarvt zu werden..
Eugenia-Sarto
Da wir ja nicht ein ganzes Lehrbuch der Mystik hier darstellen können, können wir nur versuchen, einige Brocken zu diesem an sich sehr wichtigen Thema beizutragen.
Ich lasse es mal unwissenschaftlich aus der Feder fliessen, was mir dazu einfällt.
Die mystische Seele ist ein Gottsucher. Es fängt an mit der Gottesfurcht, der Selbsterkenntnis und der Gotteserkenntnis. Je mehr die Seele Gott liebt, …More
Da wir ja nicht ein ganzes Lehrbuch der Mystik hier darstellen können, können wir nur versuchen, einige Brocken zu diesem an sich sehr wichtigen Thema beizutragen.
Ich lasse es mal unwissenschaftlich aus der Feder fliessen, was mir dazu einfällt.

Die mystische Seele ist ein Gottsucher. Es fängt an mit der Gottesfurcht, der Selbsterkenntnis und der Gotteserkenntnis. Je mehr die Seele Gott liebt, desto mehr wird ihr die eigene Niedrigkeit bewusst. Im Gebet, besonders im betrachtenden Gebet lässt Gott sie erkennen, wieviel Unreinheit und Unvermögen in ihr ist. Dies führt zur Demut und Läuterung, die je nach Gottes Wahl leicht bis zu sehr schwer ausfällt.
In diesem Zustand ist die Seele bereits ohne grössere Sünden. Sie will Gott nicht mehr freiwillig beleidigen.
Nun folgt der Einstieg in die dunkle Nacht der Sinne und, wenn die Seele dies überstanden hat, folgt die Nacht des Geistes. In diesem Zustand werden die geistigen Kräfte der Seele ( Wille, Verstand, Gedächtnis)so geschwächt, dass die Seele sich völlig ohnmächtig fühlt, irgendwelche Akte zu vollbringen. Sie kann nicht mehr beten, nicht mehr betrachten, nicht lesen. Sie fühlt sich verlassen von Gott, ja sogar glaubt sie, sie könne nicht gerettet werden. Alles in ihr scheint ihr sündhaft, verloren,vernichtet zu sein. In diesem Zustand reinigt Gott die Seele von allem Stolz, von jeder Eigenliebe, von aller Anhänglichkeit an die Welt, an Personen, an sich selbst, er entblösst sie auch von jedem Eigenwillen.
Diese dunkle Nacht ist ein passives Geschehen. D.H. Gott ist der Wirkende; die Seele erleidet es, ohne dass sie etwas tun kann. Dieser Zustand dauert bei einigen Seelen einige Wochen, bei anderen Jahre . Am Ende der dunklen Nacht des Geistes stellt sich in der Seele ein Friede ein und eine Einfachheit der Seele. Diese dunkle Nacht ist schon ein sehr wichtiger Bestandteil der Mystik. In diesem kommt es bereits zu Erkenntnissen, die Gott der Seele mitteilt. Das sind keine Visionen, sondern Verstandeserkenntnisse über sich selbst ( Selbsterkenntnisse) und Gotteserkenntisse
Die hl. Theresa von Avila hatte eine dunkle Nacht von ca. 16 Jahren. Dies war die grosse Schule, die sie zur Kirchenlehrerin machte.

Zu diesem Thema könnte uns vielleicht der werte @Copertino noch mehr sagen.
Gerti Harzl
Update vom 15.01. um 18:00 Uhr:
In diesem Thread geht es um die Kategorie "Mystische Visionen". Ein späterer Thread wird der Kategorie "Prophetische Visionen" gewidmet sein.
Gerti Harzl
@Eugenia-Sarto Sehr gerne (Pater Bernhard als Grundlage). Ich bedanke mich für jeden einzelnen wertvollen Beitrag, denn selbst kann ich bei diesem Thema eher nur lernende Zuhörerin sein.
Eugenia-Sarto
@Gerti Harzl Ja gut, dann sollte man zur Grundlage erstmal Pater Bernhard nehmen. Sodann kann man etwas über einen mystisch begabten Menschen sagen, welche Voraussetzungen er haben bzw. erreichen muss, um zu einer mystischen Erfahrung zu kommen. Diese Erfahrung ist nicht erlernbar, sondern eine Gabe Gottes. Die Zubereitung der Seele allerdings kann von Gott und der Seele bewirkt werden - einmal …More
@Gerti Harzl Ja gut, dann sollte man zur Grundlage erstmal Pater Bernhard nehmen. Sodann kann man etwas über einen mystisch begabten Menschen sagen, welche Voraussetzungen er haben bzw. erreichen muss, um zu einer mystischen Erfahrung zu kommen. Diese Erfahrung ist nicht erlernbar, sondern eine Gabe Gottes. Die Zubereitung der Seele allerdings kann von Gott und der Seele bewirkt werden - einmal aktiv, einmal passiv. Das mystische Erleben selbst ist ein übernatürliches Geschehen, das - wie Pater Bernhard richtig sagt- über die Vernunft, über den Verstand hinausgeht und daher mit menschlichen Worten nicht beschrieben werden kann. Darum wird es ja von den grossen Mystikern auf viele Weise umschrieben.
Gerti Harzl
Ich schlage vor: Klammern wir ab hier also die Kategorie "Erscheinungen" aus. Also die Phänomene wie La Salette, Lourdes, Fatima usw.; diese Kategorie könnte in einem späteren Thread diskutiert werden bzw. wurde anderswo schon ausreichend diskutiert.