Was meint AtrusRiven dazu...interessanter Blog...??
Warum stehen wir noch?2012-08-01
Es ist erstaunlich, dass Catocon auf den Kreuzfährten eigentlich nur gute, wertvolle und lesbare Artikel produziert. Und außerdem mit hoher Frequenz. Wie macht er das nur?
Der neueste Artikel unter dem Titel »
Wo stehen wir?« ist wieder so ein Glanzstück. Er beantwortet darin eine Frage von Kardinal Koch, unserem Chefökumeniker, der versucht, die katholischen Tradis in die Ecke der Lutheraner zu stellen. (Wobei, gerade dann müssten sie Kardinal Koch doch willkommen und Ziel allerwarmherzigster Erklärungen sein?)
In dem Artikel wird das Zweite Vatikanum als Ursache der Kirchenkrise dargestellt. Diese Perspektive ist, meine ich, nicht unbedingt völlig richtig. Das Zweite Vatikanum war, so denke ich, vielmehr der
Katalysator, der es den schon vorher bestehenden akatholischen (»modernistischen«) Tendenzen ermöglichte, aus dem Untergrund an die Oberfläche zu dringen, und ihnen zu machtvollem Durchbruch verholfen hat, sodass sie weite Teile der Kirche überschwemmen und zerstören konnten. Es war mit Sicherheit nicht so, dass bis 1963 alles in der Kirche in schönster Ordnung und alle Kleriker und Laien völlig lammfrom, aber ab 1965 plötzlich alle ganz gegenteiliger Auffassung waren. Es ist mit Sicherheit nicht so, dass ohne das Zweite Vatikanum die katholische Welt noch so völlig intakt wäre, wie sie 1960 zu sein schien.
Der Leib der Kirche war mit Sicherheit schon 1960 tief angekränkelt vom Modernismus, sonst wäre die Wende in den folgenden Jahrzehnten nicht so widerstandslos durchgegangen. Das Zweite Vatikanum (und die folgenden Jahre) haben dies aber offenbar gemacht. Die Flutwelle des Modernismus, die daraufhin über die Kirche hineinbrach, hat dann auch vieles hinweggespült, was in friedlicheren Zeiten sicheren Bestand gehabt hätte.
Das Zweite Vatikanum war deshalb nicht Ursache, sondern eher Symptom der Krankheit. Eine Fokussierung nur auf das Zweite Vatikanum griffe daher zu kurz. Man muss die eigentlichen Ursachen in den Blick nehmen.
Die westlichen, europäischen Gesellschaften befinden sich schon seit Jahrhunderten in einem immer rascher voranschreitendem Verfall (neutraler könnte man sagen, in einer Entwicklung zu immer größerer Säkularisation), allenfalls kurzzeitig gebremst durch kleine, »restaurative« Zwischenspiele. Das ist eine Tendenz, die die gesamte Gesellschaft erfasst und damit natürlich auch die Menschen, die in der Kirche sind. Von dieser Tendenz kann sich die Kirche nicht abkoppeln, und bisher hat auch noch niemand ein Mittel gefunden, diese mächtige Tendenz aufzuhalten oder gar umzukehren. Man kann aber nicht ewig Dämme bauen, sondern muss möglichst dafür sorgen, dass das Wasser zurückgeht.
Durch die immer stärkere Globalisierung, durch den Zusammenschluss zu immer größeren wirtschaftlichen und politischen Einheiten, durch die immer stärkere Uniformierung unter dem Banner von »Gleichheit, Freiheit, Geschwisterlichkeit« wird dieses System immer »alternativloser«. Es gibt nicht mehr viele kleine Einheiten, deren Fall immer nur einen kleinen Teil der Menschen betrifft, sondern die politischen und weltanschaulichen Einheiten werden größer und damit zwangsläufig immer totalitärer, weil eben die Alternativen wegfallen. Ein Fall dieser Rieseneinheiten würde damit auch immer katastrophalere Auswirkungen haben, weil viel größere Teile der Menschheit betroffen wären und alternative Ordnungen kaum noch bestehen.
Die Zukunft kenne ich nicht. Noch vor 125 Jahren sahen europäische Gelehrte keine große Zukunft für den Islam. Er könne sich allenfalls noch in Afrika und »in der Tartarei« halten, »sonst hat die Berührung mit der europäischen Cultur allenthalben einen Keim in ihn gelegt, der nothwendig zu seiner Zersetzung führen muß.« Die Wahabiten, die heute so einflussreiche Strömung, wurden kaum mit einem Nebensatz erwähnt. Heute sehen wir die Lage anders. Dem Islam ist es in den letzten Jahren vielfach gelungen, sich gegen die »europäische Cultur« zu immunisieren, während es so scheint, als zersetze der Keim allenthalben die Kirche und habe diese nur noch in entlegenen Weltregionen eine Zukunft. Nun, sprechen wir uns in 125 Jahren wieder.