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Benedikt XVI. hat sich seine größten Niederlagen selbst bereitet - Mosebach

Martin Mosebach schrieb auf Welt.de (31. Dezember) einen Nachruf auf Benedikt XVI. Highlights.

• Der sanfte Benedikt XVI. sah die kirchliche Tradition nicht als Verhandlungsmasse, die nach tagespolitischen Opportunitäten zur Disposition stehe, und wurde deshalb als das schwarze Haupt der Reaktion beschimpft („Panzerkardinal“).

• Der als elitär verschriene Papst löste eine Welle von Konversionen und Priesterberufungen aus.

• Seine Freunde verstanden oft nicht, warum er auf die Anwendung der in seinem Amt konzentrierten Macht verzichtete und ganz bewusst nicht mit Befehlen regierte. Aber er wollte [angeblich] allein auf die „sanfte Gewalt der Wahrheit“ vertrauen, ohne die jede Reform der Kirche auf Sand gebaut sei.

• Mit einem Nachdruck, den er sich sonst nicht gestattete, traf er 2007 die Lehrentscheidung, dass die Römische Liturgie der Gesetzgebung der Päpste generell entzogen sei und zum unantastbaren Gut der kirchlichen Überlieferung zähle.

• Die Widerstände dagegen waren heftig und gipfelten nach seiner Abdankung in der gnadenlosen Härte von Traditionis Custodes (2021).

• Es wird dieser noch vor seinen Augen wieder aufgehobene Gesetzesakt sein, was vom Pontifikat Benedikts XVI. in Erinnerung bleiben wird.

• Diesem geschworenen Feind der Revolution war es schließlich vorbehalten, durch seine Abdankung vom Papstamt einen revolutionären Akt zu setzen (2013).

• Das Papstamt, das nur solitär gedacht werden kann, erschien auf verstörende Weise verdoppelt.

• Als abgedankter Papst musste Benedikt XVI. das grausame Schicksal ertragen, seine wichtigsten Vorhaben beiseitegeschoben und seine treuesten Mitarbeiter geächtet zu sehen.

• Welche Konsequenz seine bekannte Schwäche hatte, Personen einzuschätzen, durfte er erleben, als die von ihm erhobenen deutschen Prälaten unbeirrbar den Weg ins Schisma zur Gründung einer protestantisierenden Nationalkirche einschlugen (2019-2022).

• Es war diesem gerade auch in seiner Heimat bekämpften Papst beschieden, sich seine größte Niederlage selbst bereitet zu haben.

• Es bleibt, dass er "der Beste" war, der als Nachfolger Johannes Pauls II. hatte gewählt werden können.

Bild: © Mazur/cbcew.org.uk, CC BY-NC-ND, #newsGdqxcmucof
Vates
1. Die "Welle" von Konversionen und Priesterberufungen wurde durch "SP" ausgelöst, das jedoch ohne das säkulare Werk von Eb Lefebvre (das Benedikt XVI. allerdings auf die alte Messe reduzieren wollte!)
gar nicht zustandegekommen wäre;
2. die faktische (nicht "ex cathedra") durch "SP" ergangene "Lehrentscheidung", daß die Römische Liturgie der Gesetzgebung der Päpste (im Sinne einer Aufhebung, …Mehr
1. Die "Welle" von Konversionen und Priesterberufungen wurde durch "SP" ausgelöst, das jedoch ohne das säkulare Werk von Eb Lefebvre (das Benedikt XVI. allerdings auf die alte Messe reduzieren wollte!)
gar nicht zustandegekommen wäre;

2. die faktische (nicht "ex cathedra") durch "SP" ergangene "Lehrentscheidung", daß die Römische Liturgie der Gesetzgebung der Päpste (im Sinne einer Aufhebung, Einschränkung oder Verschlechterung) generell entzogen sei und zum unantastbaren Gut der kirchlichen Überlieferung zähle (weil organisch aus apostolischem Ursprung erwachsen), mögen sich jene hinter die Ohren schreiben, die das völlig inakzeptable Machwerk "TC" und die es ergänzenden "Reponsa" von
Franziskus bzw. Roche für rechtsgültig halten anstatt es als null und nichtig einzuschätzen, weshalb sich niemand darum zu scheren braucht!

3. Ob Mosebachs Einschätzung des unbestreitbar "vulgärhegelianisch" denkenden und handelnden Ratzingers als bestmöglicher Nachfolger von J.P. II. stimmt, mag füglich bezweifelt werden...... .
Katja Metzger
Hier nochmal:
(Quelle: Die Welt)
"Viele erhoffen sich von einem Papst, er möge die Lehre der Kirche modernisieren. Das Verdienst Benedikts XVI. besteht in der Einsicht, dass Päpste das gar nicht dürfen. Sie haben sich der Tradition zu unterwerfen – selbst dann, wenn die Kirche so wieder zur kleinen Schar wird.
Am 16. April 1783 starb in Rom der heilige Landstreicher und Analphabet Benoît Joseph …Mehr
Hier nochmal:

(Quelle: Die Welt)
"Viele erhoffen sich von einem Papst, er möge die Lehre der Kirche modernisieren. Das Verdienst Benedikts XVI. besteht in der Einsicht, dass Päpste das gar nicht dürfen. Sie haben sich der Tradition zu unterwerfen – selbst dann, wenn die Kirche so wieder zur kleinen Schar wird.
Am 16. April 1783 starb in Rom der heilige Landstreicher und Analphabet Benoît Joseph Labre, vom römischen Volk geliebt. Er war betend durch ganz Europa gezogen und hatte selten in einem Bett geschlafen; an seinem Festtag wurde 1927 in Marktl am Inn Joseph Ratzinger geboren, der nach altem Brauch den Namen des Tagesheiligen erhielt.
Als Papst nannte er sich Benedikt, mit dem anderen Vornamen seines Patrons. Der seit Jahrhunderten bedeutendste Theologe auf dem Papstthron stellte sich damit bewusst unterden Schutz eines Heiligen, für den es keine Theologie gab, sondern nur Anbetung. Das gehörtzu den Gegensätzen, die Benedikt XVI. in seiner Person vereinte.
Er sah die Tradition der Kirche nicht als Verhandlungsmasse, die nach tagespolitischen Opportunitäten zur Disposition stehe, und wurde deshalb als das schwarze Haupt der Reaktion beschimpft. Unvergessen sind die Schmähtitel „Gottes Rottweiler“ und „Der Panzerkardinal“, mit denen dieser behutsame und sanfte Priester belegt wurde, weil er seiner Pflicht nicht auswich, daran zu erinnern, dass er nicht die Vollmacht besaß, die Lehre der Kirche zu ändern.
Von den deutschen Päpsten des Mittelalters war erwartet worden, für die Anliegen der deutschen Kaiser ein offenes Ohr zu haben – dieser erste deutsche Papst seit Hadrian VI. Sah seine Aufgabe stattdessen darin, die deutschen Bischöfe und Theologen, die mit beträchtlicher Verspätung dem Sog des Protestantismus erlagen, zur Wahrung der Einheit mit der Weltkirche zu mahnen.
Die deutschen Medien pflegten eine Aversion gegen sein Pontifikat, die er selbst „sprungbereit“ nannte. Zugleich löste der als elitär verschriene Papst eine Welle von Konversionen und Priesterberufungen aus. Seine Freunde verstanden oft nicht, warum er auf die Anwendung der in seinem Amt konzentrierten Macht verzichtete und ganz bewusst nicht mit Befehlen regierte. Aber er wollte allein auf die „sanfte Gewalt der Wahrheit“ vertrauen, ohne die jede Reform der Kirche auf Sand gebaut sei.
War das weltfremder Idealismus oder die einem Priester angemessene Haltung?
Das Zweite Vatikanische Konzil, die große Bischofsversammlung zu Beginn der Sechzigerjahre, hatte nach dem Willen Johannes’ XXIII. den damaligen Zeitgenossen die Botschaft der Kirche verständlicher vermitteln sollen. Ein eigentümliches Verhältnis zu diesem Zweiten Vatikanum kennzeichnete schon die Amtszeit des späteren Papstes als Präfekt der Glaubenskongregation in engstem Zusammenwirken mit Papst Johannes Paul II.
Einst war Ratzinger als junger „Peritus“, also theologischer Sachverständiger, eine der treibenden Kräfte dieses Konzils gewesen. Als Ratgeber des Kölner Kardinals Josef Frings erreichte er, dass die Konzilsväter die vorbereiteten Entschließungen des Vatikans zurückstellten und eine freie Diskussion und Abstimmung erzwangen.
Wie unbeherrschbar das Konzil dadurch wurde, zeigte sich am Einfluss der bis dahin vorsichtig agierenden revolutionären Theologen, die nun aus der Deckung traten. Kaum eine der Forderungen des heutigen progressistischen Blocks in der Kirche, die damals nicht zur Sprache gekommen wäre, wenn es auch gelang, sie aus den eigentlichen Abschlussdokumenten weitgehend herauszuhalten. Die 68er-Revolten lösten in der ganzenWelt eine tiefe Krise der Autorität aus. Nun brachen sie auch über die nachkonziliäre Kirche herein.
„Geist des Konzils“?
Es entstand die Legende von einem „Geist des Konzils“, der den manifesten konziliaren Akten entgegengesetzt sei und mit den Traditionen der vergangenen Jahrtausende gebrochen habe. In einem „neuen Pfingsten“ sei eine „neue Kirche“ gegründet worden, war nun vielfach zu hören.
Schon als Kardinal sah sich Papst Benedikt deshalb in der Pflicht, die Auffassung zu bekämpfen, das Zweite Vatikanum sei ein Superkonzil, das alle vorangegangenen Konzilien überwunden habe. Dieser „Hermeneutik des Bruchs“ stellte Kardinal Ratzinger eine„Hermeneutik der Kontinuität“ entgegen, nicht weil er ein ängstlicher Konservativer gewesen wäre, sondern weil er die Kirche an die einmal empfangene Offenbarung und die Tradition der frühen Märtyrer und Väter gebunden sah.
Dass die Kirche immer zu reformieren sei, hieß für ihn nicht, dass sie sich beständig dem gesellschaftlichen Standard des Tages anpassen müsse, sondern dass sie stets aufs Neue an ihrem Stifter das Maß zu nehmen habe. Als Historiker wusste er nur zu gut, dass die Kirche im Rückblick gerade da harten Tadel erfährt, wo sie sich in der Vergangenheit in besonders enger Übereinstimmung mit dem Zeitgeist befunden hat.
So ging es ihm weniger darum, das Zweite Vatikanum zu revidieren, als es zu historisieren – es einzurücken in die Reihe der vorangegangenen Konzilien, die ebenfalls Anspruch auf Gültigkeit haben. Und so gehörte es zu seiner Auffassung vom päpstlichen Lehramt, das Zweite Vatikanum dort, wo dessen Dokumente vieldeutig geraten waren, im Geist der Tradition zu interpretieren.
Eine gehorsame Rezeption dieser Korrekturen wollte er nicht erzwingen. Aber der Mangel an religiöser Glut und an gebildetem Scharfsinn bei seinen Gegnern stärkte ihn in der Hoffnung, die Kirche werde irgendwann die nachkonziliare Krise überwinden, und sei es als die kleineSchar, als welche sie vor 2000 Jahren begonnen hatte.
Die „Hermeneutik der Kontinuität“ wäre vielleicht nur ein Streit der Theorien geblieben, wenn Benedikt XVI. daraus nicht eine praktische Konsequenz gezogen hätte, die im Leben der Weltkirche zunächst zwar nur eine geringe Wirkung entfaltete, ihm aber erbitterten Widerstand einbrachte. Das war die Wiederzulassung der weit über 1500 Jahre alten Liturgie, die Papst Paul VI. mit seiner ganzen Autorität zu unterdrücken gesucht hatte.
Die Sakralität verloren
Dieser Eingriff in die Liturgie, einzigartig in der ganzen Kirchengeschichte und durch das Zweite Vatikanum nicht gedeckt, hatte eine verheerende Wirkung entfaltet. Die Messe, das wichtigste Element der sichtbaren Kirche, hatte die Sakralität des Opfermysteriums verloren und war der Nüchternheit einer protestantischen Mahlfeier angeglichen worden.
Ohne dass das kirchliche Lehramt die Messtheologie verändert hätte, war einem großen Teil der Gläubigen die Überzeugung von der physischen Gegenwart Jesu in den gewandelten Opfergaben von Brot und Wein abhandengekommen. In der Religion sind Formen wichtiger als Lehrsätze, aber diese anthropologische Einsicht war der Mehrheit der Bischöfe verschlossen.
Papst Benedikt fand es unerträglich, dass ein Ritus, der die ganze Kirchengeschichte hindurch die Identität der Kirche ausgemacht und in der weltweiten Mission seine apostolische Kraft bewiesen hatte, nun verdächtigt werden sollte. Wenn es stimmte, dass die Kirche sich über alle historischen Entwicklungen hinweg immer treu bleibe und niemals zu sich selbst in Widerspruch gerate, dann entstand durch das Abwürgen der überlieferten Liturgie eine Wunde am Leib der Kirche, die bewies, dass sie nach dem Zweiten Vatikanum wirklich mit ihrer Vergangenheit gebrochen hatte. Das durfte er nicht zulassen."
Franz Graf
Dieser Nachruf ist das erste, wo dieser Papst realistisch beurteilt wird. Martin Mosebach hat nichts beschönigt, nichts dramatisiert und als der erste, der einen Nachruf auf Papst Benedikt XVI verfasst hat, der diesen Papst nicht irgendetwas unterstellt hat.
Vered Lavan
Niemand, außer Gott, weiß was für Mächte im Hintergrund aus dem Hure-Babylon-System ihn erdrückten.😳😰 (<-- Zitat v.o.: "...Seine Freunde verstanden oft nicht, warum er auf die Anwendung der in seinem Amt konzentrierten Macht verzichtete und ganz bewusst nicht mit Befehlen regierte...")
katholisch und weltoffen teilt das
3
Lisi Sterndorfer
Für interessierte hier der ganze Text von Mosebach
fire stone
an Lisi Sterdorfer: Bitte so einstellen, dass der Text ausgedruckt werden kann - bei: herunterladen - danke!
Oenipontanus
"Mit einem Nachdruck, den er sich sonst nicht gestattete, traf er 2007 die Lehrentscheidung, dass die Römische Liturgie der Gesetzgebung der Päpste generell entzogen sei und zum unantastbaren Gut der kirchlichen Überlieferung zähle."
Wo kann man denn diese angebliche "Lehrentscheidung" nachlesen? Ich bitte um eine genaue Quellenangabe! 😂 😂 😂
Bei Mosebach piept es gewaltig, an ihm sieht man sehr …Mehr
"Mit einem Nachdruck, den er sich sonst nicht gestattete, traf er 2007 die Lehrentscheidung, dass die Römische Liturgie der Gesetzgebung der Päpste generell entzogen sei und zum unantastbaren Gut der kirchlichen Überlieferung zähle."

Wo kann man denn diese angebliche "Lehrentscheidung" nachlesen? Ich bitte um eine genaue Quellenangabe! 😂 😂 😂
Bei Mosebach piept es gewaltig, an ihm sieht man sehr schön, dass Traditionalismus eine (schwer heilbare) Geisteskrankheit ist. 🥴
Benedikt Merz
Er meint sicher den dezenten Hinweis, daß das, was früheren Generationen heilig war, auch uns heilig sein muß bzw. die Aussage, daß der überlieferte Ritus nie abgeschafft wurde. Das stand so sinngemäß in Summorum Pontificum bzw. im Begleitbrief
Oenipontanus
Ergo: Keine Spur von einer "Lehrentscheidung"! 🥳
Benedikt Merz
Das ist keine dogmatische Formulierung, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis wurde auch nie dogmatisiert.Mehr
Das ist keine dogmatische Formulierung, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis wurde auch nie dogmatisiert.