Geht Papst Franziskus Ende Jahr?

Weshalb der Pontifex aus Südamerika am 17. Dezember nach Argentinien zurückkehren könnte.

Ende Februar hat der argentinische Präsident Mauricio Macri Franziskus getroffen. Alle hatten erwartet, er würde nach der Audienz den Besuch des Papstes in Buenos Aires für nächstes Jahr ankündigen. Aber nein, er erklärte nur vage, Franziskus wolle so bald wie möglich seine Heimat besuchen. Nicht minder enttäuscht sind die deutschen Lutheraner. Sie hatten den Papst zu den grossen Reformationsfeierlichkeiten von 2017 nach Wittenberg eingeladen. Er aber zieht es vor, am 31. Oktober 2016 mit den schwedischen Protestanten in Lund zu gedenken.

Eigenartig, päpstliche Reisepläne für das Jahr 2017 sind keine bestätigt. Zwar ist schon lange von pontifikalen Visiten in Fatima, Brasilien oder Kolumbien die Rede. Der Vatikan selber hält sich aber bedeckt.
Kirchenkundige interpretieren das so, dass Franziskus Ende dieses Jahres zurücktreten könnte. Was plausibel wäre: Am 17. Dezember 2016 wird er 80 Jahre alt. Er erreicht das Alter, in dem Kardinäle aus dem Kreis der Papstwähler ausscheiden und selbst nicht mehr für das Petrusamt infrage kommen. Dieser Papst liebt es, Zeichen zu setzen. Zwar meinte er, dass man Päpsten das Höchstalter von 80 Jahren nicht verordnen solle, weil sie das unter Druck setzen würde. Dennoch kann er sich eine Demission à la Benedikt nicht nur für sich selber vorstellen, sondern als neue «Institution» des Papsttums.
In einem Interview doppelte er nach: Er rechne mit einem kurzen Pontifikat – vier bis fünf Jahre vielleicht oder auch nur zwei bis drei. Weil er gesundheitlich angeschlagen ist? Das Gehen macht ihm Mühe, die Stimme ist schwach. In Kinderjahren musste man ihm Teile des rechten Lungenflügels entfernen. Bei der letzten Weihnachtsmesse schien ihm die Luft auszugehen.
Würde er Ende Jahr aufhören, wäre er knapp vier Jahre Papst gewesen. Sinnigerweise könnte er seinen Rücktritt zum Abschluss des Heiligen Jahres am 20. November bekannt geben und am 80. Geburtstag definitiv «Buona sera» sagen. Schlägt er darum ein so hohes Tempo an? Seine Agenda ist randvoll mit Familiensynoden, Reden vor dem US-Kongress und dem Europaparlament, mit Auslandreisen, Predigten, mit Stippvisiten in Synagogen, Moscheen und Gefängnissen, mit Heiligsprechungen und Kurienreformen. Da ist längst alles drin, was ein Pontifikat ausmacht.

Den Mythos als Reformer bewahren
Ein frühzeitiger Rücktritt würde Franziskus’ guten Ruf als Anwalt der Mühseligen und Beladenen konservieren. Und die Mythenbildung fördern. Er würde künftig mit Evita Perón die argentinische Legende verkörpern. Eine schöne und mildtätige Frau, die früh stirbt, behält auf ewig ihren Liebreiz. Ein sympathischer Papst mit Reformschwung, der zurücktritt, bleibt auf ewig beliebt und nährt die Legende des gebremsten Neuerers. Der Mythos würde sich halten, dass er ein Reformpapst war, leider von reaktionären Seilschaften in der Kurie gegängelt, ein Lamm unter Wölfen. Und wäre er schon damals im Konklave von 2005, als ihn der Deutsche Joseph Ratzinger überflügelte, Papst geworden, hätte er garantiert umgesetzt, wozu ihm in seinem zu kurzen Pontifikat Zeit und Kraft fehlten.
Nur: Könnte sich die Kirche zwei Alt-Päpste leisten? Warum nicht? Würde Franziskus emeritus zu Benediktus emeritus in die vatikanischen Gärten ziehen und eine Alters-WG gründen? Nein. Franziskus würde in sein Argentinien zurückkehren, er, der die Heimat nie gern verlassen hatte. 1986, als er zum Doktorieren nach Deutschland geschickt wurde, war er nach wenigen Monaten unverrichteter Dinge wieder in Argentinien.
Warum hat er als Papst auf seinen drei Südamerika-Reisen Argentinien nicht besucht? Weil er mit seiner definitiven Rückkehr in die geliebte Heimat rechnet? Als die Kardinäle in Rom im März 2013 den ersten Pontifex vom Ende der Welt wählten, hatten sie nicht daran gedacht, dass auch Päpste Heimweh haben können.
(Tages-Anzeiger)
(Erstellt: 06.03.2016, 23:06 Uhr)

www.tagesanzeiger.ch/…/23186376
Gerti Harzl teilt das
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Konklave 2013 wählte nur den Bischof von Rom (?) Der Bischof von Rom ist zugleich immer auch Papst!
Franziskus: "... es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben 🥴
Es scheint, meine Mitbrüder, die Kardinäle, sind fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen." Zitat ✍️ aus Wikipedia: Franziskus ... wolle ... mit dem Titel „Bischof von Rom“ die Ökumene fördern.Mehr
Konklave 2013 wählte nur den Bischof von Rom (?) Der Bischof von Rom ist zugleich immer auch Papst!

Franziskus: "... es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben 🥴
Es scheint, meine Mitbrüder, die Kardinäle, sind fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen." Zitat ✍️ aus Wikipedia: Franziskus ... wolle ... mit dem Titel „Bischof von Rom“ die Ökumene fördern.
la verdad prevalece
eiss
Spekulationen und auch Sachargumente.
1. Benedikt hat mit seinem Rücktritt das Petrusamt in seiner inneren Wesenheit verändert (siehe Gänswein: „de facto ein erweitertes Amt“). Das kann einer Notsituation geschuldet sein. Dennoch ist es aus Sicht der Reformer notwendig, diese Veränderung zu festigen, und das geschieht am besten durch einen Rücktritt von Franziskus. Erst dann ist die Ausnahme auf …Mehr
Spekulationen und auch Sachargumente.

1. Benedikt hat mit seinem Rücktritt das Petrusamt in seiner inneren Wesenheit verändert (siehe Gänswein: „de facto ein erweitertes Amt“). Das kann einer Notsituation geschuldet sein. Dennoch ist es aus Sicht der Reformer notwendig, diese Veränderung zu festigen, und das geschieht am besten durch einen Rücktritt von Franziskus. Erst dann ist die Ausnahme auf dem Weg zu einer neuen Regel.

2. Franziskus ist ein Reformer, Sanierer oder auch Zerstörer alter Strukturen, die auf dem Weg in das dritte Jahrtausend hinderlich sein könnten. Ein solcher Dienst kreativer Destruktion ist immer befristet, weil diese Arbeit vielen Menschen schadet und weh tut. So wird dann sein Rücktritt zur großen Erleichterung gerade bei den Bedrohten und Geschädigten, die allein durch die Wegnahme der Bedrohung erleichtert sein werden und den dann erreichten neuen Status als gottgegebenen Normalzustand annehmen können.

3. Damit die neue Kirche als wirklich gefestigt gelten kann, wird allein der Rücktritt von Franziskus nicht ausreichen. Die Geschichte der Kirche muss neu erkannt und gelesen werden, damit die neue schon immer auch die alte Kirche gewesen sein wird. Erinnerung und Gedenken müssen in der Freude der Barmherzigkeit aufgehen können. Das erfordert Versöhnung und die kann auf der Grundlage des Weges in das dritte Jahrtausend gütig sein, nein, sie muss gütig sein, damit keine Erinnerung zurückbleibt.
Iacobus
Würde er als "Emeritus" dann auch - so wie es Gänswein jüngst über Benedikt XVI. aussagte - gemeinsam mit seinem Vorgänger und seinem Nachfolger ein "gemeinsames Petrusamt" vertreten?
- Quasi eine "pontifikale Dreifaltigkeit"?
studiosus
Die überwiegende Mehrheit, nämlich 58% der aktiv wahlberechtigten Kardinäle, welche am Ende Bergoglio wählten, waren von Benedikt XVI erhoben, die verbleibenden 48 Kardinäle gingen noch auf Johannes Paul II zurück, welcher mit zwei Ausnahmen alle Kardinäle kreiert hatte, welche 2005 wählten, und sich in einem Lager schon damals für Bergoglio entscheiden, aber in Summe doch dagegen optierten.
Ob …Mehr
Die überwiegende Mehrheit, nämlich 58% der aktiv wahlberechtigten Kardinäle, welche am Ende Bergoglio wählten, waren von Benedikt XVI erhoben, die verbleibenden 48 Kardinäle gingen noch auf Johannes Paul II zurück, welcher mit zwei Ausnahmen alle Kardinäle kreiert hatte, welche 2005 wählten, und sich in einem Lager schon damals für Bergoglio entscheiden, aber in Summe doch dagegen optierten.
Ob es bis zum kommenden Konklave noch länger dauert oder weniger lange, wird keinen entscheidenden Einfluß auf das "Lager" des Kandidaten haben...
Tradition und Kontinuität
Ach, das sind doch alles Spekulationen. Eine Abdankung von Franziskus hätte für dir Tradition nur Nachteile. Denn dann käme einer, der mindestens genau so schlimm wäre (z.B. Tagle oder Schönborn) und zudem wesentlich länger regieren würde. Wenn Franziskus aber noch ein, zwei Jahre im Amt bleiben würde, hätten wir die Chance, dass wirklich ein guter gewählt würde. An ein Absetzungsverfahren von …Mehr
Ach, das sind doch alles Spekulationen. Eine Abdankung von Franziskus hätte für dir Tradition nur Nachteile. Denn dann käme einer, der mindestens genau so schlimm wäre (z.B. Tagle oder Schönborn) und zudem wesentlich länger regieren würde. Wenn Franziskus aber noch ein, zwei Jahre im Amt bleiben würde, hätten wir die Chance, dass wirklich ein guter gewählt würde. An ein Absetzungsverfahren von Franziskus denken die Kardinäle offenbar nicht. Dazu fehlt selbst den Besten die Einsicht und der Mut. Mehr als über Franziskus bin ich verärgert über all die von JP II und Benedikt kreierten pseudo-konservativen Kardinäle, die J. Bergoglio ihre Stimme gegeben haben. Sie haben das Desaster in großem Maße mit zu verantworten.