Tränen zum Abschied: Der Kaplan ist weg
Zwei Jahre lang wirkte Kaplan Huber (35) bei ihnen. Wie haben Sie ihn erlebt?
Ursula Seidel: Ich kann mich gut erinnern, daß ich schon sehr früh zu einem guten Freund sagte: „Dieser Priester ist ein echtes Zeichen Christi in der Welt. Seine Spiritualität, sein Charisma, die Art, wie er die Heilige Messe zelebriert, seine Kleidung, ja sein ganzes Lebensstil sind ein Zeugnis der vollständigen Hingabe an Gott und den Nächsten.“
Kaplan Huber ist inspirierend. Man möchte so glauben können wie er. Durch sein vorbildliches Zeugnis erweckt er bei den Menschen die Sehnsucht nach Heiligkeit und nach einer tiefen Beziehung zu Gott. Durch seine Kleidung ist er als Mann Gottes erkennbar. Mutig zeigt der Kaplan die Treue zu seiner Berufung.
Wie hat der Kaplan geistlich gewirkt?
Ursula Seidel: Ich habe gesehen, dass dieser Priester wirklich aus Christus lebt. Er ist tief verwurzelt in der Wahrheit und der Liebe Christi, mit der er die Menschen ansteckt. Wer Gott sucht, wer das Glück und die Freiheit sucht, für den ist Kaplan Huber der bester Wegweiser.
Wie war Hw. Huber in der Pfarrei präsent?
Ursula Seidel: In den letzten zwei Jahren hat er in der Pfarrei hart gearbeitet. Kein Gespräch, keine Krankensalbung, keine Beichte oder Heilige Messe war ihm zu viel. Wo er gebraucht wurde und den Menschen Christus bringen konnte, war er immer da. Er schaltete sein Handy nie aus – falls jemand anrufen würde, der seinen priesterlichen Dienst benötigt.
Wer erkannt hat, welcher Segen Kaplan Huber für das menschliche und das kirchliche Leben ist, der wird ihn nie vergessen und ihm für immer dankbar sein. Seine hl. Messen und Andachten waren von Würde, Ehrfurcht und Schönheit erfüllt.
Wie war der Kaplan privat?
Ursula Seidel: Den Kaplan habe ich als einen sehr liebevollen, freundlichen, gütigen und lustigen Mensch erlebt. Er war bei vielen Menschen wegen seiner immer ausgeglichen, sanften Art sehr beliebt.
Seit ich Kaplan Huber begegnet bin, verstehe ich die Bedeutung der Worte -" In der Welt aber nicht von der Welt zu sein" besser: denn genauso würde ich sein ganzes Sein beschreiben.
Verschiedene Berichte sprechen davon, dass Kaplan Huber wegen seiner katholischen Einstellung vom Pfarrgemeinderat weggemobbt worden ist. Kennen Sie die Gründe des Weggangs?
Ursula Seidel: Nein, die genaue Gründe sind mir nicht bekannt. Ich habe gehört, daß es nicht unüblich ist für einen Kaplan, schon nach zwei Jahren die Pfarrei zu wechseln. Wir hoffen, dass er dort, wo er hingeht, seine Berufung voll und ohne Einschränkungen leben darf.
Wie waren die Rückmeldungen in Wolfsburg über die Messen von Kaplan Huber?
Ursula Seidel: Ich würde sagen, dass am Anfang sicherlich die negativen Rückmeldung stärker und lauter waren. Die Art der Zelebration - eine voll Würde und Demut auf Gott ausgerichtete Heilige Messe - war für die Menschen etwas Neues und ungewöhnliches. Doch waren unter den Gläubigen auch Menschen, die sofort erkannten, dass der Kaplan ein großes Geschenk für die Gemeinde ist.
Haben Sie persönlich von Kaplan Huber profitiert?
Ursula Seidel: Schon die erste Heilige Messe bei ihm, an der ich teilnehmen durfte, hat mein Leben sehr verändert - vor allem meine Sicht auf die Kirche und meinen Glauben. Ich bin seit über 40 Jahren katholisch, gehe regelmäßig in die Kirche und war schon immer rechtgläubig. Doch musste ich mit Erschrockenheit feststellen, wie wenig ich eigentlich über unsere katholische Kirche und von der Bedeutung der einzelnen Riten und Gesten in der hl. Liturgie wusste.
Ich habe es Kaplan Huber zu verdanken, dass mein Glaube noch fester und tiefer geworden ist und dafür werde ich ihm immer dankbar sein.
Wenn ich die würdige Zelebration des Kaplans Huber und die Alte Messe nicht kennengelernt hätte, wären mir die wahre Bedeutung und die Schönheit der Liturgie verborgen geblieben. Es war auch sehr erfreulich zu beobachten, dass immer mehr Menschen den Schatz den wir in Kaplan Huber hatten, erkannten und mit Dankbarkeit angenommen haben.
Konnte der Kaplan in der Pfarrei etwas zum positiven verändern?
Ursula Seidel: Egal was er anfasste, es hatte Erfolg - ob das die Beichte oder die Bibelstunde war. Die Menschen - besonders die jungen - kamen gerne zu ihm.
Ein junger Student, der einmal in der Werktagsmesse war, die der Kaplan zelebriert hat, schrieb ihm danach eine E- Mail in der er sich für die würdige und ehrfurchtsvolle Zelebration bedankte. Er ermutigte den Kaplan, so weiter zu machen.
Wird der Weggang des Kaplans bei den Gläubigen in Sankt Christophorus ein Loch reißen?
Ursula Seidel: Schon vor einem halben Jahr haben mir einige Gläubigen gesagt: „Wenn der Kaplan geht, hinterlässt er eine schreckliche Leere.“
Es gibt Menschen, denen das die ganze Zeit bewusst war. Aber ich bin sicher, dass es auch viele geben wird, die erst merken werden, was sie an ihm hatten, wenn er weg ist. Man weiß etwas erst dann zu schätzen, wenn man es verloren hat. Kaplan Huber hat bei uns einen Samen des Guten ausgestreut. Wir hoffen und beten, dass er wächst und reiche Früchte bringt.
Bei seinem Abschied in Wolfsburg hatten einige Gemeindemitglieder Tränen in den Augen. Sie fragen sich: „Wie soll das jetzt hier weiter gehen?“
Ein Gemeindemitglied hat nach der letzten Messe des Kaplans in einer unserer Kirchen, bei der Abschiedsrede, mit Tränen in den Augen und gebrochene Stimme gesagt: „ Herr Kaplan, wir danken Ihnen, Sie haben wieder Ruhe in die Heilige Messe gebracht.“
Ich finde in dem Satz verbirgt sich die Sehnsucht der Menschen nach einer würdevollen, ruhigen und auf Gott ausgerichteten Feier der Messe.
Der Kaplan wollte für 70 Gläubige eine Alte Werktagsmesse in der Pfarrei beginnen. Woran ist das gescheitert?
Ursula Seidel: Wir sind mit 15.000 Katholiken die größte Pfarrei im Bistum Hildesheim und hatten genügend Anfragen.
Trotzdem wollte der Pfarrer keine feste Gruppe anerkennen, hat das Thema in der Pfarrgemeinderats-Sitzung ganz kurz erwähnt und mit dessen Zustimmung unsren Antrag an den Bischof nach Hildesheim weitergeleitet. Gläubigen, die sich nach der Alten Messe sehnten, wurde die Fahrt nach Hannover empfohlen.
In einer weiteren Sitzung kam dann der Vorwand: Man wolle nicht hinter das Konzil zurück. Außerdem, wird das Fehlen der Ministrantinnen und die lateinische Sprache als sehr großes Hindernis gesehen, das den Gläubigen nicht zuzumuten wäre.
Man will in Wolfsburg "kein Zeichen setzen" - ein Satz, den ich oft gehört - und immer noch nicht verstanden habe.
Am 3. April haben sie bereits die zweite Fahrt mit rund fünfzig Gläubigen hundert Kilometer zur Petrusbruderschaft nach Hannover organisiert. Warum läßt sich in Wolfsburg keine Altritus-Sonntagsmesse realisieren?
Ursula Seidel: Wir müssen viel Aufklärungsarbeit in der Pfarrei leisten - das braucht Zeit. Bis vor über einem Jahr wusste ich selbst noch nichts über die Tridentinische Messe.
Das Problem ist: viele Menschen gehen in die Kirche, weil sie schon immer hingegangen sind, weil es deren Pflicht ist, aber sie wissen leider viel zu wenig über deren wunderschönen katholischen Glauben.
Die Fahrten nach Hannover helfen den Zugang zu der Alten Messe zu erleichtern. Wolfsburg ist eine große Pfarrei, ich bin zuversichtlich, dass wir bald eine Sonntagsmesse im alten Ritus auch bei uns im Wolfsburg feiern dürfen. Schliesslich nennen wir uns alle Papsttreu, also werden wir
seinen Forderungen und Wünschen auch Gehorsam leisten.
Der Glaube lebt!
Danke für das Gespräch