Copertino
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Ex-Kanonikus Paul-Antoine-Étienne Roca (1830-1893) und die Kirche unserer Zeit. Unten ein Auszug aus der Schrift "Athanasius und die Kirche unserer Zeit" des verstorbenen Regensburger Bischofs Dr. …Mehr
Ex-Kanonikus Paul-Antoine-Étienne Roca (1830-1893) und die Kirche unserer Zeit.

Unten ein Auszug aus der Schrift "Athanasius und die Kirche unserer Zeit" des verstorbenen Regensburger Bischofs Dr. Rudolf Graber. Mit seiner Person verbindet mich eine persönliche Erinnerung, weilte ich nämlich in jungen Jahren mit Vater an einem Wochenende in Regensburg. Anlass war ein Kapitel des "Ordens der Ritter Unserer lieben Frau", dem Vater angehörte. Dabei kam es zu einer Begegnung mit dem Diözesanbischof von Regensburg, der uns Kindern je ein Exemplar seines Büchlens "Komm Heiliger Geist" schenkte.

Hier der Auszug aus "Athanasius und die Kirche unserer Zeit":

Eine besondere Erwähnung verdient indessen der Exkanonikus Roca (1830-1893), dessen Name weder im Lexikon für Theologie und Kirche, noch im Freimaurerlexikon zu finden ist. Er war zu Perpignan in Frankreich geboren, wo er die Schule der Karmeliter besuchte, 1858 zum Priester geweiht und 1869 zum Ehrenkanonikus ernannt wurde.

Er machte Reisen nach Spanien, in die Vereinigten Staaten von Amerika, in die Schweiz und nach Italien. Sehr bewandert in den okkulten Wissenschaften entfaltete er eine ausgedehnte Propaganda vor allem unter der Jugend. Dadurch geriet er in Konflikt mit Rom. Trotz seiner Exkommunikation fuhr er in seiner Tätigkeit fort, predigte die Revolution, verkündete das Kommen der „göttlichen Synarchie" unter einem zum wissenschaftlichen Christentum bekehrten Papst.

Er spricht von einer neuen erleuchteten Kirche, die vom Sozialismus Jesu und der Apostel beeinflusst ist. Roca ist nach dem Urteil von Virion „ein Apostat der stärksten Art", und man möchte das, was er fordert und voraussagt fast für prophetisch halten (46).

Um seine Sprache einigermaßen zu verstehen, muss man wissen, dass er die gebräuchlichsten katholischen Begriffe beibehält, ihnen aber einen anderen Sinn unterlegt (übrigens wie heute). Unumwunden erklärt er: „Mein Christus ist nicht der des Vatikans." Oder wenn er von Gott spricht, so meint er damit den Menschen, der eben an die Stelle Gottes tritt.

Das Wort Reform bedeutet für ihn Revolution: »Keine Reform, sondern ... ich wage es nicht recht zu sagen, weil das Wort so anrüchig ist ..., eine Revolution." „Die neue Sozialordnung wird (deshalb) außerhalb Roms, trotz und gegen Rom Grund gelegt werden."

Aber nun folgt eine Feststellung, die uns, wie jemand gesagt hat, bis ins Innerste erschüttern und erstarren lässt: „Die neue Kirche, die vielleicht nichts mehr von der scholastischen Lehre und von der Urform der früheren Kirche bewahren wird können, wird nichtsdestoweniger von Rom die Weihe und die kanonische Jurisdiktion empfangen." Noch vor wenigen Jahren konnten wir uns dies nicht vorstellen, aber heute... ?

Wir zitieren im Folgenden verschiedene Sätze aus den Werken Rocas, die unsere gegenwärtige Krisis beleuchten. Bezüglich der zukünftigen Liturgie glaubt er, „dass der göttliche Kult, so wie ihn die Liturgie, das Zeremoniell, das Ritual und die Vorschriften der römischen Kirche regeln, demnächst auf einem ökumenischen Konzil (!) eine Umwandlung erfahren wird, die ihm die verehrungswürdige Einfachheit des goldenen apostolischen Zeitalters zurückgeben wird in Übereinstimmung mit dem Gewissen und der modernen Zivilisation" (47).

Und Roca fährt fort: „Eine Opferung bahnt sich an, die eine feierliche Sühne darstellt... Das Papsttum wird fallen; es wird sterben unter dem geheiligten Messer, das die Väter des letzten Konzils schmieden werden. Der päpstliche Cäsar ist eine für das Opfer gekrönte Hostie" (48).

Es fällt uns auf, dass damals schon von einem Konzil die Rede ist. Der Rosenkreuzer Dr. Rudolf Steiner, der Begründer der anthroposo-phischen Gesellschaft, erklärte im Jahr 1910: „Wir brauchen ein Konzil und einen Papst, der es ausruft." Ob die Begeisterung, mit der die Welt das Konzil begrüßte, nicht auch von daher ihre Nahrung erhielt?

Der beherrschende Begriff ist das Wort „neu". Roca verkündet eine „neue Religion", ein „neues Dogma", ein „neues Ritual", „ein neues Priestertum".

Die neuen Priester bezeichnet er als „Progressisten", er spricht von der „Unterdrückung" (suppression) der Soutane und von der Heirat der Priester (49) und versteigt sich zum Geständnis: „Der religiöse, politische und soziale Erlöser wird durch unpersönliche Institutionen („institutions impersonelles") über die Menschheit herrschen."

Im Anschluss an dieses Wort hat man mit Recht darauf hingewiesen, wie sich das heute allenthalben zeigt in der Kollegialität, in der Unsumme von „Konferenzen, Kommissionen, Komitees und Sitzungen" (50).

Fast ist man versucht zu sagen, die Person ist zurückgedrängt, es herrscht das Anonyme. Hier tritt der luziferische Plan deutlich zu tage. Nichts mehr von der Person, die ihre höchste Weihe durch die Trinität und den Gottmenschen erhält, und die nun ausgelöscht ist durch das Kollektiv, ganz gleich in welcher Form.

Mehr unter: Athanasius und die Kirche unserer Zeit

Weitere Angaben zum Ex-Kanonikus Roca:
Paul-Antoine-Étienne Roca (1830-1893) wurde am 26. April 1830 in Fourques (Pyrénées-Orientales) geboren und starb in Nefiach (Pyrénées-Orientales) am 25. September 1893. Er war von 1858 bis in die 1870er Jahre Priester der Diözese Perpignan und wurde 1870 zum Ehrenkanoniker ernannt.

Hier ein Link auf das gallica.bnf.fr/…/bpt6k116104w.te… des Abbé Roca ("La Crise fatale et le salut de l'Europe, étude critique sur les Missions de M. de Saint-Yves", 1885)

Hier ein Link auf weitere Schriften von Abbé Roca, wobei schon die Titelsetzung aufschlussreich ist:

- L'Abbé Roca et les principes de la science et de la civilisation modernes
devant les congrégations romaines. (1889)
- Le Christ, le pape et la démocratie (1884)
- La Fin de l'ancien monde, les nouveaux cieux et la nouvelle terre (1886)


Diese Verweise mögen auch deutlich machen, dass es sich bei den Schriften dieses Ex-Geistlichen und späteren Esoteriker nicht etwa um rückprojizierte Fälschungen handelt!
Vates
Das schmale Bändchen des +Bischofs Graber: "Athanasius und die Kirche unserer Zeit", 1973 vom Verlag Josef Kral aus Abensberg herausgegeben, ist "Pflichtlektüre" für Hierarchie, Klerus
und Laien in der ganzen Welt, es wurde neu vom Sarto-Verlag herausgegeben und ist dort für
6,80 EUR käuflich zu erwerben; es sollte auch in die wichtigsten Sprachen übersetzt werden!
Copertino
@SvataHora: Vielen Dank für die Ausführungen. Das alles war mir nicht bekannt.
SvataHora
In meinem untenstehenden comment sprach ich die Frage über das Verhältnis Graber/Lefebvre anlässlich der Seminargründung auf Regensburger Bistusterritorium an. Im Dez,18-Mitteilungsblatt der FSSPX steht ein Interview mit Regens P. Schmidberger aus dem Seminar Herz Jesu: demnach hat Bischof Graber in einer diözesanen Bekanntmachung anlässlich der Seminareinweihung im Oktober 1978 "jeglichen Kontakt …Mehr
In meinem untenstehenden comment sprach ich die Frage über das Verhältnis Graber/Lefebvre anlässlich der Seminargründung auf Regensburger Bistusterritorium an. Im Dez,18-Mitteilungsblatt der FSSPX steht ein Interview mit Regens P. Schmidberger aus dem Seminar Herz Jesu: demnach hat Bischof Graber in einer diözesanen Bekanntmachung anlässlich der Seminareinweihung im Oktober 1978 "jeglichen Kontakt zu Alterzbischof Lefebvre untersagt". Von einem Diözesanbischof war/ist natürlich nichts anderes zu erwarten, wenn es um ein "illegales" Seminar geht. Trotzdem ist der Umgang Graber's mit den Tradis ein Schandfleck in seiner episkopalen Biografie! Graber brach eine Lanze für den hl. Athanasius, während er den Athanasius unserer Tage verkannte, ablehnte und die Menschen vor ihm warnte: die Un-Logik nachkonziliarer "Logik".
Copertino
@Ottaviani: In der Tat findet sich in der Broschüre "Athanasius" von Bischof Graber wenig zur Biographie des Kanonikus Roca. Das war auch der Anlass für mich, dahingehend etwas das www zu durchforsten. Fakt ist, dass:
1. bedeutsame einschlägige Schriften eines solchen Abbé Paul Roca mit den von Graber aufgeführten Lebensdaten in öffentlichen Sammlungen existieren ( data.bnf.fr/10206357/paul_roca/Mehr
@Ottaviani: In der Tat findet sich in der Broschüre "Athanasius" von Bischof Graber wenig zur Biographie des Kanonikus Roca. Das war auch der Anlass für mich, dahingehend etwas das www zu durchforsten. Fakt ist, dass:
1. bedeutsame einschlägige Schriften eines solchen Abbé Paul Roca mit den von Graber aufgeführten Lebensdaten in öffentlichen Sammlungen existieren ( data.bnf.fr/10206357/paul_roca/ )
2. er als bedeutsamer Vertreter okkultistischer Kreise des 19. Jahrhunderts gilt (Das ihm unter dem folgenden Link zugeschriebene und neben seinem Werk abgebildete Fotoporträt ist aber jenes des Marquis S. de Guaita, franz. Dichter, Okkultist und Kabbalist (www.accademianuovaitalia.it/…/4675-paul-roca-…)
3. eine ausführliche Biographie über ihn existiert (gokyo.web.fc2.com/savebox/roca-eugene_cor…)
4. ...sich in historischen Esoterikzeitschriften zahlreiche Erwähnungen finden lassen, die aus seinen Schriften zitieren.
5. ...sich Auszüge aus einem Briefwechsel finden lassen, den er mit Helene Blawatsky, einer führenden Dame der Theosophie und der neuen Gnosis geführt habe.

Ein gesundes Misstrauen gegen unbelegte "Geschichten" halte ich "Ottaviani" zugute, aber all diese Belege hier halte ich für ausreichend, um das auszugleichen, was einem Bischof Graber an Online-Recherchemöglichkeiten noch nicht zur Verfügung stand. Immerhin hatte er aus dem Werk von Pierre Virion über Roca zitiert und die entsprechenden Quellen angeführt.
Immaculata90
Ewiges Vergelt's Gott für die Erinnerung an den heiligmäßigen Heldenbischof von Regensburg, den auch ich in jüngeren Jahren persönlich kennenlernen durfte, und der mir schon vor fast 40 Jahren prophezeite: "Was wir heute (1982) in der Kirche erleben, ist erst der Anfang. Sie werden an meine Worte denken, wenn ich längst tot sein werde!" So ist es gekommen!
SvataHora
@Immaculata90 - Bischof Graber+ in allen Ehren. Er erkannte wohl die Auswirkungen des Übels aber nicht das Übel selbst. Die Entwicklung, die er vorhersah/vorhersagte, hat ein stückweit auch er mit zu verantworten: denn er zog nach der Räubersynode V2 nicht die Notbremse, um all den Neuerungen zu widerstehen. Treubrav feierte auch er "im Gehorsam zum Heiligen Vater" den sog. Novus Ordo Missae - jene …Mehr
@Immaculata90 - Bischof Graber+ in allen Ehren. Er erkannte wohl die Auswirkungen des Übels aber nicht das Übel selbst. Die Entwicklung, die er vorhersah/vorhersagte, hat ein stückweit auch er mit zu verantworten: denn er zog nach der Räubersynode V2 nicht die Notbremse, um all den Neuerungen zu widerstehen. Treubrav feierte auch er "im Gehorsam zum Heiligen Vater" den sog. Novus Ordo Missae - jene "Messe", die den Gläubigen jegliches Verständnis vom heiligen Messopfer nahm und sie innerlich abstumpfen ließ. Anstatt Widerstand zu leisten und dieser Entwicklung gegenzusteuern, und sich Widerstandskämpfern wie EB Levebvre anzuschließen, blieb er schön auf nachkonziliarer Linie. Er beklagte und prophezeite zwar fatale Entwicklungen, tat aber nicht wirklich etwas dagegen. Ganz im Gegenteil: diejenigen, die wirklich Konsequenzen aus der Kirchenkrise zogen wie die FSSPX wurden von ihm als "ungehorsam" und als "schismatisch" abgestempelt und die Leute vor ihr gewarnt. - Nein! "Heiligmäßig" war Bischof Graber auf gar keinen Fall - und ein "Heldenbischof" erst recht nicht! Eher zog er feige den Kopf ein - sah zwar das Übel aber verkannte dessen Ursachen!
Copertino
Ja, man soll immer beide Seiten im Auge behalten, auch in der eigenen Biographie übrigens.
Copertino
Dank an SvataHora für die Ergänzungen zu Bischof Graber. Inzwischen habe ich im Internet weitere Informationen über den Ex-Kanonikus Roca gefunden, die zeigen, dass er in intensivem Briefwechsel mit der bekannten Theosophin und Okkultistin Helena Blavatsky stand. (Alle Informationen auf Englisch)
SvataHora
Er war stehts um die Weitergabe des unverfälschten Glaubens bemüht. Eine große Krise musste er mitmachen wegen der Deggendorfer Gnad, einer Wallfahrt, die auf eine mittelalterliche Hostienschändung zurückging. Diese Wallfahrt war von jeher eine eucharistische Veranstaltung und richtete sich in keiner Weise gegen die Juden! Aber genau das wurde ihm vorgeworfen. Auch wurde seine Haltung zum …Mehr
Er war stehts um die Weitergabe des unverfälschten Glaubens bemüht. Eine große Krise musste er mitmachen wegen der Deggendorfer Gnad, einer Wallfahrt, die auf eine mittelalterliche Hostienschändung zurückging. Diese Wallfahrt war von jeher eine eucharistische Veranstaltung und richtete sich in keiner Weise gegen die Juden! Aber genau das wurde ihm vorgeworfen. Auch wurde seine Haltung zum Nationalsozialismus "überprüft" und ihm vorgehalten, er hätte nicht genug Widerstand geleistet. Trotz des großen Drucks dachte der wehrhafte Bischof überhaupt nicht daran, diese eucharistische Glaubensmanifestation in Deggendorf einzustellen. Das geschah dann erst nach seinem Tod im Jahr 1991 unter seinem Nachfolger Bischof Manfred Müller (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kardinal Müller, der in jüngster Zeit ebenfalls Bischof von Regensburg war). Interessant wäre auf jeden Fall zu erfahren, wie sich Bischof Graber gegenüber Erzbischof Lefebvre verhalten hat, als dieser 1977 "illegalerweise" in der Diözese Regensburg das Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen gründete. - Auf jeden Fall: Bischof Graber war ein Kämpfer; aber hat er hat im Gegensatz zu EB Lefebvre nicht die logischen Konsequenzen aus dem 2. Vatikanum gezogen und auch nicht der "Liturgiereform widerstanden. Er hat zwar gegen Fehlentwicklungen gekämpft, die in dieser sog. "Reform" wurzelten; abe er hat nicht das Problem an der Wurzel gepackt!