Offener Brief an Prof. Beinert über Pius-Vortrag in Wien
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Hochwürdiger Herr Prof. Beinert,
nach dem Vortrag in Wien am 30. Januar habe ich mich noch mit einigen Jugendlichen, die ebenfalls beim Vortrag waren, zusammengesetzt und das Erlebte reflektiert. Ich möchte Ihnen einige Gedanken mitteilen, die wir uns gemacht haben.
Grundsätzlich waren wir sehr enttäuscht über Ihre Unwissenheit in theologischen Fragen. Von einem Dogmatikprofessor hätten wir mehr erwartet.
Wie können Sie behaupten, dass die Kirche nie definiert habe, ob der Mensch Kraft seiner Vernunft die Existenz Gottes erkennen kann? Sie haben sogar gesagt, wer sich bei dieser Frage auf einen lehramtlichen Text zu berufen können glaubt, wäre unwissend. Lesen Sie die Texte des 1. Vatikanischen Konzils:
„Wer sagt, der eine und wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, könne nicht durch das, was gemacht ist, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft sicher erkannt werden: der sei mit dem Anathema belegt." (DH 3026)
Vielleicht sollten Sie auch noch einer anderen Stelle des 1. Vatikanischen Konzils Beachtung schenken, da Sie behauptet haben, die frühere Lehre müsse für die heutige Zeit neu formuliert und angepasst werden:
„Wer sagt, es könne geschehen, dass den von der Kirche vorgelegten Lehrsätzen einmal entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft ein anderer Sinn zuzuschreiben sei als der, den die Kirche gemeint hat und meint: der sei mit dem Anathema belegt." (DH 3043, vgl. 3020)
Wir haben uns die Frage gestellt, wem wir glauben sollen: Der veränderlichen Lehre eines Prof. Beinerts oder der unveränderlichen Lehre der Heiligen Schrift, der Kirchenväter und der Päpste aller vergangenen Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag. Sollen wir uns auf eine Lehre einlassen, die morgen bereits wieder überholt sein wird, oder sollen wir an der überlieferten Lehre festhalten, die auch noch morgen Geltung haben wird?
Bei der Prognose über die Zukunft haben Sie das Publikum vergessen: Es war geradezu auffallend, dass der aussterbenden Konzilsgeneration auf der einen Seite eine junge Generation von traditionstreuen Katholiken auf der anderen Seite gegenüberstand.
Eines muss man Ihnen lassen: Rhetorisch sind Sie beschlagen und Sie verstehen es, Ihre Gegner blosszustellen, ohne auf die Sachfragen einzugehen.
Nur haben Sie vielleicht nicht damit gerechnet, dass wir uns nicht einschüchtern lassen.
Für mich war es ein Zeichen der Schwäche, als Sie mit der Faust auf den Tisch schlugen und mich durch Anbrüllen zum Stillschweigen bringen wollten. Für mich war es ein Zeichen der Argumentationsnot, als Sie Fragen des Publikums mit lächerlichen Vergleichen übergingen.
Als Sie versuchten, Jugendliche, die sich zu Wort meldeten, mit rhetorischen Tricks zu verwirren, habe ich mir gedacht: Diese Art hat nichts mehr mit sachlicher, wissenschaftlicher Argumentation zu tun.
Unter diesen Umständen halten wir uns lieber an die Worte von Erzbischof Marcel Lefebvre vom 21. November 1974:
„Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am Ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit. Wir lehnen es hingegen ab, und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die klar im Zweiten Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, zum Durchbruch kam. Alle diese Reformen haben in der Tat dazu beigetragen und wirken weiter an der Zerstörung der Kirche, dem Ruin des Priestertums, an der Vernichtung des heiligen Messopfers und der Sakramente, am Erlöschen des religiösen Lebens, am naturalistischen und teilhardistischen Unterricht an den Universitäten und Priesterseminaren und in der Katechese, einem Unterricht, der aus dem Liberalismus und dem Protestantismus hervorgegangen ist und schon etliche Male vom Lehramt der Kirche feierlich verurteilt worden ist..."
Mit freundlichen Grüßen
Pater Pirmin Suter und die Katholische Jugendbewegung Österreich (KJB)