[RKT #26 Worin besteht die wesentliche Opferhandlung der heiligen Messe?]
[...] Das Verhältnis des Meßopfers zum Kreuzesopfer
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Im Meßopfer wird das Kreuzesopfer Christi sakramental dargestellt, das Gedächtnis desselben begangen und die Heilskraft desselben zugewendet. Sent. certa.
Während das Kreuzesopfer ein absolutes Opfer ist, da es weder das Vorbild eines zukünftigen noch die Erneuerung eines vergangenen Opfers ist, ist das Meßopfer ein relatives Opfer, da es eine wesentliche Beziehung zum Kreuzesopfer hat. Das Konzil von Trient lehrt: Christus hat seiner Kirche ein sichtbares Opfer hinterlassen, "in dem jenes blutige Opfer, das einmal am Kreuze dargebracht werden sollte, sakramental dargestellt, sein Andenken bis zum Ende der Welt bewahrt und seine heilbringende Kraft zur Vergebung der Sünden, die von uns täglich begangen werden, zugewendet werden sollte". D 938
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In der Hl. Schrift ist die Beziehung des Meßopfers zum Kreuzesopfer angedeutet in den Einsetzungsworten (Hingabe des Leibes, Vergießen des Blutes), in dem Auftrag Christi: "Tut dies zu meinem Andenken", und besonders in der Erklärung, die Paulus zu diesem Wort hinzufügt: "Sooft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt" (1 Kor 11, 26).
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2. Wesentliche Identität des Meßopfers mit dem Kreuzesopfer
Beim Meßopfer und beim Kreuzesopfer sind die Opfergabe und der primäre Opferpriester identisch; verschieden ist nur die Art und Weise der Darbringung. Sent. certa.
Das Konzil von Trient erklärte: Una eademque est hostia, idem nunc offerens sacerdotum ministerio, qui se ipsum tunc in cruce obtulit, sola offerendi ratione diversa. D 940. Vgl. die Enz. "Mediator Dei" Pius' XII. (1947).
Die O p f e r g a b e ist Christi Leib und Blut bzw. (per concomitantiam) der ganze Gottmensch Jesus Christus. Die sakramentalen Gestalten verleihen der Opfergabe eine sinnenfällige Gegenwart, gehören aber selbst nicht zur Opfergabe. Der primäre O p f e r p r i e s t e r ist Jesus Christus, der sich des menschlichen Priesters als seines Dieners und Stellvertreters bedient und durch ihn die Konsekration vollzieht. [...] Auch der O p f e r z w e c k ist beim Meßopfer derselbe wie beim Kreuzesopfer: primär die Verherrlichung Gottes, sekundär Sühne, Dank und Bitte.
Während die Opfergabe und der primäre Opferpriester numerisch identisch sind, ist die äußere Opferhandlung numerisch und spezifisch verschieden. Am Kreuze wurde die Opfergabe auf blutige Weise durch eine reale Trennung des Leibes und Blutes (immolatio realis) dargebracht, in der hl. Messe wird sie auf unblutige Weise durch eine mystische Trennung des Leibes und Blutes (immolatio mystica) dargebracht.
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Das physische Wesen des Meßopfers
Die Frage nach dem physischen Wesen des Meßopfers besagt: Welcher Bestandteil der hl. Messe ist die eigentliche Opferhandlung?
1. Negative Bestimmung
a) Die wesentliche Opferhandlung kann nicht im O f f e r t o r i u m liegen; denn die eigentliche Opfergabe ist nicht Brot und Wein, sondern Christi Leib und Blut (D 949: ut ... offerrent corpus et sanguinem suum). Die Darbringung von Brot und Wein dient nur der Vorbereitung des Opfers.
b) Als wesentliche Opferhandlung kann auch nicht die K o m m u n i o n des Priesters angesehen werden. Das Opfermahl gehört nicht zum Wesen des Opfers; denn es gibt auch wahre Opfer ohne Opfermahl, z. B. das Kreuzesopfer Christi. Der Genuß der Opferspeise setzt den Vollzug des Opfers bereits voraus. Die Kommunion wird auch nicht im Namen Christi, des primären Opferpriesters, vollzogen, zielt nicht wie Opfer primär auf die Ehre Gottes ab, sondern auf den eigenen Nutzen des Empfängers und ist keine geeignete Darstellung des Opfers Christi. Gegen die Gleichsetzung der wesentlichen Opferhandlung mit der Kommunion spricht auch die Erklärung des Konzils von Trient, daß "das Geopfertwerden etwas anderes ist, als daß uns Christus zum Genuß gegeben wird" (D 948).
c) Die wesentliche Opferhandlung macht auch nicht die K o m m u n i o n des Priesters in Verbindung mit der K o n s e k r a t i o n aus [...].
Die Kommunion des Priesters ist kein konstitutiver, aber doch ein i n t e g r i e r e n d e r Bestandteil des Meßopfers, da es als Speiseopfer auf den Genuß der Opferspeise hingeordnet ist. Die Kommunion der Gläubigen ist weder zur Gültigkeit noch zur Erlaubthait des Meßopfers erforderlich, jedoch sehr wünschenswert. D 955. Vgl. D 944, 1528.
d) Die wesentliche Opferhandlung ist auch nicht das A u f o p f e r u n g s g e b e t nach der Wandlung (J. Eck); denn der Priester spricht es nicht im Namen Christi, sondern im eigenen Namen und im Namen der Gemeinde. Es ist nicht von Christus eingesetzt und kann in außerordentlichen Fällen unterbleiben.
e) Die B r e c h u n g der Hostie (M. Cano) und die V e r m i s c h u n g der Gestalten gehören nicht zur wesentlichen Opferhandlung; denn beide Riten werden nicht unmittelbar an der Opfergabe, sondern an den Gestalten vollzogen und können in außerordentlichen Fällen unterbleiben. Der Vermischungsritus ist überdies kirchlichen Ursprungs.
2. Positive Bestimmung
Die wesentliche Opferhandlung besteht allein in der Wandlung. Sent. communis.
Die Wandlung ist von Christus eingesetzt, wird vom Priester im Namen Christi an der eigentlichen Opfergabe vollzogen und ist eine Darstellung des Kreuzesopfers. Für das Zustandekommen des Opfers ist die doppelte Konsekration erforderlich, wie sie Christus beim letzten Abendmahl vollzogen hat. Vom Beispiel Christi abgesehen, ist die Doppelkonsekration notwendig, um die beim Kreuzesopfer erfolgte reale Trennung des Leibes und Blutes Christi auf sakramentale Weise darzustellen.
Nach G r e g o r v o n N a z i a n z trennt der Priester beim Aussprechen der Konsekrationsworte "mit unblutigem Schwert den Leib und das Blut des Herrn, wobei er die Stimme als Schwert gebraucht" (Ep. 171). Im Anschluß an die Redeweise der Väter sprechen die Theologen von einer unblutigen oder mystischen Schlachtung (immolatio incruenta, mactatio mystica) des göttlichen Opferlammes. Auch T h o m a s verlegt die eucharistische Opferhandlung in die Konsekration. S. th. III 82, 10.
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Quelle: Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik, 10. Aufl., Herder Freiburg-Basel-Wien 1981, S. 484-487.
Bild: Der Opfercharakter der Alten Messe - cathwalk.de
[Farbliche Hervorhebung durch mich, G.d.T.]