Kardinal Meisners dramatisch inszenierte Ausreden kommen ans Licht
Doch als sich herausgestellt habe, dass die Berichte “fundiert” gewesen seien, wechselte er eilig die Schallplatte: "Das hat mich so entsetzt, das hat mich so entsetzt!" – inszenierte sich Meisner Ende März 2015 im Studio des Deutschlandfunks.
"Haben Sie davon etwas geahnt?", fragte der Deutschlandfunk bei dem dramatischen Prälaten nach. "Nichts geahnt! Nichts geahnt!", deklamierte Meisner ins Mikrophon: "Wissen Sie, ich habe mir das doch nicht vorstellen können."
Doch Meisner log - genauso wie zwei Jahre vorher, als er die Abtreibungspille für die katholischen Krankenhäuser seiner Erzdiözese bewilligte und anschließend im privaten Rahmen verlauten liess, er sei über die Abtreibungspille “falsch informiert” worden, wobei er seine mörderische Entscheidung nie rückgängig machte.
Dass Meisner bezüglich Missbrauchs-Hoax log, hat jetzt sein Günstling und ehemaliger Personalchef (2006-2012) und Generalvikar (2012 bis 2014), der antikatholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße, im Interview mit Christ&Welt bestätigt.
Originalton Heße: "Wenn die Fälle zu mir kamen, habe ich bei nächster Gelegenheit Kardinal Meisner informiert genauso wie den Generalvikar", sagte er.
Wer die Entscheidungsprozesse in einer Diözese auch nur von Weitem kennt, weiss, dass es ausgeschlossen ist, dass solche Fälle am Diözesenbischof vorbei verhandelt werden können, erst recht nicht bei Meisner, der seine Erzdiözese fest im Griff hatte.
Auf die Frage, ob Meisner jeden Fall gekannt habe, antwortete Heße ohne zeitliche Einschränkung: "Ich habe jeden Fall Kardinal Meisner direkt dargelegt. Und habe ihn immer auf dem aktuellen Stand gehalten."
Nichtsdestotrotz schämte sich Meisner vor dem Deutschlandfunk nicht, mit den für ihn bekannten hyperbolischen Sprüchen, mit denen er routinemässig die Dummkatholiken reinlegte, um sich zu schlagen: "Also, ich brauchte ein paar Wochen, ehe ich wieder klar denken konnte, so hat mich das erschüttert."
Der selbsternannte Nichtswisser wusste natürlich alles, weil er in Köln der Allesentscheider war. Wenn er Mut gehabt hätte, hätte er den Missbrauchshoax zurechtgerückt, statt sich vor den - wie es sich im nach hinein herausstellte - fast immer unbegründeten Anklagen auf den Rücken zu werfen. Aber Meisner war dafür bekannt, vor den Journalisten schnell den Retourgang einzulegen.
Übrigens gibt es handfeste Beweise dafür, dass Meisner gelogen hat, nicht Heße: In einer Erwiderung des Hamburger Erzbistums auf ein anwaltliches Gutachten ist ein Fall dokumentiert, in dem der “nichtswissende” Meisner 2007 über einen beschuldigten Priester entschied.
Bild: Joachim Meisner, Copyright: Wikicommons, CC-BY-SA
