Wird hier der Fuchs zum Gärtner im Weinberg gemacht? - von Monsignore N.N.
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In der Bulle heißt es: „Erhebe dich, Herr, und richte deine Sache! Neige dein Ohr zu unserer Bitte, denn Füchse haben sich erhoben, die danach trachten, den Weinberg zu vernichten. Ein Wildschwein trachtet danach, ihn zu zerwühlen, und ein wildes Tier frisst ihn ab.“ Es ist unschwer zu erkennen, wer mit der Bezeichnung Fuchs, Wildschwein und wildes Tier gemeint ist.
Weniger zoologisch als theologisch sagt es Kardinal Gerhard Ludwig Müller: „Es herrscht große Verwirrung, wenn heute von Luther die Rede ist, und man muss klar sagen, dass vom Gesichtspunkt der Lehre der Kirche es mitnichten eine Reform, sondern eine Revolution war. Deshalb ist es inakzeptabel, zu behaupten, dass Luthers Reformation ‚ein Ereignis des Heiligen Geistes war‘. Sie ist das Gegenteil: Sie war gegen den Heiligen Geist“.
Der 266. Bischof von Rom hat zur Person Martin Luthers seine eigene Meinung: „Ich glaube, dass die Absichten Luthers nicht falsch waren. Er war ein Reformator. Vielleicht waren einige Methoden nicht richtig, aber zu jener Zeit war die Kirche nicht gerade ein nachahmenswertes Vorbild. Deshalb hat er protestiert. Er war intelligent und machte einen Schritt vorwärts und rechtfertigte, warum er es tat. Er machte eine Medizin für die Kirche, dann hat sich diese Medizin konsolidiert, zu einer Disziplin, in eine Art, zu machen, zu glauben.“
Wird hier der Fuchs zum Gärtner im Weinberg gemacht? Ist der treue Verteidiger des Weinbergs und seiner Traubenlehre wie in den Romanen von Ludwig Ganghofer selbst zum Gejagten geworden? Hat der Jäger-Schorsch die falsche Beute vor die Flinte bekommen?
Ich antworte mit einem Textausschnitt von Franz Schubert aus seinem Liederzyklus Die schöne Müllerin von 1823, komponiert nach Texten von J. Ludwig W. Müller:
Was sucht denn der Jäger am Mühlbach hier?
Bleib, trotziger Jäger, in deinem Revier!
Doch besser, du bliebest im Walde dazu
und ließest die Mühlen und Müller in Ruh.
Die Eber, die kommen zur Nacht aus dem Hain
und brechen in unseren Kohlgarten ein
und treten und wühlen herum in dem Feld:
die Eber, die schieß, du Jägerheld!