Wortlaut: Schönborns Stellungnahme im ORF zur Segnung von Homosex-Liaisons
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Kardinal Schönborn ist „nicht glücklich“ über das vatikanische Dokument:
"Das Anliegen kann man mit guten Argumenten vertreten. Es ist aber so schlecht drüber gekommen, dass eigentlich nur das Nein gehört worden ist und das Ja, dass dahinter eigentlich intendiert war, nicht gehört worden ist.“
Es sei ein Kommunikationsfehler. Alles sei überlagert mit diesem Thema, das „nicht zentral“ ist.
Schönborn erklärt, dass er seit fünfundzwanzig Jahren Mitglied der Glaubenskongregation ist. Das Leitungsgremium sei der sogenannte Kardinalsrat, der für die großen Themen befragt wird. Im Mai gebe es hoffentlich die nächste Präsenzsitzung: „Ich habe es sehr bedauert, dass dieses Thema, das doch sehr heikel ist, nicht im großen Rat beraten worden ist.“
„Es ist Routine, dass Fragen beantwortet werden von der Kongregation. Das war eine Anfrage und die Kongregation hat darauf eine Antwort gegeben.“
Schönborn steht zum Kernanliegen, dem Ja zur sakramentalen Ehe. Sie sei etwas Heiliges und von der ersten Seite der Bibel her vertraut. Für die jüdische Tradition sei es das erste Gebot das Gott in der Bibel gegeben hat.
„Ich hab in meiner Stellungnahme dazu einen einfachen Vergleich gebracht. Meine Mutter ist geht jetzt auf ihren 101. Geburtstag zu.“ Immer, wenn er von ihr weggeht, bekommt er den Segen: „Ich bin sicher, sie würde mir auch eher ihren Segen geben wenn ich in anderen Lebensverhältnissen wäre. Und die Kirche ist, wie die Tradition sagt, Mater Et Magistra Mutter und Lehre. Es ist ihr Auftrag zu lernen.“
Schönborn weiter: „Ich kenne viele Menschen die gleichgeschlechtlich empfinden und lieben und für die dieses Wort aus Rom eine schwere Verletzung war, weil sie das Gefühl gehabt haben: Hat diese Mutter keinen Segen für mich? Kann eine Mutter mich ohne Segen lassen?
Ich war dieser Tage bei einem Lieben alten Freund, der geht auch auf den Hunderter zu, der sechzig Jahre lang treu in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gelebt hat. Da muss ich auch meiner lieben Mutter Kirche sagen: Ist das nicht ein Wert, ist das nicht etwas wovor ich mich auch verneige? Und da muss ich auch kirchenintern sagen: Bitte redet weniger über Sexualität und mehr über Liebe. Redet mehr über gelungene Beziehung und weniger über das ist erlaubt und das ist nicht erlaubt. Und deshalb verstehe ich auch, dass viele Priesterseelsorger hier sehr enttäuscht reagiert haben.“
Angesprochen auf den Wiener Dompfarrer Anton Faber, der Homosexuelle segnen wird, sagte Schönborn:
„Mein Verhältnis zum Dompfarrer Toni Faber ist ein sehr gutes. Wir haben unterschiedliche Rollen. Er macht vieles in seiner Rolle sehr gut. Manches kritisiere ich auch intern. Das mache ich jetzt nicht hier. Aber auch hier muss man genauer hinschauen. Geht es bei einer bombastischen Hochzeit nur darum, dass die Orgel braust, dass man mit der weißen Kutsche vorfährt, dass es ein tolles Fest ist oder geht es wirklich um den Segen. Das gilt für jede Art von Partnerschaft. Drum habe ich in meiner Stellungnahme auch gesagt: Wenn es um die Show geht, dann wird das Segnen zu einem absegnen. Da bin ich skeptisch. Ich denke an viele Beispiele, die ich erlebt habe, wo ich sage: Ja ich wünsche euch, dass eure Beziehung gelingt. Das gilt natürlich auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Ich wünsche es euch. Was heißt segnen: Benedicere.“
Bild: © Mazur, CC BY-NC-ND