@Eugenia-Sarto : Die Methode, wie man die Gegenposition eines verurteilten Satzes herleitet, habe ich bei Kardinal Brandmüller kennengelernt. Und zwar war das ein Vortrag, der wenn ich mich nicht irre hier auf Gloria-TV zu sehen war.
Eine Weile davor hatte ich ein Gespräch mit einem Theologen über den Syllabus. Dabei meinte dieser, dass einige der verurteilten Sätze so haarsträubend seien, dass man unmöglich davon ausgehen darf, dass so etwas heute noch ernstgenommen werden könne. Ich war zwar anderer Meinung, konnte aber nicht wirklich etwas Gescheites dagegensetzen.
Nachdem ich nun Brandmüller gehört hatte war mir klar, dass viele Missverständnisse darin begründet sind, dass man die scholastische Logik nicht mehr versteht. Man stelle sich vor, dass ein angehender Forstwirt irrtümlicherweise behauptet: "Alle Bäume verlieren im Winter ihre Blätter!" Dann wird ein erfahrener Kollege ihn korregieren indem er den richtigen Satz entgegenstellt: "Nicht alle Bäume verlieren im Winter ihre Blätter!" Das direkte Gegenteil der irrtümlichen Behauptung, "alle Bäume behalten im Winter ihre Blätter!" wärde ja ebenfalls falsch. Das leuchtet jedem ein.
Im theologischen Gefilde, wird aber mit solchen Falschaussagen der Syllabus ins Lächerliche gezogen. Man nimmt einen beliebigen Satz des Syllabus und formulliert eine haarstäubende Gegenposition und klagt dann die Kirche an, dass sie hier eine haarsträubende Position vertrete. Brandmüller nun machte mich darauf aufmerksam, dass die Position der Kirche nicht unbedingt darin besteht, dass diese exakt gegenüber eines Irrtums liegen muss. Die Erwiederung auf den Irrtum: "Karl lügt immer" muss eben nicht lauten: "Karl sagt immer die Wahrheit", sie wird weitaus realistischer lauten: "Karl lügt nicht immer!"
Und jetzt zum Titel des Buches. Der Syllabus in ultramontaner Beleuchtung, dargestellt von Dr. Franz Heiner, Mainz 1905
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