WARUM FEIERE ICH DIE HL. MESSE EXKLUSIV IM ÜBERLIEFERTEN RITUS? (6) "Warum haben wir konvertiert ...?"Vortragsreihe von Kaplan A. Betschart
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Wir haben im Zusammenhang mit den Überlegungen “Warum feiere ich exklusiv die Messliturgie von 1962?” die Frage gestellt: “Ändert die katholische Kirche ihren Glauben?” Dazu sollen im Folgenden auch einige Zeugnisse von Konvertiten folgen:
Dass der neue Ritus der protestantischen Abendmahlsfeier zum Verwechseln ähnlich geworden ist, belegt das folgende Beispiel. Es stammt vom berühmten Schriftsteller und Konvertiten Julien Green. Er schreibt in seinem Buch “Ce qu’il faut d’amour à l’homme - Was der Mensch an Liebe braucht” (Plan, Paris 1978) zur Übertragung einer katholischen Messfeier im französischen Fernsehen, die er zusammen mit seiner Schwester Anna erlebte: “Was ich entdeckte, wie auch Anna ihrerseits, war eine ziemlich grobe Nachahmung des anglikanischen Gottesdienstes, wie er uns in unserer Kindheit vertraut gewesen war. Der alte Protestant, der in mir in seinem katholischen Glauben schlummerte, erwachte plötzlich angesichts des offenkundigen und absurden Betruges, den uns der Bildschirm bot. Nachdem diese seltsame Zeremonie zu Ende war, fragte ich einfach meine Schwester: ‘Warum haben wir konvertiert?’” (Aus: UVK, Heft 6, 1978; S. 347).
Etwas weiter unten fährt Julien Green fort: “Mit einem Schlage begriff ich, mit welcher Geschicklichkeit man die Kirche von einer Glaubensauffassung zu einer anderen führt” (aaO., S. 349). “Ich erkenne die Autorität des Papstes an, und der Gedanke, die Kirche zu verlassen, würde mir wirklich Schrecken einjagen. Doch ich bleibe meinem Glaubensbekenntnis von 1916 treu, und ich werde davon auch nicht eine Zeile abgehen” (aaO., S. 352).
Ein weiteres Zeugnis zur Einstellung gegenüber dem NOM entnehme ich dem “Brief an die Freunde des Klosters (Sainte Madeleine - Le Barroux) Brief Nr. 23" mit den einführenden und abschliessenden Worten des Abtes Dom Gérard: “... Es kostet mich - das sei zugegeben - Mühe, von den derzeitigen Geschehnissen in der Kirche zu Ihnen zu sprechen; gibt es doch nach unserer Auffassung nur ein einziges Ereignis in der Welt, dem wir unser Leben anzupassen versuchen: das ist die unendliche, liebende und zuhöchst tätige Gegenwart Gottes in unserer Seele, vierundzwanzig Stunden am Tag. Doch Ihre Briefe fordern mich auf, auf dem nun einmal eingeschlagenen Weg fortzufahren: ich habe Ihnen zugesagt, das Zeugnis von konvertierten Priestern und Laien mitzuteilen. Hiermit tue ich es.
Warum man gerade sie hören sollte? Weil sie mit einer Klarheit und Logik der Selbstverteidigung, die der unseren oft überlegen ist (nennen Sie es den Glaubensinstinkt) die Entdeckung machen, dass die neue Religion - die der Konziliaren Kirche, um den Ausdruck von Kardinal Benelli wiederaufzunehmen - sie zum Protestantismus zurückführt. Hören Sie, was unser Nachbar und Freund Father Bryan Houghton, ein aus dem Anglikanismus kommender katholischer Priester, in bezug auf die Messe denkt: ‘Sie fragen mich, warum ich unfähig sei, die Messe nach dem neuen Ordo zu feiern! Ich antworte: das ist eine Frage der Orientierung. Die alte Messe ist Ausdruck eines göttlichen Handelns, dem die menschlichen Wesen beiwohnen, sich in der Anbetung demütigend. Sie ist theozentrisch. Der neue Ritus will ausdrücklich die Synaxis oder Versammlung des Gottesvolkes sein, in der diese Worte des Herrn sich in hervorragender Weise bewahrheiten: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das ist ein menschliches Handeln, dem Jesus beiwohnt. Die Orientierung hat sich völlig verändert. Die Messe ist aus einer ehemals göttlichen Handlung zu einer menschlichen Handlung geworden, statt theozentrisch ist sie nun anthropozentrisch. All diese Albernheiten des versus populum, der Volkssprache und vor allem dieses lächerliche Reflexivum, sich die Kommunion mit der Hand selbst zu reichen, sind theologisch nicht falsch; doch es sind Pfähle, die in die falsche Richtung zeigen, eine Richtung, die genau und gerade derjenigen meiner Konversion entgegengesetzt ist. Mein Gott, hast Du mich getäuscht? Unmöglich! Hätte ich mich getäuscht? Aber an wen soll ich mich dann noch wenden? ... Nein, nein! Das kann nicht sein: mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit meiner armseligen Konversion verstrichen, davon 44 Jahre als Priester!’
Und nun das Zeugnis eines anderen hervorragenden Freundes, von Father Quintin Montgomery-Wright, des Pfarrers von Chamblac in der Normandie und ehedem anglikanischen Pastors. Ich fragte ihn drei Dinge: was er denke: 1. über die Messe zum Volk hin, 2. über das Aufgeben des Latein, 3. über die Handkommunion. Er gab mir folgende Antwort:
‘Ich habe die Messe zum Volk hin immer abgelehnt, die der protestantischste Flügel der anglikanischen Kirche angenommen hatte, während die Oxford-Bewegung, welche ja die Bekehrungsbewegung hin zur katholischen Kirche einleitete, Anhänger der eastward position (Ostausrichtung) war. Nach meiner Priesterweihe 1952 habe ich den opferwidrigen Charakter dieser Messe-Schaustellung (show) festgestellt, und ich empfand eine wahre Trostlosigkeit, meine tägliche Messe einer leeren Kirche gegenüber zu feiern, anstatt dem Gekreuzigten gegenüber. Das Büchlein von Dr. Fournée ‘Die Messe im Angesichte Gottes (La messe face à Dieu)’ lieferte mir die Rechtfertigungsgründe für die Rückkehr zur früheren Art der Messfeier. Darüber hinaus können Sie sich die Wirkung nicht vorstellen, welche auf uns ehemalige Protestanten der Anblick dieses Altars ausübte, der nun zugunsten eines Tisches entfernt wurde: Genau das haben auch die Reformatoren des 16. Jahrhunderts getan!
Das Latein? Mit 16 Jahren nahm ich zum ersten Mal an einer katholischen Messe teil. Es war in der Kirche Holyrood von Watford. Die Anwesenden, die wunderschön das Vidi Aquam sangen, überzeugten mich, dass das Latein und der gregorianische Choral ganz volkstümlich sein können. Was die Handkommunion betrifft, so wurde dies bei den Anglikanern immer als Verleugnung der Transsubstantiation betrachtet. Stellen Sie sich vor, wie ich in der anglikanischen Pfarrei Walsingham eine Gruppe französischer Katholiken, die mit ihrem Pfarrer gekommen waren, in die Kirche führte: wie waren sie erstaunt, dort während der anglikanischen Messe, alle Anglikaner kniend kommunizieren und die Mundkommunion empfangen zu sehen!’
Der Abbé Christian Wyler, ein konvertierter Kalvinist und kürzlich zum Priester geweiht, hatte zunächst die Messe im neuen Ritus gefeiert. Aber es war ihm unmöglich dabei zu bleiben, so sehr ähnelte diese Messe einem protestantischen Gottesdienst. Als er vorübergehend in unserem Kloster weilte, erklärte er uns im Laufe eines Gesprächs: ‘Im überlieferten Ritus, an den ich mich künftig immer getreulich halten werde, weisen die Gesten und Haltungen auf das Geheimnis der heiligen Handlung hin, mehr noch als die Worte. Darum hat die Kirche in äusserst genauen Rubriken dafür Anweisungen gegeben, in denen die Person des Zelebranten verschwindet, um ihren ganzen Platz der objektiven Wahrheit des vollzogenen Werkes (der unblutigen Erneuerung des Kreuzesopfers) zu lassen. Im neuen Ritus besteht die Möglichkeit der Wahl, was einen überwiegenden Teil menschlicher subjektiver Elemente einführt: was jetzt zählt, ist der Ton, in dem man die Texte vorliest, die menschliche Gegenwart, die Fähigkeiten des Priesters, der so zum Stimmungsmacher (animateur) wird und nicht mehr das Werkzeug, das verschwindet und seinen Platz dem Einfluss des Hohenpriesters Christus überlässt.’
Man wird bemerken, wie sehr diese Zeugnisse sich gegenseitig bestätigen: die Messe ist eine menschliche Unternehmung geworden, hingewandt zu den Menschen; das Schweigen, das Geheimnis, die Anbetung sind daraus völlig verschwunden. Wie sollte einem da nicht die schreckliche Mahnung des konvertierten Protestanten und berühmten Schriftstellers Julien Green in La bouteille à la mer, seinem Tagebuch der Jahre 1972-76, in Erinnerung kommen, wo er schreibt:
‘Die Gefahr besteht, dass der Feind die Kirche nicht von aussen, sondern von innen her schlägt. Es gibt in der Kirche eine andere Kirche, die Kirche Satans.’ Und unter dem Datum des 31. März 1974 bezüglich der Messe: ‘Im Fernsehen nimmt sie zuweilen immer deutlicher einen protestantischen Charakter an. Ich stehe an der richtigen Stelle, um die Sache zu wittern, den Taschenspielertrick, der gemacht wird, um die römische Messe auf die lutherische Ebene gleiten zu lassen, so dass der wenig aufgeklärte und unterrichtete Gläubige diese Feinheit nicht bemerkt.’
Und nun zum Abschluss noch das bewegende Zeugnis von Frau Patricia Douglas Viscomte in einem Brief an Abbé Sulmont:
‘Es ist das Dogma der Realgegenwart unseres Herrn Jesus Christus in der Eucharistie, welches das erste Element meiner Konversion war. Einige Jahre später nahm ich insgeheim zum ersten Mal an einer Messe teil. Es war in einer Internatskapelle und unter der Woche. Ich wusste noch wenig von den Riten der Messe, konnte kein Latein und es war eine stille Messe. Nun, heute bin ich glücklich, bezeugen zu können, dass diese Messe mir die Gewissheit gab, dass ich nicht an einem von Menschen gemachten Gottesdienst teilnahm (in dem man ohne Unterlass mit lauter Stimme redet, betet, vorliest, wie es in der Kirche war, in die wir gingen), sondern dass ich einem Mysterium beiwohnte, dem Opferakt im wahrsten Sinn, in dem das blutige Opfer von Kalvaria in seiner ganzen Wirklichkeit für uns vergegenwärtigt wird; und dass es angesichts dieses Geschehens genügte, anzubeten, zu danken und sich damit zu vereinigen. Nie habe ich mich mit Unbekannten so eins gefühlt wie in der katholischen Messe. Wenn ich übrigens heute, seit einigen Jahren, der neuen Messe nicht mehr beiwohnen kann, so deswegen, weil ich dort die Atmosphäre des protestantischen Gottesdienstes wiederfinde - eines vielleicht würdigen, aber lebenslosen Gottesdienstes -. Es ist der Mensch, der sich mit sich selbst und seinen Schwierigkeiten befasst, und nicht mehr der Mensch, der sich demütigt, der sich niederwirft und jemanden anbetet, der da ist.’
Was bei den Konvertiten aussergewöhnlich ist, das ist ihr Glaubensinstinkt und ihre Urteilssicherheit: sie unterscheiden oft besser als wir, was katholisch ist und was nicht. Warum? Weil sie meistens um den Preis grosser Leiden und Ablösungsschmerzen die Wahrheiten des Glaubens auf dem Umweg über ihre eigenen Irrtümer erobern mussten: sie erkennen nun mit ein und demselben Blick die Wahrheit und die ihr entgegengesetzte Häresie; daher ihre Unnachgiebigkeit, ihre absolute Treue und der besondere Platz, der ihnen im geistlichen Kampf zukommt. Es sind Bekenner des Glaubens. Könnten sie uns doch aus der tödlichen Gewöhnung herausreissen, von der der hl. Augustin spricht: ‘Dadurch dass man alles sieht, nimmt man schliesslich alles hin; dadurch dass man alles hinnimmt, billigt man schliesslich alles.’
Sehen Sie, mit welcher Einmütigkeit die Konvertiten uns auffordern, den hochheiligen Charakter des hl. Messopfers wiederzuentdecken. Sie alle raten uns insbesondere die Stille des Kanons, den Gebrauch des Latein und des gregorianischen Chorals sowie die Ausrichtung des Zelebranten zum Kreuz hin wiederaufzunehmen, das sich in der Mitte des Altars, nicht auf der Seite, befinden soll, die Kommunion kniend und auf die Zunge. Es gibt heute leider schon eine ganze Generation junger Christen (zwischen 1960 und 1980,) deren religiöses Empfinden durch die Desakralisierung verfälscht ist. Im Augenblick, da ich dies schreibe, erhalte ich den Brief eines Freundes unseres Klosters, mit seiner Antwort auf das Editorial unseres Briefes Nr. 22. Ich zitiere ihnen den Schlusssatz: ‘Dank für ihren letzten Brief an die Freunde des Klosters. Was Sie über den Protestantismus schreiben, aus dem ich komme, ohne Mystik, ohne Ritus und ohne Poesie, ist mir direkt zu Herzen gegangen - Sie haben alles begriffen. Haben Sie Dank für Ihre Liebe gegenüber diesen Leuten, die ich lieben muss, obwohl ich sie durch die Gnade des hl. Benedikt verlassen habe. Und nun finde ich mich in einer Kirche wieder, die den umgekehrten und dazu noch schlechten Weg macht. Das ist ärgerlich. Sie verstehen, dass ich mich mit allen Kräften an Sainte Madeleine du Barroux klammere! Meine tiefe Hochachtung, hochwürdiger Herr Pater!’ ...
Wir sind unsererseits fest entschlossen, den Sinn für das Heilige zu retten; und wir hoffen, dass die Errichtung unserer Abteikirche eine bedeutende Etappe in dieser Rückgewinnung darstellen wird. Sie helfen und ermutigen uns dabei. Danke! Es ist Ihr eigenes Erbe, das Sie dabei verteidigen: es ist Zeit, zurückzukehren zur Schönheit unserer heiligen Liturgie, die ja nur das Aufleuchten des dem Dogma eigenen Glanzes ist ... Fr. Gérard OSB, Prior.”