Die Progressisten des Konzils wundern sich und anerkennen die Krise
(gloria.tv) Der italienische Historiker Roberto de Mattei weist in seinem Buch „Roberto de Mattei: Das Zweite Vatikanische Konzil“ nach, dass das Konzil die Kirche in eine der schlimmsten Krisen ihrer Geschichte geführt hat. Ein Auszug aus dem Buch, das im Sarto Verlag erhältlich ist:
Die Existenz einer schweren Krise wurde jedoch gerade von einigen Theologen bestätigt, die aus den Reihen der Progressisten kamen. Wir wollen hier nur einige bedeutsame Äußerungen anführen.
Der Historiker Hubert Jedin, der auf dem Konzil als Peritus mit Kard. Frings zusammengearbeitet hatte, sah sich nach seinem Versuch, der Idee einer ‚Krise der Kirche’ entgegenzutreten, schließlich doch gezwungen, deren Existenz zur Kenntnis zu nehmen. In einem bekannten Vortrag, den er unter dem Titel Geschichte und Krise der Kirche vor der deutschen Bischofskonferenz hielt (veröffentlicht auf Italienisch durch den ‚Osservatore Romano’ am 17. September 1968)140, erörterte Msgr. Jedin fünf Erscheinungsformen der aktuellen Krise der Kirche:
„1. die immer weiter um sich greifende Unsicherheit im Glauben, hervorgerufen durch die ungehemmte Verbreitung von theologischen Irrtümern auf Kathedern, in Büchern und Aufsätzen;
2. der Versuch, die Formen der parlamentarischen Demokratie auf die Kirche zu übertragen, durch Einführung des Mitbestimmungsrechtes auf allen drei Ebenen des kirchlichen Lebens, in der
Universalkirche, in der Diözese und in der Pfarrei;
3. Entsakralisierung des Priestertums;
4. freie ‚Gestaltung’ des Gottesdienstes statt Vollzug des Opus Dei;
5. Ökumenismus als Protestantisierung.“141
Pater Henri de Lubac, einer der „Väter“ des Konzils, prangerte in einem Vortrag zum Thema Kirchenkrise, den er am 29. Mai 1969 an der Universität von Saint Louis in Missouri (Vereinigte Staaten) hielt, den Gebrauch bzw. den Missbrauch der Konzilsdokumente an.
„Zur Konstitution Dei Verbum schreibt er: Es entwickelt sich ein enger Biblizismus, der jegliche Tradition verschmäht und sich selbst verzehrt; von diesem Biblizismus her wird der Begriff eines ‚Glaubens an die Zukunft’ entwickelt, bei dem sich nicht mehr erkennen läßt, was er noch vom Evangelium Jesu Christi beibehält.“ Die Kon¬stitution Lumen gentium wird dahingehend interpretiert, „die Kirche in eine einzige Demokratie umzuwandeln“ und jene Kirche zu kritisieren, die sich „’institutionelle Kirche’“ nennt, „im Namen eines form- und gestaltlosen Idealchristentums, das jedem Realismus ebenso widerspricht wie dem katholischen Glauben und der Entstehungsgeschichte der Kirche“.
Die in Gaudium et spes angestrebte Öffnung zur Welt wird „zur Entfernung vom Evangelium, zur Verwerfung des Kreuzes Christi..., zu einem Weg in den Säkularismus, zu einem Sich-gehen-lassen in Glaube und Sitten, kurz, zu einer Auflösung ins Weltliche, einer Abdankung, ja einem Identitätsverlust, d.h. zum Verrat unserer Pflicht der Welt gegenüber … Man weiß auch, wie das Dekret über die Religions¬freiheit verfälscht wird, wenn man, seiner ausdrücklichen Lehraussage zuwider, aus ihm den Schluß ziehen will, daß nun nicht mehr das Evangelium zu verkünden ist ... . Und wie viele ähnliche Beobachtungen ließen sich hinsichtlich der Liturgiekonstitution machen, die häufig mißverstanden und bisweilen in geradezu sa-krilegischer Weise verzerrt wird? – und hinsichtlich des Ökumenis¬musdekretes? ... Welche Karikierungen erleben wir ferner nur zu häufig bei der lautstark vertretenen Absicht, die vom Konzil ausgesprochenen Grundsätze einer ‚zeitgemäßen Erneuerung’ des Or¬denslebens großzügig in die Praxis zu übertragen, während man in Wirklichkeit genau das Gegenteil tut! Gerade hier zeigen sich vielleicht die Verheerungen der Krise zugleich in der ernstesten und in der aufschlußreichsten Form … Welche bedauerlichen Verhältnisse, welcher Abfall aller Art, welche Degradierung, die in manchen Fällen bis zur Pervertierung reicht, verbergen sich dabei unter der Fahne des ‚Prophetismus’ oder der ‚Forderungen der Wahrhaftigkeit’, unter dem lügenhaften Mißbrauch des Wortes ‚Erneuerung’!“142
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140 Vgl. H. JEDIN, Kirchengeschichte und Kirchenkrise, in: ‚Aachener Kirchenzei¬tung’, 29. Dezember 1968 und 5. Januar 1969 (ital. Übers.. in: ‚L’Osservatore Romano’, 15. Januar 1969)
141 DERS., Lebensbericht, 221-222.
142 H. DE LUBAC, Krise zum Heil?: Spannungen in der Kirche nach dem Konzil (aus d. Franz. übers. v. KARLHERMANN BERGNER), Morus-Verlag, Berlin 1970, 25-31 {Originaltitel: L'Église dans la crise actuelle, Paris [1969]}. Der Text gibt den Vortrag wieder, der an der Universität von Saint-Louis (Missouri) am 29. Mai 1969 gehalten wurde; Church in Crisis, in: Theology Digest 17 (1969), 312-325. Der Vortrag wurde auch in Nouvelle Revue Théologique 91 (1969), 569-580, ver¬öffentlicht.
Die Existenz einer schweren Krise wurde jedoch gerade von einigen Theologen bestätigt, die aus den Reihen der Progressisten kamen. Wir wollen hier nur einige bedeutsame Äußerungen anführen.
Der Historiker Hubert Jedin, der auf dem Konzil als Peritus mit Kard. Frings zusammengearbeitet hatte, sah sich nach seinem Versuch, der Idee einer ‚Krise der Kirche’ entgegenzutreten, schließlich doch gezwungen, deren Existenz zur Kenntnis zu nehmen. In einem bekannten Vortrag, den er unter dem Titel Geschichte und Krise der Kirche vor der deutschen Bischofskonferenz hielt (veröffentlicht auf Italienisch durch den ‚Osservatore Romano’ am 17. September 1968)140, erörterte Msgr. Jedin fünf Erscheinungsformen der aktuellen Krise der Kirche:
„1. die immer weiter um sich greifende Unsicherheit im Glauben, hervorgerufen durch die ungehemmte Verbreitung von theologischen Irrtümern auf Kathedern, in Büchern und Aufsätzen;
2. der Versuch, die Formen der parlamentarischen Demokratie auf die Kirche zu übertragen, durch Einführung des Mitbestimmungsrechtes auf allen drei Ebenen des kirchlichen Lebens, in der
Universalkirche, in der Diözese und in der Pfarrei;
3. Entsakralisierung des Priestertums;
4. freie ‚Gestaltung’ des Gottesdienstes statt Vollzug des Opus Dei;
5. Ökumenismus als Protestantisierung.“141
Pater Henri de Lubac, einer der „Väter“ des Konzils, prangerte in einem Vortrag zum Thema Kirchenkrise, den er am 29. Mai 1969 an der Universität von Saint Louis in Missouri (Vereinigte Staaten) hielt, den Gebrauch bzw. den Missbrauch der Konzilsdokumente an.
„Zur Konstitution Dei Verbum schreibt er: Es entwickelt sich ein enger Biblizismus, der jegliche Tradition verschmäht und sich selbst verzehrt; von diesem Biblizismus her wird der Begriff eines ‚Glaubens an die Zukunft’ entwickelt, bei dem sich nicht mehr erkennen läßt, was er noch vom Evangelium Jesu Christi beibehält.“ Die Kon¬stitution Lumen gentium wird dahingehend interpretiert, „die Kirche in eine einzige Demokratie umzuwandeln“ und jene Kirche zu kritisieren, die sich „’institutionelle Kirche’“ nennt, „im Namen eines form- und gestaltlosen Idealchristentums, das jedem Realismus ebenso widerspricht wie dem katholischen Glauben und der Entstehungsgeschichte der Kirche“.
Die in Gaudium et spes angestrebte Öffnung zur Welt wird „zur Entfernung vom Evangelium, zur Verwerfung des Kreuzes Christi..., zu einem Weg in den Säkularismus, zu einem Sich-gehen-lassen in Glaube und Sitten, kurz, zu einer Auflösung ins Weltliche, einer Abdankung, ja einem Identitätsverlust, d.h. zum Verrat unserer Pflicht der Welt gegenüber … Man weiß auch, wie das Dekret über die Religions¬freiheit verfälscht wird, wenn man, seiner ausdrücklichen Lehraussage zuwider, aus ihm den Schluß ziehen will, daß nun nicht mehr das Evangelium zu verkünden ist ... . Und wie viele ähnliche Beobachtungen ließen sich hinsichtlich der Liturgiekonstitution machen, die häufig mißverstanden und bisweilen in geradezu sa-krilegischer Weise verzerrt wird? – und hinsichtlich des Ökumenis¬musdekretes? ... Welche Karikierungen erleben wir ferner nur zu häufig bei der lautstark vertretenen Absicht, die vom Konzil ausgesprochenen Grundsätze einer ‚zeitgemäßen Erneuerung’ des Or¬denslebens großzügig in die Praxis zu übertragen, während man in Wirklichkeit genau das Gegenteil tut! Gerade hier zeigen sich vielleicht die Verheerungen der Krise zugleich in der ernstesten und in der aufschlußreichsten Form … Welche bedauerlichen Verhältnisse, welcher Abfall aller Art, welche Degradierung, die in manchen Fällen bis zur Pervertierung reicht, verbergen sich dabei unter der Fahne des ‚Prophetismus’ oder der ‚Forderungen der Wahrhaftigkeit’, unter dem lügenhaften Mißbrauch des Wortes ‚Erneuerung’!“142
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140 Vgl. H. JEDIN, Kirchengeschichte und Kirchenkrise, in: ‚Aachener Kirchenzei¬tung’, 29. Dezember 1968 und 5. Januar 1969 (ital. Übers.. in: ‚L’Osservatore Romano’, 15. Januar 1969)
141 DERS., Lebensbericht, 221-222.
142 H. DE LUBAC, Krise zum Heil?: Spannungen in der Kirche nach dem Konzil (aus d. Franz. übers. v. KARLHERMANN BERGNER), Morus-Verlag, Berlin 1970, 25-31 {Originaltitel: L'Église dans la crise actuelle, Paris [1969]}. Der Text gibt den Vortrag wieder, der an der Universität von Saint-Louis (Missouri) am 29. Mai 1969 gehalten wurde; Church in Crisis, in: Theology Digest 17 (1969), 312-325. Der Vortrag wurde auch in Nouvelle Revue Théologique 91 (1969), 569-580, ver¬öffentlicht.