Msgr. Klaus Gamber über die Darbringung der Kirche in der Heiligen Messe
@Guntherus de Thuringia
Nachfolgend finden Sie Ausführungen von Klaus Gamber, der bekanntlich ein großer Kritiker der Liturgiereform war und (soweit meine Informationen reichen) bis an sein Lebensende nur "tridentinisch" zelebriert hat, zu unserem gegenwärtigen Streitpunkt. Beachten Sie auch besonders seine Aussagen zu den byzantinischen Liturgien!
"Im römischen Canon, der in seinem Kernstück, nämlich den Gebeten um den Einsetzungsbericht, bis in die Zeit des Irenäus und Klemens von Alexandrien zurückreichen dürfte, betet der Priester: 'Wir opfern deiner erhabenen Majestät von deinen Geschenken und Gaben ('de tuis donis ac datis') ein reines Opfer (vgl. Mal 1,11) ... das heilige Brot des ewigen Lebens und den Kelch des immerwährenden Heils'. ... Wie in einer eigenen Studie nachgewiesen werden konnte, bezieht sich 'offerimus de tuis donis ac datis' im ursprünglichen Sinngefüge des römischen Canon nicht auf die 'consecrata', also auf den Leib und das Blut des Herrn, sondern auf die zur Meßfeier ausgesonderten 'munera', die 'dona consecranda', nämlich die 'reine Opfergabe' ('hostiam puram') von Brot und Wein, wie sie von der Kirche unter Danksagung dem Schöpfer dargebracht wird.
Dies scheint bereits der Hinweis auf die im gleichen Gebet genannten Opfer des Abel, Abraham und Melchisedech nahezulegen, wenn wir nämlich im Hinblick auf unser Gabenopfer ('hostia') bitten: 'Nimm es wohlgefällig an, wie du einst mit Wohlgefallen aufgenommen hast die Gaben Abels, deines gerechten Dieners, das Opfer unseres Patriarchen Abraham und das (Opfer, das) dir dein Hoherpriester Melchisedech dargebracht hat.' Daß Gott das Opfer seines Sohnes annimmt, darum brauchen wir nicht eigens zu bitten.
Nach frühkirchlicher Auffassung bewirkt das Eucharistiegebet als solches und nicht ein bestimmter Teil davon, wie etwa der Einsetzungsbericht oder die Epiklese, die Konsekration. Daher war es möglich, die 'offerimus'-Formel an dieser Stelle des Canon noch auf die 'dona consecranda' zu beziehen. ...
Wenn aber im römischen Canon, im Gegensatz zum Eucharistiegebet des Hippolyt, wo es schlicht heißt: 'Wir opfern dir das Brot und den Kelch', vom 'heiligen Brot des ewigen Lebens' und dem 'Kelch des immerwährenden Heils' die Rede ist, dann geschieht dies, weil es sich um Opfergaben ('sancta' ...) handelt und vor allem im Hinblick auf den späteren Empfang der heiligen Speise. So finden sich in den mittelalterlichen Gebeten zum Offertorium ganz ähnliche Wendungen, wie 'hanc immaculatam hostiam' oder 'calicem salutaris'.
Den ursprünglichen Sinn der 'offerimus'-Formel im Gebet 'Vnde et memores' des römischen Canon, nämlich als Darbringung der 'munera' von Brot und Wein, lassen, neben dem Eucharistiegebet des Hippolyt auch das Idealformular im 8. Buch der Apostolischen Konstitutionen (VIII 12,38) sowie die Basilius- und Chrysostomus-Anaphora (alle aus dem 4. Jahrhundert) deutlich erkennen. ...
In den angeführten Anaphora-Formeln werden die Gaben von Brot und Wein nicht eigens genannt, obwohl sie sicher gemeint sind, schon allein wegen der Opfergeste, die der Priester (bzw. der Diakon) bei diesen Worten macht: er hält den Diskus mit dem Brot und den Kelch mit dem Wein mit gekreuzten Armen aufopfernd in die Höhe; worauf der Chor singt: 'Dich loben wir, dich preisen wir, dir danken wir und wir beten zu dir, unserm Gott' und der Priester dabei leise die Epiklese spricht.
In den orientalischen Liturgien folgt die als konsekratorisch angesehene Epiklese mit der Biotte um Verwandlung der Opfergaben durch den Heiligen Geist bezeichnenderweise erst unmittelbar nach dem geschilderten Darbringungsakt, womit deutlich wird, daß dieser sich auf die noch nicht-konsekrierten Gaben und nicht auf den Leib und das Blut Christi bezieht."
Klaus Gamber. Sacrificium Missae. Zum Opferverständnis und zur Liturgie der Frühkirche. Studia Patristica et Liturgica Fasc. 9. Regensburg: Kommissionsverlag Friedrich Pustet, 1980, S. 26-29.
@Erich Christian Fastenmeier zur Kenntnisnahme.
Nachfolgend finden Sie Ausführungen von Klaus Gamber, der bekanntlich ein großer Kritiker der Liturgiereform war und (soweit meine Informationen reichen) bis an sein Lebensende nur "tridentinisch" zelebriert hat, zu unserem gegenwärtigen Streitpunkt. Beachten Sie auch besonders seine Aussagen zu den byzantinischen Liturgien!
"Im römischen Canon, der in seinem Kernstück, nämlich den Gebeten um den Einsetzungsbericht, bis in die Zeit des Irenäus und Klemens von Alexandrien zurückreichen dürfte, betet der Priester: 'Wir opfern deiner erhabenen Majestät von deinen Geschenken und Gaben ('de tuis donis ac datis') ein reines Opfer (vgl. Mal 1,11) ... das heilige Brot des ewigen Lebens und den Kelch des immerwährenden Heils'. ... Wie in einer eigenen Studie nachgewiesen werden konnte, bezieht sich 'offerimus de tuis donis ac datis' im ursprünglichen Sinngefüge des römischen Canon nicht auf die 'consecrata', also auf den Leib und das Blut des Herrn, sondern auf die zur Meßfeier ausgesonderten 'munera', die 'dona consecranda', nämlich die 'reine Opfergabe' ('hostiam puram') von Brot und Wein, wie sie von der Kirche unter Danksagung dem Schöpfer dargebracht wird.
Dies scheint bereits der Hinweis auf die im gleichen Gebet genannten Opfer des Abel, Abraham und Melchisedech nahezulegen, wenn wir nämlich im Hinblick auf unser Gabenopfer ('hostia') bitten: 'Nimm es wohlgefällig an, wie du einst mit Wohlgefallen aufgenommen hast die Gaben Abels, deines gerechten Dieners, das Opfer unseres Patriarchen Abraham und das (Opfer, das) dir dein Hoherpriester Melchisedech dargebracht hat.' Daß Gott das Opfer seines Sohnes annimmt, darum brauchen wir nicht eigens zu bitten.
Nach frühkirchlicher Auffassung bewirkt das Eucharistiegebet als solches und nicht ein bestimmter Teil davon, wie etwa der Einsetzungsbericht oder die Epiklese, die Konsekration. Daher war es möglich, die 'offerimus'-Formel an dieser Stelle des Canon noch auf die 'dona consecranda' zu beziehen. ...
Wenn aber im römischen Canon, im Gegensatz zum Eucharistiegebet des Hippolyt, wo es schlicht heißt: 'Wir opfern dir das Brot und den Kelch', vom 'heiligen Brot des ewigen Lebens' und dem 'Kelch des immerwährenden Heils' die Rede ist, dann geschieht dies, weil es sich um Opfergaben ('sancta' ...) handelt und vor allem im Hinblick auf den späteren Empfang der heiligen Speise. So finden sich in den mittelalterlichen Gebeten zum Offertorium ganz ähnliche Wendungen, wie 'hanc immaculatam hostiam' oder 'calicem salutaris'.
Den ursprünglichen Sinn der 'offerimus'-Formel im Gebet 'Vnde et memores' des römischen Canon, nämlich als Darbringung der 'munera' von Brot und Wein, lassen, neben dem Eucharistiegebet des Hippolyt auch das Idealformular im 8. Buch der Apostolischen Konstitutionen (VIII 12,38) sowie die Basilius- und Chrysostomus-Anaphora (alle aus dem 4. Jahrhundert) deutlich erkennen. ...
In den angeführten Anaphora-Formeln werden die Gaben von Brot und Wein nicht eigens genannt, obwohl sie sicher gemeint sind, schon allein wegen der Opfergeste, die der Priester (bzw. der Diakon) bei diesen Worten macht: er hält den Diskus mit dem Brot und den Kelch mit dem Wein mit gekreuzten Armen aufopfernd in die Höhe; worauf der Chor singt: 'Dich loben wir, dich preisen wir, dir danken wir und wir beten zu dir, unserm Gott' und der Priester dabei leise die Epiklese spricht.
In den orientalischen Liturgien folgt die als konsekratorisch angesehene Epiklese mit der Biotte um Verwandlung der Opfergaben durch den Heiligen Geist bezeichnenderweise erst unmittelbar nach dem geschilderten Darbringungsakt, womit deutlich wird, daß dieser sich auf die noch nicht-konsekrierten Gaben und nicht auf den Leib und das Blut Christi bezieht."
Klaus Gamber. Sacrificium Missae. Zum Opferverständnis und zur Liturgie der Frühkirche. Studia Patristica et Liturgica Fasc. 9. Regensburg: Kommissionsverlag Friedrich Pustet, 1980, S. 26-29.
@Erich Christian Fastenmeier zur Kenntnisnahme.