Oenipontanus
6341

Msgr. Klaus Gamber über die Darbringung der Kirche in der Heiligen Messe

@Guntherus de Thuringia
Nachfolgend finden Sie Ausführungen von Klaus Gamber, der bekanntlich ein großer Kritiker der Liturgiereform war und (soweit meine Informationen reichen) bis an sein Lebensende nur "tridentinisch" zelebriert hat, zu unserem gegenwärtigen Streitpunkt. Beachten Sie auch besonders seine Aussagen zu den byzantinischen Liturgien!

"Im römischen Canon, der in seinem Kernstück, nämlich den Gebeten um den Einsetzungsbericht, bis in die Zeit des Irenäus und Klemens von Alexandrien zurückreichen dürfte, betet der Priester: 'Wir opfern deiner erhabenen Majestät von deinen Geschenken und Gaben ('de tuis donis ac datis') ein reines Opfer (vgl. Mal 1,11) ... das heilige Brot des ewigen Lebens und den Kelch des immerwährenden Heils'. ... Wie in einer eigenen Studie nachgewiesen werden konnte, bezieht sich 'offerimus de tuis donis ac datis' im ursprünglichen Sinngefüge des römischen Canon nicht auf die 'consecrata', also auf den Leib und das Blut des Herrn, sondern auf die zur Meßfeier ausgesonderten 'munera', die 'dona consecranda', nämlich die 'reine Opfergabe' ('hostiam puram') von Brot und Wein, wie sie von der Kirche unter Danksagung dem Schöpfer dargebracht wird.
Dies scheint bereits der Hinweis auf die im gleichen Gebet genannten Opfer des Abel, Abraham und Melchisedech nahezulegen, wenn wir nämlich im Hinblick auf unser Gabenopfer ('hostia') bitten: 'Nimm es wohlgefällig an, wie du einst mit Wohlgefallen aufgenommen hast die Gaben Abels, deines gerechten Dieners, das Opfer unseres Patriarchen Abraham und das (Opfer, das) dir dein Hoherpriester Melchisedech dargebracht hat.' Daß Gott das Opfer seines Sohnes annimmt, darum brauchen wir nicht eigens zu bitten.
Nach frühkirchlicher Auffassung bewirkt das Eucharistiegebet als solches und nicht ein bestimmter Teil davon, wie etwa der Einsetzungsbericht oder die Epiklese, die Konsekration. Daher war es möglich, die 'offerimus'-Formel an dieser Stelle des Canon noch auf die 'dona consecranda' zu beziehen. ...
Wenn aber im römischen Canon, im Gegensatz zum Eucharistiegebet des Hippolyt, wo es schlicht heißt: 'Wir opfern dir das Brot und den Kelch', vom 'heiligen Brot des ewigen Lebens' und dem 'Kelch des immerwährenden Heils' die Rede ist, dann geschieht dies, weil es sich um Opfergaben ('sancta' ...) handelt und vor allem im Hinblick auf den späteren Empfang der heiligen Speise. So finden sich in den mittelalterlichen Gebeten zum Offertorium ganz ähnliche Wendungen, wie 'hanc immaculatam hostiam' oder 'calicem salutaris'.
Den ursprünglichen Sinn der 'offerimus'-Formel im Gebet 'Vnde et memores' des römischen Canon, nämlich als Darbringung der 'munera' von Brot und Wein, lassen, neben dem Eucharistiegebet des Hippolyt auch das Idealformular im 8. Buch der Apostolischen Konstitutionen (VIII 12,38) sowie die Basilius- und Chrysostomus-Anaphora (alle aus dem 4. Jahrhundert) deutlich erkennen. ...
In den angeführten Anaphora-Formeln werden die Gaben von Brot und Wein nicht eigens genannt, obwohl sie sicher gemeint sind, schon allein wegen der Opfergeste, die der Priester (bzw. der Diakon) bei diesen Worten macht: er hält den Diskus mit dem Brot und den Kelch mit dem Wein mit gekreuzten Armen aufopfernd in die Höhe; worauf der Chor singt: 'Dich loben wir, dich preisen wir, dir danken wir und wir beten zu dir, unserm Gott' und der Priester dabei leise die Epiklese spricht.
In den orientalischen Liturgien folgt die als konsekratorisch angesehene Epiklese mit der Biotte um Verwandlung der Opfergaben durch den Heiligen Geist bezeichnenderweise erst unmittelbar nach dem geschilderten Darbringungsakt, womit deutlich wird, daß dieser sich auf die noch nicht-konsekrierten Gaben und nicht auf den Leib und das Blut Christi bezieht."

Klaus Gamber. Sacrificium Missae. Zum Opferverständnis und zur Liturgie der Frühkirche. Studia Patristica et Liturgica Fasc. 9. Regensburg: Kommissionsverlag Friedrich Pustet, 1980, S. 26-29.

@Erich Christian Fastenmeier zur Kenntnisnahme.
Guntherus de Thuringia
Alle noch so gelehrten Einwände zerschellen an der immer wieder bekräftigen Lehre der Konzilien über die Eucharistie und das Messopfer. -- Auch ist es nicht möglich, die Ostliturgie gegen die katholische Lehre in Anschlag zu bringen. Es wäre auch sehr seltsam, wenn die Chrysostomusliturgie dem Glauben des hl. Chrysostomus widerspräche. Der hl. Johannes Chrysostomus bestätigt ja die katholische …Mehr
Alle noch so gelehrten Einwände zerschellen an der immer wieder bekräftigen Lehre der Konzilien über die Eucharistie und das Messopfer. -- Auch ist es nicht möglich, die Ostliturgie gegen die katholische Lehre in Anschlag zu bringen. Es wäre auch sehr seltsam, wenn die Chrysostomusliturgie dem Glauben des hl. Chrysostomus widerspräche. Der hl. Johannes Chrysostomus bestätigt ja die katholische Lehre von der Form des Eucharistiesakraments, wenn er sagt: "Der Priester steht da und setzt das äußere Zeichen, indem er jene Worte ausspricht; die Kraft aber und die Gnade ist Gottes. 'Dies ist mein Leib', sagt er. Dieses Wort verwandelt die Gaben" (De proditione Judae hom. 1, 6). Zitiert nach Ott, Grundriss, 10. Aufl. 1981, S. 469 -- PS. Das ist auch meine Antwort an Sie in der anderen Diskussion über die Bittektenie nach der Prosphora.
Oenipontanus
Ja, dann verschließen Sie sich eben der Diskussion, ich kann es auch nicht ändern!
Die Stelle aus "De proditione Judae" kenne ich, aber die Chrysostomosliturgie verrät nicht im mindesten, dass in ihr die Einsetzungsworte als konsekratorisch aufgefasst werden würden.Mehr
Ja, dann verschließen Sie sich eben der Diskussion, ich kann es auch nicht ändern!

Die Stelle aus "De proditione Judae" kenne ich, aber die Chrysostomosliturgie verrät nicht im mindesten, dass in ihr die Einsetzungsworte als konsekratorisch aufgefasst werden würden.
Lisi Sterndorfer
Oenipontanus
Ich bin zwar in den letzten Jahren zunehmend vorsichtiger geworden, was den Begriff "prolepsis" angeht, aber es lohnt sich immer, verschiedene Stellungnahmen zu einer bestimmten Thematik zu studieren.
Lisi Sterndorfer
Inwiefern vorsichtiger? Interessant.
Oenipontanus
@Lisi Sterndorfer
Weil Ausdrücke wie "hanc immaculatam hostiam" beim Offertorium entweder in Hinblick darauf so genannt werden, weil sie später zu Leib und Blut Christi werden - das wäre die Prolepse - oder weil sie aus dem alltäglichen Gebrauch ausgesondert werden und Zeichen der Opfergesinnung und Hingabebereitschaft der die Messe feiernden Christen sind. Ich tendiere eher zu Zweiterem, halte …Mehr
@Lisi Sterndorfer
Weil Ausdrücke wie "hanc immaculatam hostiam" beim Offertorium entweder in Hinblick darauf so genannt werden, weil sie später zu Leib und Blut Christi werden - das wäre die Prolepse - oder weil sie aus dem alltäglichen Gebrauch ausgesondert werden und Zeichen der Opfergesinnung und Hingabebereitschaft der die Messe feiernden Christen sind. Ich tendiere eher zu Zweiterem, halte aber auch das Erstere zumindest bezüglich des Offertorium für möglich und vollkommen unverfänglich.