Doch ein Bruch: Weihbischof Jaschke spricht bei Jauch von geänderter Kirche
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Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke betonte, die derzeitige Entfremdung zwischen Kirche und Menschen bewege ihn stark: «Sie macht mich krank.» So wie im Moment könne es nicht weitergehen, kritisierte Jaschke und forderte mehr Barmherzigkeit.
Mit Blick auf das Thema Homosexualität betonte er zugleich, dass sich auch im katholischen Raum «sehr viel geändert» habe. Zwar lehne seine Glaubensgemeinschaft die «Homo-Ehe» unverändert ab. Einzelne Personen, die als homosexuelle Menschen «ordentlich» lebten, würden aber «nicht als sündige Menschen gesehen». Der Weihbischof empfahl, mit Diskretion und Klugheit vorzugehen. Dies gelte auch beim Thema wiederverheiratete Geschiedene, so Jaschke weiter. Er betonte die Bedeutung des persönlichen Gewissens und sprach von einem Ermessensspielraum, der eine barmherzige Praxis ermögliche.
Der Linke-Politiker Oskar Lafontaine wandte sich gegen ein Fortbestehen des Selbstbestimmungsrechts der Kirchen, das diesen Freiheit vor staatlicher Einmischung zusichert. Unter Hinweis auf Kündigungen von wiederverheirateten Geschiedenen etwa in konfessionellen Kindergärten sagte Lafontaine: «Da muss sich die Kirche reformieren und solche Praktiken einfach abstellen.» Ähnlich äußerte sich Sylvia Lörmann (Grüne), NRW-Schulministerin und seit November Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken (ZdK).
In den letzten Jahren hätten sich die Antidiskriminierungsvorschriften verstärkt, so Lörmann. Diese kollidierten mitunter mit dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht. Zur Klärung forderte Lörmann eine Verfassungskommission unter Beteiligung der Kirchen, «um diese beiden Rechtsgüter aufzulösen». Die beiden Kirchen sind zusammen der größte Arbeitgeber in Deutschland nach dem Staat.
Bereits eine Woche zuvor hatte in der Jauch-Sendung mit dem Titel «In Gottes Namen - wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?» dessen Rolle als Arbeitgeber im Mittelpunkt gestanden. Der NDR begründete die Neuauflage mit dem Hinweis: «So viele Emotionen, so viel Resonanz wie auf die Sendung zum Thema 'Konzern Kirche' am vergangenen Sonntag sind selten.»
TV-Moderator Johannes B. Kerner bemängelte, solche Diskussionen überlagerten, dass in den Kirchen viele Menschen «wahnsinnig sinnvolle Dinge tun». Der Beistand für Kranke und Sterbende etwa sei eine aufopferungsvolle Arbeit von «unfassbarer Tragweite», sagte Kerner, der als junger Erwachsener aus der katholischen Kirche aus- und später wieder eintrat. In ihr gebe es viele positive Dinge, die man anderswo nicht finde.